Älteste Burg im Erzgebirge gefunden!

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  • Mario
    Ritter

    • 03.12.2002
    • 469
    • Niederschöna

    #1

    Älteste Burg im Erzgebirge gefunden!

    Die verschollene Festung im Dunkelwald

    Die erste Spur war eine krakelige Randnotiz auf einer mittelalterlichen Urkunde, 62 lateinische Worte. Die Mönche des Klosters Hersfeld beschrieben die Grenzen eines Landstrichs, den sie im heutigen Erzgebirge beanspruchten. Vom Fluss Striegis war die Rede, von der Mulde, der Zschopau, der Pockau - und von einer Burg. Einer Burg, die keiner kannte. Neidberg. Ein archäologisches Rätsel von Bedeutung, denn das Pergament war alt, geschrieben Mitte des 12. Jahrhunderts. D.h.: Die Burg musste noch älter sein. "Eine der ersten Befestigungen, die im Erzgebirge gebaut wurden", sagt Archäologe Volkmar Geupel. Das Erzgebirge war damals von Urwald bedeckt und wurde Miriquidi genannt, Dunkelwald. Freiwillig mochte keiner hier leben. Kaiser Barbarossa wollte das Gebiet trotzdem besiedeln. Die Erbauer der Burg Neidberg gehörten zu den ersten, die seinem Ruf folgten. Aber wo lag die Festung? An der Pockau aufwärts, schrieben die Mönche.

    Das Rätsel der Scheune

    Die zweite Spur waren ein paar mittelalterliche Scherben. Sie wurden um 1920 beim Roden gefunden, in einem Waldstück nahe Zöblitz im Landkreis Marienberg. Dort gibt es einen Fels, der seiner Form wegen Löwenkopffelsen genannt wird, und die Grundmauern einer alten Scheune. Seltsame Grundmauern: Sie sind zwei Meter dick. Keine Scheune braucht so starke Mauern. "Als wir so weit waren, benötigten wir nur noch eine halbe Std. Arbeit, um das Rätsel zu lösen", erinnert sich Volkmar Geupel, der im archäologischen Landesamt für die Ausgrabungen im Regierungsbezirk Chemnitz zuständig ist. Mit einem Bagger zogen die Altertumsforscher einen Graben über die Wiese am Löwenkopffelsen. Der Boden gab Scherben, Pfeilspitzen und Teile einer Mauer frei. Außerdem wurden 2 zugeschüttete Burggräben entdeckt. Das seltsame Scheunenfundament entpuppte sich als Überrest eines Turms. Geupel ist überzeugt: "Wir haben Neidberg geunden." Es war keine beeindruckende Burg. Ein hölzerner Wehrturm, der von seinem Felssporn aus ins Land blickte, eine Mauer, zwei Gräben, mehr gab es nicht. Später kam ein zweiter Turm hinzu (das Scheunenfundament), und nach 30 oder 40 Jahren war alles vorbei. Neidberg verlor seine Bedeutung an die Burg Niederlauterstein, deren Ruinen heute noch besichtigt werden können. Von Neidberg blieben nur Bruchstücke im Erdreich. Aber der Fund half den Archäologen, ein zweites Rätsel zu lösen. Es ging um Kuhlen im Wald. Sie liegen gegenüber dem Löwenkopffelsen an der Pockau und wurden lange Zeit für Pingen gehalten - Löcher die zurückbleiben, wenn oberirdisch Erz geschürft wurde oder alte Stollen einbrechen. Der Hagen: Bei Untersuchungen durch die Bergakademie Freiberg stellte sich heraus, dass es hier nie Erz gegeben hatte.

    Eine Stadt im Wald

    Dann kam der Zufall zu Hilfe. Forstarbeiter schleiften gefällte Bäume aus dem Wald, die Stämme rissen den Boden auf. In der Furche lag uralte Keramik. Zusammen mit der Burg ergaben die Scherben einen Sinn: Im Wald befand sich eine Siedlung, ein sogenannter Burgflecken, der Anfang einer Stadt. Kein Dorf, wie Archäologe Geupel betont: "In einem Dorf leben Bauern. Bauern legen Felder an. Hier gab es keine Felder." Dafür war kein Platz. An drei Seiten war die Siedlung von Wasser eingeschlossen, außerdem gab es einen Graben. In der Mitte der Anlage stand ein Backofen, spuren von Metallverarbeitung wurden entdeckt. "Hier lebten Handwerker", sagt Geupel. Und die Kuhlen? "Das waren mal Grubenhäuser." Statt in die höhe zu bauen, haben sich die Siedler in die Erde gegraben. Der beste Schutz gegen die Kälte im Erzgebirge, wo es schon damals selten Sommer wurde. Eher aus der Siedlung eine Stadt werden konnte, wurde sie aufgegeben. Die Bewohner packten zusammen, hängten die Türen aus und siedelten sich am Rand des Dorfes Zöblitz an. Warum, weiß keiner. Aber ihr Abzug war friedlich. Die Archäologen fanden weder vergrabene Wertsachen, noch Waffen, keinen Brandschutt. "Die Leute ließen bloß ihren Müll zurück", meint Geupel. Der Siedlungsplan im Dunkelwald war gescheitert. Aber nur an dieser Stelle, am Löwenkopffelsen.


    MfG MF


    Quelle: Freie Presse, Donnerstag 22. Juli 2004 von Mario Ulbrich
    Zuletzt geändert von Mario; 22.07.2004, 20:31.
    Man hat´s nich leicht, aber leicht hat´s einen !
  • Deistergeist
    Moderator

    • 24.11.2002
    • 19528
    • Barsinghausen am Deister

    #2
    Interessant, DANKE für den Beitrag.

    Glück auf!
    "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

    Kommentar

    • Buddelflink2
      Ritter


      • 03.02.2004
      • 328
      • Bühl BW
      • Auge, Nase, Ohr...

      #3
      Hallo ! Gibt noch reichlich unentdecktes. Wen's interessiert, geht auf diesen Link, stehen alle wichigen Daten von der Burg da und paar Bilder.

      ....und hier noch etwas Literatur dazu...

      MfG Matze
      seitdem ich die Menschen kenne, liebe ich Tiere

      Gott schuf den Menschen, weil er vom Affen enttäuscht war. Auf weitere Versuche hat er verzichtet! Mark Twain

      Kommentar

      • Mario
        Ritter

        • 03.12.2002
        • 469
        • Niederschöna

        #4
        Na aber hallo ! Wusste garnicht das es das schon im Netz gibt ! ...
        Man hat´s nich leicht, aber leicht hat´s einen !

        Kommentar

        • jlandgr
          Landesfürst

          • 06.09.2002
          • 992
          • Mainz,RLP+Göttingen,NDS
          • Archivsuche, Detektor=Augen

          #5
          Zitat von Mario
          Na aber hallo ! Wusste garnicht das es das schon im Netz gibt ! ...
          Naja, die Entdeckung bzw. Publizierung ist ja auch schon ziemlich genau 25 Jahre her, insofern genug Zeit, die Sachen ins Netz zu stellen
          Nein, im Ernst: danke für die sehr interessante Geschichte :d: , kannte ich vorher nicht.

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