(Steinkohle-) Bergbau - Berufsbezeichnungen

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  • BVK
    Heerführer


    • 16.09.2004
    • 1184

    #1

    (Steinkohle-) Bergbau - Berufsbezeichnungen

    Ich habe mich bislang nicht mit den vielfältigen Berufsbezichnungen im Bergbau
    beschäftigt.
    Der Bergmann war untertägig tätig, als Hauer, Steiger, Knappe - Punkt.

    Im Zusammenhang mit meiner Familienforschung bin ich nun auf zwei mir bislang
    unbekannte Berufsbezeichnungen gestoßen (s. Anhang)

    a- Zimmerhauer
    b- Gedingeschlepper

    Die Urkunde stammt aus 1935.

    Also im Netz gesucht:

    Hauer, hauen
    Bergmann mit bergmännischer Ausbildung

    Zimmerung
    Grubenausbau aus Holz, oft Holzauskleidung gegen Feuchtigkeit


    Zimmerhauer, auch Zimmerling oder Holzarbeiter genannt, waren Zimmerleute, die überwiegend in der Erstellung der Grubenzimmerung ausgebildet waren. Ihre Aufgabe bestand darin, die Grubenzimmerung herzustellen.[9]




    Gedinge
    1. altdeutsches Wort für Vertrag
    2. durch Vertrag abgeschlossene Akkordarbeit im Bergbau

    Gedingekameradschaft
    in einem Gedinge gemeinsam malochende Bergmänner

    Gedingeschlepper
    im Gedinge arbeitender Bergmann, der etwa 90% des Hauerlohns erhält


    Daneben besucht der Lehrling wöchentlich einmal die Bergberufsschule, die mit der Knappenprüfung abschließt. Der Knappe wird dann als Schlepper oder Gedingeschlepper unter Tage eingesetzt und kann, nachdem er 21 Jahre alt geworden ist, einen von dem Ausbildungsleiter der Zeche geleiteten Hauerkursus besuchen. Nach Beendigung dieses Lehrgangs muß er vor einem Ausschuß, der sich aus Vertretern der Bergbehörde und der Zechenverwaltung zusammensetzt, die Hauerprüfung ablegen. Besteht er sie, so wird ihm in feierlicher Form der Hauerbrief überreicht.


    Ein Gedingeschlepper war ein Hauer der im Gedingelohn arbeitet. Die Aufgabe des Schleppers war es, für die Kohlenhauer Ausbaumaterial heranzuholen.


    Gedingeschlepper nur Ausbaumaterial holen? Für den Zimmerhauer?
    Irgendwie scheint mir das zu wenig.

    Der Trauzeuge "Zimmerhauer" -einer meiner Großväter -wird in seiner Heiratsurkunde - 1909 -als Hauer bezeichnet.

    "Fortbildung" zum Zimmerhauer?

    Hat jemand evtl. weitere Infos zu diesen Bezeichnungen?

    In weiteren Urkunden zu z.B. Vater, Großvater -der andere - , Urgroßvater wurden diese lediglich als Bergmann bezeichnet.

    Bis auf eine: Beim Zimmerhauer war da dann Berginvalide als "Berufsbezeichnung" angeführt.

    Schlussfolgerung: er muss wohl vorzeitig in den Ruhestand gegangen sein - wie soviele -.
    Diese Bezeichnung ist mir bislang auch nicht bekannt gewesen; Kriegsinvalide kannte ich.

    Noch weiter forschend zu Vorfahren - auch alle Bergmänner? - und weiter

    verbleibe ich mit einem freundlichen
    Glückauf!
    BVK
    Verwaltungsinvalide
    und
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  • Deistergeist
    Moderator

    • 24.11.2002
    • 19528
    • Barsinghausen am Deister

    #2
    Hallo!

    Stollenbergbau im Deister: Der Schlepper holt die leeren Wagen, und bringt die vollen Wagen zum Sammelpunkt. Dabei versorgt er seinen Arbeitsplatz natürlich auch mit Ausbaumaterial. Im Stolln wäre die Aufteilung 1 Hauer und 1 Schlepper bilden ein Team. Schlepper verdienen weniger Geld, im Vergleich zum Hauer. Im Stollenbetrieb als Team richtet sich ihre Entlohnung aber nach der gemeinsam geförderten Kohlenmenge.

    In größeren Anlagen kann ich mir aber Schlepper vorstellen, die nur Wagen von A nach B bewegen. Dann vielleicht im Gedinge/Akkord.



    Der Hauer vor Kohle war gesundheitlich irgendwann nicht mehr belastbar genug. Ein Wechsel in den Streckenvortrieb oder die Arbeit als Zimmerhauer war aber oft noch möglich, beides Tätigkeiten ohne anstrengende Arbeit in liegender Position. Zimmerhauer errichten und ersetzen Ausbau in den großen Strecken. Für den Kohlestreb erledigen das die Hauer selbst.

    Ein Berginvalide ist nicht mehr einsatzfähig. Frührentner. War mein Urgroßvater auch, hat dann als Friseur nebenbei gearbeitet.

    Hoffe geholfen zu haben.


    Glückauf! Thomas
    "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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    • ghostwriter
      Moderator

      • 24.09.2003
      • 12048
      • Großherzogtum Baden
      • Suchnadeln

      #3
      ein tolles thema ... danke!!

      bergbaubegriffe

      ich lasse mir nicht in meinem gehirn rumwühlen,
      … ich lasse mir nicht meine kleine show stehlen!?

      dr. koch - "1984"
      😲

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      • Biblio
        Landesfürst


        • 03.08.2011
        • 622
        • Ba-Wü

        #4
        Bergmännische Berufsbezeichnungen

        Im Gegensatz zum Steinkohlebergbau sind im Erzbergbau der früheren Zeiten eine Vielzahl an Begriffen bekannt.

        Dies verdeutlicht das 'Deutsche Bergwörterbuch (mit Belegen) von Heinrich Veith, Breslau: 1871'



        Glückauf!

        Biblio

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        • BVK
          Heerführer


          • 16.09.2004
          • 1184

          #5
          Einstweilen Danke für eure Antworten!

          In den Links habe ich mich umgeschaut...
          und im IN - diverse Bergbaulexika - etc. ...
          speziell auf die Berufsbezeichnungen und Tätigkeitsbeschreibungen geachtet.

          Mein lieber Scholli!! Da stellen sich mir tw. Fragen über Fragen...

          immer noch "Schlepper"
          Berufsausbildung vom Knappen bis zum Hauer.
          s. meinen Link: http://www.foerdergerueste.de/altese...ausbildung.htm



          Die Arbeit des Schleppers besteht darin, die gefüllten Schlepptröge aus dem Abbau zu ziehen. Die leeren Schlepptröge wurden meistens auf dem Rücken zurückgetragen. Schlepper wurden oft in Kohlebergwerken eingesetzt.

          Für die Arbeit in den Bergwerken wurden mehr Schlepper für die Förderung benötigt, als Hauer vor Ort waren.

          In den preußischen Bergbaurevieren war man aus Mangel an Schleppernachwuchs teilweise gezwungen, Hauer als Schlepper einzusetzen und ihnen ihren Hauerlohn zu bezahlen.[10]



          Also s.Zt. Überqualifizierte mit "nur Kraftarbeit" beschäftigt.
          Ein funktionaler Mangel.

          Das führt jetzt wohl vom eigentlichen Thema weg.

          Mal schauen wie es weiter geht.

          Glückauf

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          • Deistergeist
            Moderator

            • 24.11.2002
            • 19528
            • Barsinghausen am Deister

            #6
            Was nutzt die geförderte Kohle, wenn man sie nicht aus der Grube bekommt?
            Und zu unterschiedlichen Jahreszeiten hat man schwankende Nachfrage. Im Winter wird mehr Hausbrandkohle gebraucht, der Transport wird aber durch vereiste und verschneite Wege teilweise stark behindert.

            In der Grube ist immer irgendwo der "Flaschenhals", die Engstelle...die die Höchstfördermenge bestimmt. Setze ich mehr Schlepper oder Pferde ein, bekomme ich vielleicht nicht schnell genug die Kohle durch den Schacht nach oben. Baue ich dann die Schachtförderung aus, liefern die Hauer nicht genug Kohle. Und so geht es immer weiter.


            GA Thomas
            "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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            • BVK
              Heerführer


              • 16.09.2004
              • 1184

              #7
              Bahnhauer

              Berufsbezeichnung Bahnhauer des Karl Z. als Zeuge der Eheschließung
              einer meiner Tanten vom 25.06.1925.

              Beruf des Ehemannes: Schlepper
              Beruf des 2. Zeugen: Schlepper

              Bahnhauer
              Sicher konnen mit einer ordnung~l1li1f3ig nach neuzeitlichen ~lethoden gefiihl'ten ""GedingeƯ wirtschaft"" bislang ungenutzte ~loglichkeiten del' Leistungssteigerung wirksam werden. 'Vir sind uberzeugt, daB eine Lohngestaltung, die die Leistung des Rergmannes zutrefferrd und dem BergƯ mann leicht yerstiindlich wertet, manche Spanllungen im :Betrieb beseitigen wird. Aus diesen Griinden haben, ""ir seit langen Jahren jeden Versuch un serer Mitarbeiter begriiBt und unterstiitzt, der unsere 'Yerke und darliber hinaus den ganzen Bergbau auf diesem ""r ege einen Schritt weiterƯ zubringen geeignet e.

              Das Gedingewesen im Bergbau S. 334 „Gedingeeinheitsverträge“
              von Franz Dohmen

              GA
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              • Deistergeist
                Moderator

                • 24.11.2002
                • 19528
                • Barsinghausen am Deister

                #8
                Habe ich noch nie gehört.

                Glückauf! Thomas
                "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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                • Biblio
                  Landesfürst


                  • 03.08.2011
                  • 622
                  • Ba-Wü

                  #9
                  Berufsbezeichnungen

                  @BVK
                  Als Zeuge waren zugegen 3. Der Lehrhauer Karl... (in Sütterlin-Schrift)

                  Den Bahnhauer gab es wirklich! Die Seite 334/5 aus Dohmen/Gedingewesen ist der Entwurf eines einheitlichen Gedinge-Vertrages als Grundlage für die Tarifpartner. Dass der 'Bahnhauer' in einem Aufsatz von H. Grahn, Lehrer an der ehe- maligen Bergschule zu Bochum, 1926 entsprechende Vorschläge zur Reduzierung des Feinkohlenanteils beim Abbau macht.

                  Eigentlich sollte hier der Text folgen, scheitert aber am Dateiformat, zu gross!!!
                  Liefere aber nach.

                  Glückauf!

                  Biblio

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                  • Biblio
                    Landesfürst


                    • 03.08.2011
                    • 622
                    • Ba-Wü

                    #10
                    Berufsbezeichnungen

                    Hier ist der entsprechende Link:




                    Kurzer Hinweis, betr. 1. Aufsatz 'Neuerungen...', Seite 166, Zeile unter Abb. 2/3:

                    stoß allmählich verhauen wird, stellt der "Bahnhauer" im ...


                    Glückauf!

                    Biblio

                    .
                    Zuletzt geändert von ghostwriter; 17.03.2019, 14:28. Grund: seitenzahl u.a. korrigiert

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                    • Deistergeist
                      Moderator

                      • 24.11.2002
                      • 19528
                      • Barsinghausen am Deister

                      #11
                      Aber was der Mann genau macht, verstehe ich trotzdem noch nicht.

                      Glückauf! Thomas
                      "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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                      • BVK
                        Heerführer


                        • 16.09.2004
                        • 1184

                        #12
                        @Biblio
                        Du hast recht - Lehrhauer

                        Das vertrakte bei den alten deutschen Schriften ist die mitunter fast gleiche Schreibweise; in diesem Fall - nicht nur bei Sütterlin - das B und das L.
                        Allerdings hätte ich auch e und r erkennen müssen...

                        Tja, immerhin haben wir jetzt doch noch einen Bahnhauer,

                        auch wenn ich, ebenso wie Thomas, noch nicht verstanden habe, was der noch alles macht - außer den im Link beschriebenen Arbeiten.

                        GA!

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                        • Deistergeist
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                          • 24.11.2002
                          • 19528
                          • Barsinghausen am Deister

                          #13
                          Einen Raum herstellen und andere Bereiche verfüllen? Mein erster Gedanke ging an das Aushacken der Sohle für die Aufnahme von Schwellen.
                          Schlepper sollte das doch wissen...ich schreib ihn mal an.

                          Ga Thomas
                          "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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