Kaolinbergbau im Bereich Holzminden?

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    • 24.11.2002
    • 19529
    • Barsinghausen am Deister

    #1

    Kaolinbergbau im Bereich Holzminden?

    Man lernt ja nie aus...


    " Zwischen den Sollingortschaften Neuhaus und Silberborn, direkt am Fernwanderweg ...ist jetzt der heimatkundliche Erlebnispfad „Sandwäsche“ fertiggestellt worden. ...
    Wanderer, Pilger, Spaziergänger und an Heimatgeschichte Interessierte können sich in der Waldlandschaft zwischen Neuhaus und Silberborn auf die Spuren der Geschichte des Sandabbaus und des Waschens des mit Lehm „verunreinigten“ Quarzsandes begeben. Sie erfahren auf dem an historischen Punkten mit kleinen und großen Infotafeln versehenen Erlebnispfad Wissenswertes über die Häuser der Bergleute, das Tonablagerungsbecken ... An dem freigelegten letzten Sandabbaugebiet können sie sich ein Bild machen von der ehemaligen Gewinnung des Quarzsandes, der bei Baubetrieben, Glashütten und Privathaushalten gefragt war. Lange nach Ende der Blütezeit im zweiten und dritten Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts, wurde Ende der 1950er Jahre die Sandwäsche eingestellt...

    Am Hang der letzten Abbaugrube legten Bagger und Mitglieder der Zweigvereine per Hand das Restvorkommen hellen Quarzsandes frei. Schon von weitem leuchtet die helle Sandzunge durch die Bäume. Am Rand der Sandgrube wurde ein Weg angelegt und eine Mulchschicht aufgebracht. Fichten und Pappeln in der Sandgrube wurden gefällt. Das ehemalige Tonablagerungsbecken wurde freigeräumt und entschlickt. Am Wanderweg in Höhe der Sandgrube steht nun eine große Infotafel und gibt dem Wanderer zahlreiche Informationen zur Sandwäsche. ... auf das „Dannesche Bergmannshaus“, die stärksten Altfichten des Sollings, die Gestütsmauer, einen historischen Grenzstein am Roten Wasser, aber auch den Tonteich.
    Der Erlebnispfad „Sandwäsche“ ist am besten über den gleichnamigen Weg am Ortseingang von Neuhaus (B 497, dem Grillplatz gegenüber, Richtung Silberborn) zu erreichen. Am Waldrand am Ende der Wohnbebauung beginnt der Pfad...

    Die Geschichte der Sandwäsche
    Von Hannes Blieschies
    Auf einem Waldweg zwischen Neuhaus und Silberborn, in Höhe der beiden kleinen Brücken über das Rote Wasser, kommt man durch die sogenannte „Sandwäsche“, ein Gelände, auf dem Jahrhunderte lang Quarzsand abgebaut worden ist. Schon seit dem ausgehenden Mittelalter haben sich hier die Sollinger Wanderglashütten das Grundmaterial zur Herstellung ihrer Produkte geholt, in einfach gemauerten Öfen draußen in den Wäldern eingeschmolzen und zu Flaschen, Trinkgläsern und Fensterscheiben verarbeitet.
    Das Dorf Silberborn, zunächst Standort einer solchen Wanderglashütte (1742), verdankt seine Gründung nicht zuletzt dem in der Nähe liegenden reichen Sandvorkommen am Langenberg („Sandberg“), wo sich die Glasmacher auf kürzestem Wege bedienen konnten – ungeachtet der dem Bach folgenden Landesgrenze. Restspuren des einst so begehrten Bodenschatzes finden sich dort heute noch...
    Sand kam unrein vor, war mit Lehm und mit Ton vermischt, was der Herstellung feinerer Glasprodukte abträglich war...bis zum Ende des Sandabbaus in den 1950er Jahren geblieben. Da die schweren Quarzsandpartikel im Wasser absackten und sich am Boden von Trögen oder Bottichen ablagerten, konnten die leichteren Beimischungen, vor allem der Ton, unschwer ausgeschwemmt werden. Dabei wurde die Sandmasse im Wasser mit langstieligen Besen so lange bearbeitet, bis sich die Verunreinigungen gelöst hatten und abgeflossen waren. Der nunmehr saubere Sand wurde auf Haufen geschichtet und nach dem Trocknen abgefahren und verkauft.
    In einem tiefer gelegenen Becken, einem kleinen flachen Teich, zu dem eine hölzerne Abflussrinne führte, fing man den ausgespülten Ton (Kaolin) auf und transportierte ihn nach dem Abtrocknen zur Glasurmühle nach Fohlenplacken. Dort wurde er mit anderen Materialien (Feldspat, Quarz) zu Porzellanrohmasse verarbeitet, die wiederum an die Manufaktur in Fürstenberg ging...
    Die Waschanlage benötigte eine Menge Wasser. Das zunächst wohl aus dem nahe vorbei fließenden Bach oder einer am Hang gelegenen Quelle abgeleitet worden sein. In jüngerer Zeit (etwa ab 1900) wurde es aus der Trinkwasserleitung Silberborn-Braunschweigisch Neuhaus „abgezapft“. Die Entnahme erfolgte über zwei kleine Wasserhäuser. Oberhalb der Sandgrube sind noch Reste der Fundamente zu finden.
    Abnehmer des gereinigten Sandes waren Baubetriebe und Glashütten in Holzminden, später kamen Glashütten in Neuhaus (1850) und Boffzen (circa ab 1880) hinzu. Das Geschäft mit dem Sand lief gut. Auch die Privathaushalte hatten Bedarf: Sie bestreuten damit die Lehmfußböden ihrer Flure. Zum Wochenende wurde dann der Sand mitsamt anhaftendem Schutz ausgekehrt und durch sauberen ersetzt.
    Während der „Hochkonjunktur“ der Sandwäsche zwischen 1910 und 1927 waren zehn Männer dort beschäftigt – überwiegend Silberborner. Der Tageslohn eines Arbeiters betrug in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg eine Reichsmark. Mit der Stilllegung der Beckerschen Glashütte in Neuhaus 1927 ging auch die Blütezeit der Sandwäsche zu Ende. Ihr letzter Pächter Wilhelm Sorge hat seine Mitarbeiter entlassen müssen und den Betrieb noch eine Weile in sehr bescheidenem Umfang als Nebenerwerb allein weitergeführt, bis er ihn aus Altersgründen Ende der 1950er Jahre ganz aufgeben musste.
    Längst hat sich der Wald das Abbaugelände zurückerobert. Heute erinnern noch das „Dannesche Bergmannshaus“ am Bach, einst Domizil einer Sandwäschen-Familie, das ehemalige Tonablagerungsbecken (ein flacher kleiner Teich, dessen Abfluss in das Rote Wasser springt) sowie die großen Gruben und Halden am Weg an die Zeit, als hier Sand abgebaut und gewaschen wurde. (nach mündlicher Auskunft von Otto Sorge und dem Kapitel über die Sandwäsche in Otfried Ruhlenders Ortschronik von Neuhaus, geschrieben von Otto Sorge)

    Eine Kuh
    zog die Lore…
    Otto Sorge, der in seiner Kindheit und Jugend den Sandwäschenbetrieb seines Vaters erlebt und auch bei der Arbeit geholfen hat, erzählte Hannes Blieschies aus seinen Erinnerungen: Der Sand wurde in einer hölzernen Lore auf einem schmalen Schienenstrang aus der Grube zur Waschanlage abtransportiert. Das hat früher ein Pferd bewerkstelligt. In der Schlussphase erledigte das eine Kuh, ein offenbar sehr geduldiges und arbeitswilliges Tier, das trotz der Plackerei auch noch Milch gab...

    Zitat aus: http://www.tah.de/dersichgewaschenhatquarzsan.html




    Mit freundlichem Glückauf! Thomas
    "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-
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