Wifo-Heerestanklager Heiligau Pferdebachtal

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  • Djsammy
    Ritter


    • 19.08.2007
    • 319
    • Oberösterreich

    #46
    WiFo - Heerestanklager Heiligau

    Guten Tag,

    hat jemand hier im Forum einen detailierten, großen Lageplan des WiFo - Heerestanklagers?
    Wenn ja, kann mir den jemand mal per Mail zuschicken?

    Ich habe auch mal gelesen, dass es im Pferdebachtal ein Lazarett gegeben haben soll.
    War es das Gebäude wo das THW heute seine Zentrale hat?
    Als meine Eltern damals das Gebäude bewachen mussten, war ich viel auf diesem Gelände und in dem Gebäude waren so einige Krankhausbetten.

    Als ich noch in Heiligenstadt gewohnt habe, gab es so einige Erzählungen, dass die Güterzüge unterirdisch einen Bahnhof hatten und abgetankt wurden. Ist da etwas dran, oder sind es nur Märchen?

    MfG Djsammy
    Ö³: "Österreich hat schon immer eine große Rolle in der Welt gespielt. Der erste WK ist ausgebrochen, weil ein Österreicher erschossen wurde. Der zweite WK ist ausgebrochen, weil ein Österreicher nicht erschossen wurde!"

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    • Bingo
      Heerführer

      • 06.10.2001
      • 2553
      • Siegen
      • In einem Archiv nicht erforderlich

      #47
      Der Plan liegt mir vor. Die Qualität ist allerdings nicht so berauschend. Ich bin derzeit auf der Arbeit und keine Zeit. Werde nachher etwas zu der Anlage schreiben.

      Gruß
      Bingo

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      • Djsammy
        Ritter


        • 19.08.2007
        • 319
        • Oberösterreich

        #48
        Guten Morgen,

        hauptsache man kann einiges auf der Karte sehen und das Sie nicht zu klein ist.
        Aber super, dass du eine hast.

        MfG Djsammy
        Ö³: "Österreich hat schon immer eine große Rolle in der Welt gespielt. Der erste WK ist ausgebrochen, weil ein Österreicher erschossen wurde. Der zweite WK ist ausgebrochen, weil ein Österreicher nicht erschossen wurde!"

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        • Bingo
          Heerführer

          • 06.10.2001
          • 2553
          • Siegen
          • In einem Archiv nicht erforderlich

          #49
          Hab es gestern nicht mehr geschafft. Sorry.

          Hoffe, dass ich am Wochenende dazu komme.

          Werde dann auch ein neues Foto von dem Hauptgebäude einstellen, das ich erst vor einigen Tagen bekommen habe.

          Gruß
          Bingo

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          • Djsammy
            Ritter


            • 19.08.2007
            • 319
            • Oberösterreich

            #50
            Guten Abend,

            Von wem bekommst du die Bilder?
            Was mir am wichtigsten ist, ist zu wissen, ob das heutige THW-Gebäude das Lazarett war. Als ich vor 12 bzw. 13 Jahren dort meine Ferien usw verbrachte, war es schon sehr grusellig, im dritten Stock die ganzen Krankenbetten zu sehen. (Ich war ja auch erst 7 Jahre ;-))

            MfG Djsammy
            Ö³: "Österreich hat schon immer eine große Rolle in der Welt gespielt. Der erste WK ist ausgebrochen, weil ein Österreicher erschossen wurde. Der zweite WK ist ausgebrochen, weil ein Österreicher nicht erschossen wurde!"

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            • Bingo
              Heerführer

              • 06.10.2001
              • 2553
              • Siegen
              • In einem Archiv nicht erforderlich

              #51
              Hier ein Text von mir zur Wifo Heiligenstadt, der einige Fragen klären dürfte:

              1. Die Gründung der Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft

              Schon bei der Machtübernahme war dem NS-Regime klar, dass der angestrebte Krieg zur Korrektur der Beschlüsse von Versailles ein moderner, beweglich und mit technischen Waffen geführter Kampf sein würde, bei dem es entscheidend auf die Verfügung über ausreichend Treibstoff ankäme. Es zeichnete sich frühzeitig ab, dass der Bedarf durch die Hydrierung von Benzin aus einheimischer Kohle selbst bei sofortiger Ausweitung der Kapazitäten nicht in dem Maße gesteigert werden konnte, wie es zur Verringerung der Auslandsabhängigkeit notwendig gewesen wäre. Anfang 1933 musste das Deutsche Reich etwa siebzig Prozent des benötigten Mineralöls importieren. Um für den Kriegsfall gerüstet zu sein entschieden sich die neuen Herren für eine weitreichende Vorratshaltung, im Rahmen derer Mineralöl in großen Mengen aus dem Ausland importiert und eingelagert werden sollte. Da in den Anfangsjahren noch Widerspruch und Einschreiten der Entente-Mächte bei eklatanten Verstößen gegen den Versailler Vertrag befürchtet wurden, fanden zunächst Verhandlungen mit den deutschen Großimporteuren über eine freiwillige Einlagerung statt, die allerdings fehlschlugen. So gründete die Reichsregierung am 24. August 1934 unter dem Mantel einer Privatgesellschaft eine Staatsfirma zur Beschaffung und Bevorratung von Mineralöl, die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH (Wifo) mit Sitz in Berlin. Gesellschafter der Wifo waren die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeiten AG (Öffa) und die im Dezember 1925 gegründete Interessengemeinschaft Farben (I.G. Farben).

              Die Öffa war am 1. August 1930 in Berlin mit einem Aktienkapital von 150 Millionen Reichsmark als Instrument des Reiches zur Finanzierung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gegründet worden. Gemäß ihrer Satzung hatte sie den Zweck, „die Errichtung, den Ausbau und die Erhaltung wertschaffender Anlagen zu fördern und sonstige ihr vom Deutschen Reich übertragene Aufgaben durchzuführen“, sowie hierfür Anleihen aufzunehmen, Darlehen zu gewähren und sich an anderen Unternehmungen zu beteiligen. Um die starren Bedingungen des Haushaltsrechts zu umgehen, wählte die Weimarer Regierung eine privatwirtschaftliche Rechtskonstruktion. Da die Öffa nur zeitlich begrenzt, und zwar bis zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit tätig werden sollte, verfügte sie über keinen eigenen Verwaltungsapparat, der nach Erfüllung der Aufgabe aus sozialen Gründen nur schwer wieder aufzulösen gewesen wäre. Zur Erledigung ihrer Verpflichtungen bediente sie sich der Hilfe der Bau- und Bodenbank AG in Berlin. Im Rahmen eines Geschäftsbesorgungsvertrages stellte sie das erforderliche Personal und die für den Geschäftsbetrieb notwendigen Einrichtungen zur Verfügung. Der Vorstand der Öffa setzte sich aus Mitgliedern des Vorstandes der Bau- und Bodenbank zusammen. Ein Fünftel des Anfangskapitals der Wifo, das der damaligen Mindesteinlage von 20.000 RM entsprach, brachte die I.G. Farben in Form eines Grundstücks ein, die restlichen vier Fünftel die Öffa. Am 26. November 1935 veräußerte die I.G. Farben auf Druck des Reichswirtschaftsministeriums ihren Anteil an die Deutsche Bau- und Bodenbank AG, die sich gegenüber der Öffa wiederum vertraglich dazu verpflichten musste, den erworbenen Geschäftsanteil nicht eigenständig zu veräußern. Nachdem eine Tarnung nach außen nicht mehr erforderlich war, trat das Reichswirtschaftsministerium zum 1. April 1943 an die Stelle der bisherigen Gesellschafter und übernahm die bisher von der Wifo verwalteten Anlagen in ihr Eigentum. Damit verbunden war eine Erhöhung des Stammkapitals auf hundert Millionen RM. Die eigentliche Aufgabe der Wifo bestand im Bau reichseigener Groß- und Zwischentanklager für die Bevorratung und den Umschlag von Mineralöl sowie der Mischung von Treibstoff für die drei Wehrmachtsteile. Bis Kriegsende hatte die Wifo 22 Großtank- und Nachschublager für Mineralölprodukte geschaffen. Eines dieser Großtanklager befand sich im Kohnstein bei Niedersachswerfen, das im Herbst 1943 nach den verheerenden Luftangriffen auf die Fertigungsstätten der V2 geräumt werden musste, um dort die Raketenfertigung bombensicher fortzusetzen. Abertausende KZ-Häftlinge des zunächst noch Buchenwald unterstehenden KZ-Außenkommandos kamen beim Ausbau der Stollenanlage im Kohnstein und der Schaffung weiterer Untertagebaustellen im Umkreis von wenigen Kilometern um die ehemalige Wifo-Anlage ums Leben. Neben den Tanklagern baute und betrieb die Wifo diverse Fabriken zur Herstellung von Vorprodukten für die Pulver- und Sprengstoffindustrie, unter anderem auch in Sondershausen.

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              • Bingo
                Heerführer

                • 06.10.2001
                • 2553
                • Siegen
                • In einem Archiv nicht erforderlich

                #52
                Hier Teil 2:

                2. Der Aufbau des Heerestanklagers im Pferdebachtal

                Anfang 1937 kam auch beim Heer der Wunsch auf, Nachschublager zu schaffen, um die Versorgung mit Treibstoffen und Schmiermitteln im Kriegsfall sicherzustellen. Im September 1937 waren vier Anlagen geplant und in Auftrag gegeben, in denen das von den Hydrierwerken angelieferte Benzin gelagert und zu Spezialkraftstoffen aufgearbeitet werden sollte. Die ersten Tanklager waren so ausgelegt, dass Kraftstoffgemische aus zwei beliebigen Komponenten hergestellt werden können, nämlich aus Benzin und Benzol. Im September 1937 sprach der Wehrwirtschaftsstab gegenüber der Wifo die Forderung aus, die Vorraussetzungen für die Verarbeitung weiterer Gemische zu schaffen, was im Hinblick auf die bereits geplanten Anlagen nicht mehr umsetzbar war. Unter dem 22. September 1937 teilte die Wifo dem Wehrwirtschaftsstab mit, dass für die übrigen noch zu planenden Wehrmachtnachschubläger die Forderungen Berücksichtigungen fnden können und auch erfüllt werden. Gleichzeitig wies die Wifo darauf hin, dass sie „vorläufig die Planung und die dringend notwendigen Bestellungen für die weiteren 12 Nachschubläger bis zum 15. Oktober ruhen lassen“ werde. Dies dürfte auch das Tanklager der Wifo im Heiligenstädter Pferdebachtal betroffen haben, das scheinbar zunächst für die Versorgung der Luftwaffe eingeplant war, dann aber dem Heer zufiel. Noch vor Aufnahme der Planungsarbeiten durch das Heer hatte die Wifo offenbar im Auftrag der Luftwaffe Vermessungsarbeiten im Pferdebachtal durchführen lassen. Schon wenige Wochen später trafen erste für sie bestimmte Warenlieferungen der Firma Siemens & Halske in Heiligenstadt ein. Ende Dezember 1936 beauftragte die Berliner Wifo-Zentrale die aus Kassel stammende Beton- und Monierbau mit der Errichtung der Anlage und ernannte im Dezember 1938 den Ingenieur Max Sobeck zum Bauleiter. Er war für „die Projektierung und die Ausführung" der noch im Bau befindlichen Anlage zuständig. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Heiligenstädter Bürgermeister kam es am 12. Oktober 1938 zum Abschluss des Kaufvertrages über das 33 ha große Gelände im Pferdebachtal. Ende 1938, vermutlich mit der Übergabe an die Wehrmacht, entschloss sich die Wifo zu einer Erweiterung des Heerestanklagers. Es war beabsichtigt, mit der zweiten Bauphase im Januar 1939 zu beginnen, die im Februar 1940 zum Abschluss gebracht werden sollte, dies mit einem Finanzvolumen von 700.000 RM. Obwohl im Januar 1940 ein Großteil der Arbeiten bereits abgeschlossen gewesen sein dürften, trat die regionale Bauleitung der Wifo erst mit Schreiben vom 3. Januar 1940 an die Berliner Hauptverwaltung mit der Aufforderung heran, für den Ausbau ein weiteres zehn Hektar großes Waldstück käuflich zu erwerben. In dem Schreiben heißt es: „Wir bitten, für die Erweiterung unserer Anlage den erforderlichen Grunderwerb vorzunehmen. Es handelt sich hierbei um ein Gelände, das uns schon einmal gehörte und das wir der Stadt rückübereignet haben. Anliegend überreichen wir Ihnen einen Plan, aus dem das zu erwerbende Gelände (...) zu ersehen ist. Wir bitten, den Grunderwerb baldigst durchzuführen, da wir bereits auf dem Gelände mit Bauarbeiten begonnen haben." Die Übertragung des Grundstücks erfolgte am 22. Oktober 1940, so dass sich der Grundbesitz der Wifo „Heiligau“ am 31. März 1942 auf 43,8 ha belief. Die geplante Erweiterung der Anlage zog sich über mehrere Jahre hin. 1940 waren auf der Baustelle noch um die hundert Arbeitskräfte tätig. Eine Liste der Wifo-Zentrale belegt, dass das Schmieröllager am 31. Januar 1940 noch nicht fertiggestellt war. 1941 musste die Öllagerung und der Umschlag wegen der noch im Bau befindlichen Pumpstation über Fässer durchgeführt werden. Am 9. Oktober 1941 fand eine Besichtigung durch Vertreter der Rüstungsinspektion Kassel statt, die „12 oberirdische Tanks für je 600.000 l vorhanden, ferner ein großes Lager an Fässern, Gebinden und Flaschen“. Weiter heißt es in dem Bericht: „Alle Anlagen sind besonders gut getarnt. Kraftstoff und Schmieröle werden aus den Kesselwagen in kleine Gebinde umgefüllt oder in die Tanks gepumpt. Es können täglich bis zu 300.000 l versandt werden“. Erst im Sommer 1942 erreichte die Anlage ihre volle Leistung, so dass bis dahin eine Reihe von Arbeiten nur provisorisch ausgeführt werden konnten. Außer in Heiligenstadt betrieb die Wifo im gesamten Reichsgebiet Heerestanklager, unter anderem auch in Amstetten, Ebrach, Eickeloh, Rüthen und Münchenbernsdorf, die alle Tarnnamen mit der Endung „-au“ trugen. Das Heerestanklager im Heiligenstädter Pferdebachtal hatte den Decknamen „Heiligau“ erhalten.

                Neben der Ein- und Auslagerung von Mineralölprodukten gehörte es zu der Aufgabe des Heiligenstädter Heerestanklagers, betriebsfertige Treibstoffmischungen (einschließlich Ethylisierung durch Zugabe des Antiklopfmittels Bleitetraethyl) herzustellen. Das unter anderem von Brabag Zeitz und Nerag Hannover angelieferte Rohbenzin traf in Kesselwaggons auf dem werkseigenen Bahnhof „Pferdebachtal“ ein. Längsseits des Gleises befanden sich vier Sammelleitungen, die mit den Tankbehältern verbunden waren. Jede von ihnen hatte einen doppelten Anschluss. Der eine diente als Einfüllstutzen für Kraftstoffe oder Schmieröl, der andere als Versorgungsleitung für Dampf, Druckluft oder Löschmittel. Die Rohrleitungen dienten dazu, das Rohöl in die erdumwallten Tanks zu pumpen, von denen zwölf mit einem Fassungsvermögen von je 600 m3 vorhanden waren. Zehn Einheiten dienten der Aufnahme von Rohbenzin, die verbliebenen zwei der Aufnahme von Fertigprodukten. Ende 1939 waren die Behälter bereits in Nutzung und mit insgesamt 3.962 m3 Rohbenzin gefüllt. Am 30. April 1943 waren im Pferdebachtal 1.884 t Normalbenzin, 459 t Diesel, 966 t Motorenöl und 229 t Schmieröl deponiert. Die Aufarbeitung durch Zusetzung von Bleitetraethyl und sonstigen Stoffen geschah in der Mischstation. In dem Gebäude waren drei kleinere Tanks mit einem Gesamtvolumen zu je 35 m3 untergebracht, von denen zwei mit einem Rührmotor ausgestattet waren, der die Bestandteile mischte. In unmittelbarer Nähe der Pumpstation war die Füllstation für fertige Kraftstoffe und Schmieröl angesiedelt, wo neben Fässern auch Kanister befüllt wurden. Für die Einlagerung von Öl hatte die Wifo im Südbereich der Anlage vier Behälter mit einem Fassungsvermögen von je 100 m3 errichten lassen. Unmittelbar daneben die Abfülleinheit, die vorrangig der Befüllung von 1-Liter-Flaschen diente. Benachbart war ein Lagerschuppen zur Aufnahme von Verpackungsmaterial, Gebinden und Flaschen. Entlang der Gleisanlagen befanden sich eine Reihe von weiteren Gebäuden und Baracken, darunter auch das massive Verwaltungsgebäude. Außerdem verfügte die Wifo „Heiligau“ über eine eigene Reinigungs- und Instandsetzungsanlagen für Transportfässer, wo Mitarbeiter die anfallenden Wartungs- und Reinigungsarbeiten an Leerfässern und Kanistern ausführten. Die Stromversorgung der gesamten Anlage war über betriebseigene Generatoren gesichert. Das Laborgebäude diente der Überprüfung der Kraftstoffmischungen, was mehrmals am Tag zu erfolgen hatte.

                Nach einer im Auftrag der SMAD im Dezember 1945 erstellten Inventarliste existierten folgende Gebäude auf dem Gelände der Wifo „Heiligau“: Verwaltungsgebäude (durch Sprengung zerstört), Waschbaracke, Abort, Mannschaftsbaracke, Lagerschuppen, Lagerhaus I, Lokschuppen, Baracke, zwei Schaumlöschbunker, Giftbunker, Mischplatte, Pumpstation (1 große Pumpe, zwei große Mischbehälter mit Motor, ein Mischbehälter ohne Motor), Lagerhaus II, Lagerhaus III, Bunker für Maschinenanlagen, Schweißerei für Fässer (neu hergestellt, noch nicht eingerichtet), Lagerschuppen IV, Fassreinigungsanlage (durch eigene Sprengung zerstört), Kanisterabfüllstation (durch eigene Sprengung total zerstört), zwei Feuerwehrbunker, sechs Benzingruben, Ölabfüllstation (total zerstört), Bunker Transformatorenstation (Einrichtung durch eigene Sprengung z. Zt. zerstört), Waggonwaage, Laboratorium, zwölf Benzintanks mit Fassungsvermögen je 600.000 Liter (davon vier durch Bombenabwurf zerstört). Bei der Wifo „Heiligau“ waren durchschnittlich etwa 200 bis 350 Arbeitskräfte beschäftigt, die teils in einer auf dem Gelände aufgestellten Mannschaftsbaracke Unterkunft fanden. Der Einsatz von Zwangsarbeitern ist nicht belegt. Ein Protokoll des Landesvorstandes der CDU vom 20. September 1947 hält fest: „In diesem Forschungsinstitut (gemeint ist die Wifo) seien weder Kriegsgefangene noch Internierte, sondern nur deutsche Arbeiter im Wege eines normalen Dienstvertrages beschäftigt worden." Am 31. März 1945 griffen alliierte Flugzeuge das Gelände der Wifo Heiligenstadt mit Bomben und Bordwaffen an. Dabei setzten sie neun Tanks, eine Lokomotive und zwölf Kesselwagen in Brand. Vier Tanks wurden dabei vollständig zerstört. Einen Tag vor Einmarsch der Amerikaner sprengte das Personal vor seiner Flucht die Transformatoren- und Kanisterabfüllstation sowie die Fassreinigungsanlage. Am 3. und 4. Juli 1945 besichtigten eine englische und amerikanische Kontrollkommission die Anlage im Pferdebachtal. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich bereits sowjetische Truppen in der Nähe von Heiligenstadt. Am 14. Mai 1946 betraute das Amt für Arbeit und Sozialfürsorge der nunmehr unter russischer Verwaltung stehenden Stadt den ehemaligen Bauleiter des Tanklagers, Max Sobeck, mit der Leitung der Demontagearbeiten. Als militärische Anlage fiel das Wifo-Tanklager unter die in Potsdam beschlossenen Demilitarisierungsbefehle 124 und 126. Am 19. Juni 1946 wies die Kommission zur Durchführung dieser Befehle den Einspruch der Wifo gegen die Beschlagnahme der Anlage im Pferdebachtal zurück. Im September 1946 setzte sich der Landrat des Kreises Worbis, Dr. Schäfer, aktiv für den Erhalt der Gebäude des Tanklagers ein, um dort im ehemaligen Fassreinigungsgebäude eine Holzbastweberei anzusiedeln. Trotz sehr guter persönlicher Kontakte zur Landesregierung gelang es ihm nicht, den Demontagebefehl außer Kraft zu setzen. Am 24. Mai 1948 teilte die Hauptverwaltung Landeseigener Betriebe (LEB) dem Beauftragten für die Abwicklung des Befehles 124 in Weimar mit, dass das Tanklager im Pferdebachtal völlig demontiert und fast alle Gebäude gesprengt worden seien. Lediglich das ehemalige Verwaltungsgebäude sei erhalten geblieben. Am 10. Juni 1948 wurde der Kreisrat des Landkreises Worbis zum Treuhänder des sequestrierten Vermögens der Wifo-Anlage ernannt. Im Juli und August 1948 demontierte die Leipziger Firma Brinkmann & Co. für das Chemiewerk Leuna die auf dem Gelände noch verbliebenen Rohrleitungen. Am 12. Oktober 1948 gab der Landkreis Worbis dem Antrag der Volkssolidarität statt, in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Wifo ein Kindererholungsheim einzurichten. Am 18. September 1972 beschloss der Rat des Kreises Heiligenstadt auf einem Teilstück des ehemaligen Wifo-Geländes einen Schießplatz für Großkaliber einzurichten, der am 13. Oktober 1973 übergeben wurde.

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                • Bingo
                  Heerführer

                  • 06.10.2001
                  • 2553
                  • Siegen
                  • In einem Archiv nicht erforderlich

                  #53
                  Teil 3:


                  Quellen- und Literaturverzeichnis

                  Unveröffentlichte Quellen

                  British Intelligence Objektive Service, File-No. 121: Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH (Wifo), Heiligenstadt installation, London 1945.
                  Combined Intelligence Objectives Sub-Committee, File-No. XXVI-68: Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH, fuel blending station Heiligenstadt, London 1945.

                  Darstellungen

                  Baranowski, Frank: Geheime Rüstungsprojekte in Südniedersachsen und Thüringen während der NS-Zeit, Duderstadt 1995.
                  Ders.: Rüstungsprojekte in der Region Nordhausen, Worbis und Heiligenstadt während der NS-Zeit, Duderstadt 1998.
                  Ders.: Die verdrängte Vergangenheit. Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit in Nordthüringen, Duderstadt 2000.
                  Ders.: Die Umwandlung von Kaliwerken im Südharzrevier zu unterirdischen Heeresmunitionsanstalten während der NS-Zeit, in: Sondershäuser Hefte zur Geschichte der deutschen Kaliindustrie, Heft 2, Sondershausen 2001.
                  Borkin, Joseph: Die unheilige Allianz der I.G.-Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich, Frankfurt am Main/New York 1986.
                  Birkenfeld, Wolfgang: Der synthetische Treibstoff 1933-1945. Ein Beitrag zur nationalsozialistischen Wirtschafts- und Rüstungspolitik, Göttingen 1960.
                  Hopmann, Barbara: Von der Montan zur Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG) 1916-1951, Stuttgart 1996.
                  Jaschinski, Heinrich: Die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeiten AG (Öffa), in: Archiv für öffentliche und freigemeinwirtschaftliche Unternehmen, Bd. 6, Göttingen 1962.
                  Kurth, Wolfgang: Die Gründung und Entwicklung der Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft mbH unter besonderer Berücksichtigung der Interdependenzen zwischen Unternehmung und der Wirtschaftspolitik des Deutschen Reiches in den Jahren 1933-1945, Diplomarbeit, Braunschweig 1976.
                  Riese, Raimar: Die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH (Wifo) als staatsmonopolistische Organisation und ihre Rolle beim Aufbau des Kohnsteins zu einem unterirdischen Rüstungskomplex. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des KZ Dora, Diplomarbeit, Berlin 1966.
                  Volkmann, Hans-Erich: Die NS-Wirtschaft in Vorbereitung des Krieges, in: Deist, Wilhelm u. a., Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkrieges, Frankfurt am Main 1991, S. 211-435.
                  Wagner, Jens: Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora, hg. von Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Göttingen 2001.
                  Wehling, Franz: Bau und Betrieb der Großraumtanklager der Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft mbH, unveröffentl. Manuskript, München 1957.
                  Ders.: Der finanzielle Aufbau der Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft mbH (Wifo). Statistische Übersichten und Erläuterungen, unveröffentl. Manuskript, München 1958.

                  (c) Frank Baranowski, Siegen

                  Gruß
                  Bingo

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                  • Bingo
                    Heerführer

                    • 06.10.2001
                    • 2553
                    • Siegen
                    • In einem Archiv nicht erforderlich

                    #54
                    In den 90er Jahren wurde ein umfangreiches Gutachten zur Wifo im Auftrag der Thüringischen Landesanstalt für Umwelt erstellt. Die Firma Jena Geos hatte seinerzeit den Auftrag erhalten. Der zuständige Sachbearbeiter war Herr Grossmann. Mit ihm bin ich durch das Gelände gestiefelt, ohne eine U-Anlage zu finden. Alles nur Gerüchte, dass solche Anlagen vorhanden seien.

                    Gruß
                    Bingo

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                    • Bingo
                      Heerführer

                      • 06.10.2001
                      • 2553
                      • Siegen
                      • In einem Archiv nicht erforderlich

                      #55
                      Hier ein Foto des Verwaltungsgebäudes aus den 60er Jahren.

                      Gruß
                      Bingo
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                      • Bingo
                        Heerführer

                        • 06.10.2001
                        • 2553
                        • Siegen
                        • In einem Archiv nicht erforderlich

                        #56
                        Hier eine sehr schlechte Zeichnung des Wifo-Geländes in Heiligenstadt.

                        Gruß
                        Bingo
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                        • Bingo
                          Heerführer

                          • 06.10.2001
                          • 2553
                          • Siegen
                          • In einem Archiv nicht erforderlich

                          #57
                          Hier einige aktuelle Fotos aus dem Pferdebachtal, ehemals Muna Heiligenstadt:

                          Gruß
                          Bingo
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                          • Bingo
                            Heerführer

                            • 06.10.2001
                            • 2553
                            • Siegen
                            • In einem Archiv nicht erforderlich

                            #58
                            Ein weiteres Foto:

                            Gruß
                            Bingo
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                              • 06.10.2001
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                              • Siegen
                              • In einem Archiv nicht erforderlich

                              #59
                              So sahen die Tanks während des Krieges aus:

                              Gruß
                              Bingo
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                                • 06.10.2001
                                • 2553
                                • Siegen
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                                #60
                                Die Ventile zum Steuern der Tanks:

                                Gruß
                                Bingo
                                Angehängte Dateien

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