Quelle=http://www.blickpunkt-euskirchen.de
Auf Besuch in der Unterwelt
Alltagsgegenstände und Kunst sind im Bergbaumuseum Mechernich zu bewundern
Mechernich (pp). Diese Männer wissen wirklich, wo der Hammer hängt. Jedenfalls, wenn es sich um die Zuschlaghämmer, Schlägel und Fäustel im Besucherbergwerk in Mechernich handelt. Wobei der Schlägel das eigentliche Wahrzeichen der Bergleute ist. Doch die Hämmer sind beileibe nicht die größte Attraktion in der früheren Bleigrube Günnersdorf. Der Publikumsmagnet ist der unterirdische Teil, die alte Stollenanlage des modernen Besucherbergwerks.
Die 30 ehrenamtlichen Helfer des Fördervereins Bergbaumuseum Mechernich sorgen seit 1995 dafür, dass die bis in die Römer- und Keltenzeit zurückreichende Bergbautradition der Stadt Mechernich für nachwachsende Generationen und Touristen lebensnah erhalten bleibt. Sie hüten einen historischen Schatz, denn der über zwei Jahrtausende andauernde Blei- und Eisenerzabbau ist heute vollständig aus der Eifel verschwunden. Genau vor 50 Jahren, am 31. Dezember 1957, wurde "auf Spandau", wie das Mechernicher Bergwerk noch heute im Volksmund genannt wird, die letzte Schicht eingefahren.
Fördervereins-Vorsitzender Friedrich Hunsicker: "Die intensivste Zeit erlebte der Bergbau in Mechernich um 1880. Damals lebten und arbeiteten in dieser Stadt rund 4500 Menschen." Fußmärsche von 30 und 40 Kilometern sonntags abends zur Arbeit und am darauf folgenden Samstagnachmittag wieder nach Hause seien keine Seltenheit gewesen. Ein sicherer Arbeitsplatz in Mechernich stand in der ganzen Nordeifel hoch im Kurs.
In Mechernich wurde um 1880 so manches Bett die Woche über doppelt vermietet: Schlief der eine Bettmieter, war der andere "auf Schicht". Im heutigen Mechernicher Casino, der damaligen "Menage", übernachteten 400 Arbeiter zeitgleich und wurden dort auch verpflegt.
Die Grube Günnersdorf, das heutige Besucherbergwerk, geht auf diese Blütezeit des Mechernicher Bergbaus zurück. Um 1900 ließ das Interesse an der Grube nach, im Zweiten Weltkrieg dienten die unterirdischen Stollen als Luftschutzanlage. Bis zu 5000 Menschen, darunter Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Ärzte und sogar das Krankenhaus mit Operationssaal befanden sich damals in dieser Untertageanlage.
Ab 1953 begann der Betreiber des Bergwerks dann allerdings damit, mit Schlamm aus der Erzaufbereitung die Stollen und Abbaukammern der Grube Günnersdorf zuzuspülen. 1957 wurde der Bergbaubetrieb in Mechernich komplett eingestellt. 1989 begannen schließlich die fleißigen Männer von der Vereinigung der Berg- und Hüttenleute mit Unterstützung von Ralf Sawatzki vom Euskirchener Arbeitsamt und seinen ABM-Kräften, die alten Schächte und Stollen wieder freizulegen.
1995 konnte das Besucherbergwerk Mechernich mit dem angeschlossenen Bergbaumuseum eröffnet werden. Die Regie übernahm der rund 100-köpfige Förderverein. Zu ihnen gehörten damals schon die meisten der heute 30 aktiven "Berggeister", die fast alle die Pensionierungshürde bereits genommen haben.
Sie treffen sich jeden Monat in der Eingangshalle des Bergbaumuseums, um ihre Dienste abzusprechen. Die Kasse muss besetzt, Gäste qualifiziert geführt werden. Zudem müssen die Leute das rund 1000 Meter lange Stollensystem in Schuss halten. Dafür gehen sie turnusmäßig die Streben, Balken und auch das Stützmauerwerk ab, kontrollieren, bessern nach oder wechseln aus. "Ein Holzbalken hält unter Tage nur vier Jahre lang", weiß Friedrich Hunsicker.
Im Museum selbst gibt es vieles zu sehen, was mit der Bergbaugeschichte in Mechernich zu tun hat: Traditionsreiche Bergmannskleidung, alte Gerätschaften des täglichen Gebrauchs, historisches Kartenmaterial und ein Modell der Stollen, die weit verzweigt unter den Bleiberg und auch unter Teile der heutigen Stadt Mechernich getrieben wurden. Zudem liegen säuberlich in Vitrinen sämtliche Mineralien, die im hiesigen Boden zu finden sind.
Ein einem Extraraum hängen die Helme für potenzielle Untertagebesucher. "Ohne Helm lassen wir keinen Gast einfahren", sagt Friedrich Hunsicker und erklärt, dass der Bergmann grundsätzlich von "Fahrt" spricht und auch eine Leiter so genannt wird. Ohne Helm, klärt der Fördervereinsvorsitzende, würde auch kein echter Bergmann einfahren.
Ein paar Schritte nach der "Helmkammer" öffnet sich die Tür zu den Stollen und damit in die Welt der Bergleute. Eigenartig klare Luft schlägt dem Besucher entgegen, mannshohe Gänge machen das Vorankommen leicht. An der ersten Biegung empfängt eine Statue der Heiligen Barbara die Gäste. Außergewöhnliche Steinformationen an der Decke, Relikte aus einer längst vergangenen Zeit wie ein betagtes Telefon oder auch alte Grubengeräte lassen die Zeit unter Tage kurzweilig vergehen. Ist der Besucher nach so einem Tiefgang wieder aufgetaucht, sieht er die Welt an der Oberfläche oft mit anderen Augen.
Geöffnet ist das Besucherbergwerk rund ums Jahr täglich außer montags; jeweils um 14 Uhr findet an den Öffnungstagen eine Führung statt. Weitere Führungen werden sofort organisiert, wenn mehr als sieben Gäste zusammenkommen.
Am Ruhetag (Montag) werden nur angemeldete Gruppen geführt. Die Regelöffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 14 Uhr bis 16 Uhr, sonntags von 11 Uhr bis 16 Uhr. Erwachsene zahlen 4,50 Euro pro Karte, Kinder 3 Euro.
Für Familien und Gruppen gibt es eine Ermäßigung. Zusatzangebote wie eine Schatzsuche, eine bergbauhistorische Wanderung oder auch die Nutzung der nahe gelegenen Grillhütte sind auf Anfrage möglich. Sogar Trauungen durch das Standesamt Mechernich sind in der Grube Günnersdorf unter Tage möglich. Weitere Informationen gibt es unter 0 24 43/48 697 oder 0 24 43/490 bei der Stadt Mechernich.
Alltagsgegenstände und Kunst sind im Bergbaumuseum Mechernich zu bewundern
Mechernich (pp). Diese Männer wissen wirklich, wo der Hammer hängt. Jedenfalls, wenn es sich um die Zuschlaghämmer, Schlägel und Fäustel im Besucherbergwerk in Mechernich handelt. Wobei der Schlägel das eigentliche Wahrzeichen der Bergleute ist. Doch die Hämmer sind beileibe nicht die größte Attraktion in der früheren Bleigrube Günnersdorf. Der Publikumsmagnet ist der unterirdische Teil, die alte Stollenanlage des modernen Besucherbergwerks.
Die 30 ehrenamtlichen Helfer des Fördervereins Bergbaumuseum Mechernich sorgen seit 1995 dafür, dass die bis in die Römer- und Keltenzeit zurückreichende Bergbautradition der Stadt Mechernich für nachwachsende Generationen und Touristen lebensnah erhalten bleibt. Sie hüten einen historischen Schatz, denn der über zwei Jahrtausende andauernde Blei- und Eisenerzabbau ist heute vollständig aus der Eifel verschwunden. Genau vor 50 Jahren, am 31. Dezember 1957, wurde "auf Spandau", wie das Mechernicher Bergwerk noch heute im Volksmund genannt wird, die letzte Schicht eingefahren.
Fördervereins-Vorsitzender Friedrich Hunsicker: "Die intensivste Zeit erlebte der Bergbau in Mechernich um 1880. Damals lebten und arbeiteten in dieser Stadt rund 4500 Menschen." Fußmärsche von 30 und 40 Kilometern sonntags abends zur Arbeit und am darauf folgenden Samstagnachmittag wieder nach Hause seien keine Seltenheit gewesen. Ein sicherer Arbeitsplatz in Mechernich stand in der ganzen Nordeifel hoch im Kurs.
In Mechernich wurde um 1880 so manches Bett die Woche über doppelt vermietet: Schlief der eine Bettmieter, war der andere "auf Schicht". Im heutigen Mechernicher Casino, der damaligen "Menage", übernachteten 400 Arbeiter zeitgleich und wurden dort auch verpflegt.
Die Grube Günnersdorf, das heutige Besucherbergwerk, geht auf diese Blütezeit des Mechernicher Bergbaus zurück. Um 1900 ließ das Interesse an der Grube nach, im Zweiten Weltkrieg dienten die unterirdischen Stollen als Luftschutzanlage. Bis zu 5000 Menschen, darunter Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Ärzte und sogar das Krankenhaus mit Operationssaal befanden sich damals in dieser Untertageanlage.
Ab 1953 begann der Betreiber des Bergwerks dann allerdings damit, mit Schlamm aus der Erzaufbereitung die Stollen und Abbaukammern der Grube Günnersdorf zuzuspülen. 1957 wurde der Bergbaubetrieb in Mechernich komplett eingestellt. 1989 begannen schließlich die fleißigen Männer von der Vereinigung der Berg- und Hüttenleute mit Unterstützung von Ralf Sawatzki vom Euskirchener Arbeitsamt und seinen ABM-Kräften, die alten Schächte und Stollen wieder freizulegen.
1995 konnte das Besucherbergwerk Mechernich mit dem angeschlossenen Bergbaumuseum eröffnet werden. Die Regie übernahm der rund 100-köpfige Förderverein. Zu ihnen gehörten damals schon die meisten der heute 30 aktiven "Berggeister", die fast alle die Pensionierungshürde bereits genommen haben.
Sie treffen sich jeden Monat in der Eingangshalle des Bergbaumuseums, um ihre Dienste abzusprechen. Die Kasse muss besetzt, Gäste qualifiziert geführt werden. Zudem müssen die Leute das rund 1000 Meter lange Stollensystem in Schuss halten. Dafür gehen sie turnusmäßig die Streben, Balken und auch das Stützmauerwerk ab, kontrollieren, bessern nach oder wechseln aus. "Ein Holzbalken hält unter Tage nur vier Jahre lang", weiß Friedrich Hunsicker.
Im Museum selbst gibt es vieles zu sehen, was mit der Bergbaugeschichte in Mechernich zu tun hat: Traditionsreiche Bergmannskleidung, alte Gerätschaften des täglichen Gebrauchs, historisches Kartenmaterial und ein Modell der Stollen, die weit verzweigt unter den Bleiberg und auch unter Teile der heutigen Stadt Mechernich getrieben wurden. Zudem liegen säuberlich in Vitrinen sämtliche Mineralien, die im hiesigen Boden zu finden sind.
Ein einem Extraraum hängen die Helme für potenzielle Untertagebesucher. "Ohne Helm lassen wir keinen Gast einfahren", sagt Friedrich Hunsicker und erklärt, dass der Bergmann grundsätzlich von "Fahrt" spricht und auch eine Leiter so genannt wird. Ohne Helm, klärt der Fördervereinsvorsitzende, würde auch kein echter Bergmann einfahren.
Ein paar Schritte nach der "Helmkammer" öffnet sich die Tür zu den Stollen und damit in die Welt der Bergleute. Eigenartig klare Luft schlägt dem Besucher entgegen, mannshohe Gänge machen das Vorankommen leicht. An der ersten Biegung empfängt eine Statue der Heiligen Barbara die Gäste. Außergewöhnliche Steinformationen an der Decke, Relikte aus einer längst vergangenen Zeit wie ein betagtes Telefon oder auch alte Grubengeräte lassen die Zeit unter Tage kurzweilig vergehen. Ist der Besucher nach so einem Tiefgang wieder aufgetaucht, sieht er die Welt an der Oberfläche oft mit anderen Augen.
Geöffnet ist das Besucherbergwerk rund ums Jahr täglich außer montags; jeweils um 14 Uhr findet an den Öffnungstagen eine Führung statt. Weitere Führungen werden sofort organisiert, wenn mehr als sieben Gäste zusammenkommen.
Am Ruhetag (Montag) werden nur angemeldete Gruppen geführt. Die Regelöffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 14 Uhr bis 16 Uhr, sonntags von 11 Uhr bis 16 Uhr. Erwachsene zahlen 4,50 Euro pro Karte, Kinder 3 Euro.
Für Familien und Gruppen gibt es eine Ermäßigung. Zusatzangebote wie eine Schatzsuche, eine bergbauhistorische Wanderung oder auch die Nutzung der nahe gelegenen Grillhütte sind auf Anfrage möglich. Sogar Trauungen durch das Standesamt Mechernich sind in der Grube Günnersdorf unter Tage möglich. Weitere Informationen gibt es unter 0 24 43/48 697 oder 0 24 43/490 bei der Stadt Mechernich.


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