Nicht schlecht gestaunt hat Wolfgang Schratz, als ihn in Bad Brückenau ein Bekannter auf einen "Scheunenfund" aufmerksam machte. Der Mann hatte in einer lange Zeit unbeachteten Ecke ein altes Motorrad aus den 30-er Jahren entdeckt.
Wolfgang Schratz hat ein neues Sammlerstück. Die Miele-Sachs ist in den 30-er Jahren gebaut worden. Nun wird sie restauriert. Fotos: Gaul
"Ich sammle seit 25 Jahren alte motorisierte Zweiräder", sagt der gelernte Schlosser Schratz. Der Zünterbacher sammelt alte Motorräder.
Natürlich hat er sich gefreut, dass der Bekannte ihm die alte Miele-Sachs geschenkt hat. Die sollte zunächst schnöde als Altmetall entsorgt werden. Dann kam Schratz: "Die werde ich aufbereiten und wieder auf die Straße zurück bringen," hat er sich vorgenommen.

Nicht ganz billige Maschine
Ein wenig gewundert hat er sich schon über das Geschenk: "Ich verstehe das nicht ganz, aber zu meinem Glück legt der Besitzer keinen Wert auf eine solche Rarität." Und so konnte Schratz die alte Sachs gleich mitnehmen. Er schwärmt: "So ein Motorrad ist eine Antiquität und hat eine gewisse Geschichte".
Die Miele-Sachs war zu ihrer Zeit ein Motorrad des kleinen Mannes, obwohl so etwas in den Vorkriegsjahren nicht ganz billig war. In einem alten Prospekt hat Schratz den Preis eines baugleichen Modells vom Dezember 1937 gefunden: die hat einst 347,50 Reichsmark gekostet. Interessant an dem Motorrad ist der Kilometerstand, der eine Laufleistung von lediglich 80 Kilometern anzeigt. Trotz seines Alters ist das Krad also praktisch neuwertig. Wie das? Schratz vermutet, dass das Fahrzeug kurz vor Kriegsbeginn versteckt worden ist und nach dem Krieg nicht mehr gefahren wurde.
Einen entsprechenden Hinweis gibt das alte Nummerschild, auf dem zu erkennen ist, dass das Krad vor dem Zweiten Weltkrieg zugelassen worden ist. Da dieses Nummernschild nach 1945 nicht mehr zulässig war, kann also annehmen, dass die Miele-Sachs in der Nachkriegszeit nicht mehr auf die Straßen gekommen ist. Dies wiederum lässt darauf schließen, dass der damalige Eigentümer sehr wahrscheinlich aus dem Krieg nicht zurückgekehrt ist.
Es ist wie ein Puzzle: Anhand von Fahrzeugdaten und Jahreszahlen rekonstruiert Schratz die Geschichte seines neuen Sammlerstückes. Tatsächlich Aufschluss kann aber niemand mehr geben, denn weder der letzte Besitzer, noch Ämter können hier weiterhelfen, dafür liegen die besten Jahre des Motorrades einfach zu weit zurück.
In den vielen Jahren, die das gute Stück in der Scheune "schlummerte", hat man ihm immer wieder einmal zugesetzt. Schratz: "Es wurde an der alten Maschine einiges abgebaut, so fehlen etliche Kleinteile, der Fahrersattel mit Sattelstange und das Schaltgestänge."
Es war mal einer dran
Ebenfalls ist zu erkennen, dass vermutlich in den 50-ern ein Schrauber die Miele-Sachs wieder fit für den Straßenverkehr machen wollte, denn es war damals jemand am Werk , um ein neues Rücklicht anzubringen. Aus dieser Zeit stammt das Ersatzteil. Ganz fit ist das Motorrad damals aber nicht geworden.
Wichtig für die Restaurierung im ursprünglichen Sinn ist nun die Beschaffung von Originalteilen. Und hier beginnt nun für Schratz die spannende Suche. "Ein passender neuer Hinterreifen und diverse Kleinteile sind nicht das Problem", sagt der Sammler. "Das bekommen wir hin." Der Hinterreifen wurde, so vermutet er, wegen des damaligen Ersatzteil- und Rohstoffmangels bereits im Krieg abmontiert, um damit ein anderes Fahrzeug zu betreiben. "Es kann aber auch sein, dass er geklaut wurde, man weiß es nicht so genau." Das Gesamturteil über das Motorrad ist bestechend. Schratz: "Der Allgemeinzustand dieses Fahrzeuges ist für sein Alter hervorragend."
Interessant für Schratz wären Kontakte zu Personen aus der Region, die ebenfalls zuhause alte Fahrzeuge stehen haben, die eventuell Ersatzteile besitzen oder über weiterführende Infos über zur Geschichte solch alter Motorräder verfügen. In seiner Sammlung hat er derzeit etwa zwanzig Maschinen. (Fundstueck-Sinntal@web.de)
Gruss Sheepy
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