Hannover: diverse Abrisse von Gebäuden

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • niemandsland
    N/A
    • 17.08.2003
    • 1679

    #1

    Hannover: diverse Abrisse von Gebäuden

    Hallo zusammen,

    für alle die es interessiert... in Hannover werden gerade mehrere Gebäude abgerissen. In Linden Süd wird der Altbau vom Krankenhaus Siloah abgerissen, und in Hannover Limmer wohl brach liegender Teil des Traditionsunternehmens "Stichweh" (Zwischen ehem. Uni Gebäude an der Wunstorfer Straße und der Firma Stichweh! Soweit ich mich erinnere, gehörte das früher auch zu "Stichweh".)

    Außerdem noch eine unbekannte Firma und ein Wohnhaus in der Nähe vom Maschsee. Das Gebäude steht nahe der zweiten Ampel vom Freibad am Maschsee Stadteinwärts. Mir fällt gerade die Straße nicht ein.

    Bilder habe ich gemacht.. reiche ich morgen nach.

    Gruß
    Wolf
  • Andrew.derLuchs
    Landesfürst


    • 01.11.2009
    • 693
    • 30449 Hannover-Linden

    #2
    Zitat von niemandsland
    Hallo zusammen,

    für alle die es interessiert... in Hannover werden gerade mehrere Gebäude abgerissen. In Linden Süd wird der Altbau vom Krankenhaus Siloah abgerissen, und in Hannover Limmer wohl brach liegender Teil des Traditionsunternehmens "Stichweh" (Zwischen ehem. Uni Gebäude an der Wunstorfer Straße und der Firma Stichweh! Soweit ich mich erinnere, gehörte das früher auch zu "Stichweh".)

    Außerdem noch eine unbekannte Firma und ein Wohnhaus in der Nähe vom Maschsee. Das Gebäude steht nahe der zweiten Ampel vom Freibad am Maschsee Stadteinwärts. Mir fällt gerade die Straße nicht ein.

    Bilder habe ich gemacht.. reiche ich morgen nach.

    Gruß
    Wolf
    Das Gebäude in Limmer war vor dem Krieg die Bettfedernfabrik Rüdenberg - Import und Reinigung chinesischer Bettfedern und Daunen. Stichweh stand daneben. Jetzt wird es der Stichwehpark.

    Hier einiges zu den Rüdenbergs:

    1896 Bettfedernfabrik Rüdenberg - Import und Reinigung chinesischer Bettfedern und Daunen.

    Die Rüdenbergs errichteten und betrieben ab dem Jahr 1896 eine Bettfedernfabrik (Import und Reinigung chinesischer Bettfedern und Daunen), mit eigenen Niederlassungen in China, an der Wunstorfer Straße 18 in Limmer. In der Fabrik fanden 1916 etwa 60 Menschen Arbeit. Max Rüdenberg war Gründungsmitglied und gehörte als Schatzmeister zum Vorstand des Warteschulvereins-Limmer, der von 1904 bis 1906 das heutige Kinderheim Limmer baute, wo damals viele Kinder, während ihre Eltern als Binnenschiffer oder in den Fabriken arbeiteten, umsorgt wurden. Herr Rüdenberg war ab 1909 nach der Eingemeindung Limmers in die Stadt Linden bis Ende 1919 Limmers gewählter Bürgervertreter im Lindener Magistrat, und von 1920 bis 1925 Mitglied des Rates der Stadt Hannover. Mit anderen gründete er im Jahr 1916 die Kestnergesellschaft. Max Rüdenberg besaß eine wertvolle Sammlung “ostasiatischer Kunstgegenstände“.

    Die Rüdenbergs waren Juden. Anlass genug, dass sie ab 1933 angefeindet wurden, so dass ihre Kinder Ernst und Eva Rüdenberg 1936 und 1939 nach Kapstadt und England emigrierten. Die Eltern blieben jedoch in Hannover und wurden zum Verkauf ihres Vermögens (die Stadt Hannover kaufte am 21. Februar 1942 unter Wert das Grundstück der Schwanenburg in der Wunstorfer Straße 18) genötigt. Um trotzdem auf dem verbleibenden Restgrundstück wohnen bleiben zu können, baute Max Rüdenberg das Obergeschoss eines alten Sortier- und Lagerhauses zu einer 2-Zimmer-Wohnung mit Balkon in der Wunstorfer Straße 16 a aus. Dieses Haus wurde im September 1941 zu einem der 15 Judenhäuser in Hannover deklariert. Im Dezember 1941 wurden 41 Bewohner des Hauses nach Riga deportiert. Mit Verfügung vom 1. Juli 1941 ging das gesamte Vermögen der Rüdenbergs in den Besitz des Deutschen Reiches über. Am 23. Juli 1942 werden die Rüdenbergs und weitere 22 Bewohner des Hauses Wunstorfer Straße 16 a. ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Max Rüdenberg stirbt am 26. September 1942 im Alter von 79 Jahren, Margarethe Rüdenberg stirbt am 29. November 1943 im Alter von 64 Jahren. Die Rüdenbergs starben wahrscheinlich an den Folgen der unzureichenden Ernährung und medizinischen Versorgung in Theresienstadt.


    Am 13. November 2008 wurden zum Gedenken an die Eheleute Max und Margarethe Rüdenberg an der Wunstorfer Straße 16 a. in Hannover-Limmer zwei Stolpersteine verlegt.

    Literatur- und Quellenverzeichnis:

    Postkarten-Archiv / Lindener Geschichtsbuch / Lindener Gewerbe- Handel und Industriebetriebe von 1871-1899

    www.postkarten-archiv.de / Foto / Text

    * Stolpersteine erinnern an Menschen, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden sind.
    Die Betonsteine werden an ihrem letzten selbst gewählten Wohnort in den Fußweg eingelassen. Eine Messingplatte auf der Oberfläche nennt mit der Inschrift "Hier wohnte..." den Namen, den Geburtstag sowie die Umstände des Todes.
    Der Künstler Gunter Demnig ist Initiator der Stolpersteine.

    Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover | Adolf Sponholz Verlag Hannover | 1954
    Geschichte der Stadt Hannover I/II | Dr. Klaus Mlynek, Dr. Waldemar R. Röhrbein | Schlütersche Verlag | 1994
    Hannover, Die Grosstadt im Grünen | Fr. Stadelmann | Verkehrs-Verein Hannover e.V. Hannover | 1927
    Hannover, Kunst-Lexikon und Kultur-Lexikon | Helmut Knocke, Hugo Thielen | Schäfer Verlag Hannover | 1994
    Hannoversche Geschichtsblätter | Verlag Th.Schäfer 2. Heft Hannover | 1910
    Linden, Ein Führer für Fremde und Einheimische | Rektor Haase II | H. Ellermann-Verlag Hannover | 1906
    Linden, Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert | Walter Buschmann
    August Lax Verlagsbuchhandlung Hildesheim | 1981
    Stadtarchiv Hannover
    Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart | Dr. Klaus Mlynek,
    Dr. Waldemar R. Röhrbein | Schlütersche GmbH & Co. KG Verlag und Druckerei | 2009
    Wikipedia - Die freie Enzyklopädie


    Die Bilder dürfen weiter verwendet werden - mit Hinweis auf den Besitzer! © Postkarten-Archiv
    Zuletzt geändert von Andrew.derLuchs; 29.06.2010, 01:07.

    Kommentar

    • Andrew.derLuchs
      Landesfürst


      • 01.11.2009
      • 693
      • 30449 Hannover-Linden

      #3
      Hier einiges zum Siloah:

      Das Krankenhaus Siloah

      Die Poliklinik Siloah nimmt im Herbst 1896 ihre Arbeit auf. Schwierig ist die finanzielle Sicherung der Klinik. Wenn man auch dank der Hilfe der Stadt Linden und ihrer Industriebetriebe bald nicht mehr auf Haussammlungen angewiesen ist, so ist es doch schwer, staatliche Behörden zu ständigen Zuschüssen zu bewegen. Die Eröffnung geschieht im Haus Falkenstraße 10. Es halten sieben Ärzte Sprechstunden ab, die auf den Gebieten der Augenheilkunde, Chirurgie, Frauenkrankheiten, Kinderkrankheiten, Hals-, Nasen-, Ohrenleiden, Hautkrankheiten und Nervenleiden praktizieren. Eine Schwester der Lindener Diakonissenstation hilft während der Sprechstunden und besorgt die Pflege der Kranken in ihren Wohnungen. Doch die ist nicht ausreichend.



      Städtisches Krankenhaus Siloah | 07.07.1919

      Siloah Haus I | 29.04.1916

      Um dem abzuhelfen, richtet ein Ausschuss 1899 im Haus Jacobsstraße 4 in zwei Etagen eine Klinik mit 10 Betten ein, die ein Damenkomitee leitet. Sie erhält den Namen „Siloah". In dieses Haus wird auch die Poliklinik verlegt. Die Klinik muss bald umziehen und findet im Herbst 1900 in dem von Altenschen Haus in der Hohestraße 6 ein neues, größeres Heim, das bei der ständig zunehmenden Patientenzahl auch nur vorübergehend genügt, aber die Einrichtung einer medizinischen Abteilung zulässt. Erweiterungsarbeiten will der Siloah Vorstand nur vornehmen, wenn der Eigentümer dem Verein das Grundstück verkaufen würde. Doch das macht Karl Graf von Alten-Linsingen nicht. So gewinnt der bereits im Jahr 1905 geförderte Gedanke an einen Neubau eine immer breitere Zustimmung.

      Der Lindener Magistrat entschließt sich 1907, nicht nur das Grundstück an der Petristraße zur Verfügung zu stellen, sondern auch das Krankenhaus selbst mit 70 Betten zu erbauen. Das Haus soll dem Verein Siloah einige Jahre kostenlos zum Betrieb überlassen werden, doch behält sich die Stadt für bestimmte Fälle das Rücknahmerecht vor. Die Stadt sichert sich auch einen größeren Einfluss auf die Geschäftsführung und die Finanzierung des Vereins. Am 1. April 1909 ziehen Klinik und Poliklinik in das neue dreigeschossige Gebäude ein, das mit allen der Zeit bekannten technischen und medizinischen Neuerungen ausgerüstet ist und 70 Patienten aufnehmen kann. Das Gebäude wurde von der Hoch- Tief und Eisenbeton Baufirma - Maurermeister Gustav Arend Klewergarten 1, errichtet. Architekt war der in Göttingen geborene Georg Fröhlich (1853-1927). Da die Einwohnerzahl Lindens 66 000 Personen übersteigt, und im Krankenhaus Siloah und St. Josephstift zusammen nur etwa 150 Betten vorhanden sind, muss schon im April 1911, das Haus durch einen neuen Erweiterungsbau vergrößert werden.




      Krankenhaus Siloah | 12.05.1917

      Diese Stellung wird gehalten Linden 1917 | 21.06.1917

      Der Siloah Verein beschließt im Februar 1913 seine Auflösung. Die städtische Verwaltung beginnt am 1. April 1913, in eigener Regie das Krankenhaus zu leiten und den schon bekannten Namen Siloah beizubehalten. Mit Rücksicht auf die zu erwartenden Aufgaben entschließt sich die Verwaltung, nicht nur das sog. Infektionsgebäude zu bauen, sondern auch ein Privathaus und ein kleines Beobachtungshaus anzufügen, so dass bei Kriegsausbruch 1914, 280 Betten vorhanden sind. Zusätzlich werden in den nächsten Jahren noch zwei Baracken mit 20 Betten aufgestellt. Über die Jahre des Ersten Weltkrieges ist nicht viel zu berichten. Ein Großteil des Hauses wird Lazarett. Die Poliklinik muss ihre Tätigkeit einstellen, da die Ärzte fehlen. Schon im ersten Nachkriegsbericht für das Jahr 1919/20 ist von den Soldaten keine Rede mehr. Der Krankenbestand hat sich normalisiert. Von den 300 Betten sind im Durchschnitt 200 belegt. Das Haus erhält eine eigene Apotheke und es wird eine staatlich anerkannte Krankenpflegeschule eröffnet. 1921 eröffnet die Abteilung für Hals-, Nasen-, Ohrenkranke und 1922 die Abteilung für Haut- und Geschlechtskranke Kinder. Beim Ausbruch der Typhusepidemie 1926, die in Linden ihren Anfang nimmt, werden 691 Typhuskranke im Siloah behandelt. 145 Ärzte, Schwestern und Pflegekräfte müssen zusätzlich eingestellt werden, um alle Patienten zu versorgen. 1934 zieht die Hals-, Nasen-, Ohrenabteilung in das Städt. Nordstadtkrankenhaus, in die Haltenhoffstraße um. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Siloah in "Krankenhaus Ricklingen" umbenannt.




      Siloah | Privatklinik | 14.02.1931

      Städt. Krankenhaus Siloah | 1958

      Im Zweiten Weltkrieg wird das Siloah wieder Lazarett, dieses Mal nicht nur für Soldaten, sondern auch verwundete Zivilisten, die durch Bombensplitter getroffen sind. Der Bombenkrieg verschont auch das Siloah, trotz weithin sichtbaren roten Kreuzen auf den Dächern nicht. Es muss erhebliche Schäden hinnehmen. Zu den Verwüstungen des Krieges kam das verheerende Hochwasser vom Februar 1946, die Ihme trat über ihre Ufer und zerstörte die Kellereinrichtungen in sämtlichen Gebäuden. In den Nachkriegsjahren wurde das Siloah stetig Vergrößert. In den Jahren 1955 und 1957 entstand ein Neubau, welcher auf 425 Stahlbetonpfählen in einer Wanne errichtet wurde, und die Abteilungen Chirurgie sowie die innere Medizin aufnahm. Später kam ein Neubau für die Chirurgische Klinik sowie für die Anästhesie- und die Zentrale Röntgendiagnostik-Abteilung hinzu.



      Krankenhaus Siloah ca. 1970

      Krankenhaus Siloah | 1980

      Zwischen 1966 und 1969 entstanden der Neubau der Chirurgischen Klinik mit den entsprechenden Fachabteilungen sowie einer Poliklinik, einer Intensivstation, einer Zentralküche, einem Kasino und einem Wäschereigebäude. Für die Unterbringung des Personals wurde 1968 das 55 m hohe Schwesterwohnheim gebaut. Neben dem Gebäude entstand ein 2-geschossiges Schülerinnenwohnheim, in welchem später ein Altenpflegeheim untergebracht war. 1971 kam noch eine Kindertagesstätte hinzu. Seit dem 1. Januar 1998 gehört das Siloah zum Krankenhaus-Verbund des Klinikum Region Hannover. Die Kindertagesstätte (Siloah-Kita) wurde 2008 geschlossen und im Oktober 2009, rund 400 m vom alten Standort an der Ricklinger Straße, für 2,7 Mio. Euro neu errichtet. Im März 2010 ist das Krankenhaus Siloah mit dem Krankenhaus Oststadt-Heidehaus fusioniert. Der denkmalgeschützte Baubestand soll in die Neubauplanung und die Entwicklung des Gesamtgeländes einbezogen werden. Die Eröffnung der neuen Klinik ist für das Jahr 2013 geplant.


      Webcam http://www.krh.eu/neubau/webcam.php

      Sie haben an dieser Stelle den Blick auf das zukünftige Baufeld des neuen Krankenhauses, die Kamera aktualisiert die Bilder im Abstand von 5 Minuten. Mit Baubeginn kann hier der Bauablauf mitverfolgt werden.




      Modellfoto – Ansicht von Nordwest - Neubau Siloah
      © sander hofrichter


      Literatur- und Quellenverzeichnis:


      Postkarten-Archiv / Lindener Geschichtsbuch / Das Krankenhaus Siloah

      www.postkarten-archiv.de / Postkarten / Text

      Hannoversche Geschichtsblätter | Verlag Th.Schäfer 2. Heft Hannover | 1910
      Hannoversche Geschichtsblätter | Band 13 Heft 1/2 | Druck und Verlag Hahnsche Buchhandlung | 1959
      Stadtarchiv Hannover
      Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart | Dr. Klaus Mlynek,
      Dr. Waldemar R. Röhrbein | Schlütersche GmbH & Co. KG Verlag und Druckerei | 2009
      Wikipedia - Die freie Enzyklopädie


      Die Postkarten dürfen weiter verwendet werden - mit Hinweis auf den Besitzer! © Postkarten-Archiv
      Zuletzt geändert von Andrew.derLuchs; 29.06.2010, 01:05.

      Kommentar

      • U.R.
        Heerführer


        • 15.01.2006
        • 6487
        • Niedersachsen
        • der gesiebte Sinn ;-)

        #4
        Andrew der Luchs

        Wie gewohnt ein klasse Beitrag!
        Gruss U.R.
        Der sicherste Weg Geld zu verbrennen ist,......Kohle davon zu kaufen!

        Kommentar

        • Wühlmaus28
          Ritter


          • 16.03.2010
          • 391
          • Ruhrgebiet/ Kreis Recklinghausen
          • Augen und Ohren

          #5
          Super ausführlicher Beitrag, vielen herzlichen Dank
          Wer Mut hat, kotzt auch gegen den Sturm

          Kommentar

          Lädt...