Pipinsburg Teil2/5

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  • HarryG († 2009)
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    • 10.12.2000
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    • Bad Sachsa, Niedersachsen (Südharz)
    • Meine Augen

    #1

    Pipinsburg Teil2/5

    Die Pipinsburg bei Osterode am Harz Teil 2

    Die gesamte Befestigungsanlage lässt sich in drei Wallsysteme gliedern. Der fast geradlinig verlaufende Außenwall schließt den gesamten Burgkomplex nach Süden ab. Im Osten nahe dem Steilhang, mit einer auffallenden Verstärkung beginnend, überquert er den Bergrücken. Nach einem schwachen Knick in nordwestlicher Richtung endet er, allmählich schwächer werdend, an einem großen Erdeinbruch, einer Gipsdoline. Da dieser Außenwall ohne eine sinnvolle Beziehung zum Gelände beginnt und endet, muss angenommen werden, dass er nie ganz vollendet wurde. Während seine Außenfront durch den Bau eines Feldweges stark eingeebnet ist, weist seine Innenfront eine noch gut erhaltene Böschung auf. Unmittelbar hinter dem Wall liegt ein wohl künstlich, fast quadratisch ausgearbeiteter, dolinenartiger Einbruch. Ob die häufiger geäußerte Deutung als Zisterne zu Recht besteht, bedarf noch der Klärung durch eine Ausgrabung. Der große Mittelwall, mit stellenweise noch deutlich sichtbarem Graben, zeichnet sich durch einen besonders guten Erhaltungszustand seiner steil ansteigenden Außenfront aus. An der Ostflanke, direkt am Rande des Gipssteinbruches beginnend, überquert er als großer Abschnittswall das gesamte Bergplateau mit einem zunächst nach Süden weit ausholenden S﷓förmigen Bogen und zieht sich dann über den Westhang durch den "Burggrund" bis auf die halbe Höhe des jenseitigen Hanges. Ursprünglich mag er dort bis zu einem scharf hervorspringenden Gipsriff gereicht haben. Anscheinend ist er hier aber durch neuere Bodenkultivierung eingeebnet. Im Burgbezirk selbst lässt nur eine einzige Unterbrechung des sonst gleichmäßigen Wallverlaufs eine alte Toranlage vermuten.
    An diesen Mittelwall schließt sich an der Ostseite, am Rande des Steinbruches, ein kleines besonderes Befestigungswerk von rund 85 Meter Länge und 50 Meter Breite an, das mit seinen steilen Außenfronten wie eine Bastion aus dem Gelände herausragt. Sein kleiner Innenraum wird durch dolinenartige Bildungen so zergliedert, dass es nach den oberirdisch erkennbaren Befunden schwer fällt, künstliche und natürliche Anlagen voneinander zu trennen. Lediglich die im Zentrum dieser Anlage befindliche blockartige Erhebung von fast quadratischem Grundriss ist nach Bohrungen und Grabungen eine künstliche Anschüttung von über 1 Meter Höhe. Es gelang jedoch nicht, ihre Entstehungszeit genauer festzulegen. Ein kleiner niedriger Wall setzt an diesem Zwischenwerk an und führt zurück zu dem Mittelwall.
    Der rund 220:130 Meter große innere Burgbezirk wird gegen Westen und Süden von dem großen Innenwall umschlossen. Er beginnt an der Nordspitze des Berges an einer ganz offensichtlich künstlich angelegten, ungefähr 6 Meter breiten Terrasse und läuft mit einer durchschnittlichen Höhe von 2 bis 2,50 Meter geradlinig in südlicher Richtung unmittelbar auf dem äußersten Rand eines schmalen Geländeabsatzes an der Westflanke des Berges entlang, biegt dann verhältnismäßig scharf, dem oberen Rande der in südöstlicher Richtung in das Burggelände einschneidenden Geländemulde folgend, nach Südosten um und überquert den Bergrücken bis zur heutigen Steinbruchkante an der Ostseite. In diesem letzten Abschnitt erreicht der Wall seine größten Ausmaße: eine Höhe bis zu 5 Meter und einen Durchmesser an der Wallsohle bis zu 18 Meter. Auch dieser Wall lässt in seinem gesamten Verlauf nur einen einzigen Durchbruch erkennen, durch den ein in jüngerer Zeit angelegter Wiesenweg in das Innenplateau führt. Nur hier konnte auch der ursprüngliche Zugang, das Tor zum Innenraum gelegen haben.
    Schließlich wird ein kleines Plateau von ungefähr 50 Meter Durchmesser direkt auf der nach Osten, Norden und Westen steil abfallenden Nordspitze von dem Innenraum durch einen gut ausgeprägten, tiefen Spitzgraben abgetrennt, der hufeisenförmig verläuft und mit beiden Enden direkt an den nördlichen Steilhangkanten ansetzt. Es ist der Platz der 1365 zerstörten mittelalterlichen Pipinsburg.
    Die Ausgrabungen, die in den Jahren 1953 bis 1960 auf der Pipinsburg mit Hilfe von Kreis- und Stadtverwaltung Osterode, besonders aber durch finanzielle Unterstützung seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft vorgenommen werden konnten, beschränkten sich zunächst auf den großen Innenwall und das Innenplateau, vor allen Dingen auf dessen damals noch durch den Steinbruchbetrieb gefährdete Ostseite.
    Glück Auf!
    Harry

    Nur die Harten kommen in den Garten!
    Und ich bin der Gärtner

    Harry hat uns am 4.2.2009
    nach schwerer Krankheit für immer verlassen.
    In stillem Gedenken,
    das SDE-Team
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