Erstmals seit Jahrhunderten steigen Bergleute tief unter die Neiße

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  • sheepybird
    Heerführer


    • 03.02.2007
    • 1561
    • Münsterland
    • Garrett ACE 250;Garrett GTA 350,

    #1

    Erstmals seit Jahrhunderten steigen Bergleute tief unter die Neiße

    Den tiefsten Stollen der Görlitzer Goldgrube hat seit dem 19. Jahrhundert kein Mensch betreten. Jetzt wurde er wiederentdeckt. Die SZ war exklusiv dabei.


    Im Blitzlicht schimmert durchaus manche Stelle golden, doch der Schein trügt. So faszinierend auch die Strecken unter der Rothenburger Straße und der Neugasse anmuten – verwertbare Bodenschätze sind in der Goldgrube nicht zu finden.

    Görlitz unter Tage
    Vorsicht! Steffen Wilde zeigt mit seiner Lampe auf den Boden des Stollens. Der glitschige Modder geht in eine Wasserfläche über, und mit jedem Schritt wird sie tiefer. Bis zu 30 Zentimeter werden es irgendwann, doch da ist die Warnung längst zu spät – schon schwappt das Nass in die Stiefel.

    Vielleicht ist das die Strafe, weil ich Lampe gesagt habe? Geleucht heißt es nämlich, denn wir sind in der Görlitzer Goldgrube, einer bergbaulichen Anlage aus dem Mittelalter. Das sächsische Oberbergamt hat deren Sicherung angeordnet, die Bergsicherung Freital GmbH mit Geschäftsführer Steffen Wilde an der Spitze führt sie aus. Damit gilt Bergmannsdeutsch an der Rothenburger Straße: Glück auf statt Guten Tag, Gesenk statt Schacht, Fahrt statt Leiter. Über solche geht es die ersten 14 Meter steil hinab, von einem Haus oben an der Rothenburger Straße aus. An dieser Stelle begann bereits im vorigen Jahr der Görlitzer Einsatz der Bergsicherer, und das kam so:

    Nach der Flut vom 7. August sackte vor einem der Häuser oberhalb der Stützmauer das Pflaster ein, genau über einem verfüllten Lichtloch der alten Goldgrube. Astrid Hallex vom Oberbergamt Freiberg erinnert an die Ursache: „Durch das Hochwasser wurde der Stollen geflutet, beim Rückzug riss das Wasser dann Teile der Füllung des zweiten Lichtloches mit. An der Oberfläche war ein Tagesbruch die Folge.“ Als erste Maßnahmen wurden zur Seite des Gebäudes in rund zwei Meter Tiefe Beton eingespritzt und Ankerplatten verschraubt. Das Haus war damit wieder sicher. Ein Schachtaufzug ragt seitdem über das Lichtloch, und Stück für Stück holten die Häuer die Reste der Verfüllung heraus. Erst dann konnte das gesamte System befahren werden, erstmals seit einer Kontrolle in den späten 1970er Jahren. Und dabei kam Erstaunliches zutage.

    „Die gesamte Ausdehnung war bisher gar nicht bekannt“, sagt Steffen Wilde, als wir durch den rund 120 Meter langen Hauptstollen zurück fahren, also laufen. Natürlich wieder durch das stiefelüberragende Wasser. Dort, wo wir unterhalb des jetzt wieder gesicherten Lichtloches heruntergekommen sind, geht ein Gesenk weitere 13 Meter in die Tiefe. Bis dahin kamen auch die Befahrer vor rund 30 Jahren. Sie sahen damals auch in ein noch tieferes Gesenk, leuchteten dort auf ein Wasserloch. „Doch dass dort unten, 25 Meter unter der Neiße, noch eine Strecke abgeht, haben sie damals nicht erkundet“, weiß Steffen Wilde. Wir tun es und sind damit die Ersten an dieser Stelle seit Hunderten von Jahren. Und auch die Letzten, denn dieses zweite Gesenk wird nun verschlossen.

    Kein Wunder, dass wir hier unten auf Eva Lorenz treffen. Die Mitarbeiterin des Landesamtes für Archäologie dokumentiert vor dem Verschluss noch alles, was sich hier wirklich Wertvolles finden lässt. Kein Gold, danach suchten schon Generationen vergeblich. Dafür aber in den Stein eingeschlagene Zeichen und Löcher für einfaches bergbauliches Gerät. Ein für Fachleute als Sensation geltender Fund lag gut konserviert unter Wasser und Schlamm: ein Haspelbock aus dem 17. Jahrhundert. Eine Haspel ist eine Welle, auf die ein Zugseil aufgewickelt wird. Mit Haspel wurden aus den Schächten die Förderkübel gezogen. „Das genaue Alter des Fundes wird das Labor feststellen“, hofft Eva Lorenz, während Hauer Mario Pietsch für sie ein Stück dieses Arbeitsmittels aus Eiche abschlägt: „Super erhalten!“

    Vom Kraxeln zurück erzählt Steffen Wilde die nächsten Schritte: Der obere Stollen bekommt vom Mundloch aus rund 50 Meter in den Berg an die Wände ein Drahtgeflecht mit Spritzputz, hintere Teile wurden bereits gesichert, und die letzte Arbeit wird die Sanierung des dritten Lichtloches an der Neugasse sein. „Ein paar Monate haben wir schon noch in Görlitz zu tun“, sagt er, während 25 Meter über ihm sein Kollege Marcel Krauß eine Seilwinde fertig macht, um die Fotoausrüstung wieder hochzuhieven. Ein Plastesack soll sie vor Schmutz schützen, doch der dringt dennoch durch. „So ist das im Bergwerk“, schmunzelt der Hauer, „mit konstant zwölf Grad Celsius ist es unten zwar angenehm warm – dafür aber sieht man nach jeder Schicht aus wie ein Schwein.“ Und dafür gibt es dann noch nicht mal ein Wort im Bergmannsdeutsch…


    Fotogalerie


    Quelle:http://www.sz-online.de/nachrichten/...asp?id=2677950

    Gruss Sheepy
    Zuletzt geändert von sheepybird; 09.02.2011, 09:01.
    Hausfrauentip #21 : Salat schmeckt viel besser wenn er kurz vor dem servieren durch Steaks ersetzt wird.



    AVRI*SACRA*FAMES
    quid non mortalia pectora cogis, auri sacra fames (?Wozu treibst du nicht die Herzen der Menschen, verfluchter Hunger nach Gold!?)
  • ogrikaze
    Moderator

    • 31.10.2005
    • 11296
    • Leipzig
    • Aktuell: DEUS, ORX, CZ21, MI 4, Garrett THD, Abgelegt: Blisstool,ACE250, Minelab Excalibur, Minelab Terra 70, Goldmaxx Power, Rutus Solaris

    #2
    Interessant
    Gruß Sven

    Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.
    Eventuell vorhandene Rechtschreibfehler sind beabsichtigt und dienen der Unterhaltung.

    Kommentar

    • Wolfo
      Oberbootsmann
      Heerführer


      • 01.11.2006
      • 1465
      • Heiðabýr
      • Oculus

      #3
      Gibt es auch eine Information darüber, wieso das Gesenk auf der Strecke unbedingt verbühnt werden muss?


      Kein Berg zu tief!

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