Geschoß-Identifizierung

[Thunder73]

Servus,

als wir neulich bei einem Freund beim Bierchen saßen, wurde ich beim Anblick seines Aschenbechers etwas stutzig.
Es handelt sich dabei offenbar um das Bodenstück eines 7,62cm Projektils. Der Kupferring mit den Riefen vom Abschuß sind deutlich zu erkennen.


Nach seiner Aussage kennt er dieses Souvenir bereits von seinen Großeltern (Ende 40er Jahre)- und die hatten das Teil da bereits mehrere Jahre !!!

Der Boden des Geschosses ist gestempelt:


Nach Sherlock Holmes Manier:


Die Stempel sind auch am Original schwer zu lesen- aber in etwa so:

12.00 - 48 W 15''
10.00 - OP II
Zentrum - SF4
03.00- OP I/I
06.00- 1/4

Seiner Meinung nach muß das Teil aus dem WK.I stammen- oder früher. Ich tendiere eher zu WK.II.

Hat einer von euch eine Idee ???

Tschö + Danke
THUNDER73

[Rotti]

Idee? Ja. Hoffe nur eine richtige...Claus weiß es aber sicher:
7,62 klingt nach russischer "Ratschbumm". Die wurde wegen ihrer Wirksamkeit und Feuergeschwindigkeit auch von der Wehrmacht gern genutzt, sofern sie als Beutestück anfiel. Sogar Rommel hatte welche in Afrika dabei (kein Witz!).
Mun dafür wurde in Deutschland produziert.
Bei Fundort BRB dürfte es aber eher russische Ware sein....

CU

[Muecke]

Einfach ist das nicht, und es kann eventuell nur genau bestimmt werden, wenn jemand die Bezeichnungen entschlüsseln kann. Im angegebenen Kaliber gab es mehrere Geschütze sowohl auf deutscher aber auch auf russischer Seite. Muss also nicht zwangsläufig ein SiS 3 ( Ratsch Bumm ) Projektil sein. Da der Buchstabe "P" auftaucht, denke ich mal, daß es sich um ein deutsches Produkt handelt. Das kyrillische "P" sieht anders aus. Das Geschoß könnte also ohne weiteres von einer 7,62 Pak oder Feldkanone 36 oder noch was anderem stammen.

Die Geschichte der "Ratsch Bumm" ist übrigens sehr verworren, stammt sie doch aus deutscher Ingeneurshand und wurde wegen angeblicher Ungeignung in den 30er Jahren an die Russen weitergereicht. Die fürchterliche Wirkung des Geschützes bekamen dann die deutschen Landser am eigenen Leibe zu spüren. Der Name " Ratsch Bumm " im übrigen( der wissende Leser möge mir das verzeihen ) stammt daher, daß der Abschuß und der Einschlag des Geschoßes vom Geräusch her fast eins war. Das zeigt also die wirklich brisante V0 (680 m/s) dieser Waffe.
Die Deutschen bauten dann sogar den Jagdpanzer " Marder I " (SdKfZ 132 ) aus Fahrgestellen des Panzer II und verwendeten als Geschütze russische Beute Ratsch Bumm's. Das aber nur so am Rande.

MfG Uwe

[Andi08/15]

Tach!

Alles was geschrieben wurde ist erst mal richtig, nur ist meine Frage, warum das "P" nicht russisch sein kann, es bedeutet im russischen der deutschen Entsprechung dem Buchstaben "R" in Lautsprache. Soweit ich weiß wurden 7.62 cm Kaliber als PAK nur von den Russen im und nach dem 2. WK offiziell eingeführt. Natürlich wurden Beutewaffen auch verwendet von anderen Armeen, insbesondere der Deutschen Wehrmacht, Mun war ja auch genug da, da gabs in der WH eine direkte Bezeichnung, nur bin ich grade nicht daheim und habe meine Unterlagen nicht zur Hand, sonst könnte ich die deutsche (Beute-)Bezeichnung nennen, werde ich aber gerne nachholen, falls gewünscht.

[Muecke]

Tach!

Alles was geschrieben wurde ist erst mal richtig, nur ist meine Frage, warum das "P" nicht russisch sein kann, es bedeutet im russischen der deutschen Entsprechung dem Buchstaben "R" in Lautsprache.

Stimmt! Das gibts ja auch noch. Ist halt schon etwas her mit dem Russischunterricht.

MfG Uwe

[Thunder73]

Servus,

erstmal Danke für Eure Antworten !

An die RATSCH-BUM hatte ich auch schon gedacht ( oder auch T-34/76, KW-1)- nur soll das Teil halt deutlich VOR dem Rußland-Feldzug bereits im Besitz der Familie gewesen sein.
Auch komisch sind die Zoll-Angaben auf 12 Uhr.
Mir war es generell neu, das sogar der Boden des Granaten-Projektils gekennzeichnet wird.
Also- weder Fundort, noch genaue Datierung sind möglich. Am wahrscheinlichsten sind die späten 30er Jahre.

Wird wohl ein Geheimnis bleiben- schade !

Grüße + Danke
THUNDER73

[mistermethan]

seltsam, seltsam.....

ich besitze komischerweise genau das gleiche Stück, mit selber Verwendung. Werde mir morgen mal den Boden näher anschauen und mit diesem hier vergleichen. Laut Auskunft des Vorbesitzers ist das Teil ein Bodenfund aus Verdun - also WK I.
Zufälle gibts....

Marco

[Thunder73]

Das ist ja Klasse !

Hat "Dein Teil" auch Kaliber 7,62cm ???
Was hat denn der Blick auf den Boden zu Tage gefördert ???

neugierigerweise
THUNDER73

[Andi08/15]

Tach@Thunder!

Die ehemalige UdSSR hatte keine zölligen Angaben, bei denen war immer alles metrisch vermessen.
Ich glaube, wenn es älter ist als WK II muß es wahrscheinlich englisch sein, die hatten auch Kal. 7.62cm, doch bei denen wird das in "pfünder" angegeben, doch weiß ich nicht genau, welche das nun genau ist. Ich kenne mich mit der englischen Vermessung nicht aus.


MFG Andi!