Historische Altbergbau-Wanderungen um Wernigerode

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  • Hartmut
    Landesfürst


    • 09.03.2004
    • 835
    • Wernigerode

    #1

    Historische Altbergbau-Wanderungen um Wernigerode

    Quelle: LDZ Wernigerode vom 9. Januar 1973
    LDZ bedeutet "Liberal Demokratische Zeitung". Es war ein Parteiorgan in der damaligen DDR. Der Autor des Artikels, Dr. Georg v. Gynz-Rekowski, war Pfarrer und Heimatforscher in Wernigerode. Er ist seit längerem verstorben.

    Wanderwege um Wernigerode

    Mit Sankt Georg ins neue Jahr
    Dreimal schaut uns der Hl. Georg in unserer Stadt an. Als Plastik an der nach ihm benannten Kapelle, als Knaggenfigur am Rathaus, als einstige Knaggenfigur nun im Restaurant des "Gothischen Hauses". Oben im Feudalmuseum befindet er sich auch. Um ihm aber außerhalb noch zu begegnen, ist ein kleiner Wanderweg notwendig, nicht lang, aber erholsam und heilsam nach der Fülle der Feiertage. An ihnen war das Wanderwetter ideal. Eisig kalt im Tal, mit zauberhaft glitzerndem Reif, und droben auf der Höhe ein tiefblauer Himmel.

    Genau zu solchem Wechsel lädt der Weg zu St. Georg ein. Vom Bahnhof Steinerne Renne kurz zurück bis zum Beginn der "Goslarschen Gleie". Alles vorzüglich beschildert, als Rundwanderweg 3. Dazu auch der fachliche Hinweis, daß nach kurzem Aufstieg der Goslarschen Gleie dort ein Kupfererzbergwerk war, von 1300 bis 1734, wie geschrieben steht, und mit dem Namen "Sankt Georg". Der auf die Hundertzahl abgerundete Anfang will relativ verstanden sein.

    Die erste Nachricht überhaupt von einem Bergwerk bei Wernigerode findet sich im Jahre 1310, kurz notiert als "Renoldes Hütte vor Wernigerode". Wo diese lag, weiß niemand. 1397 heißt es von einer Hütte, daß sie liegt, "da man geht nach Hasserode", 1419 "vor dem Westerntor". Exakt am Pipersberg und damit an der Goslarschen Gleie, die damals aber Linhartsleite nach einem Familiennamen hieß, wird ein Bergwerk erst am 7. März 1519 genannt. Zum Ende des 16. Jahrhunderts wird dann auch für diese Anlage der Name "Sankt Georg" erwähnt.

    Der Wanderer sieht an der bezeichneten Stelle nicht allzuviel von der einstigen Anlage. Die Mundlöcher sind verfallen. Nur wer sich nicht scheut, sowohl den Hang des Piperberges und den gegenüberliegenden zum Bielstein hin zu erklettern, der findet dort noch deutlich die Vertiefungen alter Pingen, also offener Schächte. Eine solch steile Krabbelei links hinauf läßt viele alte Abeitsspuren entdecken und spart wandermäßig den Bogen der Goslraschen Gleie aus, die heute nicht mehr in alter Weise hinauf steil führt, sondern auf den Hangweg mündet, der seltsamerweise entweder Bürgermeisterstieg öder schlicht Bürgerstieg heißt. Beides ist überliefert. Als Endziel winkt oben die Buche an der Mönchenlagerstätte. -nz.
  • Hartmut
    Landesfürst


    • 09.03.2004
    • 835
    • Wernigerode

    #2
    Quelle: LDZ Wernigerode vom 23. Januar 1973
    Autor des Artikels: Dr. Georg v. Gynz-Rekowski

    Wanderwege um Wernigerode

    Unterirdische Wege
    Wernigerode bietet alles. Verleiden Regen, Glatteis und Nebel jedweden Wanderweg, so öffnen sich die Berge, um hier den Wanderer von jedem Wetter unabhängig zu empfangen. Der alte Bergwerksbetrieb an der Goslarschen Gleie zeigt sich dieser Art gar nicht einladend, wie zuletzt der Wanderer feststellte. Aber das einst hier gelegene Kupfererzbergwerk "St. Georg" erstreckte sich über den ganzen Piperberg, nicht nur am Westhang entlang. Um so imponierender der unterirdische Weg am Osthang.

    Am Ausgang von Hasserode, zu dem im sogenannten Breiten Tal die Holtemme von oben her fließt, lagert sich nordwestlich der Piperberg. An seinem ansteigenden Wiesenhang stehen das ganze Jahr über die Kästen der Bienenvölker. Hinter diesen kreuzt der Wanderer den Forstweg nach oben, erkennt sehr bald einen Buckel am Bergeshang und trifft auf diesem einen Stolleneingang, der noch relativ neu mit Ziegelsteinen ummauert ist. Bis 1900 wurde in diesem Stollen Sprengstoff gelagert, jetzt nicht mehr. Fast aufrecht, nach knietiefem Eintritt, läßt es sich in diesem Stolen spazierengehen, bis Schutt schließlich den weiteren Weg hindert. Schade, sonst würde der Wanderer trotz der Erdentiefe bald den Himmel über sich sehen, da oberhalb des Stolleneinganges, etwa 50 Schritt darüber, senkrecht ein Schacht abstürzt, etwas lebensgefährlich ungeschützt.

    Dies alles aber ist nur die Einleitung, um nun oberhalb der Erde zum gegenüberliegenden Beerberg hinüberzuwechseln. Auch hier wurde früher nach Kupfererz geschürft, vermutlich überhaupt zuallererst. Als ältester Name einer solchen Bergwerksanlage ist "Die heilige Dreifaltigkeit" bekannt, wahrscheinlich im 16. Jahrhundert, um dann bei den erneut intensiven Schürfungen im 18. Jahrhundert zeitentsprechend den Namen "König Friedrich" zu führen.

    Am unteren Weg des Piperberges stehen noch die alten Grenzsteine, die zwischen dem gräflich Wernigeröderischen und dem Königlich Hasseröderischen Forst unterscheiden. -nz.

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