Jungfernfahrt in Frankreich, Reisebericht
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Teil 3
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Die Kälte weckt mich oder besser, ich bin saumüde und befinde mich im
Halbschlaf. Die Feuchtigkeit krabbelt in meinen Schlafsack. Es ist 04 Uhr
morgens.
Die schöne Frau ..neben mir.. wäre mir lieber .. statt der Kälte. Doch
trennen uns Dekaden von Zentimetern Stoff. Nix mit (An)Kuscheln. Meine
Freundin hat sich verpuppt. Hmm .. sogar ihr Gesicht ist mit einem Handtuch
bedeck; nicht daß sie potten-häßlich wäre, nein; sie ist ein Meister im
Kompensieren von Kälte. Friert sie doch schließlich auch auf den Malediven,
und welche Frau friert mal nicht. (?)
Ab 04 Uhr ist der Tiefschlaf bei mir vorbei.
Als die Sonne mich blendet, wache ich richtig auf. Das Klo ist nicht weit
und die Brille nicht versüfft - Morgensitzung, in aller Ruhe (natürlich
gehen 50% der Klopapierrolle mit Auslegen der Brille drauf).
Ich lasse die Tür sperrangelweit offen, will ich doch statt der Zeitung das
Meer lesen.
Eine Seglertante torkelt benommen von ihrem Dickschiff, dicke Waden und
sonst auch nicht schlank. Als sie mich erblickt, wirft sie filmreif ihren
Kopf gleich nochmal zum Klo, stolpert und bleibt stehen. Das ist mir dann
doch ein bißchen zu direkt und aufdringlich; ich schließe maulig die Tür und
starre nun die schnöde Wand an. Der Tag fängt ja gut an.
Ich steige plump auf das Boot, in der Hoffnung, meine Freundin damit zu
wecken, was mir auch gelingt: "Tut mir Leid Kleines, ich wollte dich nicht
wecken. Aber jetzt, wo du doch wach bist; raus aus dem Kokon! Laß uns mal
Tauchen gehen!"
Es gibt lecker Frühstück: Ostereier, Baguette, Butter, Marmelade, Wurst,
Käse und einen Kuß. Ich koste von allem.
Der Motor wird angeworfen und nach Marseille in den Vieux Port versegelt,
Tauchzeug aus dem Auto holen.
Micha, der Werftbesitzer, ist kein Taucher. Als er das Boot für uns gebaut
hat, ließ er in Italien in einer Edelstahlschmiede die von uns konstruierte
Tauchleiter einzelanfertigen. Das Ergebnis: schön, statisch einwandfrei,
aber zu kurz! Daraus resultierend hatte ich mein ADV-Jacket für Monoflasche
sicherheitshalber mitgenommen. Ich dachte mir, berücksichtigend, daß u.a.
mich meine Freundin um "etwas ruhiger" bat, das könnte eh für den Anfang
reichen: Eine kurze Stippvisite zur "Liban" steht also auf dem Programm.
Schnell stellt sich heraus, daß ich noch die langen Gewindestangen im Beutel
für die D11,4711er-Tofu-Schellen für meine Freundin von der letzten Reise
(Ägypten) hatte.
So habe ich ihr Wing dann auf Mono-Flasche umgerüstet.
Heute ist etwas weniger Wind, er kommt aus Nordwest, Mistral ist es nicht -
zu warm und zu schwach und zu wechselhaft.
Wir geben Gas und laufen auf die Ile Maire zu, am Cap Croisette übernehme
ich das Ruder; möchte ich doch das schöne Gefühl bei der Kanaldurchfahrt von
gestern wenigstens ähnlich nocheinmal erleben.
An der Felsbariere angekommen und Maire umschifft, zerreißt ein Ruf das
Pfeifen des Windes:
"Freindlicher Truppentransporter, Peilung Südwest, liegt gestoppt, nimmt
Taucherrudel auf.... , wahrscheinlich Überlebende von dem Frachter dort
drüben."
"Mach dich weg ..hier.. vom Turmluk, ...Kaleu auf Brücke.." melde ich mich
an. "Gib mal das Glas her , Junge!" schnarche ich den I.WO an.
"Tatsächlich, ein Franzmann! Und Rudeltaucher! An der Liban!... Klar zum
Überwasserschuß, Rohr eins und zwo bewässern, ..Mündungsklappen öffnen!
..Langsame Fahrt voraus!"
Jetzt habe ich es, das neue Boot Typ XXI : Schnell, wendig, voll
ausgerüstet, ..ein richtiges Boot eben!
Plötzlich totenstille. Kein Wind, keine See, nichts. Nur ein Surren, das
sich zu einer Stimme entwickel:
"Der (Kriech) ist vorbei Hans... er hat auch so nie stattgefunden. Du hast
was du wolltest; ein Boot. Wenn du hier nicht tauchen möchtest weil bereits
andere Taucher dort sind, fahre doch einfach woanders hin, das Meer ist
groß - groß genug für alle, du bist jezt "frei" von Zwängen und auch von der
Gemeinsamkeit - von der Atmosphäre des gemeinsamen Tauchens, frei von
sedimentaufwirbelnden Tauchern, aber auch frei von dich an Bord freundlich
ansprechenden Tauchern, ..von der doch leichten Spannung - wem du begegnen
wirst und der Konversation mit anderen.
Du bist nun Herr über dich selbst - auf und im Meer, nun entscheidest du !
Laß es gut sein, Hans, der (Kriech) ist vorbei."
"Hmm..." denke ich, "..woher kommt die Stimme?", bis ich feststelle, daß es
meine innere Stimme ist, die ich beim Anblick der Barkasse von Jean-Michel
warnehme.
Etwas mit Wehmut stelle ich fest, daß:
- mir doch(!) in gewisser Weise die Rudeltruppen auf
so`m Tauchdampfer fehlen werden,
- ich nicht mehr überkopf an ihnen beim Abtauchen
elegant vorbeischießen werde, währenddessen sie sich
hinabhangeln,
- ich nicht mehr freischwebend in der leichten Strömung
meine Deco mit geschlossenen Augen und
verschränkten Armen absitzen werde, währenddessen
sie sich an die Aufstiegsleine klammern,
- ich nicht mehr meine Wasserflasche an die anderen
weiterreichen kann,
- mich max. meine Freundin etwas fragen wird...
Noch läuft die Maschine auf langsame Fahrt voraus... ... ich drehe ab!
Nach einigen Metern frage ich überflüssig meine Freundin, ob wir "dem
Dampfer" nicht mal freundlich Guten Tag sagen sollten; ich hatte die
Entscheidung für mich schon getroffen.
Es wird an dem einfachen "Slipp" auf dem Navibügel gezogen und die große
Flagge "Alpha" entfaltet sich rasch im Wind, 180° kehrt.
Im Leerlauf treiben wir vorsichtig auf Rufweite an die große Barkasse.
Jean-Michel ist nicht an Bord und auch nicht "der andere", lediglich 2 die
ich nicht kenne als Besatzung.
" Hey! Kann ich heute Abend meine Tanks bei euch in der TB füllen?" frage
ich und zeige auf die beiden 12er, welche ich rechts und links am Navi-Bügel
unterhalb angekettet habe. Ich bin erregt ..und berührt von dieser Situation
und wohl etwas überfordert damit, und mir fällt nichts dämlicheres ein zu
fragen als das eben.
"Ja, geht klar. Komm einfach vorbei." entgegnet man mir freundlich.
Ich winke nochmal rüber und entferne mich mit langsamer Fahrt.
Keine a-le(d)ierten Geleitzugschlachten mehr, keine Torpedos auf spaßhabende
Taucher mehr, keine Begegnungen mehr....
Der Tarnanstrich "Atlantikgrau" verschwindet und strahlendes weiß sticht
hervor; mein Boot ist nicht grau, es ist schnee-weiß! Und freundlich und
friedlich. Und ich übrigens auch.
Dieses Ereignis stimmt mich traurig und doch zufrieden. Es ist wie es ist;
ich habe die Wahl: Ich kann von meinem Boot aus tauchen oder eine Woche
Hughada buchen.
Doch werde ich andere (Taucher) wohl eher nicht mehr "geistig torpedieren"
wenn sie Schlick mit ihren Flossen aufwirbeln, ich kann es mir leisten.
Aber; braucht man dazu wirklich _erst_ ein eigenes Boot?
Fortsetzung folgt....
(c) Rene Heese 2006
Hinweis: Entwurf, nicht auf Rechtschreibung geprüft.
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Teil 3
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Die Kälte weckt mich oder besser, ich bin saumüde und befinde mich im
Halbschlaf. Die Feuchtigkeit krabbelt in meinen Schlafsack. Es ist 04 Uhr
morgens.
Die schöne Frau ..neben mir.. wäre mir lieber .. statt der Kälte. Doch
trennen uns Dekaden von Zentimetern Stoff. Nix mit (An)Kuscheln. Meine
Freundin hat sich verpuppt. Hmm .. sogar ihr Gesicht ist mit einem Handtuch
bedeck; nicht daß sie potten-häßlich wäre, nein; sie ist ein Meister im
Kompensieren von Kälte. Friert sie doch schließlich auch auf den Malediven,
und welche Frau friert mal nicht. (?)
Ab 04 Uhr ist der Tiefschlaf bei mir vorbei.
Als die Sonne mich blendet, wache ich richtig auf. Das Klo ist nicht weit
und die Brille nicht versüfft - Morgensitzung, in aller Ruhe (natürlich
gehen 50% der Klopapierrolle mit Auslegen der Brille drauf).
Ich lasse die Tür sperrangelweit offen, will ich doch statt der Zeitung das
Meer lesen.
Eine Seglertante torkelt benommen von ihrem Dickschiff, dicke Waden und
sonst auch nicht schlank. Als sie mich erblickt, wirft sie filmreif ihren
Kopf gleich nochmal zum Klo, stolpert und bleibt stehen. Das ist mir dann
doch ein bißchen zu direkt und aufdringlich; ich schließe maulig die Tür und
starre nun die schnöde Wand an. Der Tag fängt ja gut an.
Ich steige plump auf das Boot, in der Hoffnung, meine Freundin damit zu
wecken, was mir auch gelingt: "Tut mir Leid Kleines, ich wollte dich nicht
wecken. Aber jetzt, wo du doch wach bist; raus aus dem Kokon! Laß uns mal
Tauchen gehen!"
Es gibt lecker Frühstück: Ostereier, Baguette, Butter, Marmelade, Wurst,
Käse und einen Kuß. Ich koste von allem.
Der Motor wird angeworfen und nach Marseille in den Vieux Port versegelt,
Tauchzeug aus dem Auto holen.
Micha, der Werftbesitzer, ist kein Taucher. Als er das Boot für uns gebaut
hat, ließ er in Italien in einer Edelstahlschmiede die von uns konstruierte
Tauchleiter einzelanfertigen. Das Ergebnis: schön, statisch einwandfrei,
aber zu kurz! Daraus resultierend hatte ich mein ADV-Jacket für Monoflasche
sicherheitshalber mitgenommen. Ich dachte mir, berücksichtigend, daß u.a.
mich meine Freundin um "etwas ruhiger" bat, das könnte eh für den Anfang
reichen: Eine kurze Stippvisite zur "Liban" steht also auf dem Programm.
Schnell stellt sich heraus, daß ich noch die langen Gewindestangen im Beutel
für die D11,4711er-Tofu-Schellen für meine Freundin von der letzten Reise
(Ägypten) hatte.
So habe ich ihr Wing dann auf Mono-Flasche umgerüstet.
Heute ist etwas weniger Wind, er kommt aus Nordwest, Mistral ist es nicht -
zu warm und zu schwach und zu wechselhaft.
Wir geben Gas und laufen auf die Ile Maire zu, am Cap Croisette übernehme
ich das Ruder; möchte ich doch das schöne Gefühl bei der Kanaldurchfahrt von
gestern wenigstens ähnlich nocheinmal erleben.
An der Felsbariere angekommen und Maire umschifft, zerreißt ein Ruf das
Pfeifen des Windes:
"Freindlicher Truppentransporter, Peilung Südwest, liegt gestoppt, nimmt
Taucherrudel auf.... , wahrscheinlich Überlebende von dem Frachter dort
drüben."
"Mach dich weg ..hier.. vom Turmluk, ...Kaleu auf Brücke.." melde ich mich
an. "Gib mal das Glas her , Junge!" schnarche ich den I.WO an.
"Tatsächlich, ein Franzmann! Und Rudeltaucher! An der Liban!... Klar zum
Überwasserschuß, Rohr eins und zwo bewässern, ..Mündungsklappen öffnen!
..Langsame Fahrt voraus!"
Jetzt habe ich es, das neue Boot Typ XXI : Schnell, wendig, voll
ausgerüstet, ..ein richtiges Boot eben!
Plötzlich totenstille. Kein Wind, keine See, nichts. Nur ein Surren, das
sich zu einer Stimme entwickel:
"Der (Kriech) ist vorbei Hans... er hat auch so nie stattgefunden. Du hast
was du wolltest; ein Boot. Wenn du hier nicht tauchen möchtest weil bereits
andere Taucher dort sind, fahre doch einfach woanders hin, das Meer ist
groß - groß genug für alle, du bist jezt "frei" von Zwängen und auch von der
Gemeinsamkeit - von der Atmosphäre des gemeinsamen Tauchens, frei von
sedimentaufwirbelnden Tauchern, aber auch frei von dich an Bord freundlich
ansprechenden Tauchern, ..von der doch leichten Spannung - wem du begegnen
wirst und der Konversation mit anderen.
Du bist nun Herr über dich selbst - auf und im Meer, nun entscheidest du !
Laß es gut sein, Hans, der (Kriech) ist vorbei."
"Hmm..." denke ich, "..woher kommt die Stimme?", bis ich feststelle, daß es
meine innere Stimme ist, die ich beim Anblick der Barkasse von Jean-Michel
warnehme.
Etwas mit Wehmut stelle ich fest, daß:
- mir doch(!) in gewisser Weise die Rudeltruppen auf
so`m Tauchdampfer fehlen werden,
- ich nicht mehr überkopf an ihnen beim Abtauchen
elegant vorbeischießen werde, währenddessen sie sich
hinabhangeln,
- ich nicht mehr freischwebend in der leichten Strömung
meine Deco mit geschlossenen Augen und
verschränkten Armen absitzen werde, währenddessen
sie sich an die Aufstiegsleine klammern,
- ich nicht mehr meine Wasserflasche an die anderen
weiterreichen kann,
- mich max. meine Freundin etwas fragen wird...
Noch läuft die Maschine auf langsame Fahrt voraus... ... ich drehe ab!
Nach einigen Metern frage ich überflüssig meine Freundin, ob wir "dem
Dampfer" nicht mal freundlich Guten Tag sagen sollten; ich hatte die
Entscheidung für mich schon getroffen.
Es wird an dem einfachen "Slipp" auf dem Navibügel gezogen und die große
Flagge "Alpha" entfaltet sich rasch im Wind, 180° kehrt.
Im Leerlauf treiben wir vorsichtig auf Rufweite an die große Barkasse.
Jean-Michel ist nicht an Bord und auch nicht "der andere", lediglich 2 die
ich nicht kenne als Besatzung.
" Hey! Kann ich heute Abend meine Tanks bei euch in der TB füllen?" frage
ich und zeige auf die beiden 12er, welche ich rechts und links am Navi-Bügel
unterhalb angekettet habe. Ich bin erregt ..und berührt von dieser Situation
und wohl etwas überfordert damit, und mir fällt nichts dämlicheres ein zu
fragen als das eben.
"Ja, geht klar. Komm einfach vorbei." entgegnet man mir freundlich.
Ich winke nochmal rüber und entferne mich mit langsamer Fahrt.
Keine a-le(d)ierten Geleitzugschlachten mehr, keine Torpedos auf spaßhabende
Taucher mehr, keine Begegnungen mehr....
Der Tarnanstrich "Atlantikgrau" verschwindet und strahlendes weiß sticht
hervor; mein Boot ist nicht grau, es ist schnee-weiß! Und freundlich und
friedlich. Und ich übrigens auch.
Dieses Ereignis stimmt mich traurig und doch zufrieden. Es ist wie es ist;
ich habe die Wahl: Ich kann von meinem Boot aus tauchen oder eine Woche
Hughada buchen.
Doch werde ich andere (Taucher) wohl eher nicht mehr "geistig torpedieren"
wenn sie Schlick mit ihren Flossen aufwirbeln, ich kann es mir leisten.
Aber; braucht man dazu wirklich _erst_ ein eigenes Boot?
Fortsetzung folgt....
(c) Rene Heese 2006
Hinweis: Entwurf, nicht auf Rechtschreibung geprüft.