Molybdän Bergwerk 2.WK

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • neetro
    Geselle


    • 26.02.2016
    • 57
    • Wien
    • Minelab Excalibur 1000

    #1

    Molybdän Bergwerk 2.WK

    Es trug sich zu...

    daß die Abteilung Denkmalpflege der Technischen Universität Wien eine Exkursion nach Vals/Tirol gemacht hat, um dort ein ehemaliges Molybdän-Bergwerk zu erforschen und zu erfassen. Ich hatte das Glück, dabei sein zu dürfen und möchte euch die Bilder nicht vorenthalten.
    Zur Vorgeschichte:

    Molybdän
    Molybdän ist ein Übergangsmetall der 5. Periode. Das hochfeste, zähe und harte Metall besitzt einen silbrigweißen Glanz. Von allen Elementen der 5. Periode besitzt es den höchsten Schmelzpunkt. Von reduzierenden Säuren (auch Flusssäure) wird es ebenso wie das schwere Homologe Wolfram nicht angegriffen. Deshalb wird Molybdän in großen Mengen zur Herstellung von säurebeständigen Edelstählen und Nickelwerkstoffen eingesetzt. Oxidierende Säuren wie heiße konzentrierte Schwefelsäure, Salpetersäure oder Königswasser führen zu hohen Abtragsraten. Ebenso unbeständig ist Molybdän in oxidierenden Alkalischmelzen. (Quelle Wikipedia)

    Ok, das hört sich ganz toll an, aber wozu wurde es im 2. WK gebraucht? Es hat die positive Eigenschaft, daß es als Beigabe Stahl noch fester macht und somit war es für die Rüstungsindustrie äußerst wertvoll. Heute fällt es als Nebenprodukt bei der Kupferherstellung an, aber damals gab es noch keine Verfahren zur künstlichen Herstellung, sodaß man auf den Abbau in Bergwerken angewiesen war. Es kommt in der Natur selten vor, daher hat die Führung keine Kosten und Mühen gescheut, Lagerstätten aufzuspüren und auszubeuten. Die folgenden Bilder sind aus diesem Abbaugebiet in der Alpeiner Scharte. Das Bergwerk liegt auf fast 3000m Höhe, was das ganze natürlich zu einer logistischen Herausforderung macht. Da es dort keine Strassen gibt, mußte alles per Seilbahn vom Tal nach oben und das Erz zur Verarbeitung in der Flotationsanlage ins Tal befördert werden.

    Die Bilder zeigen die Reste der Seilbahn, die Mundlöcher sowie Gerätschaften. Eigentlich erstaunlich, daß diese noch da sind, denn vieles wurde nach Kriegsende ausgebaut, sogar die Schienen für die Loren fehlen größtenteils. Liegt vielleicht daran, daß der Stollen nur ca. 3 Monate im Jahr schneefrei ist. Es steht in weiten Teilen bis zu 1m Wasser in den Gängen, was teilweise noch gefroren ist.
    Angehängte Dateien
  • neetro
    Geselle


    • 26.02.2016
    • 57
    • Wien
    • Minelab Excalibur 1000

    #2
    Jetzt fragt man sich, wie kommen die Arbeiter jeden Tag in den Stollen? Mit der Seilbahn? Nein, die war nur für Material ausgelegt. Es gibt eine Berghütte auf 2250m, die heute noch in Betrieb ist. Die Geraer Hütte war eine zeitlang Quartier für die Mannschaften. Da der Aufstieg aber bei flotter Gehweise ca. 1h dauerte, verlor man 2h Arbeitszeit pro Tag durch Auf/-Abstieg. Somit wurde direkt am Stollen eine temporäre Siedlung mit Quartieren, Küchen, Lagern usw. erbaut.
    Das ging eine zeitlang gut, nur dann löste sich eine Felslawine von weiter oben und zerstörte die Behausungen (Bild1+2)...
    Zu Finden gabs auch eine Menge, aber natürlich hauptsächlich Schrott. Einen MD hatte keiner dabei, macht auch keinen Sinn, da keine Schätze zu erwarten waren und eh alles voller Nieten liegt. Die Bergwacht hatte vor einigen Jahren da oben schon mal aufgräumt und große Teile mit dem Heli entsorgt. Zwischen dem Geröll lassen sich aber noch viele Sachen finden.
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von neetro; 11.03.2016, 17:55.

    Kommentar

    • neetro
      Geselle


      • 26.02.2016
      • 57
      • Wien
      • Minelab Excalibur 1000

      #3
      Das Bergwerk war bis 2010 noch frei zugänglich, ist aber inszwischen vergittert. Von der Flotationsanlage im Tal gibt es fast keine Spuren mehr, da das Ö-Heer meinte, es müsse den Rest im Zuge einer Sprengübung beseitigen (in den 90ern irgendwann).
      Wie ist die Geschichte ausgegangen? Die Anlage hat bis zum Kriegsende nie den regulären Betrieb aufgenommen!

      Wer mehr darüber wissen möchte:

      Bergbau Alpeiner Scharte
      Angehängte Dateien

      Kommentar

      • Sorgnix
        Admin

        • 30.05.2000
        • 25931
        • Pöhlde - (=> Süd-Nds.)
        • Große Nase, Augen, Ohren, Merlin, Whites XLT, Tesoro, Nokta Impact, Rutus, Minelab XTerra, OGF-L, UW 720C, Mariscope Spy, Chasing M2 Pro ...

        #4


        DANKE für den Bericht!!

        ech mal ne "andere" Location ...
        Da kommt sicher nicht jeder mal "einfach so" hin ...


        Gruß
        Jörg
        Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
        zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

        (Heiner Geißler)

        Kommentar

        • Frechdachs
          Bürger


          • 29.08.2009
          • 181
          • Pfronten
          • Garrett Apex

          #5
          Da kann ich doch glatt auch mal wieder nen Link dazu beisteuern



          Die Aufbereitungsanlage im Tal ist mir noch sehr gut vertraut, meine Großeltern hatten die Almhütte direkt daneben gepachtet und so war das der Abenteuerspielplatz meiner Kindheit. Zumindest in den Ferien...
          Heute befindet sich an der Stelle nur der Hang, auf dem scheinbar nichts mehr wachsen will, ein trauriger Anblick.
          Knapp oberhalb befindet sich noch der alte Wasserbehälter, leider auch nicht mehr zugänglich.
          Muss mal sehen ob es in den Fotoalben bei meinen Eltern noch Material aus der Zeit gibt

          Kommentar

          • Frank Enstein
            Banned
            • 23.03.2015
            • 4029
            • B

            #6
            Tolle Sache
            Kurios das sich immer genau die sich auf „gesunden“ und „Verstand“ berufen, weder das eine noch das andere ihr eigen nennen dürfen.

            Kommentar

            • htim
              Heerführer


              • 13.01.2004
              • 5812
              • Niedersachsen / Region Hannover
              • Xenox MV9

              #7
              Vielen Dank für den interessanten Bericht und die beeindruckenden Fotos!
              Gruß,
              htim

              Kommentar

              • neetro
                Geselle


                • 26.02.2016
                • 57
                • Wien
                • Minelab Excalibur 1000

                #8
                Das ist der Hang 2010. Es ist wirklich nichts mehr zu sehen ausser ein paar Steinbrocken. Als wäre die Anlage nie da gewesen.
                Angehängte Dateien

                Kommentar

                • Deistergeist
                  Moderator

                  • 24.11.2002
                  • 19529
                  • Barsinghausen am Deister

                  #9
                  Tolle Aufnahmen! Die Anlage würde mich auch reizen...
                  "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

                  Kommentar

                  • neetro
                    Geselle


                    • 26.02.2016
                    • 57
                    • Wien
                    • Minelab Excalibur 1000

                    #10
                    Kleine Anekdote noch:

                    Laut Bergführer ging die Sage, daß sich in dem Stollen eine Kuh verirrt haben soll. Die soll dann irgendwann verhungert oder sonstwie umgekommen sein. Wir wollten das nicht wirklich glauben, weil da oben auf 3000m kein Gras wächst, wieso sollte da eine Kuh rumlaufen?
                    Tja ihr werdets nicht glauben, da Vieh war wirklich drin! Irgendwo ganz weit reinmarschiert, dann wohl ins Eis eingebrochen und verendet. Durch die dicke Eisschicht schaute nur ein Stück vom Horn raus. Kuh-Ötzi sozusagen
                    Leider hab ich das Bild nicht da, habse aber selbst gesehen.

                    Kommentar

                    • Frechdachs
                      Bürger


                      • 29.08.2009
                      • 181
                      • Pfronten
                      • Garrett Apex

                      #11
                      Naja, man findet schon noch Reste, auch im Tal
                      Und folgt man dem Hang kann man dort auch noch die Fundamente der Materialseilbahn erkennen, sind kaum zu verfehlen.
                      Angehängte Dateien

                      Kommentar

                      • neetro
                        Geselle


                        • 26.02.2016
                        • 57
                        • Wien
                        • Minelab Excalibur 1000

                        #12
                        Ja das Ding habe ich auch gesehen. Es gibt noch Fundamentplatten von Nebengebäuden und Reichsarbeitsdienstbaracken in der näheren Umgebung nur von der eigentlich Erzverabeitungsanlage auf dem Hügel ist nix mehr übrig. Deine Bilder zeigen vermutlich eine Art Kühlhaus, da es mit Erde angeschüttet ist.
                        Es wurde sogar der angrenzende Fluß umgeleitet, damit es keine Überschwemmungen mehr bei Schneeschmelze gab. War echt ein spannendes Projekt!

                        Kommentar

                        • Hardenberg66
                          Ritter


                          • 12.07.2009
                          • 339
                          • NRW

                          #13
                          Ich habe deinen Bericht mit großem Interesse verfolgt...

                          Glück auf

                          Kommentar

                          Lädt...