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-   -   Eine interessante Geschichte mit Hintergrund (http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=38493)

ogrikaze 18.01.2008 21:18

Eine interessante Geschichte mit Hintergrund
 
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Hallo Leute, ich hatte dazu zwar schon mal an anderer Stelle geschrieben, aber weil es so interessant ausgegangen ist poste ich es einfach noch mal.
Zur Geschichte: Ich wurde von der Versicherung eines KFZ-Halters beauftragt, ein eingefahrenes Grundstückstor zu erneuern. Während der Ausführung des Auftrages, bin ich mit dem älteren Grundstücksbesitzer so ins Gespräch gekommen, wir waren uns irgendwie beide gleich sympathisch.
Als er erfahren hat das ich mich für alte Sachen und für Geschichte interessiere, meinte er so:
“Ich habe da eine alte Eisentruhe von meinem Ur-Ur-Ur Großvater, leider ist irgendwie der Schlüssel abhanden gekommen, es ist zwar nichts besonderes drinnen, aber vielleicht können sie mal versuchen sie zu öffnen.” Wir gingen in den Keller und er zeigte mir das genannte Objekt, wobei meine Augen sofort glänzten. Ich habe ihm gesagt, dass ich es versuchen werde, ohne die Truhe zu beschädigen.
Im gehen erwähnte er noch so nebenbei, das sein Vorfahre eine hohe Persönlichkeit in Sachsen gewesen wäre und er die Truhe selber gebaut hätte, als Gesellenstück oder Ähnliches. Auch ohne das Innenleben des Stückes zu kennen, habe ich ihm sofort gesagt, wenn er sich je davon trennen will, soll er zuerst mich fragen.
Gesagt, getan, ich die Truhe in die Werkstatt mitgeschleppt , dachte zuerst ich brauche nur die Scharnierbolzen zu entfernen und das Dingens ist offen. Aber unsere Vorfahren waren auch nicht so blöd, habe schnell gemerkt, dass daraus nix wird. Da ich das gute Stück nicht beschädigen wollte, hab ich mich ans Schlüsselfeilen gemacht. Den genauen Vorgang erspare ich Euch, das führt zu weit.
Ich hab es schließlich ohne Beschädigung geschafft, die Truhe zu öffnen und vom handgemachten Innenleben war ich sofort begeistert. Und ein Schlüssel war nun auch wieder da.
Leider war der netter Herr bei der Truhenrücklieferung im Krankenhaus, seine Frau meinte nur, dass sich ihr Mann melden werde, wenn er wieder genesen ist.
Geld habe ich keins genommen, es war für mich Belohnung genug, solch ein Teil mal näher studieren zu können. Für mich war die Sache damit erledigt.
Heute kam nun folgender Brief an, ich zitiere mal gleich hier, da könnt Ihr Eure Augen schonen.

“Wie wir Ihnen versprochen haben, melde ich mich nach meinem Krankenhausaufenthalt bei Ihnen.
Zu meiner Freude fand ich die eiserne Reisetruhe meines Ur-Ur-Urgroßvaters Christian Friedrich Brendel (!776-1861) an seiner alten Stelle vor, mit der Besonderheit, dass man sie mit einem neuen
Schlüssel öffnen kann. Ich bin von Ihren Fertigkeiten, lieber Herr........... Begeistert und bedanke mich hiermit für Ihre geleistete Arbeit, die natürlich bezahlt werden muß. Teilen Sie mir bitte mit, welchen Betrag ich Ihnen schuldig bin. Wie Sie wissen, bin ich telef. Über.......... zu erreichen. Wenn Sie Interesse haben, alte Fundstücke z.B. aus dem .............. Aufzuspüren, bin ich Ihnen gern behilflich.
Zur Geschichte der Reisekassette, die Sie öffneten:
Christian Friedrich Brendel war ein geschichtlich noch heute bekannter Maschinenbauer. Er konstruierte und baute unter Anderem die erste Dampfmaschine im mitteldeutschen Raum, in Bad Dürrenberg bei Merseburg. Er wurde vom Oberbergamt in Freiberg auf eine Studienreise nach England
1802-1805 geschickt. Auf dieser Erkundungsfahrt führte er die eiserne von Ihnen geöffnete Reisekassette mit.
Sie sehen, die Geschichte der alten Reisetruhe ist sehr interessant und es gibt Literatur über die Englandreise meines Urgroßvaters. Für heute viele Grüße Ihr.......”

Habe natürlich sofort gegoogelt: http://de.wikipedia.org/wiki/Christi...edrich_Brendel
Eine schönes Stück Geschichte, und ich werde auf jeden Fall diesen netten Mitbürger noch mal besuchen und als Arbeitslohn weitere interessante Geschichte verlangen.

Dirk.R. 18.01.2008 23:12

TOP
 
Du hast wirklich einen seltenen Fund gemacht!

(allein die SchlossMimik bringt mich zum sabern..ein Traum für einen Schlosser)

Phillip J. Fry 18.01.2008 23:18

Genial!:yeap

Wenn man bedenkt, kein Winkelschleifer, kein Bandschleifer, alles Handarbeit!

Schönes Stück, noch schönere Geschichte dahinter!

Deistergeist 19.01.2008 00:15

Ich bin begeistert!

Reiner_Bay 19.01.2008 00:18

Super Bericht :yeap

desert-eagle († 2020) 19.01.2008 08:54

Keine Schrauben zu erkennen, seh ich das richtig, daß alles vernietet ist?
Wirklich bemerkenswert dieses handwerkliche Meisterwerk! Kannst du was zu dem ungefähren Gewicht einer solchen Truhe sagen?
MFG Desert-Eagle

guymod 19.01.2008 12:28

Immer wieder erstaunlich über welche Umwege bzw. durch welche Umstände man auf die interessantesten Menschen und ihre Geschichten stösst. :yeap

Brainiac 19.01.2008 12:59

Nicht Schlecht! :yeap
Die Kiste selbst hat mich doch stark am Kollegen Holck seine erinnert - da auch aus Sachsen vielleicht sogar vom selben Hersteller...

http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=16950

gerohoschi 19.01.2008 13:16

Mann, sowas les ich gerne. Topp!!! Und das Schließsystem der Kiste is ja echt der Hammer- Präzisionsarbeit!!! :clap

LeodaVinci 19.01.2008 15:27

Dem Interessierten öffnet sich die Welt..... halt uns auf dem laufenden, wenn es wieder interessante Geschichten zu hören gibt...


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