03.09.1943: Suche Infos!

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  • niemandsland
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    • 17.08.2003
    • 1679

    #1

    03.09.1943: Suche Infos!

    Guten Tag!

    Nachdem ein Neuzugang in meinem Forum mich kürzlich über einen Fund informierte, hab ich mal mit den Nachforschungen begonnen... Flugzeuge sind mit Sicherheit nicht mein Spezialgebiet. Und Abschüsse/Abstürze erst recht nicht. Trotzdem mal ein Versuch, etwas Licht in die Angelegenheit zu bringen.

    Am 3.9.1943 flogen zwei RAF-Squadrone einen Angriff auf Berlin. Insgesamt machten sich - laut der RAF-Geschichtseite im Internet - 316 Maschinen gegen 19.50h auf den Weg; 22 Maschinen erreichten Ihr Ziel nicht.

    Gegen 23:25h erreichten die 294 Bomber Ihr Zielgebiet. Bis 2:12h bombadierten sie Berlin. Gegen 6h morgens dürften die Bomber dann wieder auf ihren Heimatstützpunkten in England eingetroffen sein.

    Wahrscheinlich wurde die folgende Route geflogen...

    1950h - Start in England
    2020h (ca.) Erreicht gegen Punkt A (britische Küste), Kursänderung auf B (ca. 35 km westlich von TEXEL);
    2055h (ca.) es wird Punkt B erreicht, Kursänderung auf C (ca. 10 km westlich von Nienburg);
    2105h (ca.) erreicht Flaksperre TEXEL;
    2115h (ca.) Punkt C erreicht, Kursänderung auf D - im Flakfeuer von Hannover - voraus rotes Licht, wieder auf alten Kurs.
    2210h (ca.) Punkt D erreicht (10 km nordöstlich Rathenow), weiße Luftmarkierung, Kursänderung auf E (ZIEL: BERLIN).
    2325h (ca.) Punkt E erreicht: ANGRIFFSBEGINN.
    Die Zeiten sind mit Sicherheit nicht korrekt; als Vorlage diente der Bericht einer anderen Maschine (vom August 1943).

    Wenn diese Zeittafel grob zutrifft, würde dies bedeuten, dass die Lancaster etwa zwischen 2115h und 2130h im Raum Hannover abgeschossen wurde, und das etwa zu dieser Zeit der Absturz erfolgte. Aber dazu später mehr.

    Besonderheit: Der Rückflug erfolgte über Schweden.

    Über den Angriff steht auch etwas in dem Buch: "Angriff auf die Reichshauptstadt" (Motorbuch Verlag, Stuttgart, 1970) S.93f.:

    Das Bomber Command greift in der Nacht zum 4. September 1943 - die Reichshauptstadt - mit nur 294 Maschinen an.

    Zitat: Diesmal richtet sich der Angriff vorwiegend gegen den Osten der Stadt, wo große Schäden entstehen. Abgesteckte Gebiete sind der Zentralviehhof und Umgebung, der ganze Friedrichshain, Frankfurter- und Landsberger Allee. Hier wüten die Luftminen besonders schlimm.

    Die Flakaktivität ist stärker als gewohnt. Dafür operieren die Nachtjäger nicht mehr so effektvoll wie in den beiden Angriffnächten zuvor. Sie treten erst wieder wirkungsvoller in Erscheinung, als sich die Briten bereits auf dem Rückflug befinden.

    Mosquito, die den Bombern weit vorausfliegen, werfen Lockmarkierungen ab, um die Nachtjäger von dem eigentlichen Zielgebiet abzulenken. Aber die Deutschen lassen sich dadurch ebensowenig täuschen wie die britischen Flieger, die während vorangegangener Einsätze durch falsche Markierungen der Nachtjäger irregeführt werden sollten.

    Der Lehrter Bahnhof wird schwer getroffen. Über Charlottenburg, Siemensstadt und Wilmersdorf stehen weitere bunte Leuchtmarkierungen am Himmel. Zahlreiche Brände entstehen am Hohenzollerndamm und am Fehrbelliner Platz. Im Süden gehen die Bomben in Mariendorf nieder. Die Berliner können sich kaum vorstellen, noch schlimmere Luftangriffe zu erleben, doch die eigentliche "Schlacht um Berlin", von den späteren großen Tagesangriffen der Amerikaner im Jahr 1945 ganz zu schweigen, hat ja noch gar nicht begonnen.

    Nach dem Angriff in der Nacht zum 4. September fliegen die Engländer über Schweden zurück, was als eine grobe Verletzung neutralen Gebietes angesehen wird. Man nimmt an, daß diese Rückflugroute, die ja unweigerlich zu Komplikationen führen mußte, von der RAF als die beste Möglichkeit gewählt wurde, um den ständig an den Bomberströmen klebenden Nachtjägern zu entkommen und so die Verlustquote niedriger zu halten. Trotzdem kehren 22 Maschinen, alles Lancaster, nicht nach England zurück.
    Auf der Geschichtsseite der RAF findet sich folgende Info zu dieser Mission:
    3/4 September 1943

    316 Lancasters and 4 Mosquitos despatched to Berlin. Because of the high casualty rates among Halifaxes and Stirlings in recent Berlin raids the heavy force was composed only of Lancasters.

    22 Lancasters were lost, nearly 7.0 per cent of the force. The Mosquitos were used to drop 'spoof' flares well away from the bombers' route to attract German night fighters. The raid approached Berlin from the north-east but the marking and bombing were, once again, mostly short of the target. That part of the bombing which did reach Berlin's built-up area fell in residential parts of Charlottenburg and Moabit and in the industrial area called Siemensstadt.
    Several factories were hit and suffered serious loss of production and among 'utilities' put out of action were major water and electricity works and one of Berlin's largest breweries.


    Quelle: http://www.raf.mod.uk/bombercommand/sep43.html
    Kommen wir zum Flugzeug selbst; obwohl mir bisher über die Lancaster so gut wie nichts bekannt war, hab ich versucht für mich ein paar Infos zusammen zu stellen... hier das Ergebnis.

    Anmerkung:
    Viele Informationen hab ich auf WIKIPEDIA gefunden.

    Details des Flugzeug



    Quelle: Wikipedia -- Externer Link!
    --- Allgemeines über die Entwicklung der Lancaster

    Die Avro 683 "Lancaster", der berühmteste schwere Bomber der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg, lief zunächst unter der Bezeichnung Manchester Mk.III, einer viermotorigen Weiterentwicklung dieses wenig erfolgreichen Typs.

    Die Lancaster absolvierte ihren Erstflug 1941 und ging ab Anfang 1942 in Dienst. Sie bestand aus Metall und konnte maximal 6,35 Tonnen Bomben mitführen. Insgesamt stellte Avro 3.425 Lancaster Mk.I her, 33 davon rüstete man zur Lancaster B Mk.I (Special) mit vergrößertem Bombenschacht für die 9.979-kg-Bombe "Grand Slam" um. Die Lancaster B Mk.III ähnelte der Mk.I, hatte aber in den USA unter Lizenz gebaute Merlin-Motoren. Man baute davon 3.039 Exemplare. 430 ähnliche B Mk.X wurden in Kanada hergestellt. Außerdem gab es 300 Mk.II mit Sternmotoren vom Typ Bristol Hercules VI oder XVI sowie 180 Lancaster B Mk.VII mit einem Martin-Waffenstand für zwei 12.7-mm-Geschütze auf der Rumpfoberseite.

    Die normale Abwehrbewaffnung bestand aus acht 7,7 mm Maschinengewehren die in Zwillingstürmen in der Nase bzw auf der Rumpfoberseite sowie in einem hinteren Vierlingsturm installiert waren.

    Lancasters wurden, neben Nachtangriffen auf deutsche Städte, auch auf speziellen Bombenmissionen eingesetzt, wie etwa bei der Versenkung des deutschen Schlachtschiffs Tirpitz mit 5443 kg schweren Bomben (Tallboy) oder der Bombardierung von Hitlers Zuflucht in Berchtesgaden. Insgesamt flogen die Lancaster im Zweiten Weltkrieg über 156.000 Einsätze und warfen dabei 608.612 t Bomben ab.

    Die letzten Lancaster wurden Anfang Februar 1946 ausgeliefert. Aus dem aktiven Dienst in der RAF schieden die letzten Lancaster im Februar 1954.
    Quelle: Wikipedia -- Externer Link!

    --- Technische Daten

    Code:
    Kenngröße                 Daten 
    ---------------------------------------------------------------------
    Länge:                    21,18 m 
    Höhe:                      5,97 m 
    Flügelspannweite:         31,09 m 
    Tragflügelfläche:        120,80 m² 
    Leergewicht:              16.705 kg 
    Startgewicht:             30.800 kg 
    Startgewicht (max):       31.750 kg 
    Antrieb:                  4 Rolls-Royce Merlin XX mit je 1.280 PS 
    Höchstgeschwindigkeit:    448 km/h in 5.600 m Höhe 
    Marschgeschwindigkeit:    338 km/h 
    Steigleistung:            6.095 m in 41 min mit Bombenhöchstladung 
    Maximale Reichweite:      2.675 km mit 6.350 kg Bomben 
    Dienstgipfelhöhe:         7.467 m 
    Besatzung:                7 Mann 
    Bewaffnung:               8 Browning 0.303-in-(7,7 mm)-MGs, bis zu 6.350 kg Bomben
    Soweit die allgemeinen Daten über Flugzeuge vom Typ: Lancaster.
    Kommen wir jetzt zu "unserer" Lancaster.

    Code:
    Absturzdatum:     03.09.1943 (Nacht vom 3.9. auf den 4.9.1943)
    Absturzursache:   Abschuss durch FLAK
    
    Flugzeugtyp:      Avro Lancaster I 
    Seriennummer:     W4961 KM-S 
    Bewaffnung:       Bordmunition, Brandbomben 
    
    Staffel:          RAF Squadron 44 ("Rhodesian Squadron") 
    Heimat-Flugplatz: Dunholme Lodge / Lincolnshire (Ostengland)
    
    Einsatzziel:      Berlin
    Startzeit:        in England: 19.50h
    Ankunftszeit:     in Berlin:  23.25h
    Die Besatzung (alphabetisch sortiert)

    Anmerkung:
    Hier kam mir zu gute, das ich durch meine Unterstützung eines britischen Kriegsgräber-Projekts (dazu später vielleicht mehr) über recht brauchbare Listen und Kontakte verfüge.

    Name: JAMES, CHARLES GEOFFREY
    Nationalität: Groß Britanien
    Rank: Sergeant
    Regiment: Royal Air Force Volunteer Reserve
    Einheit: 44. Squadron
    Dienstnr.: 1181424
    Todestag: 04/09/1943
    Casualty Type: Commonwealth War Dead
    Grab: Panel 154.
    Friedhof: RUNNYMEDE MEMORIAL
    Name: EDWARDS, ALBERT WILLIAM FREDERICK
    Nationalität: Groß Britanien
    Rank: Sergeant
    Regiment: Royal Air Force Volunteer Reserve
    Einheit: 44. Squadron
    Dienstnr.: 989879
    Todestag: 03/09/1943
    Grab: Panel 148.
    Friedhof: RUNNYMEDE MEMORIAL
    Name: GILBEY, KENNETH
    Initials: K
    Nationalität: United Kingdom
    Rank: Sergeant (Air Gunner)
    Regiment: Royal Air Force Volunteer Reserve
    Einheit: 44. Squadron
    Dienstnr.: 1375675
    Todestag: 03/09/1943
    Grab: 12. D. 17.
    Friedhof: HANOVER WAR CEMETERY
    Name: REYNOLDS, JACK ALBERT GEORGE
    Nationalität: Groß Britanien
    Rank: Sergeant
    Regiment: Royal Air Force Volunteer Reserve
    Einheit: 44. Squadron
    Dienstnr.: 1333394
    Alter: 20
    Todestag: 03/09/1943
    Grab: Panel 163.
    Friedhof: RUNNYMEDE MEMORIAL
    Name: SMITH, ERIC JOHN
    Nationalität: Groß Britanien
    Rank: Sergeant (Air Bomber)
    Regiment: Royal Air Force Volunteer Reserve
    Einheit: 44. Squadron
    Dienstnr.: 1314202
    Alter: 20
    Todestag: 03/09/1943
    Grab: 12. D. 13.
    Friedhof: HANOVER WAR CEMETERY
    Name: TYREMAN, NORMAN ALLEN
    Nationalität: Groß Britanien
    Rank: Sergeant
    Regiment: Royal Air Force Volunteer Reserve
    Einheit: 44 Squadron
    Dienstnr.: 1318148
    Alter: 21
    Todestag: 03/09/1943
    Grab: Panel 167.
    Friedhof: RUNNYMEDE MEMORIAL
    Name: WATSON, ROBERT GRANT
    Nationalität: Groß Britanien
    Rank: Squadron Leader (Pilot)
    Regiment: Royal Air Force Volunteer Reserve
    Einheit: 44. Squadron
    Dienstnr.: 33074
    Alter: 31
    Grab: 12. D. 15.
    Friedhof: HANOVER WAR CEMETERY
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  • niemandsland
    N/A
    • 17.08.2003
    • 1679

    #2
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    • niemandsland
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      • 17.08.2003
      • 1679

      #3
      Auf dem englischen Soldatenfriedhof ("Hannover Military Cementery") in Hannover, OT: Ahlem (Heisterberg) liegen derzeit 3029 namentlich bekannte Menschen begraben, die überwiegend durch den Wahnsinn des Zweiten Weltkriegs im Durchschnittsalter zwischen 18 und 24 Jahren ihr Leben dafür gaben, das wir letztendlich seit über 60 Jahren in Frieden Leben können.

      Seit etwa einem Jahr unterstütze ich diverse internationale Kriegsgräber Projekte, und bin dabei, die Grabsteine auf dem Friedhof zu fotografieren, mit dem Ziel, ein virtuelles Mahnmal zu schaffen, und den Angehörigen - auch wenn sie dazu finanziell vielleicht nicht in der Lage sind - zu ermöglichen, das Grab einmal zu sehen.

      Ein paar Impressionen...
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      • niemandsland
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        • 17.08.2003
        • 1679

        #4
        Zum Abschluß noch ein paar Bilder...

        Weitere Information/Impressionen über den englischen Soldatenfriedhof in Hannover (auf Deutsch): --EXTERN-- LINK

        Über das derzeitige Projekt das ich aktiv unterstütze...

        The "british Wargraves Memorial" - Projekt: --EXTERN-- LINK

        Anmerkung:
        Es werden für unterschiedliche britische Friedhöfe in Deutschland und im angrenzenden Ausland noch Unterstützer gesucht; es sind Menschen gefragt, die bereit sind, größere Mengen an Fotos zu erstellen. Sprich möglichst in der Nähe wohnen!

        Wer Interesse hat, kann sich mit mir in Verbindung setzen; ich stelle dann einen Kontakt her.
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        • niemandsland
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          • 17.08.2003
          • 1679

          #5
          Fast hätte ich vergessen, auch noch was über den zweiten Friedhof zu schreiben...

          Der Friedhof "Runnymede Memorial" (Gedenkstätte) befindet sich in Surrey/Groß Britanien. Auf dem Friedhof dort liegen 20328 identifizierte gefallene Soldaten. Darunter auch 4 Menschen aus dem Flugzeugwrack hier aus der Nähe von Hannover.

          Aber zurück zum Flugzeug mit der Seriennummer: W4961 KM-S

          Hat irgendjemand zusätzliche Informationen über das Flugzeug (ich suche z.B. Bilder des Flugzeugs, der Crew, der Airbase Dunholme Lodge / Lincolnshire, usw.).

          Wer hat weitere Infos über die Crew?

          Wer kennt weitere Details über den Einsatz? Erfolg? Verlauf?

          Ehrlich gesagt... interessiert mich im Moment alles über dieses Flugzeug!

          Gibt es noch VET-Treffen des 44. Squadron (WK2) ?

          Ach.. mir würden noch viele weitere Fragen einfallen.. aber fangen wir mal klein an!
          Zuletzt geändert von niemandsland; 26.01.2006, 06:12.

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          • Herrn Häuser
            Ritter


            • 12.09.2005
            • 458
            • dreißigneunzwosechs

            #6
            @niemandsland
            Leider kann ich dir keine Info´s über den Flieger liefern....

            Interessant sind aber deine Bemühungen um den Soldatenfriedhof in Ahlem. Es ist schon komisch, wenn man sein Leben lang an diesem Friedhof vorbeifährt und eigentlich nichts genaues über die dahinterstehende Geschichte weiß. Der "englische Friedhof", so heißt dieser bei den näheren Anwohnern, ist eben da, aber das war´s denn auch...eben sehr komisch...

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            • Deistergeist
              Moderator

              • 24.11.2002
              • 19522
              • Barsinghausen am Deister

              #7
              Moin!
              DANKE an Wolf für die vielen Infos!

              Der Friedhof ist einen Besuch wert, ich war inzwischen schon 3 Mal da. Auch frische Gräber tauchen noch auf.

              Glückauf!
              "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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              • fleischsalat
                Moderator

                • 17.01.2006
                • 7794
                • Niedersachsen

                #8
                Habe nur noch eine Info dazu. Das Heck war ja weggeschossen. Der Heckschütze war verletzt. Die Polizei hat den Ort abgesperrt und dem "Airman" wurde jegliche ärztliche Hilfe verwehrt.
                Ach ja- noch was: Der örtliche PASTOR... ...hatte großes interesse an dem Fliegerschal geäußert
                Willen braucht man. Und Zigaretten!

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