Der Wasserturm ist ein Zeuge der Industriegeschichte Zernsdorfs, denn seine Errichtung hängt direkt mit dem Betrieb des Schwellenwerkes Zernsdorf zusammen.
Zernsdorf war 1898, als die Holzimprägnieranstalt „Von Hülsberg & CO.” gegründet wurde, ein kleines Dörfchen. Die neue Industrieanlage lag in dieser Zeit weit vor den „Toren des Ortes” zwischen dem Nordufer des Krüpelsees und der 1888 gebauten Kreischaussee Königs Wusterhausen-Zernsdorf-Kablow.
In dieser Imprägnieranstalt wurden Bauhölzer mit einer Salzlösung in neu entwickelten Kesseldruckverfahren als Brandschutz imprägniert. 1902 ließ sich der Erfinder und Miteigentümer der Imprägnieranstalt Max Rüping dieses Verfahren patentieren. Er erkannte, dass im gleichen Verfahren, jetzt aber mit dem Tränkmittel Teeröl, das Holz vorbeugend gegen holzzerstörende Organismen und Pilze äußerst behandelt werden konnte. Dieses Verfahren wurde hauptsächlich bei Telegrafenstangen und Holzschwellen für den Bahnbau angewendet.
Im gleichen Jahr (1902) ging die Holztränkanstalt in das Eigentum der Rütgers AG über. Doch schon nach kurzer Zeit wurde das Werk wieder geschlossen - angeblich wegen fehlender Aufträge. Aber auch die abgelegene Lage und damit ein Arbeitskräftemangel könnten der Grund gewesen sein. 1906 wollte die Königliche Bahn in Spindlersfeld (Berlin) ein Gelände aufkaufen, um an diesem Standort eine Schwellentränkanlage aufzubauen. Was lag da näher als den stillgelegten Betrieb in Zernsdorf zu erwerben? So wurde im selben Jahr die Königliche Eisenbahn der neue Eigentümer.
In der Zernsdorfer “Schwellentränkungsanlage”, die als Betrieb erst zur Königlichen, dann zur Reichs- und schließlich zur Bundesbahn gehörte und 1993 Teil einer GmbH wurde, tränkte man bis zum 27. Oktober 1995 Holzschwellen für den Eisenbahnbau. Ende 1995 wurde das Werk nach fast 100 Jahren Produktionsstandort für immer stillgelegt.
Als Bauzeit für den Wasserturm kann man 1907/08 annehmen, denn die Bauzeichnung wurde im Januar 1907 angefertigt. Er war zunächst als Wasserreservoir zur Sicherheit wegen der großen Brandgefahr gebaut worden, denn die Schwellen lagerten auf dem Holzplatz in unmittelbarer Nähe der Tränkanlage. 1947/48 wurden dann auch die zum Werk gehörigen Wohnhäuser (1910 erbaut) an die Wasserversorgung angeschlossen. 1995 ging mit Schließung des Schwellenwerkes auch der Wasserturm außer Betrieb. .
Am 31. Januar 1998 stellte die Gemeinde Zernsdorf den Antrag zur Aufnahme des Zernsdorfer Wahrzeichens in die Denkmalschutzliste des Landkreises Dahme-Spreewald. Im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege wurde der Turm als denkmalwürdig begutachtet, weil er eine in der Region einzigartige Konstruktion aufweist und er als Wasserversorgung für Industriezwecke gebaut wurde.
Und die Zernsdorfer waren nun stolz auf ihr Wahrzeichen, denn es gibt im Ort kein vergleichbares „herausragendes“ Bauwerk.
Mitte des Jahres 1999 fing am Dach des Turmes der Zahn der Zeit an zu nagen. Der Eigentümer des Turmes, die Deutsche Bahn AG, schmetterte die Bitte der Gemeinde um Sanierung des Turmes zu dieser Zeit als nicht notwendig und zu kostenaufwendig ab.
Im Januar 2000 rissen die Winterstürme an der Dachdeckung und aus dem kleinen Loch entstand ein weithin sichtbarerer Schaden.
Für den Heimatverein Zernsdorf e.V. war dies der Grund, den Wasserturm endlich auch in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken, denn das Verfahren zum Denkmalschutz lief schon seit immerhin zwei Jahren! Der Verein initiierte eine Unterschriftensammlung; über 800 Bürger forderten die Rettung des Wasserturmes. Deshalb lud der Heimatverein im Februar 2000 die Verantwortlichen von Gemeinde, des Denkmalschutzes, der Bahn, die Zernsdorfer Bürger und die Presse zu einem öffentlichen Stammtisch ein. Die Deutsche Bahn Immobiliengesellschaft als Eigentümer „kniff” per Fax und ohne Begründung!
Welche Freude, dass der Turm am 27. März 2000 endlich den Denkmalschutzstatus erhielt! Man glaubte, dass der Eigentümer nun endlich tätig werden muss! Aber im September 2000 teilte ein Vertreter der Bahn in einer Gemeindevertreterversammlung mit: Am Turm wird nichts gemacht! Man stünde mit einem möglichen Investor in Vertragsverhandlungen, der die Immobilie „Schwellenwerk” übernehmen würde.
2001 wurde das gesamte Gelände an die N&N Projekt GmbH verkauft. Diese verteilte unter den Slogan „Von Turm zu Turm” nichts sagende, dafür aber bunt und groß aufgemachte Prospekte und versuchte die Zernsdorfer für sich einzunehmen. Außer dass einige „ausgenommen” wurden, weil sie mit dem Versprechen der „Stillen Teilhaberschaft” weit mehr als nur ein paar Mark in die Versprechungen investierten, passierte nichts.
2002 verschwand N&N Projekt wegen Insolvenz vom Schwellenwerksgelände. Doch in einen Dornröschenschlaf fiel das Gelände deshalb nicht! Die Betriebsgebäude und der Turm wurden nun für „Vandalen” zum gefahrvollen Abenteuerspielplatz und die Witterung tat ihr übriges.
Mitte 2003 bat der Heimatverein die Denkmalschutzbehörden, die Deutsche Bahn AG, den damaligen Bundesminister für Verkehrs-, Bau- und Wohnungswesen und den Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald um Unterstützung der erneuten Bemühungen um den Turm. Ein wenig wurde bewirkt: Der Heimatverein bekam einen Beratungstermin bei der Bahn im Juli 2003! Es wurde mitgeteilt, dass das Verfahren der Rückübertragung der Immobilie an die Bahn im Gange sei (Dauer ein Jahr!!). Der Verein musste klarstellen, dass das Flicken von Drahtzäunen nicht gleich der „Sicherung eines Denkmales” entspricht! Und man bekam zu hören: ...kein Geld, kein Geld, kein Geld... sei für die Sanierung vorhanden. Aber „Bemühungen” der Unterstützung sagte man zu. Ende Oktober kam die Bahn „ihrer” Sicherungspflicht nach, ließ mit Blechtafeln den Zugang und die mit Leitern erreichbaren Fenster sichern. Aber durch die entblößte Dachkonstruktion pfeift seitdem bis in die Gegenwart (Januar 2011) weiterhin der Sturm und treibt Schnee und Regen in das Innere!
Zernsdorf war 1898, als die Holzimprägnieranstalt „Von Hülsberg & CO.” gegründet wurde, ein kleines Dörfchen. Die neue Industrieanlage lag in dieser Zeit weit vor den „Toren des Ortes” zwischen dem Nordufer des Krüpelsees und der 1888 gebauten Kreischaussee Königs Wusterhausen-Zernsdorf-Kablow.
In dieser Imprägnieranstalt wurden Bauhölzer mit einer Salzlösung in neu entwickelten Kesseldruckverfahren als Brandschutz imprägniert. 1902 ließ sich der Erfinder und Miteigentümer der Imprägnieranstalt Max Rüping dieses Verfahren patentieren. Er erkannte, dass im gleichen Verfahren, jetzt aber mit dem Tränkmittel Teeröl, das Holz vorbeugend gegen holzzerstörende Organismen und Pilze äußerst behandelt werden konnte. Dieses Verfahren wurde hauptsächlich bei Telegrafenstangen und Holzschwellen für den Bahnbau angewendet.
Im gleichen Jahr (1902) ging die Holztränkanstalt in das Eigentum der Rütgers AG über. Doch schon nach kurzer Zeit wurde das Werk wieder geschlossen - angeblich wegen fehlender Aufträge. Aber auch die abgelegene Lage und damit ein Arbeitskräftemangel könnten der Grund gewesen sein. 1906 wollte die Königliche Bahn in Spindlersfeld (Berlin) ein Gelände aufkaufen, um an diesem Standort eine Schwellentränkanlage aufzubauen. Was lag da näher als den stillgelegten Betrieb in Zernsdorf zu erwerben? So wurde im selben Jahr die Königliche Eisenbahn der neue Eigentümer.
In der Zernsdorfer “Schwellentränkungsanlage”, die als Betrieb erst zur Königlichen, dann zur Reichs- und schließlich zur Bundesbahn gehörte und 1993 Teil einer GmbH wurde, tränkte man bis zum 27. Oktober 1995 Holzschwellen für den Eisenbahnbau. Ende 1995 wurde das Werk nach fast 100 Jahren Produktionsstandort für immer stillgelegt.
Als Bauzeit für den Wasserturm kann man 1907/08 annehmen, denn die Bauzeichnung wurde im Januar 1907 angefertigt. Er war zunächst als Wasserreservoir zur Sicherheit wegen der großen Brandgefahr gebaut worden, denn die Schwellen lagerten auf dem Holzplatz in unmittelbarer Nähe der Tränkanlage. 1947/48 wurden dann auch die zum Werk gehörigen Wohnhäuser (1910 erbaut) an die Wasserversorgung angeschlossen. 1995 ging mit Schließung des Schwellenwerkes auch der Wasserturm außer Betrieb. .
Am 31. Januar 1998 stellte die Gemeinde Zernsdorf den Antrag zur Aufnahme des Zernsdorfer Wahrzeichens in die Denkmalschutzliste des Landkreises Dahme-Spreewald. Im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege wurde der Turm als denkmalwürdig begutachtet, weil er eine in der Region einzigartige Konstruktion aufweist und er als Wasserversorgung für Industriezwecke gebaut wurde.
Und die Zernsdorfer waren nun stolz auf ihr Wahrzeichen, denn es gibt im Ort kein vergleichbares „herausragendes“ Bauwerk.
Mitte des Jahres 1999 fing am Dach des Turmes der Zahn der Zeit an zu nagen. Der Eigentümer des Turmes, die Deutsche Bahn AG, schmetterte die Bitte der Gemeinde um Sanierung des Turmes zu dieser Zeit als nicht notwendig und zu kostenaufwendig ab.
Im Januar 2000 rissen die Winterstürme an der Dachdeckung und aus dem kleinen Loch entstand ein weithin sichtbarerer Schaden.
Für den Heimatverein Zernsdorf e.V. war dies der Grund, den Wasserturm endlich auch in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken, denn das Verfahren zum Denkmalschutz lief schon seit immerhin zwei Jahren! Der Verein initiierte eine Unterschriftensammlung; über 800 Bürger forderten die Rettung des Wasserturmes. Deshalb lud der Heimatverein im Februar 2000 die Verantwortlichen von Gemeinde, des Denkmalschutzes, der Bahn, die Zernsdorfer Bürger und die Presse zu einem öffentlichen Stammtisch ein. Die Deutsche Bahn Immobiliengesellschaft als Eigentümer „kniff” per Fax und ohne Begründung!
Welche Freude, dass der Turm am 27. März 2000 endlich den Denkmalschutzstatus erhielt! Man glaubte, dass der Eigentümer nun endlich tätig werden muss! Aber im September 2000 teilte ein Vertreter der Bahn in einer Gemeindevertreterversammlung mit: Am Turm wird nichts gemacht! Man stünde mit einem möglichen Investor in Vertragsverhandlungen, der die Immobilie „Schwellenwerk” übernehmen würde.
2001 wurde das gesamte Gelände an die N&N Projekt GmbH verkauft. Diese verteilte unter den Slogan „Von Turm zu Turm” nichts sagende, dafür aber bunt und groß aufgemachte Prospekte und versuchte die Zernsdorfer für sich einzunehmen. Außer dass einige „ausgenommen” wurden, weil sie mit dem Versprechen der „Stillen Teilhaberschaft” weit mehr als nur ein paar Mark in die Versprechungen investierten, passierte nichts.
2002 verschwand N&N Projekt wegen Insolvenz vom Schwellenwerksgelände. Doch in einen Dornröschenschlaf fiel das Gelände deshalb nicht! Die Betriebsgebäude und der Turm wurden nun für „Vandalen” zum gefahrvollen Abenteuerspielplatz und die Witterung tat ihr übriges.
Mitte 2003 bat der Heimatverein die Denkmalschutzbehörden, die Deutsche Bahn AG, den damaligen Bundesminister für Verkehrs-, Bau- und Wohnungswesen und den Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald um Unterstützung der erneuten Bemühungen um den Turm. Ein wenig wurde bewirkt: Der Heimatverein bekam einen Beratungstermin bei der Bahn im Juli 2003! Es wurde mitgeteilt, dass das Verfahren der Rückübertragung der Immobilie an die Bahn im Gange sei (Dauer ein Jahr!!). Der Verein musste klarstellen, dass das Flicken von Drahtzäunen nicht gleich der „Sicherung eines Denkmales” entspricht! Und man bekam zu hören: ...kein Geld, kein Geld, kein Geld... sei für die Sanierung vorhanden. Aber „Bemühungen” der Unterstützung sagte man zu. Ende Oktober kam die Bahn „ihrer” Sicherungspflicht nach, ließ mit Blechtafeln den Zugang und die mit Leitern erreichbaren Fenster sichern. Aber durch die entblößte Dachkonstruktion pfeift seitdem bis in die Gegenwart (Januar 2011) weiterhin der Sturm und treibt Schnee und Regen in das Innere!
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