Überraschung bei Flugzeugbergung

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  • Leuchturm
    Banned
    • 04.11.2002
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    • Brandenburg
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    #1

    Überraschung bei Flugzeugbergung

    16.08.2005
    Pilotengrab im Lünower Ton

    Heinz Sarnow stürzte 1944 ab, jetzt wurden seine Gebeine entdeckt

    FRANK BÜRSTENBINDER

    LÜNOW 60 Jahre nach Kriegsende ist ein weiteres Fliegerschicksal aufgeklärt. Bei gezielten Ausgrabungen hat ein Bergungsteam am Wochenende unweit von Lünow die Wrackteile eines deutschen Jagdflugzeuges vom Typ ME 109 freigelegt. Ans Tageslicht kamen auch die sterblichen Überreste des Piloten. Zwar wurde in dem verklumpten Chaos von Metall, Knochen und Erde keine Erkennungsmarke gefunden, doch handelt es sich nach MAZ-Recherchen bei dem Flieger mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um den Unteroffizier Heinz Sarnow - abgestürzt in der Nacht zum 19. Mai 1944.

    Der schaurige Fund rief wieder einmal Erwin Kowalke auf den Plan. Der 65-Jährige ist Deutschlands einziger hauptamtlicher Umbetter im Auftrag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die Gebeine des Toten bettete Kowalke für den Abtransport zunächst in einen Sarkophag aus Pappe. Wo der verunglückte Pilot seine letzte Ruhestätte findet, hängt von den Ermittlungen der "Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht" (WASt) in Berlin ab. "Möglicherweise gibt es Angehörige, die das entscheiden wollen. Solange möchte ich den Namen des Toten noch nicht bestätigen", sagte Kowalke dem Landkurier.

    Für den Brandenburger Hobby-Militärgeschichtler Frank Brekow gibt es kaum Zweifel, dass es sich bei dem Toten um Heinz Sarnow handelt. Seine Maschine mit der Werksnummer 411514 war der einzige Jäger, den die Luftwaffe in jener Nacht verlor. Sarnow gehörte zur II.Gruppe der 4. Staffel des Jagdgeschwaders 301/302 "Wilde Sau". Gestartet vom Fliegerhorst Salzwedel machte er über Berlin Jagd auf britische Moskitos. Auf dem Rückflug kam es dann zum Drama. Brekow vermutet Spritmangel als mögliche Absturzursache. Der relativ kleine Tank der Messerschmidts war zahlreichen Piloten nach Luftkämpfen zum Verhängnis geworden. "Wie ein Stein muss die Maschine runtergefallen sein", meint auch Umbetter Kowalke. Die ME 109 der Baureihe "Gustaf" bohrte sich sechs Meter tief in die tonhaltige Lünower Erde der so genannten Mittelwiese zwischen dem südlichen Dorfrand und dem Bahndamm der Westhavelländischen Kreisbahn.
    Von der Tiefe war auch das Bergungsteam überrascht, das nach drei Metern mit einer Lkw-Ladeschaufel zunächst aufgeben musste. Als Helfer in der Not erwies sich die Tiefbaufirma Berkenkamp + Wüllner aus Nauen. Geschäftsführer Frank Kuhnert gab einen großen Bagger frei: "Das war mal ein spannender Auftrag." Sieben Stunden lang hatte sein Baggerfahrer Reimund Boom zu tun, um Einzelteile des Jagdfliegers aus dem Morast zu holen. Neben Uniformresten des Piloten kamen Teile des Fahrgestells, der Kanzel und des Rumpfes ans Tageslicht. Freigelegt wurde der Daimler-Benz-Motor (DB 605), der für eine Startleistung von 1475 PS sorgte. "Aus der Einspritzpumpe kam noch Sprit", berichtet Firmenchef Kuhnert. Der Motor soll nach seiner Aufarbeitung musealen Zwecken dienen.

    Ginge es nach Altbürgermeiser Klaus Steglich könnte der Pilot auch auf dem Lünower Friedhof seine letzte Ruhe finden. Dort liegt bereits ein Focke-Wulf-Flieger unter einem schlichten, von Steglich angefertigten, Holzkreuz begraben. Oberleutnant Günter Pfeifer war Anfang 1945 beim Versuch ums Leben gekommen, seine abstürzende Maschine zu verlassen. Eingewickelt in seinem Fallschirm haben ihn die Lünower neben der Kirche unter die Erde gebracht. Sein Flugzeug wurde nie gefunden. Es soll auf dem Grund des Beetzsees liegen.

    Diese Focke-Wulf war es, nach dem das aus drei Tauchern bestehende Bergungsteam eigentlich gesucht hatte. Nach Bürgerhinweisen zog es die Männer mit Grabungsgenehmigung an Land, wo sie völlig unerwartet auf die bislang unbekannte ME 109 und ihren Piloten gestoßen waren.



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    Gib mir die gelassenheit,dinge hinzunehmen,die ich nicht ändern kann,gib mir den mut,dinge zu ändern,die ich ändern kann,und gib mir die weisheit,das eine von den anderen zu unterscheiden.
  • Leuchturm
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    • 04.11.2002
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    • Brandenburg
    • viele verschiedene

    #2
    Beisetzung

    Am Sonnabend den 27.08.2005 um 14 Uhr auf dem Soldatenfriedhof in Lietzen bei Seelow ist die Beisetzung von Heinz Sarnow und 74 weiteren gefundenen Deutschen Soldaten.

    Gruß Leuchturm
    Gib mir die gelassenheit,dinge hinzunehmen,die ich nicht ändern kann,gib mir den mut,dinge zu ändern,die ich ändern kann,und gib mir die weisheit,das eine von den anderen zu unterscheiden.

    Kommentar

    • tichy
      Landesfürst

      • 07.09.2001
      • 926
      • Nähe Wien
      • Eigen Umbau

      #3
      Wertes Forum

      Ja, so kann sich ein Schicksal klären aber wie viele liegen noch irgendwo
      auf den Schlachtfeldern des zweiten Weltkrieges und werden womöglich
      nie gefunden.So viele junge Menschen mußten ihr Leben geben und wofür ?
      Ich danke Gott dafür in einer friedvollen Zeit unseres Landes leben zu dürfen.


      Tichy aus Österreich

      Kommentar

      • Marder 2001
        Landesfürst


        • 18.02.2005
        • 834
        • NRW

        #4
        Zitat von tichy
        Wertes Forum

        Ja, so kann sich ein Schicksal klären aber wie viele liegen noch irgendwo
        auf den Schlachtfeldern des zweiten Weltkrieges und werden womöglich
        nie gefunden.So viele junge Menschen mußten ihr Leben geben und wofür ?
        Ich danke Gott dafür in einer friedvollen Zeit unseres Landes leben zu dürfen.


        tichy, mich Deinen Worten anschließend
        Gruß Ralf

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        • A4 Rakete
          Heerführer


          • 14.03.2005
          • 1432
          • NRW

          #5
          Zitat von Leuchturm
          Am Sonnabend den 27.08.2005 um 14 Uhr auf dem Soldatenfriedhof in Lietzen bei Seelow ist die Beisetzung von Heinz Sarnow und 74 weiteren gefundenen Deutschen Soldaten.

          Gruß Leuchturm

          Hallo Leuchturm,
          zum Glück konnten wieder einmal ungeklärte Schicksale aufgeklärt werden und die Gefallenen bekommen ein würdigeres Grab .

          Gruß A4 Rakete
          semper prorsum - numquam retrorsum

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          • Leuchturm
            Banned
            • 04.11.2002
            • 580
            • Brandenburg
            • viele verschiedene

            #6
            Beisetzung

            war heute in Lietzen auf dem soldatenfriedhof um an der beisetzung von Heinz Sarnow teilzunehmen. es waren ca. 70 - 80 zivilisten und eine abordnung der BW sowie eine musikkapelle zur beisetzung erschienen. auf allen särgen stand nur eine fortlaufende nummer mit einem "U "alls unbekannt drauf ,außer einem da stand drauf: Heinz Sarnow - Flieger.
            es sprachen verschiedene redner , der Landrat von Seeow , ein überlebender Soldat, ein evang. Pfarrer und Erwin Kowalke .
            viele von den älteren Männern hatten tränen in den augen.

            Leuchturm
            Gib mir die gelassenheit,dinge hinzunehmen,die ich nicht ändern kann,gib mir den mut,dinge zu ändern,die ich ändern kann,und gib mir die weisheit,das eine von den anderen zu unterscheiden.

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            • Greenhorn
              Ritter


              • 15.02.2005
              • 346
              • Gohrisch

              #7
              Ich sag mal so:

              Einen Orden für die Herren der Ehrenamtlichen Gräberfürsorger und ein Richtig fettes Lob für die oft unbeliebte und Todgeschwiegene Arbeit.
              Den Soldaten Ihre Ehre wie sie Ihnen gebührt. ( Nicht politisch nehmen)
              Jeder Mensch sollte eine Angemessene Ruhstätte finden und die Hinterbliebenen wissen wenigstens wo Ihr Angehöriger liegt.

              Gruß Dirk
              Semper Parati ! SAR ich war dabei und weis es ist wichtig!

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              • maxiei
                Ritter


                • 27.03.2005
                • 466
                • Leipzig
                • Lügendetektor :o)

                #8
                @Greenhorn: Da stimme ich dir voll und ganz zu!
                Wer Rechtschreibfehler findet,darf sie behalten!

                Kommentar

                • erwin210360
                  Ritter


                  • 27.05.2005
                  • 555
                  • Schwäbisch Hall, BW

                  #9
                  Danke Leuchturm für den Bericht.
                  Wann werden dei wohl den "Letzten" gefunden haben?
                  Die Fliegergruppe "Wilde Sau" war ja sehr bekannt.

                  Gruß Erwin
                  Gruss Erwin

                  In jeder Minute, die du mit Ärger verbringst, verschwendest du 60 glückliche Sekunden deines Lebens.

                  Kommentar

                  • Horst D
                    Heerführer


                    • 08.02.2005
                    • 1393
                    • Speyer

                    #10
                    Zitat von Leuchturm
                    Am Sonnabend den 27.08.2005 um 14 Uhr auf dem Soldatenfriedhof in Lietzen bei Seelow ist die Beisetzung von Heinz Sarnow und 74 weiteren gefundenen Deutschen Soldaten.

                    Gruß Leuchturm
                    muss gestehen mir standen die tränen in den augen als ich das gelesen habe...klasse sache, hat meine volle unterstützung.
                    schön das es diese leute gibt.

                    Kommentar

                    • Leuchturm
                      Banned
                      • 04.11.2002
                      • 580
                      • Brandenburg
                      • viele verschiedene

                      #11
                      Soldaten betten Soldaten zur letzten Ruhe

                      Von Ines Rath


                      Wie wird ihnen zumute gewesen sein, den jungen Offiziersanwärtern und vier Anwärterinnen aus dem Artillerie-Aufklärungs-Bataillon 131 in Neustadt/Hessen? Sie sollten an jenem Samstag-nachmittag nicht nur Zeugen des feierlichen Geschehens auf dem Lietzener Soldatenfriedhof sein. Den Bundeswehrangehörigen, die sich zur Weiterbildung in Seelow und Küstrin befanden, kam die Aufgabe zu, die kleinen Särge mit den sterblichen Überresten jener 46 deutschen Kriegstoten zur letzten Ruhe zu betten.

                      Es sei für sie, die eben erst in der Seelower Gedenkstätte den Film zur Schlacht um die Seelower Höhen gesehen hätten "sehr, sehr bewegend", sagte Oberstleutnant Dietmar Felber, der Kommandeur. Augenzeugen, wie der 80-jährige Werner Schwandler aus Wolfsburg oder Gerhard Hahn aus Weinstadt, verstärkten mit ihren gefühlvollen Berichten über das Grauen von vor 60 Jahren an den Gräbern ihrer Kameraden den Eindruck für die Soldaten von heute.

                      Unter den Gästen der Beisetzungsfeier waren auch diesmal wieder Angehörige der in Lietzen Bestatteten - doch keine von den 46 am Samstag zur letzten Ruhe Gebetteten. Es dauere seine Zeit, bis die Deutsche Dienststelle die Gefundenen identifiziert und Angehörige ausfindig gemacht habe, erklärte Umbetter Erwin Kowalke. Er hat bei etwa der Hälfte der Toten Erkennungsmarken gefunden.

                      Die sterblichen Überreste des 46. Opfers hatte Erwin Kowalke übrigens erst am Tag zuvor aus Ziltendorf abgeholt, wo Munitionssucher in der Thälmannsiedlung auf sie gestoßen waren.

                      Ein "unglaublicher Zufall" war es für Bärbel Thoeneß, geborene Runge, die Beisetzung erleben zu können. Die gebürtige Gorgasterin war mit ihrem Mann aus Florida in die alte Heimat gekommen. "Von der Feier in Lietzen haben wir aus der Zeitung erfahren und der Wirt vom Alten Fritz in Letschin hat uns hergeführt", erzählte Bärbel Thoeneß, die selbst Mitglied im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist und die Hoffnung, dass ihr vermisster Onkel noch gefunden wird, nicht aufgegeben hat.

                      Für Landrat Jürgen Reinking, der ebenso wie der Seelow-Länder Amtsdirektor Herbert Blanke an der Beisetzung teilnahm, wird es wohl die letzte Veranstaltung dieser Art im Amt gewesen sein.



                      Sonntag, 28. August 2005 (20:20)
                      Gib mir die gelassenheit,dinge hinzunehmen,die ich nicht ändern kann,gib mir den mut,dinge zu ändern,die ich ändern kann,und gib mir die weisheit,das eine von den anderen zu unterscheiden.

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                      • svenismk2
                        Heerführer

                        • 11.12.2003
                        • 1214
                        • nrw,alpen am niederrhein
                        • whites classic

                        #12
                        1809 Ludwig Uhland, 1809 (1787-1862)
                        Ich hatt' einen Kameraden,
                        Einen bessern findst du nit.
                        Die Trommel schlug zum Streite,
                        Er ging an meiner Seite
                        |: In gleichem Schritt und Tritt. :|
                        Eine Kugel kam geflogen:
                        Gilt's mir oder gilt es dir?
                        Ihn hat es weggerissen,
                        Er liegt vor meinen Füßen
                        |: Als wär's ein Stück von mir :|

                        Will mir die Hand noch reichen,
                        Derweil ich eben lad'.
                        "Kann dir die Hand nicht geben,
                        Bleib du im ew'gen Leben
                        |: Mein guter Kamerad!" :|
                        In Memory of Jimmy! 25.04.2006, and "Die Süsse" 02.04.2007,und Ivy 09.09.2007

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                        • alterbergbau
                          Landesfürst

                          • 28.06.2003
                          • 756
                          • Bochum
                          • Nase, Augen, Hirn

                          #13
                          also ich würde da schon einen Unterschied sehen ob ich Gewissheit haette ob mein Angehöriger im Krieg gefallen ist (was ja der Fund beweist) oder aber Gefangen und im Rote-Arme-Arbeitslager zu Tode geschuftet hat.
                          Untertage darf nicht untergehen!

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