Es gibt sie noch, die schönen Orte...

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  • Grubenmolch
    • 26.02.2009
    • 3155
    • Ostsachsen

    #16
    Hi Till!
    Ruhig bleiben....
    Vielleicht sieht nicht jeder die Schönheit des Verfalls so wie wir!
    Wenn jemand die Kernseife erkennt ist es doch ein Zeichen das er sich die Bilder genauer angeschaut hat!
    Jedenfalls hast du da wieder ein schönes Objekt gefunden und gut abgelichtet! Der Dachboden mit dem einfallenden Licht kommt besonders gut!
    Gruß Grubenmolch.
    P.S. Das Verkaufsschild ist aber nicht erst nach der "Wende" gemalt wurden!?!
    Zuletzt geändert von Grubenmolch; 29.03.2015, 07:49. Grund: vertipselt
    Endlich auch mal Fotowettbewerbgewinner 11/2020

    Kommentar

    • 2augen1nase
      Heerführer


      • 13.03.2007
      • 5543
      • Chemnitz
      • keiner.. leider

      #17
      Das Gebäude beherbergte vorher eine Verbandwattefabrik - war an einem ehemaligen Schriftzug an der Fassade noch leicht zu erkennen.

      Definitiv gesichert ist, dass das Ensemble mal jüdisches Eigentum war, was zu Zeiten des 3. Reiches wohl veräußert werden musste. Ich nehme an, dass das Schild aus dieser Zeit stammt, belegen kann ich das aber nicht.

      Sicher ist, dass die Wäscherei wohl später dann weitergeführt wurde und bis vor wenigen Jahren wurde das Vorderhaus auch noch bewohnt oder bewirtschaftet, es war jedenfalls regelmäßig jemand vor Ort. Danach erfolgte wohl die Rückgabe an die jüdische Gemeinde bzw. die "Jewish conference", die sich eben um Rückübertragungen und Ausgleiche bemüht.

      Das Areal wurde vor kurzem verkauft.
      Genossen und Genossinnen! Geniesset den genuß der Genossenschaften, denn es könnte vorkommen, dass die
      Nachkommen mit dem Einkommen der Vorkommen nicht auskommen und daher umkommen!

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      • 2augen1nase
        Heerführer


        • 13.03.2007
        • 5543
        • Chemnitz
        • keiner.. leider

        #18
        Neugikeiten

        Hallo ihr Lieben

        Ich habe Neuigkeiten zur Geschichte des Ensembles. Eine Verwandte hat sich aufgrund des nun geschlossenen Threads "Dampfwäscherei Hornbogen" bei mir gemeldet und mir auf Nachfrage die Geschichte zusammengefasst.

        Ein wenig verärgert war sie über die Darstellung einiger hier, die sie wohl auch persönlich vor Ort getroffen hat. Dennoch habe ich ihre Erlaubnis bekommen ihre Nachricht hier zu veröffentlichen:


        "Ich bin die in dem anderen Thread angesprochene Enkelin, obwohl das so nicht ganz stimmt. Um die Enkelin vom Firmengründer zu sein, bin ich zu jung. Ich bin die Urenkelin Ich bin auf dem Gelände aufgewachsen und hab bis 2003 dort gewohnt.

        Die Firmengründung geht auf das Jahr 1920 zurück und war erst auf dem Sonnenberg und später auf dem alten Kasernengelände in der Nähe des Bethanienkrankenhauses angesiedelt. Unter Hitler wurde das Gelände zum Lazarett umgebaut und eine neue Betriebsstätte gesucht: Das Gelände in Altchemnitz.

        Die ehemalige Verbandwatte war Ende der 20-er Jahre Konkurs gegangen und wurde zwangsversteigert. Die neuen Eigentümer gehörten der SAPT AG an. Soweit ich weiß, waren das wohl 6 Personen, von denen 2 jüdischer Herkunft waren. Die Fabrik wurde 1936 in Betrieb genommen, die Raten für den Kauf bis Anfang der 40-er Jahre gezahlt. Nach der Reichsprogromnacht 1938 und der Arisierung jüdischer Geschäfte wurde die SAPT AG in die Rotex AG umbenannt, die jüdischen Teilhaber zogen sich aus dem Geschäft zurück und - soweit ich weiß - migrierten ins Ausland.

        Hier setzt dann auch das Problem an, das zur Rückübertragung führte. Es war nicht nachvollziehbar, ob die jüdischen Teilhaber nach 1938 ihre Anteile an den Raten erhielten oder ob sie generell irgendwie beteiligt wurden. Für das Amt zur Regelung offener Vermögensfragen der Hauptgrund, der Rückführung zuzustimmen.

        Ärgerlich als die Rückführung selbst war jedoch die Geschichte drumrum, also wie das ganze gelaufen ist. Den Antrag haben nicht die Erben gestellt, sondern die ICC - quasi prophylaktisch ohne das das die Erben so richtig selbst initiierten. Die Anträge wurden von der Bundesrepublik bis Dezember 1992 zugelassen und wurden auch in dieser Frist eingereicht. Es hielt jedoch niemand für nötig, meine Familie darüber zu informieren. Wir erfuhren erst 2003 etwas davon, als die Trasse der Citybahn gebaut wurde und dafür einige Teile des an die Linie angrenzenden Geländes an die Stadt übertragen wurden. Wir hatten ja seit Jahren versucht, das Gelände zu verkaufen und einen Investor gefunden, der die Fabrikhalle erhalte wollte. Nachdem die Rückführung bekannt wurde, war das natürlich unmöglich. Auch dem Interessenten hatte man, obwohl er Bauanträge und dergleichen bei der Stadt eingereicht hatte, nicht über die Rückführung informiert. Du kannst dir vorstellen, wie überraschend das für alle kam.

        Die Rückübertragung erfolgte im Frühjahr 2010. Da bekommt man ein Schreiben mit Stichtag in 3 Monaten - also auch kaum Zeit, um ein solches Gelände irgendwie zu räumen. Eine richtige Übergabe fand auch nicht statt. Wir haben mit Zustimmung des ICC weiter dafür gesorgt, dass das Gelände gesichert und vor Vandalismus geschützt wird - deswegen stand da auch noch so einiges rum, sollte ja bewohnt aussehen. 2013 wurden dann die Schlösser ohne Information getauscht und es war nicht mehr möglich, noch irgendwas zu beräumen.

        So, und dann kam jetzt der Abriss..."


        Damit ist nun wohl klar wie das alles abgelaufen ist und die Geschichte wurde auch kurz angerissen. Es wäre schön wenn hier nun keine weitere Diskussion darüber stattfinden wird.

        Außerdem wäre es sinnvoll, wenn evtl. ein Moderator die beiden Themen zusammenführen könnte, denn es handelt sich um ein und dasselbe Gebäude. Vielleicht kann man diesen Thread an den anderen mit anhängen. Vielleicht macht es Sinn auch gleich wieder ein Schloss dranzuhängen - das sollte dann der Mod bzw. Admin entscheiden.

        By the Way: Schön, dass das Forum wieder funktioniert
        Genossen und Genossinnen! Geniesset den genuß der Genossenschaften, denn es könnte vorkommen, dass die
        Nachkommen mit dem Einkommen der Vorkommen nicht auskommen und daher umkommen!

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        • Deistergeist
          Moderator

          • 24.11.2002
          • 19522
          • Barsinghausen am Deister

          #19
          Zu den anderen Beiträgen geht es hier lang:


          Zusammenlegen, das dürfte etwas unübersichtlich werden. Dieses Thema zumachen? Kann ich machen, klar.


          Glückauf! Thomas
          "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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          • silex1
            Ritter


            • 14.03.2015
            • 373
            • DD-SN
            • Augen und Hände

            #20
            Hallo,

            danke für den nun detailierteren Bericht.
            Dies ist auch ein Grund, warum ich Historiker nicht unbedingt mag. Dies schreiben immer nur, wie es gewesen sein könnte, ohne es zu wissen...
            VG
            René

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