Erztransport auf "Hunden"

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  • HarryG († 2009)
    Moderator

    Heerführer

    • 10.12.2000
    • 2566
    • Bad Sachsa, Niedersachsen (Südharz)
    • Meine Augen

    #1

    Erztransport auf "Hunden"

    Förderung auf den oberharzischen Gruben um 1830

    Auf längeren Stollen und Strecken wurden Gefäße mit vier Rädern (Hunde) eingesetzt.

    Dieses waren:
    1. Ungarische Hunde auf doppelten Pfosten oder auf aufgekrämpten eisernen Schienen.
    Mit aufpacken fassten sie 1 Tonne Gebirge von durchschnittlich 6 1/3 Cubikfuß Inhalt.
    Sie stürtzen sich auf Rollen, die am Kasten angebracht, auf besonderen Sturzbäumen über den Füllörtern auflaufen.

    2. Stürzhunde mit festen Kasten und Scheibenrädern, deren Scheiben zwischen eiseren Bahnen laufen. Zwei größere Räder liegen nur wenig vor dem Schwerpunkt des Kastens, so daß mit Leichtigkeit darauf gestürzt werden kann, indem sich der ganze Hund hinten leicht heben läßt und vorn mit einer Klappe versehen ist.
    Diese Fördergefäße faßten 2 bis 3 Tonnen.
    Sie dienten auf den Gruben „Regenbogen und St. Margarethe“; desgleichen im clausthaler Tal auf längeren Strecken.

    3. Große englische Hunde mit unbeweglichen Kasten, welche auf der Brücke stürzten, waren nur noch wenig im Gebrauch. Sie fassten 4 Tonnen und mit Aufpacken 6 Tonnen.
    Sie waren auf der Grube „Dorothea“ auf eiseren Schienen in Gebrauch.

    4. Stürzhunde mit beweglichen Kasten.
    Sie gehen wie unter 2 und 3 auf gegossenen Schienen und haben Räder mit inneren Scheiben. Von allen vorigen unterscheiden sie sich durch die Beweglichkeit des Kastens, welcher auf einer Achse gehoben werden konnte.

    5. Kleinere Stürzhunde mit beweglichen Kasten von ähnlicher Einrichtung waren vor der Stürze zu Schulenberg und auf dem Georgstollenorte im Spiegeltal im Gebrauch.
    Sie faßten 1 ½ und mit Aufpacken 2 Tonnen

    6. Die Erfindung der kleinen Stürzhunde mit beweglichen Kasten hatte zur Erbauung großer englischer Hunde Veranlassung gegeben, die 4 und mit Aufpacken 6 Tonnen fassen konnten.
    Sie waren auf der Grube „Silbersegen“ im Gebrauch.

    7. Deutsche Hunde ohne Spurnagel die auf 3 Pfosten liefen und an den Kanten Leitstangen hatten. Zwei Mann waren zur Bedienung notwendig.
    Sie faßten 1 Tonne und mit Aufpacken 1 1/2 Tonnen

    8. Deutsche Hunde mit Spurnagel zu den Lautenthaler und Bockswieser Gruben.
    Die Bahnstücke ruhten auf hölzernen Straßbäumen, die entweder auf hölzernen Querlagen oder auf Grundsteinen in verschiedener Art befestigt wurden.
    Diese Bohlen wurden durch eine 5 cm breite Rille voneinander getrennt. In diese Rille griff der Spurnagel, der auf der Mitte einer Achse saß, um so das Abgleiten der Hunde von den Bohlen zu verhindern.

    Ende des 16. Jahrhunderts kam dieser Hundslauf durch Harzer Bergleute nach England.
    1775 gab es die ersten eisernen Schienen im Harz.
    1806 wurde zwischen Dorotheer Halde und Dorotheer Erzwäsche ein solcher Schienenstrang gelegt.
    Das war die erste Eisenbahn auf dem europäischen Festland.
    Das Wort „Hund“ kommt aus dem slawischen Volksgut, wo „Hintow“ Wagen heißt.

    Es gibt verschiedene Schreibweisen des Wortes Hund.
    Im Harz sagte man Hund.
    In anderen Gebieten wurde Hint oder Hunt gesagt.

    Bild 1: 19. Strecke Kaiser Wilhelm II, 769 m unter Tage, Erzscheidung
    Bild 2: 19. Strecke Schacht Kaiser Wilhelm II, 769 m unter Tage
    Bild 3: 20. Strecke Schacht Kaiser Wilhelm II, Kreiselwipper 811 m unter Tage
    Bild 4: 20. unteres Füllort Schacht Kaiser Wilhelm II, 823 m unter Tage

    Quellen:
    Privatarchiv HarryG
    Zimmermann: Der Harz 1934
    Duden
    OBA Clausthal

    Glückauf
    Harry
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    Glück Auf!
    Harry

    Nur die Harten kommen in den Garten!
    Und ich bin der Gärtner

    Harry hat uns am 4.2.2009
    nach schwerer Krankheit für immer verlassen.
    In stillem Gedenken,
    das SDE-Team
  • UHG
    Geselle


    • 02.09.2004
    • 92
    • Sachsen
    • keine

    #2
    Erztransport mit Wagen

    Die interessanteste Art ist die in Oberschlesien (Zabrze) praktizierte (s. auch Beitrag Bergwerkskanäle) hier gab es Fahrgestelle, die von Pferden gezogen wurden. Auf diese Fahrgestelle wurden die Kästen zum Kohlentransport aufgesetzt. Die Schachtförderung wurde mit Kästen durchgeführt, die Kästen wurden an die Förderseile angeschlagen. Beim Transport mit Kähnen wurden diese Kästen mit Krananlage (handbetrieben) in die Boote umgeladen. Wenn man es richtig nimmt, war hier die Geburtsstunde des Containers. Diese Tranportarten lassen sich am vorhandenen Rissmaterial (ehemals Rissarchiv Oberbergamt Breslau, heute zum größten Teil Bergbaumuseum Zabrze) nachweisen.

    Gruß Uli

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    • Hajo
      Heerführer

      • 29.09.2003
      • 3112
      • NRW
      • C-Scope 1220 B

      #3
      @ Harry

      Die auf Deinen Bildern dargestellten "Wagen",sind aber keine "Hunde" in dem Sinne,wie sie einmal tatsächlich ausgesehen haben.
      Diese waren sehr viel kleiner!
      Auf den Bildern sieht man die ersten Förderwagen.
      Auf Bild Nr.3 ist eine "Rollkippe" zu sehen,mit deren Hilfe die Förderwagen auf den Kopf gestellt wurden,um sie so zu entleeren.

      Glückauf
      Uli
      Wenn ich nur darf,wenn ich soll,aber nie kann wenn ich will,dann mag ich auch nicht,wenn ich muß....

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      • HarryG († 2009)
        Moderator

        Heerführer

        • 10.12.2000
        • 2566
        • Bad Sachsa, Niedersachsen (Südharz)
        • Meine Augen

        #4
        @ Hajo
        Steht bei den Bildern bei, was es ist. (Bild3)
        Setz doch mal ein Bild eines Originals rein.
        Dann wird der geneigte Leser den Unterschied sehen.

        Harry
        Glück Auf!
        Harry

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        • Hajo
          Heerführer

          • 29.09.2003
          • 3112
          • NRW
          • C-Scope 1220 B

          #5
          Jau Harry,"Kreiselwipper" haben sie das Teil also früher genannt.

          Was meinst Du mit Originalfoto?
          Foto 3 ist doch ein O-Foto?!
          Oder meinst Du ein Foto von einer "neuzeitlicheren" Rollkippe?

          Da habe ich leider keines...
          Die sahen aber im Prinzip fast gleich aus,nur,daß sie mit Pressluftzylindern gedreht wurden.
          Glückauf
          Uli
          Wenn ich nur darf,wenn ich soll,aber nie kann wenn ich will,dann mag ich auch nicht,wenn ich muß....

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          • Hajo
            Heerführer

            • 29.09.2003
            • 3112
            • NRW
            • C-Scope 1220 B

            #6
            Ich habe doch noch etwas gefunden,wenn auch nicht komplett...
            Rechts unten im Bild ist der Rahmen einer "neuzeitlichen" Rollkippe zu erkennen.
            Das Foto zeigt Die Schachtanlage Minister-Achenbach,Schacht 4 in Lünen-Brambauer.
            Auf dem Förderturm befindet sich Heute das Colani-Ei oder im Volksmund auch "Ufo" genannt.
            Glückauf
            Uli
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            Wenn ich nur darf,wenn ich soll,aber nie kann wenn ich will,dann mag ich auch nicht,wenn ich muß....

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            • Bergmann
              Geselle

              • 05.12.2001
              • 99
              • bei Weimar
              • hä hä nö!

              #7
              Hallo Hajo,

              der Harry hat vollkommen recht. Das Bild zeigt einen Kreiselwipper (oder auch Kreiselkipper - beide Bezeichnungen stimmen). Diese Einrichtung dient zum Entleeren von normalen Förderwagen (ein Hund ist im übrigen nur das alte Wort für Förderwagen, die Größe spielt da kaum eine Rolle, wobei es natürlich richtig ist, dass die Wagen mit der Zeit größer, oder zumindest nicht kleiner geworden sind).
              Ein Rollkipper ist etwas ganz spezielles, auf keinem der Bilder ist ein Rollkipper. Der Rollkipper ist für besondere Rollkippwagen gebaut, welcher KLAPPBARE SEITENWÄNDE hat. Je nach Winkel im Kipper öffnet sich die Seitenwand selbständig und schliesst bei verlassen des Winkel selbständig wieder.
              Schlägel und Eisen mein Wappen mein Schild!

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              • Hajo
                Heerführer

                • 29.09.2003
                • 3112
                • NRW
                • C-Scope 1220 B

                #8
                siehe unten,
                sch Technik...
                Zuletzt geändert von Hajo; 20.02.2005, 19:56.
                Wenn ich nur darf,wenn ich soll,aber nie kann wenn ich will,dann mag ich auch nicht,wenn ich muß....

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                • Hajo
                  Heerführer

                  • 29.09.2003
                  • 3112
                  • NRW
                  • C-Scope 1220 B

                  #9
                  [QUOTE=Hajo]Hä Hä,...
                  da meinst Du die Granby-Wagen,(die hatten wir auch),richtig!das waren Seitenentleerer,die wurden aber nicht in einer Kippe gerollt,sondern wurden beim Einfahren über den Kohlebunker,mittels einer an der Seite befestigten Rolle,die beim Einfahren über eine Zwangsführung,den Granby-Wagen Seitlich öffnete und er sich so entleerte.
                  Ein Wagen fasste bei uns ca.3t.

                  Und die Kreiselwippe,auf Harrys Foto,die lief auch auf Rollen,glaub mir..sie wurde nur "von Hand " betätigt!
                  Schau mal auf das Foto,da siehst Du,wie der Hauer seinen Fuß auf eine Querstange setzt!
                  Mit seinem Körpergewicht und richtig Schwung hat er dann den Wagen gedreht.
                  Wäre die Kreiselkippe nicht in Rollen gelagert,hätte er es nie geschafft,den Wagen zu drehen!

                  Die Technik mit den Luftzylindern kam erst später auf!

                  Glückauf
                  Uli
                  Wenn ich nur darf,wenn ich soll,aber nie kann wenn ich will,dann mag ich auch nicht,wenn ich muß....

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                  • Hajo
                    Heerführer

                    • 29.09.2003
                    • 3112
                    • NRW
                    • C-Scope 1220 B

                    #10
                    siehe oben...
                    Zuletzt geändert von Hajo; 20.02.2005, 19:56.
                    Wenn ich nur darf,wenn ich soll,aber nie kann wenn ich will,dann mag ich auch nicht,wenn ich muß....

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                    • Bergmann
                      Geselle

                      • 05.12.2001
                      • 99
                      • bei Weimar
                      • hä hä nö!

                      #11
                      ne ne ... ich meine nicht den granby wagen. suche mal die literatur dazu...
                      Schlägel und Eisen mein Wappen mein Schild!

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                      • Hajo
                        Heerführer

                        • 29.09.2003
                        • 3112
                        • NRW
                        • C-Scope 1220 B

                        #12
                        Hallo,Freunde des Altbergbaus,hier habe ich mal eine schöne,alte "Bergbau-Aktie".
                        Ich setze sie mal als Zip-Datei ein,weil man dann die Schönheit dieser Aktie wesentlich besser erkennen kann.

                        Glückauf
                        Uli
                        der noch 4 andere Aktien sein eigen nennt.

                        Wenn ich nur darf,wenn ich soll,aber nie kann wenn ich will,dann mag ich auch nicht,wenn ich muß....

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                        • alterbergbau
                          Landesfürst

                          • 28.06.2003
                          • 756
                          • Bochum
                          • Nase, Augen, Hirn

                          #13
                          Ein Hunt ist eine besondere (alte) Form des Förderwagen.
                          Nicht jeder Förderwagen ist demnach also ein Hunt oder Hund
                          Untertage darf nicht untergehen!

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