Die Tilly – Schanze bei Wildemann
Auf dem Bergrücken zwischen dem Gallenberg bei Wildemann und dem sich anschließenden Hasenberg liegen 1,4 km westlich der früheren Bergstadt die Reste einer alten Befestigungsanlage in 520 m Seehöhe. Diese Anlage, schon lange als TillySchanze bezeichnet, lässt sich von Wildemann aus am schnellsten über den bekannten Zickzackweg erreichen, der über den bewaldeten Nordhang des Gallenberges verläuft. Auf den ersten Blick ist von dieser im Grundriss trapezförmigen Anlage kaum noch etwas zu erkennen, aber der 1975 verstorbene Harzburgenforscher Dr. F. Stolberg konnte bei einer Bestandsaufnahme in den 50er Jahren doch noch feststellen, dass diese Schanze trotz ihrer Kleinheit außergewöhnlich sorgfältig angelegt worden ist. Sie wurde aus Gesteinsbrocken der hier anstehenden Kulmgrauwacke ohne Verwendung von Mörtel unter Aussparung der ehemaligen Geschützpforten aufgeschichtet. Stolberg erkannte auch verschiedene Gräben und Wälle. Südwestlich der Schanze fällt das Gelände als natürlicher Steilhang in das anstoßende Gitteldsche Tal ab. Nach der Überlieferung wurde diese Befestigung im Dreißigjährigen Krieg angelegt zum Schutz der Bergstadt Wildemann und zur Kontrolle des alten, von Gittelde über den "Keller" und den Hasenberg (572 m) nach Wildemann führenden Passweges. Sie soll bei der Zerstörung der Bergstadt durch Tillys Truppen im Jahr 1626 geschleift worden sein.
Diese Anlage ist auf einem 1676 gezeichneten Kartenblatt des Forstabrissbuches von Groskurt und Ernst (1680) als Rechteckschanze mit vier an ihren Ecken herausgezogenen Bastionen abgebildet. Der Grundriss auf dem Kartenblatt stimmt jedoch in verschiedenen Einzelheiten mit dem örtlichen Befund Dr. Stolbergs nicht überein. Zugleich vertritt Stolberg die Meinung, dass diese Schanze auf den Resten einer hier zu vermutenden mittelalterlichen Burg errichtet worden sein kann. Als Burgherr komme vielleicht der 1271 urkundlich erwähnte kaiserliche Erfexe Hugo von dem Hasenberge (Erfexen = erbliche, oft ritterbürtige Grundbesitzer) in Betracht. Ob das zutrifft, ist nach den bisherigen Erkenntnissen schwer zu entscheiden. Dagegen spricht das Ergebnis von Untersuchungen H. Uhdes (1967/68), nach denen der größte Teil der Waldgebiete westlich und nordwestlich der späteren Bergstadt Wildemann und zugleich westlich der Innerste, hier vor allem der sogenannte PandelbachForst, dem Kloster Walkenried gehörte, das hier auch schon Bergbau und Schmelzhütten betrieben haben soll. Danach scheidet die Befestigungsanlage eines Erfexen auf walkenriedischem Forstbesitz für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts aus. Für Stolbergs Annahme spricht der Umstand, dass nach Uhde die südlichste Grenze des PandelbachForstes erst 1425 (wieder?) an Walkenried fiel, im 13, Jahrhundert also noch im Besitz eines Erfexen gewesen sein kann, der zu den hier Bergbauberechtigten gehört haben und die fragliche Befestigungsanlage zur Beaufsichtigung seiner nahe gelegenen Bergwerke, wohl auch einer zugehörigen Schmelzhütte, sowie als Stützpunkt und Zufluchtsstätte bei Gefahr für seine Berg und Hüttenleute errichtet haben mag..
Auf dem schon erwähnten Kartenblatt des Forstabrissbuches ist im nahen oberen "BeersThall" (jetzt Bärstal) ein alter Stollen und unmittelbar westlich der "Schantze" eine Wiesenfläche mit dem auffälligen Namen "Die Herrn Wiese" verzeichnet. Aber das reicht als exakter Beweis nicht aus. Allerdings hatte sich auch H. Denker (1931) für ein "festes Haus" des Hugo von dem Hasenberge bei Wildemann ausgesprochen, ohne sich auf den genauen Standort der Burg festzulegen. Er meinte weiter, an diese Burg erinnere noch der Name der unweiten Grube "Vestenburg" die unter dieser Benennung im Kl. Hütschental ab etwa 1560 wieder aufgenommen wurde und auf silberhaltigen Bleiglanzmitteln baute. In den alten Bauten dieser Grube sind zu Lebzeiten des Harzchronisten H. Hake, damals Pastor in Wildemann, nach dessen Bericht (1583) die Gebeine mittelalterlicher Bergleute angetroffen worden. Hake schreibt dazu wörtlich:
"Zudeme hat man noch etliche schechte zugebönet (= mit Bohlen abgedeckt und darauf Gestein geschüttet) und offen gefunden, auch wenn man den alten man an etlichen orten abgewältiget (= Ausräumung der Gesteinsmassen, mit denen verlassene Grubenbaue verfüllt waren), gebeine, nicht allein von Alten menschen, sondern auch von Jungen gefunden. Daher gewißlich die vermutung, dass sie in den Gruben kranck geworden und gestorben sind, wie ich noch selber solchen unterscheidtlicher gebeine, die man in der Festenburger maßen zu Tage außgefordert, gesehen. Denn es gar eine schnelle Kranckheit gewesen ist, wem es ankomen ist, der hat nicht lange zugemacht. Wenn man nu schon gedencken wolt, sie weren sonst von Mördern ergriffen, vnd drein geworffen, wie es hernach nach dieser aufflaßung (= Einstellung des Bergbaus), eine gar wilden Ecken vnd gefehrlichen ort vber den Hartz zu reisen hier gehabt, so kan es doch nicht woll sein, weil sie viel schechte näher an der Handt gehabt hetten. Wenn sie es nun sonst auch verschüdt (verschüttet) hette, so weiß menniglich, so fern alß immer möglichen, weltiget man alzeit auff (= räumt aus) vnd langet die Todt oder lebendigen wieder."
Wägt man das Für und Wider um die Existenz einer hochmittelalterlichen Burganlage an der Stelle der späteren Schanze gegeneinander ab, so darf nicht übersehen werden, dass zu der Zeit, als der Erfexe Hugo von dem Hasenberge urkundlich erwähnt wurde, nachweislich auch andere ritterbürtige Personen über Waldeigentum im Oberharz verfügten. Das waren zum Beispiel die Herren von der Gowische (Wolfshagen), von dem Dörrefeld (bei ClausthalZellerfeld), von dem Slichtenwede (Hahnenklee) und von Wildenstein (mit Burg im Okertal oberhalb von Romkerhalle). In der Urkunde von 1271, der berühmten Bergordnung Herzog Albrechts von Braunschweig, der ältesten aufgezeichneten Bergordnung aus dem Gebiet nördlich der Alpen, erscheint bezeichnenderweise neben anderen und dem hier in Rede stehenden Hugo von dem Hasenberge auch ein Henrik von Dorevelde, also ein Vertreter des Geschlechtes, das möglicherweise über die bekannte Zellerfelder Burgstätte verfügte. Als diese Geschlechter ihren Einfluß verloren und die Nutzung ihrer Berg und Waldreviere in andere Hände überging, wird auch die Burg oberhalb von Wildemann ihre Bedeutung verloren haben oder in Zusammenhang mit dem Ende der mittelalterlichen Bergbauperiode des Oberharzes um 1350/1360 wüst geworden sein. Die neuerliche Nutzung ihrer Reste im 17. Jahrhundert wird auf die verteidigungstechnisch günstige Lage der alten Burgstätte zurückzuführen sein.
Wer den Platz heute noch aufsucht, wird vor allem von dem freien Rundblick über Berg und Tal von dieser Stelle aus überrascht sein. Es lag schon nahe, hier eine Abwehrstellung gegen die Kriegsleute Tillys einzurichten. Endgültige Klarheit über Ursprung und Vorgeschichte dieser Befestigungsanlage ist jedoch nur durch archäologische Untersuchungen zu gewinnen. Sie sollten stattfinden, bevor auch hier der Mensch oder die Zeit alle Spuren beseitigt haben.
Auf dem Bergrücken zwischen dem Gallenberg bei Wildemann und dem sich anschließenden Hasenberg liegen 1,4 km westlich der früheren Bergstadt die Reste einer alten Befestigungsanlage in 520 m Seehöhe. Diese Anlage, schon lange als TillySchanze bezeichnet, lässt sich von Wildemann aus am schnellsten über den bekannten Zickzackweg erreichen, der über den bewaldeten Nordhang des Gallenberges verläuft. Auf den ersten Blick ist von dieser im Grundriss trapezförmigen Anlage kaum noch etwas zu erkennen, aber der 1975 verstorbene Harzburgenforscher Dr. F. Stolberg konnte bei einer Bestandsaufnahme in den 50er Jahren doch noch feststellen, dass diese Schanze trotz ihrer Kleinheit außergewöhnlich sorgfältig angelegt worden ist. Sie wurde aus Gesteinsbrocken der hier anstehenden Kulmgrauwacke ohne Verwendung von Mörtel unter Aussparung der ehemaligen Geschützpforten aufgeschichtet. Stolberg erkannte auch verschiedene Gräben und Wälle. Südwestlich der Schanze fällt das Gelände als natürlicher Steilhang in das anstoßende Gitteldsche Tal ab. Nach der Überlieferung wurde diese Befestigung im Dreißigjährigen Krieg angelegt zum Schutz der Bergstadt Wildemann und zur Kontrolle des alten, von Gittelde über den "Keller" und den Hasenberg (572 m) nach Wildemann führenden Passweges. Sie soll bei der Zerstörung der Bergstadt durch Tillys Truppen im Jahr 1626 geschleift worden sein.
Diese Anlage ist auf einem 1676 gezeichneten Kartenblatt des Forstabrissbuches von Groskurt und Ernst (1680) als Rechteckschanze mit vier an ihren Ecken herausgezogenen Bastionen abgebildet. Der Grundriss auf dem Kartenblatt stimmt jedoch in verschiedenen Einzelheiten mit dem örtlichen Befund Dr. Stolbergs nicht überein. Zugleich vertritt Stolberg die Meinung, dass diese Schanze auf den Resten einer hier zu vermutenden mittelalterlichen Burg errichtet worden sein kann. Als Burgherr komme vielleicht der 1271 urkundlich erwähnte kaiserliche Erfexe Hugo von dem Hasenberge (Erfexen = erbliche, oft ritterbürtige Grundbesitzer) in Betracht. Ob das zutrifft, ist nach den bisherigen Erkenntnissen schwer zu entscheiden. Dagegen spricht das Ergebnis von Untersuchungen H. Uhdes (1967/68), nach denen der größte Teil der Waldgebiete westlich und nordwestlich der späteren Bergstadt Wildemann und zugleich westlich der Innerste, hier vor allem der sogenannte PandelbachForst, dem Kloster Walkenried gehörte, das hier auch schon Bergbau und Schmelzhütten betrieben haben soll. Danach scheidet die Befestigungsanlage eines Erfexen auf walkenriedischem Forstbesitz für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts aus. Für Stolbergs Annahme spricht der Umstand, dass nach Uhde die südlichste Grenze des PandelbachForstes erst 1425 (wieder?) an Walkenried fiel, im 13, Jahrhundert also noch im Besitz eines Erfexen gewesen sein kann, der zu den hier Bergbauberechtigten gehört haben und die fragliche Befestigungsanlage zur Beaufsichtigung seiner nahe gelegenen Bergwerke, wohl auch einer zugehörigen Schmelzhütte, sowie als Stützpunkt und Zufluchtsstätte bei Gefahr für seine Berg und Hüttenleute errichtet haben mag..
Auf dem schon erwähnten Kartenblatt des Forstabrissbuches ist im nahen oberen "BeersThall" (jetzt Bärstal) ein alter Stollen und unmittelbar westlich der "Schantze" eine Wiesenfläche mit dem auffälligen Namen "Die Herrn Wiese" verzeichnet. Aber das reicht als exakter Beweis nicht aus. Allerdings hatte sich auch H. Denker (1931) für ein "festes Haus" des Hugo von dem Hasenberge bei Wildemann ausgesprochen, ohne sich auf den genauen Standort der Burg festzulegen. Er meinte weiter, an diese Burg erinnere noch der Name der unweiten Grube "Vestenburg" die unter dieser Benennung im Kl. Hütschental ab etwa 1560 wieder aufgenommen wurde und auf silberhaltigen Bleiglanzmitteln baute. In den alten Bauten dieser Grube sind zu Lebzeiten des Harzchronisten H. Hake, damals Pastor in Wildemann, nach dessen Bericht (1583) die Gebeine mittelalterlicher Bergleute angetroffen worden. Hake schreibt dazu wörtlich:
"Zudeme hat man noch etliche schechte zugebönet (= mit Bohlen abgedeckt und darauf Gestein geschüttet) und offen gefunden, auch wenn man den alten man an etlichen orten abgewältiget (= Ausräumung der Gesteinsmassen, mit denen verlassene Grubenbaue verfüllt waren), gebeine, nicht allein von Alten menschen, sondern auch von Jungen gefunden. Daher gewißlich die vermutung, dass sie in den Gruben kranck geworden und gestorben sind, wie ich noch selber solchen unterscheidtlicher gebeine, die man in der Festenburger maßen zu Tage außgefordert, gesehen. Denn es gar eine schnelle Kranckheit gewesen ist, wem es ankomen ist, der hat nicht lange zugemacht. Wenn man nu schon gedencken wolt, sie weren sonst von Mördern ergriffen, vnd drein geworffen, wie es hernach nach dieser aufflaßung (= Einstellung des Bergbaus), eine gar wilden Ecken vnd gefehrlichen ort vber den Hartz zu reisen hier gehabt, so kan es doch nicht woll sein, weil sie viel schechte näher an der Handt gehabt hetten. Wenn sie es nun sonst auch verschüdt (verschüttet) hette, so weiß menniglich, so fern alß immer möglichen, weltiget man alzeit auff (= räumt aus) vnd langet die Todt oder lebendigen wieder."
Wägt man das Für und Wider um die Existenz einer hochmittelalterlichen Burganlage an der Stelle der späteren Schanze gegeneinander ab, so darf nicht übersehen werden, dass zu der Zeit, als der Erfexe Hugo von dem Hasenberge urkundlich erwähnt wurde, nachweislich auch andere ritterbürtige Personen über Waldeigentum im Oberharz verfügten. Das waren zum Beispiel die Herren von der Gowische (Wolfshagen), von dem Dörrefeld (bei ClausthalZellerfeld), von dem Slichtenwede (Hahnenklee) und von Wildenstein (mit Burg im Okertal oberhalb von Romkerhalle). In der Urkunde von 1271, der berühmten Bergordnung Herzog Albrechts von Braunschweig, der ältesten aufgezeichneten Bergordnung aus dem Gebiet nördlich der Alpen, erscheint bezeichnenderweise neben anderen und dem hier in Rede stehenden Hugo von dem Hasenberge auch ein Henrik von Dorevelde, also ein Vertreter des Geschlechtes, das möglicherweise über die bekannte Zellerfelder Burgstätte verfügte. Als diese Geschlechter ihren Einfluß verloren und die Nutzung ihrer Berg und Waldreviere in andere Hände überging, wird auch die Burg oberhalb von Wildemann ihre Bedeutung verloren haben oder in Zusammenhang mit dem Ende der mittelalterlichen Bergbauperiode des Oberharzes um 1350/1360 wüst geworden sein. Die neuerliche Nutzung ihrer Reste im 17. Jahrhundert wird auf die verteidigungstechnisch günstige Lage der alten Burgstätte zurückzuführen sein.
Wer den Platz heute noch aufsucht, wird vor allem von dem freien Rundblick über Berg und Tal von dieser Stelle aus überrascht sein. Es lag schon nahe, hier eine Abwehrstellung gegen die Kriegsleute Tillys einzurichten. Endgültige Klarheit über Ursprung und Vorgeschichte dieser Befestigungsanlage ist jedoch nur durch archäologische Untersuchungen zu gewinnen. Sie sollten stattfinden, bevor auch hier der Mensch oder die Zeit alle Spuren beseitigt haben.
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