Hallo Berthold,
laut Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie könnte es sich tatsächlich um eine Epitaxie handeln (ich bezweifle das aber etwas), laut Lapis-Ausgabe Jan. 83, Seite 10, müßte Parallelverwachsung zutreffen! Das würde ich eher sagen!
Klockmann sagt unter anderem zur Epitaxie:
Die orientierte Aufwachsung ist aufgrund der Kristallwachstumstheorie von KOSSEL und STRANSKI als orientierte zweidimensionale Keimbildung auf dem Wirtskristall zu verstehen, wobei Wirt und Gast in der Verwachsungsebene einfache zweidimensionale (oder auch eindimensionale) Maschenanalogien aufweisen müssen.. Die Bindungsart kann gleich oder verschieden sein, so sind Epitaxien von Molekülgittern organischer Verbindungen auf Metallkristallen bekannt geworden... Orientierte Verwachsungen können auch auftreten bei Festkörperreaktionen, so bei der Bildung von Paramorphosen und Pseudomorphosen, sowie bei der Entmischung ursprünglich homogener Hochtemperatur-Mischkristalle, ganz besonders bei den Feldspäten, viel Oxiden und Sulfiden (!!) (RAMDOHR, Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen).
Werner Liebers 'Der Mineraliensammler' sagt hierzu: Zu den gesetzmäßigen Verwachsungen zählen auch Aufwachsungen verschiedenartiger Mineralien. Dieser Fall kann dann eintreten, wenn die Abmessungen der Kristallgitter der beiden Mineralarten in einer, zwei oder drei Richtungen ähnlich sind und wenn außerdem in den betreffenden Richtungen ähnliche chemische Bindungskräfte vorliegen. Man nennt die Erscheinung der orientierten Verwachsung auch Epitaxie (griechisch: epitaxis = Anordnung). Als Beispiel seien die orientierte Aufwachsung von Rutil auf Hämatit (bekanntestes Bsp.!) und die Einwachsung von Rutil in Glimmer dargestellt. Andere häufige Epitaxien sind Staurolith mit Disthen, Albit mit Orthoklas, Hämatit mit Rutil...
In der Lapisausgabe Januar 1983, ist eine Parallelverwachsung mehrerer Kristallindividuen von Pyrit mit Würfel, Pentagondodekaeder und Oktaeder abgebildet. Fundort: Huanzala, Peru.
Das Foto sieht zwar etwas anders aus als das von Dir abgebildete Foto, aber ich bin nach Durchsicht der Lekture und nach Ansicht des Fotos zu dem Schluß gekommen, daß es sich in Deinem Fall um eine Parallelverwachsung handeln müßte - auf jeden Fall um eine Verwachsung, die eine nahezu bizarre Gestalt des Pyrits hervorruft. Und das ist gerade beim Pyrit ('Katzengold') aus Peru aber auch von anderen Fundstellen gar nicht mal so außergewöhnlich! Ist aber sehr interessant - dieses Thema - gerade durch die Vielfalt der Verwachsungsmöglichkeiten (siehe z.B. auch die verschiedenen Nadelpyrite)! Einen habe ich von Maroldsweisach, einen von Lavrion, etc..) Mein bestes Stück von Peru ist ein Pentagondodekáeder, (ca. 3 cm breit).
Nirgendwo wird jedenfalls eine Epitaxie von Pyrit mit Pyrit erwähnt - jedenfalls nicht in den Mineralienbüchern, die mir vorliegen. Das will aber noch nichts heißen. Die Lapisausgabe 'spricht' nur von einer 'Verwachsung' - weder von Epitaxie noch von Parallelverwachsung! Trotzdem tippe ich auf eine Form von Parallelverwachsung.
Es könnte sich natürlich auch um eine Pseudomorphose mit Epitaxie handeln - die Frage ist dann nur - welches Mineral ist der Pyrit und welches das andere Mineral? Denn es gibt ja immer das 'pseudomorphisierende' und das 'pseudomorphisierte' Mineral. Stimmts?
Es spricht aber noch etwas für die Hypothese, daß es sich doch um eine Epitaxie handeln könnte:
Eines der Probleme bei der Epitaxie ist, daß sie ihrem Wesen nach normalerweise mit bloßem Auge nicht erkennbar ist. Hier würde sich z.B. nur bei einer mikroskopischen Analyse herausstellen, daß der Leucit z.B. und der Covellin z.B. nicht rein sind, sonder mit Schichten von Melanit überzogen sein können, die dieselben Kristallformen angenommen haben wie ihre 'Trägerminerale'. Es könnte sich also theoretisch bei den auf den Pyritkanten aufgewachsenen Kristallen um ein anderes Mineral als Pyrit handeln - entweder pseudomorph oder wie bei der 'Mimikri im Tierreich' - angepaßt!? Ist aber alles nicht ins Reine gesprochen oder geschrieben sondern mehr eine Art 'Brainstorming' von mir. Ich hoffe das stört nicht zu sehr? Aber man sollte das nochmal alles durchdenken.
FAZIT: Es handelt sich möglicherweise um eine bizarre Form der Parallelverwachsung oder um eine evtl. 'Epitaxien-Pseudomorphose' - nicht aber um eine Zwillingsbildung. Die Gründe, weshalb das zu verneinen ist, hast du schon angeführt.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig damit weiterhelfen.
Gruß
Peter (Mc..)
Lenke mich so auch am besten von meinem Trauerfall ab!
Wer hat auch bizarre oder interessante Pyrite in seiner Sammlung und möchte gerne davon berichten? Vielleicht stoßen wir so gemeinsam auf noch unbekannte Formen von Pyrit, die in den berühmten Atlanten noch nicht aufgeführt sind?!
laut Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie könnte es sich tatsächlich um eine Epitaxie handeln (ich bezweifle das aber etwas), laut Lapis-Ausgabe Jan. 83, Seite 10, müßte Parallelverwachsung zutreffen! Das würde ich eher sagen!
Klockmann sagt unter anderem zur Epitaxie:
Die orientierte Aufwachsung ist aufgrund der Kristallwachstumstheorie von KOSSEL und STRANSKI als orientierte zweidimensionale Keimbildung auf dem Wirtskristall zu verstehen, wobei Wirt und Gast in der Verwachsungsebene einfache zweidimensionale (oder auch eindimensionale) Maschenanalogien aufweisen müssen.. Die Bindungsart kann gleich oder verschieden sein, so sind Epitaxien von Molekülgittern organischer Verbindungen auf Metallkristallen bekannt geworden... Orientierte Verwachsungen können auch auftreten bei Festkörperreaktionen, so bei der Bildung von Paramorphosen und Pseudomorphosen, sowie bei der Entmischung ursprünglich homogener Hochtemperatur-Mischkristalle, ganz besonders bei den Feldspäten, viel Oxiden und Sulfiden (!!) (RAMDOHR, Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen).
Werner Liebers 'Der Mineraliensammler' sagt hierzu: Zu den gesetzmäßigen Verwachsungen zählen auch Aufwachsungen verschiedenartiger Mineralien. Dieser Fall kann dann eintreten, wenn die Abmessungen der Kristallgitter der beiden Mineralarten in einer, zwei oder drei Richtungen ähnlich sind und wenn außerdem in den betreffenden Richtungen ähnliche chemische Bindungskräfte vorliegen. Man nennt die Erscheinung der orientierten Verwachsung auch Epitaxie (griechisch: epitaxis = Anordnung). Als Beispiel seien die orientierte Aufwachsung von Rutil auf Hämatit (bekanntestes Bsp.!) und die Einwachsung von Rutil in Glimmer dargestellt. Andere häufige Epitaxien sind Staurolith mit Disthen, Albit mit Orthoklas, Hämatit mit Rutil...
In der Lapisausgabe Januar 1983, ist eine Parallelverwachsung mehrerer Kristallindividuen von Pyrit mit Würfel, Pentagondodekaeder und Oktaeder abgebildet. Fundort: Huanzala, Peru.
Das Foto sieht zwar etwas anders aus als das von Dir abgebildete Foto, aber ich bin nach Durchsicht der Lekture und nach Ansicht des Fotos zu dem Schluß gekommen, daß es sich in Deinem Fall um eine Parallelverwachsung handeln müßte - auf jeden Fall um eine Verwachsung, die eine nahezu bizarre Gestalt des Pyrits hervorruft. Und das ist gerade beim Pyrit ('Katzengold') aus Peru aber auch von anderen Fundstellen gar nicht mal so außergewöhnlich! Ist aber sehr interessant - dieses Thema - gerade durch die Vielfalt der Verwachsungsmöglichkeiten (siehe z.B. auch die verschiedenen Nadelpyrite)! Einen habe ich von Maroldsweisach, einen von Lavrion, etc..) Mein bestes Stück von Peru ist ein Pentagondodekáeder, (ca. 3 cm breit).
Nirgendwo wird jedenfalls eine Epitaxie von Pyrit mit Pyrit erwähnt - jedenfalls nicht in den Mineralienbüchern, die mir vorliegen. Das will aber noch nichts heißen. Die Lapisausgabe 'spricht' nur von einer 'Verwachsung' - weder von Epitaxie noch von Parallelverwachsung! Trotzdem tippe ich auf eine Form von Parallelverwachsung.
Es könnte sich natürlich auch um eine Pseudomorphose mit Epitaxie handeln - die Frage ist dann nur - welches Mineral ist der Pyrit und welches das andere Mineral? Denn es gibt ja immer das 'pseudomorphisierende' und das 'pseudomorphisierte' Mineral. Stimmts?
Es spricht aber noch etwas für die Hypothese, daß es sich doch um eine Epitaxie handeln könnte:
Eines der Probleme bei der Epitaxie ist, daß sie ihrem Wesen nach normalerweise mit bloßem Auge nicht erkennbar ist. Hier würde sich z.B. nur bei einer mikroskopischen Analyse herausstellen, daß der Leucit z.B. und der Covellin z.B. nicht rein sind, sonder mit Schichten von Melanit überzogen sein können, die dieselben Kristallformen angenommen haben wie ihre 'Trägerminerale'. Es könnte sich also theoretisch bei den auf den Pyritkanten aufgewachsenen Kristallen um ein anderes Mineral als Pyrit handeln - entweder pseudomorph oder wie bei der 'Mimikri im Tierreich' - angepaßt!? Ist aber alles nicht ins Reine gesprochen oder geschrieben sondern mehr eine Art 'Brainstorming' von mir. Ich hoffe das stört nicht zu sehr? Aber man sollte das nochmal alles durchdenken.
FAZIT: Es handelt sich möglicherweise um eine bizarre Form der Parallelverwachsung oder um eine evtl. 'Epitaxien-Pseudomorphose' - nicht aber um eine Zwillingsbildung. Die Gründe, weshalb das zu verneinen ist, hast du schon angeführt.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig damit weiterhelfen.
Gruß
Peter (Mc..)
Lenke mich so auch am besten von meinem Trauerfall ab!
Wer hat auch bizarre oder interessante Pyrite in seiner Sammlung und möchte gerne davon berichten? Vielleicht stoßen wir so gemeinsam auf noch unbekannte Formen von Pyrit, die in den berühmten Atlanten noch nicht aufgeführt sind?!