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Hartmut 13.08.2004 19:12

Soldatengräber aus dem Zweiten Weltkrieg?
 
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Irgendwo im Ostharz zwischen den Ortschaften Friedrichsbrunn und Harzgerode werden vor einem alten Bergwerk stets frische Blumen niedergelegt. Die Chronisten beider Orte berichten gleichermaßen, dass dort im Zweiten Weltkrieg 12 deutsche Soldaten in einem wassergefüllten, tiefen Blindschacht versenkt worden sein sollen und seidem dort unten unerreichbar liegen.

Nun wollten wir gern mal herausbekommen, was es damit auf sich hat. Der Leiter des Arbeitskreises "Fledermäuse" des Landes Sachsen Anhalt, Bernd Ohlendorf, lud Pressevertreter und Rundfunkreporter des MDR zu einem Ortstermin ein. Auch beide Ortschronisten von Friedrichsbrunn, Herr Zehnpfund (ehemaliger Landrat des Kreises Quedlinburg) und Herr Mente aus Harzgerode waren gekommen. Bei so viel Prominenz traut man sich gar nicht zu erwähnen, dass auch wir als die "Altbergbau-Fraktion" mit zwei Tauchern anwesend waren.

Nachdem das kleine Mundloch durchklettert war (was besonders für den ausgerüsteten Taucher ein Problem war), führte ein ca. 20m langer Stollen zu dem ca. 5x7 m großen, mit glasklarem Wasser gefüllten Blindschacht. Am Stoß des Raumes ist in blauer Handschrift zu lesen, dass dort in Ehren 12 deutsche Soldaten liegen.

Der Taucher sprang und machte sich, gesichert von seinem Kollegen, auf den Weg in die Tiefe. Nach etwa 10 Minuten kehrte er zurück und wurde von allen Anwesenden gespannt erwartet. Seine Auskunft war: "Dort unten ist nichts". Keine Überreste von Soldaten, keine Waffen, keine Erkennungsmarken - nichts. Nur schöner Altbergbau, der seit Jahrhunderten unter Wasser steht.

Die Ortschronisten zeigten sich erleichtert, können sie doch nun einen ungeklärten Teil der Geschichte, was auch viele Menschen bis heute bewegt hat, als im guten Sinne erledigt zu den Akten legen.

Am nächsten Tag konnte man bei MDR 1 und MDR Info den erstellten Beitrag als 2-Minuten Sendung hören. Sehr kurz, aber immerhin sachlich korrekt.

Zu den Bildern.

1. Wann trifft man mitten im Wald schon mal einen Froschmann? Zumal, wenn es weit und breit scheinbar keinen See oder ein anderes Tauchgewässer gibt.

2. Bernd Ohlendorf, der Leiter des Arbeitskreises "Fledermäuse" vom Land Sachsen Anhalt, am Mundloch der alten Grube.

3. Heinz Mente, Orts-Chronist von Harzgerode

4. Radio-Interview unter Tage, die Inschrift am Stoß ist zu sehen

5. ReporterInnen wollen viel wissen...

Hartmut 13.08.2004 19:14

Weitere Bilder
 
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Weitere Bilder:

1. Der Taucher springt...

2. ...und macht sich auf den Weg in die Tiefe.

3. Schließlich ist er wieder oben und berichtet.

4. Wenn man nicht aufpaßt, hat man auf einmal ein Mikrofon vor dem Mund...


Gruß, Hartmut

Sorgnix 13.08.2004 21:02

ts. ts, ts, ...
 
... das nun ausgerechnet nur der Taucher nen Helm auf hat ... :rolleyes:
Sind die vom Radio geimpft?? :D

Schöne Aktion!
Ne (anständige) Unterwasserkamera hat der Taucher nicht zufällig?? ( :rolleyes: )

Gruß
Jörg

Hartmut 14.08.2004 06:34

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Ja, ja, die Helmpflicht... Natürlich war die "Altbergbau-Fraktion" des SDE-Forums ordentlich ausgerüstet. Nur mich hinter der Kamera sieht man nicht auf den Fotos, und unsere anderen Leute mußten den offiziellen Vertretern den Vorrang lassen und wegen Platzmangels im Zugangsstollen ausharren. Das hätte mich auch fast betroffen, wenn nicht unsere Taucher auf Fotos bestanden und mich nach vorn gerufen hätten.

Ich bin zwar der Initiator, aber nicht der Organisator gewesen. Es hat mir auch nicht gefallen, dass viele Leute so fast ganz "oben ohne" eingefahren sind. Vielleicht hätte Herr Ohlendorf als Landesvertreter seine Gäste im Vorfeld auf nötige Ausrüstung hinweisen sollen.

Übrigens müßte zu dieser Befahrung auch ein Bildbericht in der "Mitteldeutschen Zeitung" erscheinen bzw. schon erschienen sein. Journalisten waren genug vor Ort. Leider haben wir keinen Zugang zu dieser Zeitung, da anderer regionaler Bereich. Vielleicht hat ja irgend jemand etwas davon gelesen? Ich zeig hier mal ein Foto dieses MZ-Reporters (zweiter von links), Stichwort Helmpflicht :D

Gruß, Hartmut

HarryG († 2009) 14.08.2004 06:56

Hallo Hartmut
Hut ab, echt saubere Arbeit :yeap :yeap

Harry

Muecke 16.08.2004 19:39

Ein löblicher Beitrag Hartmut. Hast Du eventuell noch ein Bild des blauen Schriftzuges von den zwölf Bestatteten ? Würde mich mal sehr interessieren.

Gruß Uwe

Hartmut 16.08.2004 20:57

Glück Auf, Mücke

Leider ist ausgerechnet dieses Foto nichts geworden - sehr unscharf. Wenn ich vielleicht nochmal dort in der gegend sein sollte, werde ich die Inschrift nochmal fotografieren.

Gruß, Hartmut

Muecke 17.08.2004 12:28

Ja mach das bitte mal. Ich bin schon gespannt.

Danke sagt Uwe

svenismk2 17.08.2004 12:34

ist der schriftzug nicht auf dem 4 bild zu erkennen?

Muecke 17.08.2004 13:02

Ähem, räusper, räusper, jetzt wo Du das sagst, sehe ich es auch. Danke für den Hinweis. :uii
Trotzdem könnte ja Hartmut bei Gelegenheit ein besseres Foto einstellen. Interessant wäre auch, womit das geschrieben wurde. Farbe mit Pinsel ? o.ä.

Gruß Uwe

Hartmut 27.08.2004 21:34

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Inzwischen sind wir nochmal dort gewesen und ich habe ein besseres Foto von dem Schriftzug am Stoß. Das erste Bild ist mit aktivierter Blauverstärkung der Digicam fotografiert. Bei dem zweiten Bild habe ich mittels Bildbearbeitung versucht, die blaue Schrift noch mehr herauszuarbeiten aus dem selben Bild.

Kann vielleicht jemand etwas mehr Text erkennen als ich?

Gruß, Hartmut

Muecke 28.08.2004 18:23

Hallo Hartmut,

leider kann ich auch nichts weiter entziffern als das bereits genannte. Was steckt denn da für ein Teil über dem "a" bei dem Wort Soldaten? Sollte das natürlichen Ursprungs sein?

Gruß Uwe

Hartmut 28.08.2004 19:03

Das ist ne Bohrerspur aus neueren Zeiten. Kann sein, dass hier die SDAG "Wismut" in den 50er Jahren nach Uran für russische Atombomben gesucht hat. Die haben das damals in so ziemlich allen alten Gruben im Ostharz gemacht. Glücklicherweise ist man nicht so recht fündig geworden. Sonst würde es heute in unserer Gegend wohl anders aussehen.

Gruß, Hartmut

basti 29.08.2004 22:00

ich hab mal eine frage die blaue farbe soll also von vor cirka 60 jahren sein???
ich dachte in so höhlen ist es feucht und wasser rinnt an den seiten oder von der decke

rings um diesen schriftzug sind kalk ablagerungen und diese haben nicht die schrift überdeckt?? komisch

basti

Ralf 29.08.2004 22:21

Nun, die Spuren gehen aber auch über die Schrift...

Allerdings stelle ich mir die Frage, wo sind die 12 hin??
Wurden dort die ganzen Jahre Blumen umsonst abgelegt?

Hartmut 29.08.2004 22:25

Stimmt. Um solche (und andere) Unstimmigkeiten zu klären, wurde der Blindschacht doch betaucht. Wie oben zu lesen ist, wurden auch keine Überreste menschlicher oder anderer Art von den Tauchern im Gesenk gefunden. Somit entbehrt auch die Inschrift jeglicher historischer Wahrheit.

Dies zu klären, war der Anlass unseres Unternehmens.

Bei unserem zweiten Besuch an der Grube, bei dem ich die Schrift nochmals fotografiert hatte, lagen auch keine frischen Blumen mehr vor dem Mundloch. Unser Befahrungs- bzw. Tauchergebnis scheint sich also bereits herumgesprochen zu haben.

Ich finde es eigentlich gut, dass nichts gefunden wurde und die ganze Geschichte somit zu einem "Happy End" gekommen ist. An die Alternative mag ich gar nicht denken...

Gruß, Hartmut

Ralf 29.08.2004 22:37

So gesehen magst Du mit dem Happy End recht haben....
ich stelle mir nur vor, Jahrelang legt jemand Blumen an einer vermeintlichen "Grabstätte" nieder und da ist nix.

Hier dann für mind. einen kein Happy End

kerby 02.09.2004 10:52

Hallo Hartmut .
Ist im Gesenk/Schacht schluß oder erschließen sich im Unterwasserbereich noch Stollen und Abbaue ?

Glück Auf

Hartmut 02.09.2004 12:27

Das Gesenk ist ca. 21 Meter tief. Unten geht ein kurzer (ca. 10 Meter) und ein "unendlich" langer Stollen ab. Strömung im Wasser ist nicht nachweisbar. Die Sichtweite im Wasser betrug vor dem Aufwühlen von Sedimenten durch Bewegungen des Tauchers ca. 30 Meter.

Bemerkenswert ist der aufgeräumte Zustand der Grube in dem Bereich unter Wasser, in den der Taucher vordringen konnte. Es ist fast kein altes Bauholz wie Balken usw. vorhanden, und auch der in anderem Altbergbau übliche Müll fehlt dort völlig.

Quertaucher 03.09.2004 14:24

Kein Altbergbaumüll
 
Hi,

nach Auskunft des Friedrichsbrunner Ortschronisten ist der Bereich deshalb so aufgeräumt, weil 1938 das Wasser abgepumpt wurde, um eine Reaktivierung der Grube zu prüfen. Dabei hat man natürlich auch beräumt. Außer einigen Hölzern und einer Fahrte ist der Ausbau fast wie ausgefegt und nur an einigen Stellen etwas unübersichtlich mit Ablagerungen, die nachträglich wohl in das Gesenk geworfen worden sind.
Die gestellte Hypothese eines Kriegsgrabes- gleich welcher Herkunft - kann aber inzwischen mit höchster Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
Einzig möglich wären frührere taucherische Einsätze, die zur Entfernung jeglicher Beweismittel/ Reste aus dem II. WK geführt haben müßten. Dies ist aber von keiner Seite belegt oder bekannt.
Möglich wäre auch, daß die Inschrift jüngeren Datums ist und von Leuten stammt, die ein Interesse haben, Ehrenhaine zu installieren oder gerüchteweise kolportierte Orte zu solchen aufzubauen.

Schon deshalb war die Aktion fruchtbringend.


W.

Hartmut 04.09.2004 17:28

Freundlicher Weise schickte mir heute die "Mitteldeutsche Zeitung" ein Exemplar vom 2. September 2004 mit dem Beitrag zu unserem Thema. Ich hab das mal eingescannt, was aber auf Grund meines A4-Scanners und der bedeutend größeren Seite zu Schwierigkeiten geführt hat. Aus diesem Grund sind hier 3 Bilder zum Anklicken, was eigentlich eine Zeitungsseite quer hätte sein sollen.

http://img37.exs.cx/img37/5198/Linker-Teil.th.jpg , http://img37.exs.cx/img37/4658/Rechter-Teil.th.jpg , http://img37.exs.cx/img37/6871/Bild25.th.jpg

Gruß, Hartmut

kerby 07.09.2004 07:00

Hallo Hartmut !
Wie sieht es mit der Erkundung des "unendlich langen" Stollens aus ? Ist da noch mal was geplant? Die Grundzeit ist mit Pressluft nicht allzu dicke aber für einen Erkundungsvorstoß durchaus geeignet. Ansonsten Deko-Buddeln im Schacht deponieren .Existiert denn ein Riss von der Grube , auf welchem man erkennen kann , wo der Stollen hinführt und wo er Maximaltiefe erreicht ? Wäre für eine endgültige Klärung sicher hilfreich.

Glück Auf

Hartmut 07.09.2004 08:55

Glück Auf, Kerby

Es gibt in dieser Gegend viele Gruben, die irgendwie und unbekannterweise miteinander verbunden sind. Selbst die Einheimischen dort und Archivexperten sind sich unsicher, was das für ein Stollen dort unten ist.

Variante 1 ist, dass es sich um einen ca. 1000 m langen, nie durchschlägig gewordenen Wasserlösestollen handelt.

Variante 2 meint, dass es weiter unterhalb der Grube ein zugemauertes Mundloch gibt (es ist tatsächlich vorhanden), und die Grube deshalb abgesoffen ist. Auch bei dieser Variante müsste der unter Wasser gelegene Stollen ca. 1 km lang sein.

Momentan haben wir in und mit dieser Grube nichts weiter vor. Es kommt die kühlere Jahreszeit, in der das Betreten solch kleiner Objekte aus Gründen des Naturschutzes (Fledermäuse) eh unterbleiben sollte. Wir haben doch auch alles Wichtige zur Vergangenheit dort heraus gefunden. In den ca. 20 m zugänglichen Stollen sind keine Geheimnisse verborgen, und frische Blumen gibt's dort auch nicht mehr :rolleyes:

Gruß, Hartmut

Sorgnix 10.09.2004 01:12

Nun ja ...
 
... wenn ich mir folgende Aussage vor Augen führe ...

Zitat:

Zitat von Hartmut
Das Gesenk ist ca. 21 Meter tief.

... dann kommen mir für Variante 2 einige Zweifel auf. :rolleyes:

Die Vermauerung müßte also einen ziemlichen Wasserdruck aushalten - vorrausgesetzt, es wäre ein ca. 1 Km langer Lösungsstollen.
DER müßte dann ja auch noch ein wenig Gefälle haben, so daß sich die 21 m noch ein wenig (unwesentlich) erhöhen ... :rolleyes:

Wenn auch der Verschluß nun nicht gleich wie ein Sektkorken aus dem Mundloch geknallt wird, so wäre sicher einiges an austretender Feuchtigkeit festzustellen.
... denn DIE Abdichtung gibt es am Bau noch nicht, die einen solchen Druck in nem nachträglichen Verschluß auf Dauer standhält.

Es wird dann wohl eher - meiner unmaßgeblichen und nicht vor Ort gewesenen Meinung nach - in Richtung Variante 1 gehen ... ;)

wohlmeinenderweise
Jörg


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