Noch'n alter Säbel

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  • Erdspiegel
    Heerführer


    • 16.07.2008
    • 7038
    • zwischen Schutt & Scherben
    • Spatengabel,Kartoffelharke,Fisher CZ-6a,XP-Gmaxx II

    #1

    Noch'n alter Säbel

    Hallo,
    Da sich in diesem Unterforum gerade die Säbelfachschaft zu versammeln scheint,möchte ich auch ein Exemplar vorstellen.
    Das Stück ist ein osmanischer Krummsäbel und wurde,gut verborgen,bei Umbauarbeiten in einem alten Landhaus in der Türkei entdeckt.Der Eigentümer schaffte das Relikt in die viertgrößte türkische Stadt,Berlin,und nun hängt das Erbe bei mir an der Wand.
    Der Griff könnte Nußbaum sein,die bronzene Parierstange ist schön mit einem floralen Muster verziert.Die Klinge ist dafür schmucklos,aber sauscharf,schwer und hat eine dreifache Blutkehle.Auf jeder Seite befinden sich bisher unidentifizierte Marken.
    Nach dem WK I.wurden in unübersehbaren Mengen jegliche Waffen aus der Türkei nach England verschifft;als Schrott im Zuge der Demilitarisierung.In dieser Zeit wurde der Säbel bestimmt in besagtem Hause versteckt,wird aber womöglich noch aus dem ausgehenden 19.Jahrhundert stammen.
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  • Siebken
    Heerführer


    • 12.01.2005
    • 6470
    • Nicht von dieser Welt.
    • XP Deus

    #2
    Nun gut, das ist ein Kilidsch. Oder auch als Türkensäbel bekannt.

    Die Entstehungszeit ist so das 15. Jahrhundert.
    Arabische Säbel wurden im Vergleich mit damaligen europäischen Schwertern in ihrer Bauart sehr leicht gehalten. Daher kam es, dass sich einige der Ritter in den Kreuzzügen mit arabischen Säbeln statt Schwertern ausrüsteten, da sie die Vorteile erkannten (niedriges Gewicht und hohe Schneidleistung). Dies ist unter anderem durch Kupferstiche und Beschreibungen über die Kreuzzüge nachgewiesen. Mit der Zeit übernahmen auch die Nachbarländer Arabiens die Form der Arabersäbel (siehe Türkensäbel). Bei manchen Fürstenhäusern in Europa erfreuten sich die Arabersäbel großer Beliebtheit und Wertschätzung, da die Verarbeitung und Materialbeschaffenheit außerordentlich gut war. Teilweise wurden wertvolle Klingen aus Damaszenerstahl hergestellt, die durch besondere Optik, Flexibilität und Schnitthaltigkeit hervortaten.
    Ein schöner Säbel.
    "Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben. Dazu brauchen wir einen harten Geist und ein weiches Herz. Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur suchen wir sie zu wenig."
    Sophie Scholl/Jacques Maritain

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    • carillon
      Einwanderer


      • 05.01.2011
      • 7
      • Wiesbaden

      #3
      Hallo Erdspiegel,
      ich besitze eine alte Säbelklinge ohne Griff - das letzte Ende des Griffs scheint abgerostet zu sein, der Rest des Griffs ist dann wohl abgefallen. Von der Form her könnte der Griff mit Deinem identisch oder ähnlich gewesen sein. Ich möchte die Klinge gerne durch einen auch im Stil gut passenden Griff ergänzen. Ich habe daher noch Fragen zum Griff: - Ist das Holz der Griffschalen aus einem oder zwei Stücken ? - auf der Rückseite Deines Griffes kann ich zwei Eisenteile erkennen, von denen eines nach innen gebogen scheint. Sind die Eisenteile beide durchgehend und mit der Klinge verbunden (Verlängerung der Klinge) oder ist eines der Teile eingesetzt? - kann man noch mehr über die Konstruktion und/oder Befestigung des Griffs an der Klinge erkennen? Ich wäre noch über mehr Bilder von allen Seiten des Griffs dankbar.

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      • Septimius
        Heerführer


        • 10.01.2009
        • 3990
        • Königreich Bayern

        #4
        Ritter in den Kreuzzügen mit arabischen Säbeln
        Naja, eigentlich benutztwn auch die Sarazenen damals noch Schwerter mit gerader Klinge, aber so wie mir das aussieht dürfte es wirklich ein Türkisches Stück sein, der Grif ist aber sicher nicht mehr Original, der könnte durchaus aus den Türkenkriegen in Ungarn des Ausgehenden 1. Jhdts. sein, was die Schneidleistung angeht, sind Säbel eh den Schwertern weit überlegen, weil sie die zieende Schnittfolge wegen der Krümmung besser ausnutzen. Die Klinge wurde an der Spitze gekürzt und der Griff dürfte aus Büffelhorn oder Lederüberzugenem Holz gewesen sein. Wenn mehr Zeit ist, schau ich mal nach, was der genau gewesen sein kann.
        Also war grad Zeit: Hab beim Dolinek auf Seite 55 ähnliche gefunden, 17. Jhdt., ungarischen Typs, mit Halbmondmarke, die kamen aber schwer rum, also von Polen über Böhmen, Österreich/Ungarn bis Osmanisches Reich, Diener hat eine sog. Rückenklinge mit beidseits doppelten Hohlkehlen, vermutlich wurde bei deinem die Rückenklinge weggeschliffen, um das Ding zu einer anderen Scheide zu adaptieren. Schade um die Verschandelung, aber die Klinge ist echt nett, putz die mal mit Waffenöl schön sauber, aber nicht polieren oder schmirgeln.
        Zuletzt geändert von Septimius; 10.01.2011, 16:23.
        Gruß Septi

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        • Siebken
          Heerführer


          • 12.01.2005
          • 6470
          • Nicht von dieser Welt.
          • XP Deus

          #5
          Zitat von Septimius
          Naja, eigentlich benutztwn auch die Sarazenen damals noch Schwerter mit gerader Klinge.......
          Die Krummsäbel kamen erst mit dem Einfall der Türken in Gebrauch.
          Ich hätte meinen Text anders formulieren sollen. Es bezog sich auf die Art der geraden Schwerter. Da die Verarbeitung und Materialbeschaffenheit außerordentlich gut war.
          Sonst gebe ich Dir recht?
          "Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben. Dazu brauchen wir einen harten Geist und ein weiches Herz. Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur suchen wir sie zu wenig."
          Sophie Scholl/Jacques Maritain

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          • Septimius
            Heerführer


            • 10.01.2009
            • 3990
            • Königreich Bayern

            #6
            Erstens sollte da mal 17. Jhdt. stehen.... die Tasten machen nimmer mit.... und mit der Stahlqualität hattest natürlich recht, wurden gern Beutewaffen einfach ummontiert, aber derr damalige Damaststahl war bei den al`frenge schon aus der Mode, hielten trotzdem, aber das ist jetzt off, die Klinge ist sicher was ganz feines mal gewesen, wenn sie immer noch scharf ist,muss man definitiv von neuerer Nachbearbeitung ausgehen, aber ich würde erst mal putzen, denn ich denke, das Ding wird noch interessanter...
            Gruß Septi

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            • Siebken
              Heerführer


              • 12.01.2005
              • 6470
              • Nicht von dieser Welt.
              • XP Deus

              #7
              Das erstmal tauchte der Kilidsch vermutlich bei der Eroberung von Otranto durch die Osmanen (1480) auf.
              Aber wirklich nur putzen. Und noch mal Bilder einstellen.
              "Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben. Dazu brauchen wir einen harten Geist und ein weiches Herz. Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur suchen wir sie zu wenig."
              Sophie Scholl/Jacques Maritain

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              • Erdspiegel
                Heerführer


                • 16.07.2008
                • 7038
                • zwischen Schutt & Scherben
                • Spatengabel,Kartoffelharke,Fisher CZ-6a,XP-Gmaxx II

                #8
                Zitat von carillon
                Hallo Erdspiegel,
                ich besitze eine alte Säbelklinge ohne Griff - das letzte Ende des Griffs scheint abgerostet zu sein, der Rest des Griffs ist dann wohl abgefallen. Von der Form her könnte der Griff mit Deinem identisch oder ähnlich gewesen sein. Ich möchte die Klinge gerne durch einen auch im Stil gut passenden Griff ergänzen. Ich habe daher noch Fragen zum Griff: - Ist das Holz der Griffschalen aus einem oder zwei Stücken ? - auf der Rückseite Deines Griffes kann ich zwei Eisenteile erkennen, von denen eines nach innen gebogen scheint. Sind die Eisenteile beide durchgehend und mit der Klinge verbunden (Verlängerung der Klinge) oder ist eines der Teile eingesetzt? - kann man noch mehr über die Konstruktion und/oder Befestigung des Griffs an der Klinge erkennen? Ich wäre noch über mehr Bilder von allen Seiten des Griffs dankbar.
                Der Holzgriff ist zweiteilig.
                Die Eisenteile sind beide durchgehend und eine direkte Verlängerung der Klinge.
                Ich mach' bei Zeiten nochmal ein paar Fotos,dauert aber,denn ich brauche Tageslicht.

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                • Margoz
                  Landesfürst


                  • 17.08.2008
                  • 858
                  • nrw

                  #9
                  Zitat von Erdspiegel
                  Hallo,
                  Der Eigentümer schaffte das Relikt in die viertgrößte türkische Stadt,Berlin...


                  Schönes Stück.

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                  • carillon
                    Einwanderer


                    • 05.01.2011
                    • 7
                    • Wiesbaden

                    #10
                    Zitat von Erdspiegel
                    Der Holzgriff ist zweiteilig.
                    Die Eisenteile sind beide durchgehend und eine direkte Verlängerung der Klinge.
                    Ich mach' bei Zeiten nochmal ein paar Fotos,dauert aber,denn ich brauche Tageslicht.
                    die Bilder würden mich freuen. Übrigens besteht in der Markung der Klinge eine gewisse Ähnlichkeit, allerdings sind die Marken besser erhalten. Meine Klinge hat dafür an der Spitze eine deutliche doppelte Schneide. Wenn ich wüsste, wie man's macht, würde ich auch Bilder hochladen.

                    Gruß
                    Martin

                    Kommentar

                    • Erdspiegel
                      Heerführer


                      • 16.07.2008
                      • 7038
                      • zwischen Schutt & Scherben
                      • Spatengabel,Kartoffelharke,Fisher CZ-6a,XP-Gmaxx II

                      #11
                      Zitat von carillon
                      die Bilder würden mich freuen. Übrigens besteht in der Markung der Klinge eine gewisse Ähnlichkeit, allerdings sind die Marken besser erhalten. Meine Klinge hat dafür an der Spitze eine deutliche doppelte Schneide. Wenn ich wüsste, wie man's macht, würde ich auch Bilder hochladen.

                      Gruß
                      Martin
                      Unterhalb der Parierstange befindet sich noch eine Markung auf beiden Seiten der Klinge.An der Spitze hat die Klinge auf den ersten 10 cm ebenfalls eine doppelte Schneide.

                      @Septimius:Eine eventuelle Rückenklinge wurde da nicht weggeschliffen.
                      Allerdings war die Parierstange mal für eine breitere Waffe gedacht;auch für einen breiteren Griff.Der Klingenrücken hat an der Parierstange eine 20 cm lange Hohlkehle.
                      Putzen muß ich das Teil mal,das ist war.Wenn ich hier jedoch anfange,auch nur irgendwas nachhaltig zu pflegen & zu hegen,sitze ich die nächsten 20 Jahre mit einem Öllappen auf der Couch.Ja,ja,Zeit und Muse.
                      Momentan hab' ich eh' einen Husten und Ballistol hat mir da ganz schön auf die Lunge.
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                      • Septimius
                        Heerführer


                        • 10.01.2009
                        • 3990
                        • Königreich Bayern

                        #12
                        Vergiss m. E. den Griff, das Holz tut ja richtig weh beim Ansehen... so ne Laubsägebastelei..
                        Gruß Septi

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                        • Erdspiegel
                          Heerführer


                          • 16.07.2008
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                          • zwischen Schutt & Scherben
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                          #13
                          Zitat von Septimius
                          .. so ne Laubsägebastelei..
                          ...aber nicht meine.
                          Osmanische Säbel,die ich in Auktionskatalogen gefunden habe,hatten meist Elfenbeingriffe.

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                          • Septimius
                            Heerführer


                            • 10.01.2009
                            • 3990
                            • Königreich Bayern

                            #14
                            Ja, oder Büffelhorn, da gibts ales mögliche, bis hin zum mit Froschleder überzogenen Holzgriff, aber der Griff sieht mir eher nach der osmanischen Dönerbuden Präära aus der hatte mal einen anderen Griff, oft gehen die Horngriffe durch Insektenfrass zugrunde, Holz und Leder schmecken dem Holzwurm, warum auch immer der so heisst ,
                            putz einfach mal mit Lappen und Ballistol die Klinge ein paar Stündlein, dann wirds vielleicht schöner und für uns etwas interessanter.
                            Gruß Septi

                            ------------------------------------------------------

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                            Jebediah Springfield

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                            • carillon
                              Einwanderer


                              • 05.01.2011
                              • 7
                              • Wiesbaden

                              #15
                              Vielen Dank für die Bilder

                              schön, dass ich jetzt eine "Vorlage" für den Nachbau habe.
                              Meine Klinge hat eine ca 21cm lange doppelte Schärfe an der Spitze. Der Klingenrücken ist ca 7mm stark am Heft und verjungt sich bis zu der Stelle, an der die doppelte Schärfe beginnt auf 5mm. Auf beiden Seiten eine doppelte Blutrinne, ab da bis zur eigentlichen Spitze nur noch eine, die andere geht mit dem Rücken in die zweite Schärfe über. Klingenlänge ohne Griff insgesamt ca 70 cm.Klingenbreite bis zur doppelten Schärfe ca 31 mm, wird dann etwas bereiter und die rückwärtige Schärfe ist fast gerade. Das, was einmal im Griff steckte, verjüngt sich im Bereich der fehlenden Parierstange in einem Viertelkreis auf 2 cm Breite. Der am Übergang zur Klinge noch 6mm dicke Griff wird zum (fehlenden )Knauf hin auf ca 9,5 cm immer dünner, bis er am (vermutlich weggerosteten) Ende nur noch 1mm dick ist. Insgesamt ist der Rest des Griffes zu kurz, man erkennt, dass das noch weitergehen müsste. Auf beiden Seiten sind Marken in die Blutrinnen gestempelt, die aus je zwei Bögen mit einer Art Sägebauch und an den Enden Handgriffen bestehen, wobei sich die Bäuche gegenüberliegen. Vor und hinter den Bögen je eine Marke aus drei Punkten und einem runden Symbol, das entweder kleiner Ring mit außenliegenden Zähnen oder auch eine Art Sonnensymbol sein könnte. Die Bögen mit edn Griffen und Zähnen glaube ich auch auf Deiner Klinge zu sehen, allerdings ist dieser Bereich bei mir sehr viel deutlicher und außer an den Enden auch besser erhalten. Vielleicht gibt es ja hier Experten, die mir mehr über die Klinge sagen können.
                              Wenn mir jemand erklärt wie könnte ich auch Bilder hochladen.

                              Gruß
                              Martin

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