Formatisieren und Anschleifen

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  • HarryG († 2009)
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    • 10.12.2000
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    • Bad Sachsa, Niedersachsen (Südharz)
    • Meine Augen

    #1

    Formatisieren und Anschleifen

    Formatisieren

    Sitzt unser Fossil auf Gestein, bringen wir dieses in eine dem Fossil angepasste Größe, eben das passende "Format" . Dünnere Platten, z. B. Schiefer, ritzen wir mit Hilfe einer kräftigen Stahlklinge so lange ein, bis die Platte an der Risslinie mit der Kneifzange gebrochen werden kann. Manche Platten lassen sich auch ohne vorheriges Ritzen mit einer kräftigen Zange zurechtzwicken, z. B. dünne Platten aus den Solnhofener Schichten. Auch eine Metallsäge leistet gelegentlich gute Dienste beim "Zurechtstutzen" des Gesteins. Kalke werden durch scharfe Schläge mit einem kleinen Hammer formatisiert, wobei der Stein in der linken Hand gehalten wird und nicht etwa auf fester Unterlage ruht. Bei einiger Übung gelingt das ganz gut.

    Ideal ist in jedem Fall die Verwendung einer Steinsäge. Viele Mineraliensammler und ebenso Fossiliensammler besitzen derartiges. Kennen wir aber niemand, der uns unsere Handstücke aufs rechte Maß sägt, wenden wir uns an einen Steinmetz. Gegen geringes Entgelt hilft er gern. Und gerade für größere bzw. dickere Stücke sind die leistungsstarken Profi-Sägen bestens geeignet.

    Anschleifen

    Anschliffe sind einerseits vielfach (bei Korallen, Belemniten usw.) nötig, um ein Fossil exakt bestimmen zu können, und andererseits ganz allgemein erwünscht, um den Innenbau aufzuzeigen, z. B. bei Ammoniten, Belemniten, Nautiliden, auch bei tertiären oder - als Vergleich - rezenten Schnecken. Besonders beliebt sind die median aufgeschnittenen Gehäuse des rezenten Nautilus.

    Es ist durchaus möglich, mit relativ einfachen Mitteln sehr schöne Anschliffe zu schaffen. Eine Glasplatte (etwa 8 mm dick) oder auch eine gusseiserne Platte (alte Herdplatte!) dienen als Auflage. Weiterhin brauchen wir Schleifpulver in verschiedenen Körnungen (80 oder 90, 220, 400, 800 oder 1000). Man tut sich beim Anschleifen natürlich sehr viel leichter, wenn man die Arbeit mit einer weitgehend ebenen, wenn auch vielleicht rauhen Ausgangsfläche beginnt. Diese garantiert am ehesten die Steinsäge. Muss man alles Material abschleifen, um zur Fläche zu kommen, so kann das ganz schön mühsam werden und recht lange dauern!

    Wir beginnen den Schliff mit dem gröbsten Schleifpulver, von dem wir etwas auf die Arbeitsplatte streuen. Dazu kommen einige Tropfen Wasser, bis unser Pulver breiartige Konsistenz hat. Auf dem Brei bewegen wir das Fossil kreisend und mit möglichst gleichmäßig verteilten Druck. Erscheint uns vom Fossil genug abgetragenbzw. die Fläche ausreichend bearbeitet, wechseln wir zum nächstfeineren Pulver über. Vorher aber werden Fossil und Platte gründlich gewaschen, denn jedes zurückbleibende grobe Korn verursacht Kratzer, die dann mühsam wieder ausgeschliffen werden müssen! Das Waschenmüssen gilt für jeden Arbeitsgang bis hin zum Polieren! Nach Bearbeitung mit der feinsten Körnung muss die Fläche ganz glatt und absolut kratzerfrei sein.

    Poliert wird mit Aluminiumoxid ("X 3") oder Zinnoxid. Für Quarz, d. h. verkieselte Fossilien, eignet sich besonders gut Ceroxid. Wir arbeiten wieder auf unserer Glasplatte, verschiedentlich werden auch Holz- oder Plexiglasplatten oder Ledertafeln als "Unterlage" verwendet. Auch das Poliermittel ist breiartig anzufeuchten.

    Beim Schleifen wie auch beim Polieren wird im Laufe der Zeit jeder eigene Methoden entwickeln; derartige durch Erfahrung gewonnene Erkenntnisse hüten manche Sammler wie die tollsten Geheimnisse.

    Grundsätzliches

    Fossilien sollten nicht in jedem Falle ganz aus dem Gestein gelöst werden. Wesentlich aussagekräftiger als das isolierte Stück in der Schachtel ist ein Handstück mit mehreren Fossilien: es präsentiert uns Bruchstücke einer Faunengemeinschaft. Sie ist allerdings nur in manchen Fällen mit einer Lebensgemeinschaft (Biozönose) gleichzusetzen, weitaus häufiger mit einer Grabgemeinschaft (Thanatozönose). Das heißt, die im Gestein fossil erhaltenen Lebewesen bewohnten möglicherweise verschiedene Meeresbereiche; die leeren Gehäuse etc. wurden erst nach dem Tod der Tiere an den Einbettungsort verfrachtet.

    Es kommt beim Präparieren, wie man sehr bald feststellt, nicht wenig auf Fingerspitzengefühl und Geduld an. Es steht zu befürchten, dass, bis das Anfängerstadium überstanden ist, die Anzahl der ruinierten Fossilien eine erhebliche Höhe erreicht. Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen! Allerdings, bei wertvollen Fossilien, deren Präparation eine geübte Hand erfordert, zieht man doch besser einen Fachmann zu Rate oder wartet, bis man selbst weiter fortgeschritten ist in der Kunst der Präparation. Ihre goldene Regel lautet: nichts übereilen!

    :cool: Euer Harry :cool:
    Glück Auf!
    Harry

    Nur die Harten kommen in den Garten!
    Und ich bin der Gärtner

    Harry hat uns am 4.2.2009
    nach schwerer Krankheit für immer verlassen.
    In stillem Gedenken,
    das SDE-Team
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