Einen herzlichen Glückwunsch und ein aufrichtiges "GlückAuf"
Seit 100 Jahren rettet Grubenwehr Bergleute in Not
Bochum, 08.12.2010

Bochum/Herne.
Die Grubenwehr feiert in diesen Tagen in Bochum ihr 100-jähriges Bestehen. Die meist ehrenamtlich arbeitenden Retter kommen bei Unglücken in Steinkohlebergwerken zum Einsatz.
Bergbau ist wieder im öffentlichen Blickpunkt. Nicht nur wegen der aktuellen Entscheidungen in Brüssel über dessen Zukunft in Deutschland. Die Grubenrettung in Chile zog Menschen auf der ganzen Welt in ihren Bann. Kein Wunder also, dass das 100-jährige Jubiläum der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen an der Ruhr Wellen schlägt. Sogar Bundestagspräsident Prof. Norbert Lammert kam zu der Feier ins Deutsche Bergbau-Museum und verlieh – stellvertretend für den Bundespräsidenten – das Grubenwehr-Ehrenzeichen.
Grubenwehr
Im Einsatz
Jedes Bergwerk hat eine autark einsatzfähige Grubenwehr. Die Anzahl der Trupps legt es jedoch gemeinsam mit der Hauptstelle fest. Dort werden die Mitglieder auch ausgebildet – von Explosionsschutz bis zum Sprengwesen, Grubenwetterung, Mess- und Regeltechnik.
„Grubenrettungen haben die Menschen schon immer bewegt“, meinte Michael Geßner, der Abteilungsleiter im Ministerium für Energie, Bau, Wohnen, Wirtschaft und Verkehr NRW. Das deutsche Grubenrettungswesen setze weltweit den Standard. Dabei obliegt der Hauptstelle in Herne die Organisation und Überwachung der mit viel freiwilligem Engagement gebildeten Grubenwehren in NRW und über die Grenzen hinaus im Saarland und Rheinland-Pfalz. Sie koordiniert außerdem Grubenwehreinsätze, bildet aus, testet Ausrüstung, entwickelt sie weiter und berät Bergwerke bei der Prävention und im Einsatzfall.
Über den wichtigsten Ausrüstungsgegenstand der Grubenwehrmänner redete bei der Feierlichkeit Stefan Dräger, der Vorstandsvorsitzende der Drägerwerk AG. „Die Entwicklung unserer Atemschutzgeräte und die Geschichte der Hautstelle hängen eng zusammen“, erklärte er. Schon 1897 wurden Rettungstrupps der Zeche „Shamrock“ in Herne mit den lebensrettenden Geräten ausgerüstet. Die Technik hat sich dank der Erfahrungen der Hauptstelle weiterentwickelt -- die Gefahren im Bergbau sind zum großen Teil die gleichen wie bei der Gründung vor 100 Jahren.
Die besonnenen Männer vom Pütt
Die Geschichte des Steinkohlebergbaus an der Ruhr, der Saar und anderswo ist auch eine Geschichte verheerender Unglücke. Bei schweren Unglücken sind seit 100 Jahren die Männer der Grubenwehr zur Stelle. Einer der Retter ist Ludger Mende.
Die Geschichte des Steinkohlebergbaus an der Ruhr, der Saar und anderswo ist auch eine Geschichte verheerender Unglücke. So starben zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast 350 Bergleute in der Zeche Radbod in Hamm, 405 Tote waren 1946 in der Zeche Grimberg in Bergkamen zu beklagen. Bei schweren Unglücken sind seit 100 Jahren die Männer der Grubenwehr zur Stelle. Einer der Retter ist Ludger Mende.
„Das sind die Männer, die nicht rückwärtsgehen“, beschreibt Mende den Mythos, der die fast ausschließlich ehrenamtlichen Mannschaften in der roten Schutzkleidung umgibt. „Zu dieser Elitetruppe wollte ich gehören.“ Dafür nahm der heute 49-Jährige, der es auf der Bottroper Zeche Prosper Haniel vom Berglehrling bis zum Steiger gebracht hat, eine harte Ausbildung in Kauf. Er schleppte bei Übungen 30 Kilogramm Ausrüstung unter Atemschutz durch die finsteren, engen Gänge des Ausbildungsgeländes und probte das Löschen von Grubenbränden und die Bergung verletzter Personen.
Seit 1993 ist er dabei. Damals habe ihn seine Frau besorgt gefragt: „Wenn die anderen flüchten, dann fährst du ein?“ Als dann der erste echte Einsatz kam, „ging mir selber ganz schön der Stift“, beschreibt Mende seine Aufregung. Er als Neuling habe sich an die erfahrenen Grubenwehrmänner gehalten, die Ruhe ausstrahlten und Vertrauen einflößten. „Da zeigt sich dann, wer Persönlichkeit hat und Gefahren richtig einschätzen kann“, meint er im Rückblick. Der Brand damals war rasch unter Kontrolle.
Als 2005 auf Prosper in einem 800 Meter langen Flöz ein Grubenbrand ausbrach, haben die Lösch- und Aufräumarbeiten insgesamt sechs Wochen gedauert und waren alles andere als ungefährlich. Mende, mittlerweile hauptamtlicher Oberführer der Grubenwehr, wurde nachts um 3.00 Uhr alarmiert: „Als ich vor Ort kam, hat es überall in einem richtig schönen Farbenspiel geglimmt. Sinn hatte ich aber nicht dafür.“ 40 Leute pro Schicht galt es, unter schwierigen Bedingungen zu koordinieren. „Die Wärme war ein Riesenproblem. Das Wasser verdampfte zum Teil sofort“, erinnert sich Mende. „Die Leute haben im heißen Löschwasser gestanden und hätten sich die Füße verbrühen können.“ Brandnester fraßen sich in den Berg und mussten mit der Hacke herausgeholt werden, ehe sie gelöscht wurden.
Der Auslöser war ein furchtbares Unglück: Im nordfranzösischen Courrières kamen 1906 bei einer Explosion in einem Steinkohlebergwerk mehr als 1000 Bergleute ums Leben. Bei der bis heute größten Bergwerkskatastrophe Europas unterstützen auch deutsche Grubenwehren die Rettungsarbeiten. Sie steckten mitten in der Aufbauphase - 1906 war die erste deutsche Berufs-Grubenwehr gegründet worden.
Das Unglück von Courrières machte deutlich, dass Eile und eine bessere Koordination dringend nötig waren. Nach und nach entstanden so genannte Hauptstellen für das Grubenrettungswesen - 1907 in Leipzig und 1910 in Essen. Seit genau 100 Jahren ist diese Hauptstelle, die ihren Sitz heute rund 30 Kilometer weiter östlich in Herne hat, für die Grubenwehren in Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz zuständig. Mit einem Festakt im Bochumer Bergbau-Museum wurde das Jubiläum gestern gefeiert.
"Menschen zu retten und zu bergen gehört zu den Aufgaben der Grubenwehren", sagt Christof Beike, Sprecher des Bergbaukonzerns RAG. Im Notfall könnten 20 meist ehrenamtliche Grubenwehrmänner in voller Montur, das heißt mit Atemschutzgerät, störungssicherem Telefonsystem, speziellen Messgeräten und Feuerschutzkleidung, innerhalb von 30 Minuten am Schacht bereit stehen. Ihre Ausrüstung wiege dann gut 20 Kilogramm. Rund 600 Mal im Jahr rücken die Grubenwehren aus.Auch bei der berühmtesten deutschen Rettungsaktion - dem so genannten "Wunder von Lengede" - halfen Grubenwehren aus dem Ruhrgebiet 1963 dabei, elf verschüttete Bergleute lebend zu bergen. Die 33 Bergleute, die in diesem Sommer in einer chilenischen Gold- und Kupfermine verschüttet wurden, konnten ebenfalls mit im Ruhrgebiet entwickelter Technik gerettet werden: Die Urform der Rettungskapsel, mit der die Kumpel aus der Tiefe wieder an die Erdoberfläche gezogen wurden, war in den 50er Jahren in der Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen entwickelt worden - die sogenannte Dahlbuschbombe.
Die Grubenwehr - Geschichte und Entwicklung
Gruss Sheepy
Seit 100 Jahren rettet Grubenwehr Bergleute in Not
Bochum, 08.12.2010

Bochum/Herne.
Die Grubenwehr feiert in diesen Tagen in Bochum ihr 100-jähriges Bestehen. Die meist ehrenamtlich arbeitenden Retter kommen bei Unglücken in Steinkohlebergwerken zum Einsatz.
Bergbau ist wieder im öffentlichen Blickpunkt. Nicht nur wegen der aktuellen Entscheidungen in Brüssel über dessen Zukunft in Deutschland. Die Grubenrettung in Chile zog Menschen auf der ganzen Welt in ihren Bann. Kein Wunder also, dass das 100-jährige Jubiläum der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen an der Ruhr Wellen schlägt. Sogar Bundestagspräsident Prof. Norbert Lammert kam zu der Feier ins Deutsche Bergbau-Museum und verlieh – stellvertretend für den Bundespräsidenten – das Grubenwehr-Ehrenzeichen.
Grubenwehr
Im Einsatz
Jedes Bergwerk hat eine autark einsatzfähige Grubenwehr. Die Anzahl der Trupps legt es jedoch gemeinsam mit der Hauptstelle fest. Dort werden die Mitglieder auch ausgebildet – von Explosionsschutz bis zum Sprengwesen, Grubenwetterung, Mess- und Regeltechnik.
„Grubenrettungen haben die Menschen schon immer bewegt“, meinte Michael Geßner, der Abteilungsleiter im Ministerium für Energie, Bau, Wohnen, Wirtschaft und Verkehr NRW. Das deutsche Grubenrettungswesen setze weltweit den Standard. Dabei obliegt der Hauptstelle in Herne die Organisation und Überwachung der mit viel freiwilligem Engagement gebildeten Grubenwehren in NRW und über die Grenzen hinaus im Saarland und Rheinland-Pfalz. Sie koordiniert außerdem Grubenwehreinsätze, bildet aus, testet Ausrüstung, entwickelt sie weiter und berät Bergwerke bei der Prävention und im Einsatzfall.
Über den wichtigsten Ausrüstungsgegenstand der Grubenwehrmänner redete bei der Feierlichkeit Stefan Dräger, der Vorstandsvorsitzende der Drägerwerk AG. „Die Entwicklung unserer Atemschutzgeräte und die Geschichte der Hautstelle hängen eng zusammen“, erklärte er. Schon 1897 wurden Rettungstrupps der Zeche „Shamrock“ in Herne mit den lebensrettenden Geräten ausgerüstet. Die Technik hat sich dank der Erfahrungen der Hauptstelle weiterentwickelt -- die Gefahren im Bergbau sind zum großen Teil die gleichen wie bei der Gründung vor 100 Jahren.
Die besonnenen Männer vom Pütt
Die Geschichte des Steinkohlebergbaus an der Ruhr, der Saar und anderswo ist auch eine Geschichte verheerender Unglücke. Bei schweren Unglücken sind seit 100 Jahren die Männer der Grubenwehr zur Stelle. Einer der Retter ist Ludger Mende.
Die Geschichte des Steinkohlebergbaus an der Ruhr, der Saar und anderswo ist auch eine Geschichte verheerender Unglücke. So starben zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast 350 Bergleute in der Zeche Radbod in Hamm, 405 Tote waren 1946 in der Zeche Grimberg in Bergkamen zu beklagen. Bei schweren Unglücken sind seit 100 Jahren die Männer der Grubenwehr zur Stelle. Einer der Retter ist Ludger Mende.
„Das sind die Männer, die nicht rückwärtsgehen“, beschreibt Mende den Mythos, der die fast ausschließlich ehrenamtlichen Mannschaften in der roten Schutzkleidung umgibt. „Zu dieser Elitetruppe wollte ich gehören.“ Dafür nahm der heute 49-Jährige, der es auf der Bottroper Zeche Prosper Haniel vom Berglehrling bis zum Steiger gebracht hat, eine harte Ausbildung in Kauf. Er schleppte bei Übungen 30 Kilogramm Ausrüstung unter Atemschutz durch die finsteren, engen Gänge des Ausbildungsgeländes und probte das Löschen von Grubenbränden und die Bergung verletzter Personen.
Seit 1993 ist er dabei. Damals habe ihn seine Frau besorgt gefragt: „Wenn die anderen flüchten, dann fährst du ein?“ Als dann der erste echte Einsatz kam, „ging mir selber ganz schön der Stift“, beschreibt Mende seine Aufregung. Er als Neuling habe sich an die erfahrenen Grubenwehrmänner gehalten, die Ruhe ausstrahlten und Vertrauen einflößten. „Da zeigt sich dann, wer Persönlichkeit hat und Gefahren richtig einschätzen kann“, meint er im Rückblick. Der Brand damals war rasch unter Kontrolle.
Als 2005 auf Prosper in einem 800 Meter langen Flöz ein Grubenbrand ausbrach, haben die Lösch- und Aufräumarbeiten insgesamt sechs Wochen gedauert und waren alles andere als ungefährlich. Mende, mittlerweile hauptamtlicher Oberführer der Grubenwehr, wurde nachts um 3.00 Uhr alarmiert: „Als ich vor Ort kam, hat es überall in einem richtig schönen Farbenspiel geglimmt. Sinn hatte ich aber nicht dafür.“ 40 Leute pro Schicht galt es, unter schwierigen Bedingungen zu koordinieren. „Die Wärme war ein Riesenproblem. Das Wasser verdampfte zum Teil sofort“, erinnert sich Mende. „Die Leute haben im heißen Löschwasser gestanden und hätten sich die Füße verbrühen können.“ Brandnester fraßen sich in den Berg und mussten mit der Hacke herausgeholt werden, ehe sie gelöscht wurden.
Der Auslöser war ein furchtbares Unglück: Im nordfranzösischen Courrières kamen 1906 bei einer Explosion in einem Steinkohlebergwerk mehr als 1000 Bergleute ums Leben. Bei der bis heute größten Bergwerkskatastrophe Europas unterstützen auch deutsche Grubenwehren die Rettungsarbeiten. Sie steckten mitten in der Aufbauphase - 1906 war die erste deutsche Berufs-Grubenwehr gegründet worden.
Das Unglück von Courrières machte deutlich, dass Eile und eine bessere Koordination dringend nötig waren. Nach und nach entstanden so genannte Hauptstellen für das Grubenrettungswesen - 1907 in Leipzig und 1910 in Essen. Seit genau 100 Jahren ist diese Hauptstelle, die ihren Sitz heute rund 30 Kilometer weiter östlich in Herne hat, für die Grubenwehren in Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz zuständig. Mit einem Festakt im Bochumer Bergbau-Museum wurde das Jubiläum gestern gefeiert.
"Menschen zu retten und zu bergen gehört zu den Aufgaben der Grubenwehren", sagt Christof Beike, Sprecher des Bergbaukonzerns RAG. Im Notfall könnten 20 meist ehrenamtliche Grubenwehrmänner in voller Montur, das heißt mit Atemschutzgerät, störungssicherem Telefonsystem, speziellen Messgeräten und Feuerschutzkleidung, innerhalb von 30 Minuten am Schacht bereit stehen. Ihre Ausrüstung wiege dann gut 20 Kilogramm. Rund 600 Mal im Jahr rücken die Grubenwehren aus.Auch bei der berühmtesten deutschen Rettungsaktion - dem so genannten "Wunder von Lengede" - halfen Grubenwehren aus dem Ruhrgebiet 1963 dabei, elf verschüttete Bergleute lebend zu bergen. Die 33 Bergleute, die in diesem Sommer in einer chilenischen Gold- und Kupfermine verschüttet wurden, konnten ebenfalls mit im Ruhrgebiet entwickelter Technik gerettet werden: Die Urform der Rettungskapsel, mit der die Kumpel aus der Tiefe wieder an die Erdoberfläche gezogen wurden, war in den 50er Jahren in der Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen entwickelt worden - die sogenannte Dahlbuschbombe.
Die Grubenwehr - Geschichte und Entwicklung
Gruss Sheepy
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