Torfabbau im Moor

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Hartmut
    Landesfürst


    • 09.03.2004
    • 835
    • Wernigerode

    #1

    Torfabbau im Moor

    Der Solling ist ein kleines Mittelgebirge und liegt südlich von Holzminden. Es gibt dort mehrere Hochmoore, die im Mittelalter intensiv zur Gewinnung von Torf genutzt wurden und heute unter Naturschutz stehen. Die damaligen Arbeiten haben Spuren hinterlassen, die den bekannten Pingen im Erzabbau ähneln.

    Meistens waren es Wanderglashütten, die zuerst das Holz verfeuerten. Wenn dies aufgebraucht war, benutzten sie Torf zum Heizen der Glasöfen. Wenn auch dieser nicht mehr vorhanden war, zogen sie einfach weiter.

    Bild 1 und 2 zeigen Stellen im Hochmoor, wo intensiv Torf abgebaut worden war.
    Bild 3 und 4 zeigen eine Ausgrabungsstätte einer Wanderglashütte, die gerade von den Archäologen winterfest gemacht worden war.
    Bild 5 läßt erkennen, warum wir gerade an diese Stelle hingezogen wurden. Der Bläser lockte endlose Echos aus den umliegenden Bergen hervor, nur für sich und dann auch für uns zur Freude.

    Ein Schild gab Auskunft zur Ausgrabungsstätte:

    Glashütte am .....teich

    - Bestand seit 1655
    - Gründer: Franz Seidensticker, dann Schwiegersohn Johann Seitz
    - 1664 Heinrich Freyenhagen Mitbesitzer (Bürgermeister von Uslar)
    - letzte Erwähnung: Der Universalgelehrte Leibnitz suchte 1681 die Hütte auf.
    - Ungewöhnlich lange Betriebszeit
    - Fertigung non Trinkgläsern, Vorrats-, Transport- und Destilliergefäßen, Fensterglas


    Entwicklung

    - Das Weserbergland war von 1150 bis 1850 ein wichtiges Herstellungsgebiet für Glas in Europa.
    - Seit dem 17. Jahrhundert weltweiter Handel
    - Holzasche + Sand bei 1200 - 1300 Grad Celsius = Glas
    - Wichtig: Große Holzvorräte, reine Sande, Gewässer (z.B. eine starke Quelle)
    - Gute Verkehrsanbindung
    - Produktion guter Gebrauchsgläser
    - Herstellung meist von Ostern bis Herbst
    - Vertrieb Weser abwärts bis Bremen und in die Niederlande, von dort bis nach Übersee.
    - Die Glasmacher waren angesehen wegen überdurchschnittlicher Einkommen und wegen besonderer Fähigkeiten.


    Organisation der Glashütte

    - Insgesamt ca. 20 bis 30 Beschäftigte und deren Familien
    - 2 "Schürer" heizten den Ofen auf Schmelztemperatur an.
    - ca. 6 bis 7 Weinglasmachergesellen
    - ca. 6 Fensterglasmacher
    - 1 Kesseljunge hob das Glas heraus
    - die Aufbläser und Wirker reckten die Glasblase in die Länge
    - der Strecker spaltete den Glaszylinder
    Das war mal Altbergbau aus ganz anderer Sicht.

    Gruß, Hartmut
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Hartmut; 17.10.2005, 20:29.
  • Generator
    Ratsherr


    • 30.05.2005
    • 248
    • Berlin
    • gesichtsmittige nase und 10 schmutzige finger

    #2
    Zum Thema Torf und Torfabbau sei noch der Hinweis erlaubt, dass man in Bremen Fahrten in einem historischen Torfkahn buchen kann.

    Die Fahrten sind recht geruhsam und man kann so einiges über den Torfabbau und den Transport lernen.

    Das Motto der Torffahrer ist vielsagend:

    Des Ersten Not
    des Zweiten Tod
    des Dritten Lohn
    A dwarf standing on the shoulders of a giant may see farther than a giant himself.

    Robert Burton in "Anatomy of Melancholy"

    Kommentar

    Lädt...