Abfälle und Hohlwege ??

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  • MartinL
    Geselle

    • 11.11.2001
    • 61
    • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
    • Compass

    #1

    Abfälle und Hohlwege ??

    Hallo Burgenkundler,

    hab hier mal zwei Fragen an Euch:

    1.) Kann man erkennen an welcher Stelle der Burg oder des Schlosses die Abfälle den Abhang hinunter geworfen wurde, wenn man nur noch den Wallgraben sieht. War es die tiefste oder/und steilste Stelle am Wallgraben?? Oder ist es unmöglich die Stelle zu lokalisieren?

    2.) Was wahrscheinlich unmöglich ist mich aber dennoch brennend interesieren würde ist: Wie kann man das Alter von Hohlwegen schätzen. Aber wahrscheinlich spielen so viele Faktoren wie Benutzung, Bodenart, Bewuchs, Hangneigung, Feuchte usw. eine so große Rolle das eine Einschätzung nicht mehr möglich ist, oder wie seht Ihr das??
    Denn einige der alten Handelstraße bei uns sind laut Literatur teilweise schon an die 2000 Jahre alt.

    Gruß Martin
  • Eifelgeist
    Ehren-Moderator
    Heerführer

    • 13.03.2001
    • 2593
    • Beute-„Rheinland-Pfälzer“

    #2
    Hallo Martin,

    die Frage der Abfallbeseitigung kann ich nicht pauschal beantworten.

    Ich vemute, dass es mehrheitlich (wie in städtischen/bäuerlichen Siedlungen) (orts-)feste Abfallgruben gegeben hat. Die „finale Entsorgung“ mittels Wurf über die Burgmauer kommt eigentlich nur für Höhenburgen ohne wasserführenden Burg- oder Halsgraben in Betracht. Ansonsten drohte „Verlandung“. Sicherlich zur Freude möglicher Angreifer.

    Nicht gerade zimperlich war man bei der „Verbringung“ menschlicher Ausscheidungen. Diese „Haymlichkeiten“ (Abtritte/Aborte) sind meist als Erker oder Konsolen über dem Burggraben oder abgelegenen Stellen angebracht. Häufig aber auch innerhalb der eigenen Burgmauern! Die gehaltenen Hausschweine dürften sich über die „warmen Mahlzeiten“ besonders gefreut haben ... Lecker!

    Diese Form der „Verrichtung“ im eigenen Garten war hier in der Eifel noch im 19. Jhd. nicht unüblich (kein Scherz!). Schriftliche Eingaben an die (damals) neue preußische Landesverwaltung belegen das. Man baute zwar auf behördlich-preußischen Druck das „Häuschen mit Herz“, weigerte sich aber, dieses auch zweckgemäß zu benutzen ...

    Zu den Hohlwegen: Vor Ort das Alter eines Hohlweges zu bestimmen, halte ich für unmöglich. Die Gründe hast du bereits selbst genannt.

    Hier hilft dir das Grundlagenstudium an Hand von heimatkundlicher Literatur (Jahrbücher!) und Topografischen Karten (1 : 25.000). Römer-, Heer-, Köhler- und sonstige Straßen und Wege sind als solche in diesen Karten gekennzeichnet. Also ab in die nächste Stadt- oder Gemeindebücherei!

    Gruß
    Eifelgeist
    Inschrift auf einem sächsisch-preußischen Grenzstein

    Wer hier vorüber geht, verweile!
    Hier läuft ein unsichtbarer Wall.
    Deutschland zerfällt in viele Teile.
    Das Substantivum heißt: Zerfall.

    Was wir hier stehn gelassen haben,
    das ist ein Grabstein, dass ihr's wisst!
    Hier liegt ein Teil des Hunds begraben,
    auf den ein Volk gekommen ist.


    Erich Kästner: Gesang zwischen den Stühlen (1932)

    Kommentar

    • MartinL
      Geselle

      • 11.11.2001
      • 61
      • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
      • Compass

      #3
      Hallo Eifelgeist,

      vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Sowas ähnliches habe ich mir schon gedacht, aber eine oder zwei Fragen im Forum kosten ja nichts.
      Viele Informationen habe ich aus den Oberamtsbeschreibungen heraus die aus dem vorigen Jahrhundert stammen. Zu dieser Zeit müssen noch viele Ruinen gestanden haben und auch Wüstungen waren noch zu erkennen. Auch der Limes war teilweise noch mannshoch. Aber die Zeiten sind vorbei.


      MartinL

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      • Werner B

        #4
        abfallhänge

        hallo martin
        ich kann dir zu diesem thema nur sagen das diese hänge schon lange von ortsansässigen museen und ähnlichem abgesucht wurden. ein ganz klares beispiel dafür ist die isenburg hier in essen, dort hat man den gesammten boden abgetragen und dann mit neuem aufgefüllt. allso keine chance irgendetwas zu finden.




        viele grüsse werner

        Kommentar

        • Claus
          • 24.01.2001
          • 6219
          • Bernau bei Berlin
          • Pulse Star II pro, modifiziert ...und einen guten Freund mit Bergeunternehmen :-)

          #5
          Werner

          ich glaub aber nicht, dass das an allen Burgen gemacht wurde. Die Idde ist schon mal gut, genau dort würde ich auch suchen, wenn ich denn an / auf Burgen suchen würde.
          Solange er die Gesetze respektiert, ist das, wie gesagt, eine gute Idee!


          claus
          Vertrauen ist eine sehr zerbrechliche Angelegenheit!

          Kommentar

          • Werner B

            #6
            suchen

            hallo claus
            ich gebe dir recht das man keinem seine hoffnung rauben sollte, denn es gibt bestimmt noch eine menge zu finden. aber gerade die burgen waren das erste auf das sich die gemeinden stürzten, weil es das nächstliegenste war. es ist besser nach den schlachtfeldern zu suchen, denn auf diesen haben die soldaten alles das versteckt was sie nach der schlacht zurück holen wollten.



            viele grüsse werner

            Kommentar

            • Eifelgeist
              Ehren-Moderator
              Heerführer

              • 13.03.2001
              • 2593
              • Beute-„Rheinland-Pfälzer“

              #7
              Re: abfallhänge

              Original geschrieben von Werner B
              ... das diese hänge schon lange von ortsansässigen museen und ähnlichem abgesucht wurden. ...
              Hallo Werner,

              ich kenne keine Burg/Burgwüstung, auf der man seitens der Archäologie gezielt nach Abfallgruben/-hängen gesucht hat! Die mir vorliegende Literatur schweigt sich allerdings beharrlich aus ...

              Burgwüstungen sind Kulturdenkmäler (KDs). Suchen innerhalb der Burg geht also nicht! Außerhalb nur mit Sicherheitsabstand. Die Burgareale sind meist größer, als die heute sichtbaren Mauerreste vermuten lassen (Vorburgen usw.)!

              Wen trotzdem das Burgenfieber packt: Versucht einen Heimat-, Geschichts- oder Burgen-Verein in eurer Nähe zu finden. Es gibt davon mehr als man denkt. Diese Vereine haben für ihre Burg oft die behördliche Genehmigung zum Roden, Graben, Freilegen, Instandsetzen ... Unter Aufsicht der Denkmalpflege - aber immerhin.

              Demnächst gibt's einige nachahmenswerte Beispiele.

              Gruß
              Eifelgeist
              Inschrift auf einem sächsisch-preußischen Grenzstein

              Wer hier vorüber geht, verweile!
              Hier läuft ein unsichtbarer Wall.
              Deutschland zerfällt in viele Teile.
              Das Substantivum heißt: Zerfall.

              Was wir hier stehn gelassen haben,
              das ist ein Grabstein, dass ihr's wisst!
              Hier liegt ein Teil des Hunds begraben,
              auf den ein Volk gekommen ist.


              Erich Kästner: Gesang zwischen den Stühlen (1932)

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              • MartinL
                Geselle

                • 11.11.2001
                • 61
                • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
                • Compass

                #8
                Burgen und Denkmalamt

                Hallo,

                die Denkmalämter und ihre Ableger haben teilweise gar kein Interesse an irgendwelchen Wallgraben und deren einstmals darauf gestandenen Gebäuden. Das Sie natürlich gegen Ausgrabungen jeglicher Art von Privatpersonen sind ist natürlich.
                Als ich mich mit meinem "Tiefen Graben" ordnungsgemäß mal beim Alemannenmuseum anfragte, wurde mir gesagt das der Graben nicht von den Alemannen ist, da es ein paar Kilometer (ca. 20km) von deren Gebiet weg sei und die Besiedelung sowieso erst im 12. Jahrhundert bei uns gewesen ist. Ich könne mich ja mal an das Landesdenkmalamt wenden. Oink!!!
                Wenn man da nicht einen goldenen Armreif anschleppt interesiert das keine "alte Sau", so mein Eindruck.


                Gruß Martin

                PS: Neulich kam mal im Fernsehen was über Ausgrabungen. Dort wurde gesagt das die Archäologen erst in jüngster Zeit auch den Detektor zu Hilfe nehmen. Früher wurde dann schon mal eine Pfeilspitze oder ähnliches übersehen. Hirnrissig - nicht !!!!

                Kommentar

                • grafas
                  Bürger

                  • 22.04.2002
                  • 185
                  • Sachsen-Anhalt

                  #9
                  Hallo,
                  der Pinsel für die Archäologen, aber der Detektor für uns
                  Schatzsucher!
                  Knochen und Scherben für die Archäologiedozenten, aber
                  bronzene Tüllenbeile und Münzen für uns!
                  Wer zu spät kommt den bestraft das Leben!
                  Matthias!

                  Kommentar

                  • damaak
                    Bürger

                    • 24.01.2001
                    • 133
                    • Süd-Niedersachsen
                    • Pi 2000 (Eigenbau)

                    #10
                    Scheiss Einstellung!

                    Was ist denn mit der Geschichte? Ein unvollständiges Puzzel? Ein Horror will ich meinen! Es gibt sinnvolle Gesetze und solche, die es nicht sind!
                    mfg&gf&gl,marc :

                    Gottes Freund und aller Welt Feind

                    Kommentar

                    • Claus
                      • 24.01.2001
                      • 6219
                      • Bernau bei Berlin
                      • Pulse Star II pro, modifiziert ...und einen guten Freund mit Bergeunternehmen :-)

                      #11
                      ist das nicht immer so

                      mit den Gesetzen?
                      Wenn sie einen treffen sind sie blöd, oder unnütz, wenigstens aber zu streng.
                      Wenn sie einen aber schützen, in welcher Form auch immer, können sie plötzlich nicht streng genug sein :
                      @ damaak welches Gesetz ist denn Deiner Meinung nach nicht sinnvoll, kann obiges nicht ganz nachvollziehen


                      claus
                      Vertrauen ist eine sehr zerbrechliche Angelegenheit!

                      Kommentar

                      • CoinHunter
                        Heerführer

                        • 31.12.2001
                        • 1076
                        • Pfalz

                        #12
                        Hallo Leute,

                        ich will auch noch dazusenfen. Wie der Eifelgeist bereits bemerkt hat sind Küchengruben und Aborterker gute Stellen. Wenn Du Glück hast findest Du für manche Burgen noch Pläne / Zeichnungen. Achte mal darauf wo Gesindehäuser und Wohnräume (Pallas) waren. Die hatten meistens eigene Aborterker oder Türme (am Pallas). Küchengruben sind auch nicht schwer zu finden und manchmal mehrere Meter tief. In die Küchengruben wurde alles reingeworfen was nicht mehr brauchbar schien. Ebenfalls interresant sind auch die Abbrüche. Viele Burgen wurden nicht durch direkten Beschuß oder Sprengung zerstört. Wenn bei Kämpfen durch Beschuß oder Brand die Trempel (Dachstützbalken) zerstört wurden und das Dach unter dem Gewicht der Ziegeln zusammenbrach, wurden die Außenmauern nach außen gedrückt und stürzten ein. Du siehst häufig ganze, zusammenhängende Mauerteile die einige zig Meter die Berge herunterrutschten. Da lohnt die Suche immer. Achte auch mal drauf wo viele Ziegelreste liegen. Die stammen oft von solchen Zusammenbrüchen. Dabei ist oft die ganze Einrichtung der Räume mit den Berg runter. In der Nähe von Küchengruben findet man auch viele Tonscherben. Auch darauf solltest Du achten. Findest Du in einer Außenmauer auch noch einen Kaminzug kannst Du mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen dass da auch die Küche war. An Burgen wo noch nicht viel renoviert wurde lohnt sich auch das Absuchen der Mauerritzen der äußeren Ringwälle. Du findest dort oft Pfeilspitzen oder Armbrustbolzen. Manchmal sogar ohne Detektor. Das hab ich selbst schon im Alter von zwölf Jahren gemacht

                        Gruß CoinHunter
                        Gruß Coinhunter

                        Gewinner Fotowettbewerb Februar 2020

                        Kommentar

                        • damaak
                          Bürger

                          • 24.01.2001
                          • 133
                          • Süd-Niedersachsen
                          • Pi 2000 (Eigenbau)

                          #13
                          ich war wohl zu stürmisch

                          hi,
                          das ist wohl so. ich mag auch keine gesetze, die meine persönlichkeit einschränken.
                          ich meine das ehr bezogen, auf tatsächlich grabräuberei, nicht auf klein-teile die in wald und flur verschollen sind. ich meine nur, das wirklich wichtige kunst, nicht in privat-sammlungen verstauben sollte.
                          gesetze hin oder her, ich halte mich an die 10.gebote und die bundeslade benutze ich als werkzeugkoffer.
                          g&gf,marc (damaak, der halb-anarchist)lol

                          Gottes Freund und aller Welt Feind

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