Architektenwettbewerb
Gedenkstätte Ahlem in Hannover wird umgebaut
Eine Arbeitsgemeinschaft aus Hannover hat den Architektenwettbewerb zur Neugestaltung der Gedenkstätte Ahlem gewonnen. Das teilte die Region Hannover am Dienstag mit. Der Umbau zu einem zentralen Informationszentrum soll noch in diesem Jahr beginnen.
Regionspräsident Hauke Jagau war eine gewisse Erleichterung anzumerken. Schließlich konnte er am Dienstag wichtige Fortschritte bei einem Thema vermelden, das für die Region zwischendurch zu einer unendlichen Geschichte zu werden drohte. Jetzt aber durfte Jagau den Entwurf präsentieren, den die Jury des Architektenwettbewerbs um die Neugestaltung der Gedenkstätte Ahlem zum Sieger gekürt hat. Die Gedenkstätte hat damit ein mögliches neues Gesicht – und Jagau konnte bei der Präsentation im Regionshaus feststellen: „Wir sind einen großen Schritt weitergekommen.“
Der Siegerentwurf sieht den Neubau eines gläsernen zentralen Eingangsgebäudes, eine vollständig neue Ausstellung sowie die Anlage eines Schulgartens auf dem Außengelände vor, das die Tradition des Gebäudes als Teil der Israelitischen Gartenbauschule aufgreift. Dass sich die Arbeitsgemeinschaft der hannoverschen Büros „Ahrens Grabenhorst“ (Architekten), „icon“ (Ausstellungen) und „momentum3“ (Landschaftsarchitektur) gegen 13 Konkurrenten aus dem gesamten Bundesgebiet durchsetzte, hat vor allem mit dem interdisziplinären Ansatz der Gruppe zu tun: Im Gegensatz zu den anderen Vorschlägen, die sich entweder auf die Architektur oder den Außenbereich konzentrierten, hätten die Sieger „die Vorgaben am komplettesten erfüllt“, lobte der Jurypräsident, der Braunschweiger Architekt Hartmut Rüdiger.
Diese Vorgaben sind in Ahlem außerordentlich anspruchsvoll: Das Gelände in Ahlem diente zunächst als jüdische Schul- und Ausbildungsstätte für Gärtner und Landschaftsbauer, bevor es die Nationalsozialisten zur Deportationssammelstelle, zum Gefängnis und schließlich auch zur Hinrichtungsstätte machten. „Es ging uns darum, die einzelnen Stufen sichtbar zu machen“, sagt Professorin Gesche Grabenhorst, deren Büro auch den Umbau der Gustav-Adolf-Kirche in Leinhausen zur neuen Synagoge der Liberalen Jüdischen Gemeinde plante.
In Ahlem wollen die Sieger des Wettbewerbs nun in der zweiten Etage des ehemaligen Direktorenhauses die Geschichte der Gartenbauschule erzählen und sich im ersten Geschoss auf die Geschichte während der NS-Zeit konzentrieren. Die Kellerräume, in denen die Gestapo Gefangene verhörte und folterte und in denen bislang die alte Ausstellung zu sehen war, sollen künftig weitgehend freibleiben. Platz für Vorträge und Veranstaltungen bietet ein Versammlungsraum im Untergeschoss des Neubaus.
Wie viel von diesen Plänen umgesetzt wird, muss nun die Region entscheiden. Die Jury hat der Region empfohlen, diesem Entwurf zu folgen – dass die zweit- und drittplatzierten Vorschläge, beide von Architekten und Landschaftsarchitekten aus Berlin, noch zum Zuge kommen, gilt als unwahrscheinlich. Andererseits ist fraglich, ob die Region mit den von ihr eingeplanten 2,5 Millionen Euro auskommt. Der bauliche und finanzielle Aufwand für den Siegerentwurf sei groß, sagte Rüdiger.
Ein Gast, der die Präsentation gestern im Regionshaus mit besonderem Blick verfolgte, war die Zeitzeugin Ruth Gröne. Im Oktober 1943 musste die damals Zwölfjährige mit ihren Eltern in das sogenannte Judenhaus auf dem Gelände der früheren Gartenbauschule ziehen. Insgesamt lebte sie zwölf Jahre auf dem Gelände. Es sei immer eigenartig, wenn sich ein Ort ihrer Erinnerungen verändert, sagte sie. Zugleich jedoch erfüllten sie die Pläne mit Stolz: „Ich bin sicher, dass dies eine bedeutende Gedenkstätte wird.“
Sämtliche Arbeiten sind bis zum 8. April in der „Galerie“ des Regionshauses in der Hildesheimer Straße 20 ausgestellt (Montag bis Freitag 9–17 Uhr).
© HAZ - Thorsten Fuchs | 22.03.2011
Gedenkstätte Ahlem in Hannover wird umgebaut
Eine Arbeitsgemeinschaft aus Hannover hat den Architektenwettbewerb zur Neugestaltung der Gedenkstätte Ahlem gewonnen. Das teilte die Region Hannover am Dienstag mit. Der Umbau zu einem zentralen Informationszentrum soll noch in diesem Jahr beginnen.
Regionspräsident Hauke Jagau war eine gewisse Erleichterung anzumerken. Schließlich konnte er am Dienstag wichtige Fortschritte bei einem Thema vermelden, das für die Region zwischendurch zu einer unendlichen Geschichte zu werden drohte. Jetzt aber durfte Jagau den Entwurf präsentieren, den die Jury des Architektenwettbewerbs um die Neugestaltung der Gedenkstätte Ahlem zum Sieger gekürt hat. Die Gedenkstätte hat damit ein mögliches neues Gesicht – und Jagau konnte bei der Präsentation im Regionshaus feststellen: „Wir sind einen großen Schritt weitergekommen.“
Der Siegerentwurf sieht den Neubau eines gläsernen zentralen Eingangsgebäudes, eine vollständig neue Ausstellung sowie die Anlage eines Schulgartens auf dem Außengelände vor, das die Tradition des Gebäudes als Teil der Israelitischen Gartenbauschule aufgreift. Dass sich die Arbeitsgemeinschaft der hannoverschen Büros „Ahrens Grabenhorst“ (Architekten), „icon“ (Ausstellungen) und „momentum3“ (Landschaftsarchitektur) gegen 13 Konkurrenten aus dem gesamten Bundesgebiet durchsetzte, hat vor allem mit dem interdisziplinären Ansatz der Gruppe zu tun: Im Gegensatz zu den anderen Vorschlägen, die sich entweder auf die Architektur oder den Außenbereich konzentrierten, hätten die Sieger „die Vorgaben am komplettesten erfüllt“, lobte der Jurypräsident, der Braunschweiger Architekt Hartmut Rüdiger.
Diese Vorgaben sind in Ahlem außerordentlich anspruchsvoll: Das Gelände in Ahlem diente zunächst als jüdische Schul- und Ausbildungsstätte für Gärtner und Landschaftsbauer, bevor es die Nationalsozialisten zur Deportationssammelstelle, zum Gefängnis und schließlich auch zur Hinrichtungsstätte machten. „Es ging uns darum, die einzelnen Stufen sichtbar zu machen“, sagt Professorin Gesche Grabenhorst, deren Büro auch den Umbau der Gustav-Adolf-Kirche in Leinhausen zur neuen Synagoge der Liberalen Jüdischen Gemeinde plante.
In Ahlem wollen die Sieger des Wettbewerbs nun in der zweiten Etage des ehemaligen Direktorenhauses die Geschichte der Gartenbauschule erzählen und sich im ersten Geschoss auf die Geschichte während der NS-Zeit konzentrieren. Die Kellerräume, in denen die Gestapo Gefangene verhörte und folterte und in denen bislang die alte Ausstellung zu sehen war, sollen künftig weitgehend freibleiben. Platz für Vorträge und Veranstaltungen bietet ein Versammlungsraum im Untergeschoss des Neubaus.
Wie viel von diesen Plänen umgesetzt wird, muss nun die Region entscheiden. Die Jury hat der Region empfohlen, diesem Entwurf zu folgen – dass die zweit- und drittplatzierten Vorschläge, beide von Architekten und Landschaftsarchitekten aus Berlin, noch zum Zuge kommen, gilt als unwahrscheinlich. Andererseits ist fraglich, ob die Region mit den von ihr eingeplanten 2,5 Millionen Euro auskommt. Der bauliche und finanzielle Aufwand für den Siegerentwurf sei groß, sagte Rüdiger.
Ein Gast, der die Präsentation gestern im Regionshaus mit besonderem Blick verfolgte, war die Zeitzeugin Ruth Gröne. Im Oktober 1943 musste die damals Zwölfjährige mit ihren Eltern in das sogenannte Judenhaus auf dem Gelände der früheren Gartenbauschule ziehen. Insgesamt lebte sie zwölf Jahre auf dem Gelände. Es sei immer eigenartig, wenn sich ein Ort ihrer Erinnerungen verändert, sagte sie. Zugleich jedoch erfüllten sie die Pläne mit Stolz: „Ich bin sicher, dass dies eine bedeutende Gedenkstätte wird.“
Sämtliche Arbeiten sind bis zum 8. April in der „Galerie“ des Regionshauses in der Hildesheimer Straße 20 ausgestellt (Montag bis Freitag 9–17 Uhr).
© HAZ - Thorsten Fuchs | 22.03.2011
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