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-   -   verschollene Ortschaft entdeckt... (http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=17551)

Brainiac 16.03.2005 18:22

verschollene Ortschaft entdeckt...
 
Ich habe mal wieder den Tag in diversen Archiven verbracht und bin dabei auf eine interessante Sache gestoßen. Es wird von einem wundervollen Ort namens "Glücksburg" gesprochen. Der Ort liegt genau in der Mitte zwischen Hönow und Mehrow am Steinhöfel (ist heute alles sehr Nahe an der Berliner Stadtgrenze). An dieser Stelle habe ich aber keinen Ort mit diesem Namen auf keiner Karte gefunden. Im Brandenburgischen Landesamt taucht dieser Ort seit den 50er Jahren nicht mehr auf...
Habt ihr dazu mehr Infos?!

Saxnot 16.03.2005 18:53

... was machst du bei solch schönen Wetter in den Archiven :lol

Brainiac 16.03.2005 19:00

Keine Sorge, ich gehe heute Abend noch die Sonde schwenken... :yeap

Muhns 16.03.2005 19:07

Moin,
Glücksburg keinn ich nur in Schleswig-Holstein, nördlich von Flensburg, kurz vor der dänischen Grenze - aber das hilft hier wohl nicht.

Grüße
Muhns

Brainiac 16.03.2005 19:14

Nee, das hilft hier nicht wirklich... aber vielleicht hat jemand eine Idee wie es zu der Namensgebung kam und warum das in der DDR abgeschafft wurde...
Könnte "Glücksburg" vielleicht für ein mittelalterliches "Spielcasino" oder eine Art "Lustschloß/burg" eines wohlhabenden Berliners sein?

Matthias45 16.03.2005 19:26

RE: verschollene Ortschaft
 
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Hallo..
Könnte es sein das im Zuge irgendeiner Gebietsreform Glückstadt nach Mehrow oder Hönow eingemeindet wurde?
Wie auf dem anhängenden Kartenausschnitt erkennbar ist gibt es ja noch Hönow-Nord, bzw etwas weiter nördlich rechts der L339 eine Ansammlung von Häusern.

Matthias

zirpl 16.03.2005 19:33

Ääääähh..
 
Matthias...wo hast Du denn die schöne Karte her?? :yeap

Zirpl

Robbells († 2021) 16.03.2005 19:42

Hi Swen...
 
was machst Du in denn in meinem "Jagt" Revier!!!??? :)

Ich habe mal irgentwo gelesen das die Glücksburg scheinbar das Anwesen in Honöw ist wo jetzt der Reiterhof ist.
http://www.reitanlage-hoenow.de/

über die Geschichte von Hönow und Mehrow findest Du hier mehr!!!

http://217.111.18.5/Mehrow/Presse_un...50_Hoenow.html

http://www.mehrow.de/

Man sieht sich...

Bye Robbells

Brainiac 16.03.2005 19:46

Ja Matthias, das es die Ortschaft selbst wohl noch gibt dachte ich mir schon, ich denke mal die wurde dann wohl in Hönow-Nord umbenannt. Bleibt bloß die Frage warum, denn Hönow-Nord ist immernoch weit genug von Hönow entfernt um eine eigene Ortschaft auszumachen...
Danke für die Recherche und den tollen Kartenausschnitt! :yeap

@Robby, danke für die Infos! Dann ging Glücksburg wohl von einem großen Anwesen aus, vermutlich doch eine Art Gutshof oder ähnliches der sich mit etwas Glück, Burg nannte... :D
Dein Gebiet?! Da war ich schon suchen als du noch eine Sonde für 'ne Motorsense gehalten hast! :D

Robbells († 2021) 16.03.2005 20:00

:D :freu so so....

....und hast Du dort schon was besonderes gefunden??

Bye Robbells

Matthias45 17.03.2005 07:16

RE: verschollene Ortschaft
 
Zitat:

Zitat von zirpl
Matthias...wo hast Du denn die schöne Karte her?? :yeap

Zirpl

Steht doch unten in der Karte.. Landesvermessungsamt..
Die haben so tolle digitale TOPO karten in 1:25000..

Bei Interesse schick mal PN

zirpl 17.03.2005 09:29

Karte!
 
Hey Matthias, kann ich bei Vergrösserung der Karte nicht mehr lesen.
Aber LVA hab ich mir schon gedacht. Lediglich die Kartenausführung kam mir fremd vor!

Gruß Zirpl

linux_blAcky 17.03.2005 10:53

gebietsreform???
 
@brainiac:
in der brd gab es die sogenannte flurbereinigung, in der ddr doch auch ??!! wenn es sich wirklich um ein "lustschloss" oder ein anderes ("kapitalistisches") anwesen gehandelt haben sollte, könnte dann im zuge der enteignung der name verschwunden sein?? da war doch was - "junkernland in bauernhand"...oder so....

mfg,

blAcky

Saxnot 17.03.2005 11:10

... genau und "Schwerter zu Pflugscharen" :lol

corsa 03.05.2005 17:32

Interessante Fragestellung, an dem Ort fahr ich seit Jahren vorbei, aber ich hab auch noch nie drueber nachgedacht, warum der eigentlich Gluecksburg heisst.

Meines Wissens handelt es sich bei der Gluecksburg nur um ein Flurstueck, von der Existenz einer Burg ist mir nichts bekannt, auch nicht vor dem Kriege.
In Hönow gab es zwar ein Schloß, das im Kriege beschaedigt und dann dem Verfall preisgegeben wurde, aber ich habe noch nie gehoert, dass man das Gluecksburg genannt hat.
BTW (@linux_blacky) wurden nur die stark beschaedigten Herrensitze dem Verfall preisgegeben, zum Zwecke der Flurbereinigung oder wegen der Junkerland-in-Bauernhand-Aktion hat man selten Herrensitze zerstoert (diese Aktion diente eher der
Landneuverteilung an besitzlose Bauern) In der Regel gab es fuer die einstigen Schloesser einfache Weiterverwendung: z.B. als Kindergarten/-heime etc., Sanatorien, LPG-Verwaltung usw. Gezielte Zerstoerung von Schloessern rein aus propagandistischen Gruenden gabs wohl hauptsaechlich in den grossen Staedten z.B. Berlin oder Potsdam), auf dem Lande ging man pragmatischer mit den knappen Raeumlichkeiten um (auch wenn der Effekt oftmals derselbe war: Vernichtung von Kulturgut).

Zurueck zur Gluecksburg:
In Berlin gibts ne Gluecksburger Straße, das deutet auf ne entsprechende Ortschaft hin.

Nicht auszuschliessen ist aber, dass der Name noch aus ganz alten Zeiten kommt, gab ne Menge Siedlungen und auch Burgen slawischer Herkunft (ich hab da so den Verdacht, dass das Glueck eher ne eingedeutschte Version von was slawischem ist und eigentlich was ganz anderes meint, wie es bei vielen Ortsbezeichnungen in unserer Region ist) in der Gegend.

Brainiac 03.05.2005 17:42

@Corsa, das Schloß in Hönow hat damit nichts zu tun - das wird jetzt übrigens saniert... :yeap
Hönow und Mehrow sind aus slawischen Siedlungen entsanden - der Name Glücksburg selbst deutet eigentlich nicht darauf hin...

Info: In Berlin/Brandenburg/Mecklenburg gibt es sehr viele Ortsnamen die mit einem "ow" enden, diese Endung kommt aus dem slawischen und bedeutet so viel wie Dorf. So kann man noch heute sehr leicht erkennen welche Orte einen slawischen Ursprung haben...

Sven2 03.05.2005 18:30

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Hallo!

Hier ist ein Kartenausschnitt von einer Messtischkarte vom Feb. 1945. Dort ist Glücksburg noch eingezeichnet. Ich hoffe euch damit geholfen zu haben.

Gruß Sven!

Matthias45 03.05.2005 18:36

Na super Sven2.
Wäre dann ja das Rätsel um diese verschollene Ortschaft gelöst..
Hönow Nord ist also das verschollene Glücksburg.

Gruß
matthias

steinadler 03.05.2005 18:52

Zitat:

Zitat von Muhns
Moin,
Glücksburg keinn ich nur in Schleswig-Holstein, nördlich von Flensburg, kurz vor der dänischen Grenze - aber das hilft hier wohl nicht.

Grüße
Muhns

ja kenn ich auch , weil ich da in der nähe wohne !!!!! :dance

Brainiac 04.05.2005 02:16

@matthias,
das Glücksburg auf Grund der Eingemeindung heute Hönow-Nord heißt wurde doch schon gesagt... :brav:

Samson1964 27.12.2005 18:56

Durch den Hönow-Artikel in der Wikipedia und den dortigen Vermerk, das Hönow-Nord mal Glücksburg geheißen haben soll, bin ich auf dieses Forum gestoßen.

Als gebürtiger Hönow-Nordler (von der Geburt 1964 bis 1989) habe ich die vorliegenden Texte natürlich verschlungen. Das Hönow-Nord früher mal anders hieß, war mir völlig neu - oder entfallen ...

Nach einem kurzen Gespräch mit meiner Mutter (70), möchte ich noch etwas mehr Licht in das Dunkel bringen:

Es gibt sehr wohl eine Glücksburg in Hönow-Nord und die ist jedem gebürtigen Hönower auch bekannt. Es handelt sich um das Grundstück mit dem verzierten Eisentor direkt an der Bus-Haltestelle Wördetalstraße (also neben dem Grundstück mit dem Tümpel an der Ecke Wördetalstr.). Die Glücksburg ist gut von der Mehrower Straße (der Hauptstr.) aus zu sehen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich viel verändert. Das Gebäude hatte mal eine imposante Kuppel und zur Straßenseite eine Terasse mit Treppe. Die ehemaligen Besitzer von Glück müssen wohl eine der ersten Siedler gewesen sein, deshalb bekam vielleicht das Flurstück seinen Namen. Meine Familie baute erst 1932 in der Wördetalstraße - und da gab es bereits einige andere Siedler, sowohl in der Wördetalstraße als auch an den Hängen der Mehrower Straße (die Wördetalstraße liegt in einem Tal).
Das Grundstück mit der Glücksburg erstreckt sich einmal von der Mehrower Straße (auf der Grafik von Sven2 die langgestreckte Straße rechts neben "Glücksburg") bis westlich zur Wördetalstr.12 (Straße oberhalb von "Glücksburg") - das sind etwa 200-250 m. In der anderen Richtung vom Feldrand (die leere Fläche unterhalb "Glücksburg") bis dicht an die Wördetalstraße - etwa 50-100 m.

Über die von Glück's ist mir bisher nur bekannt, das diese eine Teesorte, den sogenannten "Glückstee" unter die Leute brachten.
Mit der Bodenreform nach 1945 wurden die Glück's wahrscheinlich enteignet und das Grundstück einer Familie Fisch überlassen. Damit einhergehend wurde wahrscheinlich der Siedlungsname Glücksburg getilgt.

Die Fisch's durften nicht lange in der Glücksburg weilen. Etwa 1960 bemächtigte sich die Staatssicherheit des Grundstückes und betrieb darin bis zur Wende 1989 ein Ferien- und Ausbildungszentrum. Nach deren Auszug lag das Grundstück erstmal brach. Spätere Besitzer versuchten sich mit Gaststättenbetrieb, Spätverkauf und Modelleisenbahnladen. Wer jetzt da drin ist, entzieht sich (noch) meiner Kenntnis.

Oberhalb der Siedlung Glücksburg befindet sich in Richtung Mehrow eine weitere Siedlung, die auf der Karte von Sven2 praktisch namenlos zu Hönow genannt wird. Es handelt sich um die Siedlung Am Schleipfuhl, deren Namensgeber auf der Karte aber nicht zu erkennen ist. Beide Siedlungen sind seit 1950 (?) als Hönow-Nord bekannt.

Auf der Karte sind unterhalb von Glücksburg die Initialen D.M. zu sehen. Meine Mutter tippt auf die Namen der Familien Döberitz und Mette - Großbauern, denen zahlreiche Flurstücke in Hönow gehör(t)en. Auch das Grundstück mit dem Landhaus Hönow gehört(e) zu Mette.

Brainiac 27.12.2005 22:03

Danke für deine ausführlichen Informationen und Zeitzeugenberichte - wir bleiben dran am Thema... :yeap

corsa 28.12.2005 10:46

Zitat:

Zitat von Samson1964
Durch den Hönow-Artikel in der Wikipedia und den dortigen Vermerk, das Hönow-Nord mal Glücksburg geheißen haben soll, bin ich auf dieses Forum gestoßen.

....

Es gibt sehr wohl eine Glücksburg in Hönow-Nord und die ist jedem gebürtigen Hönower auch bekannt. Es handelt sich um das Grundstück mit dem verzierten Eisentor direkt an der Bus-Haltestelle Wördetalstraße (also neben dem Grundstück mit dem Tümpel an der Ecke Wördetalstr.). ....

Danke fuer die ausfuehrlichen Infos, ist fuer jemanden, der um die Ecke wohnt und sich fuer die Regionalgeschichte interessiert, sehr interessant.

Trotzdem war das Grundstueck aber wohl nie eine Burg im Sinne einer solchen. Ich hab mal im Verzeichnis Brandenburger Burgen und Schlösser nachgesucht, da gibts nichts dazu, auch nichts ehemaliges oder geschliffenes. Vermutlich wurde das Areal nur so genannt, war wohl eher ein Gut oder Bauerngehoeft.

Wie waere es, wenn Du den Wikipedia Eintrag mit den hier gegebenen Infos ergaenzt und sie so fuer die Nachwelt findbar festhaeltst?

Samson1964 29.12.2005 12:14

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Die Herkunft des Namens Glücksburg war mir schon als Kind ein Rätsel. Wie auf dem angehängten Foto vom März 2005 zu sehen ist, hat das Gebäude absolut nichts mit einer Burg gemeinsam. Man muß aber auch sagen, das in den letzten Jahrzehnten viel daran gebaut wurde. Doch wie gesagt: bereits Ende der 60er, Anfang der 70er war für mich nichts von einer Burg zu sehen. Damals sind wir auf dem Berghang links neben dem Grundstück oft zum Schlittenfahren gegangen und landeten so manches Mal am Zaun des Grundstück's.
Wer zu DDR-Zeiten in der Glücksburg wohnte, darüber wurde nie so richtig gesprochen - es war ja die Stasi. Manchmal sah man ein paar unbekannte junge Leute an der Bushaltestelle warten, die zuvor aus der Glücksburg kamen.

Da Telefonanschlüsse in der DDR rar waren - jedenfalls in den 70ern auf dem Land - mußte man in Notfällen zur Glücksburg laufen, wo wohl ein (halb-)öffentlicher Apparat stand.

Den Wikipedia-Artikel werde ich mir in den nächsten Tagen mal vornehmen - wahrscheinlich ab 3.Januar. Im Moment habe ich keine Zeit. Am 31.12./1.1. bin ich kurzzeitig wieder in Hönow. Ob ich da mit Hilfe meiner Mutter weitere Informationen zusammentragen kann, weiß ich noch nicht.

corsa 29.12.2005 13:24

Das mit der BURG muss man vermutlich nicht so woertlich nehmen.
Im vorletzten Jahrhundert und Anfang des letzten war es scheinbar ueblich, den Begriff BURG auch auf simple Neubauten von Herrenhaeusern etc. zu uebertragen, vermutlich ein bisschen eine Reminiszenz an so Sprueche wie "My home is my castle" (ja die Cocooning Welle der 1990 ist nichts Neues). Ich hab bei meinen kolonialgeschichtlichen Themen auch mal ueber eine Wehlenburg gestutzt (ich glaub das war Ostasien), das entpuppte sich dann als ein tropisches Herrenhaus einer deutschen Firma namens Wehlen, keine Aehnlichkeit mit ner Burg, hiess aber trotzdem offiziell so.

Das Objekt scheint eine Ausbildungseinrichtung von HAKuSch gewesen zu sein (Hauptabteilung Kader und Schulung). Das mit dem Ferienobjekt war vermutlich Tarnung.

<Den Wikipedia-Artikel werde ich mir in den nächsten Tagen mal vornehmen

Guenstigerweise einfach ne neue Artikelseite namens Glücksburg/Hönow anlegen, soviel wie Du dazu schon zusammengetragen hast, lohnt es sich ja wirklich. Ich versuch mal die DDR Vergangenheit des Objekts ein bisschen zu beleuchten, sobald ich mal wieder Zeit fuer einen Besuch im Archiv finde.


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