Ich habe Anfang dieses Jahres intensive Recherchen zum Luftwaffenstandort Michelsdorf betrieben. Erst war ich mir egentlich sicher, dass es sich bei dem Einsatzflugplatz um den immer noch bestehenden Segelflugplatz handelt... tja, man kann sich irren. Die Nachforschungen stellten heraus, dass der eigentliche "E-Hafen" an einem ganz anderen Ort angesiedelt war. Als ich dann erst den genauen Platzstandort ermittelt habe, liess sich ein Besuch dort natürlich nicht vermeiden.
Bei diesem Besuch entstanden meiner Meinung nach sehr interessante Bilder, von denen ich Euch hier einige zeigen möchte. Auch über die Geschichte und Entwicklung des Platzes möchte ich nun berichten.
Mitte 1937 wurde der Platz in Michelsdorf in der Kategorie "E-Hafen" errichtet. Er enthielt alle Einrichtungen, um Maschinen und Piloten zu versorgen, sowie diese unterzubringen. Die Anlagen war in Friedenszeiten nicht besetzt, und wurden als landwirtschaftliches Anwesen getarnt. Es wurde eine sog. "E-Scheuer" in normierter Bauweise errichtet, die dem jeweiligen Platzwart unterstand. Der hatte mit seinen Mitarbeitern die Aufgabe die Rollfelder zu mähen.
Im Ernstfall wurde der Flugplatz dann mit Personal besetzt und in Betrieb genommen. Dies geschah zum ersten mal Mitte 1938 in der Sudetenkrise. Im selben Jahr wurde auch begonnen auf dem Platz Munitionsbunker zu errichten. Die Baumaßnahmen auf dem Platz setzten sich mit Unterbrechungen bis 1944 fort.
Auf dem Flugplatz waren verschiedene Gebäude errichtet worden. Es waren Barracken für die Flugleitung, die Vermittlung, die Kantine, die Mannschaftquartiere, sowie die Platzfeuerwehr vorhanden. Ein weiterer Gebäudekomplex beinhaltete eine Wachbaracke, die schon o.g. "E-Scheuer", sowie benachbarte Schuppen. Des weiteren waren noch seit 1938 im nahegelegenen Wäldchen vier Munitionsbunker errichtet worden. Zur Versorgung der Flugzeuge mit Treibstoff wurden grosse Tanks in der Erde vergraben, und mit unterirdischen Rohren wurden auf dem Platz verteilte Zapfsäulen mit Treibstoff beliefert. Es soll auf dem Platz insgesamt drei Zapfstellen gegeben haben.
Der nötige Treibstoff zur Befüllung der Tanks kam mit Kesselwagen auf dem Chamer Bahnhof an. Die Kesselwagen wurden auf spezielle Tieflader umgesetzt, und zum Flugplatz gefahren. Dort wurden sie wieder auf eine kurze
Gleisstrecke gesetzt, und zum abpumpen gerollt. Nach deren Entleerung ging der ganze Ablauf wieder rückwärts.
Des weiteren war noch eine Fallschirmbaracke auf dem Platz vorhanden. Da zum Kriegsende hin die Gefahr von Luftangriffen zunahm, wurde auf dem Gelände ein Holzturm errichtet, auf dessen Plattform knapp oberhalb der Baumkronen eine Vierlingsflak stationiert gewesen sein soll. Auch im Umfeld des Platzes wurden Flak-Stellungen errichtet.
Am Rand des Platzes wurden 1941/42 drei Flugzeughangars aufgestellt. In einem davon richteten Techniker eine Werkstatt ein, so dass notwendige Kontrollen und Reparaturen durchgeführt werden konnten. In den zwei weiteren Hangars konnten zumindest kleinere Flugzeuge untergestellt werden. Die drei Hangars stehen im Übrigen heute noch, und werden von anliegenden Firmen genutzt.
Ab Oktober 1944 wurde in dem angrenzenden Wäldchen die Firma Messerschmitt tätig. Dort wurde die Endmontage von Messerschmitt Me109 Jagdflugzeugen durchgeführt. Hierzu wurde eine längliche, große Halle mit einigen Nebengebäuden errichtet. Die vorgefertigten Flugzeugrümpfe, sowie die Tragflächen wurden per Bahn nach Cham geliefert. Von dort wurden sie quer durch die Stadt zum Flugplatz geschleppt, um dort vollends zusammengebaut zu werden.
Vor der Auslieferung wurden die Maschinen noch eingeflogen, und die Bordwaffen eingeschossen. Dies geschah auf einem eigens angelegten Schiessstand. Auch dieser lässt sich noch gut erkennen.
Nach dem Krieg wurde der Platz noch von den Amerikanern zur Sicherstellung des Nachschubes für ihre Truppen genutzt, danach waren unter anderem Flüchtlinge dort untergebracht. Interessant ist noch, dass die Munitionsbunker wohl nicht während der Angriffe zerstört worden sein sollen.
Die Amerikaner sollen die Bunker zwar geöffnet haben, die dort eingelagerten Bomben und Bordmunition soll dann aber noch einige Zeit unbeachtet offen dort gelegen haben. Erst viel später wurden die Bunker dann zerstört.
Soviel zur Geschichte des Flugplatzes. Für mich hat sich der Besuch dort schon gelohnt, da ja der Bayerische Wald nicht gerade voll ist mit solchen Überresten. Da freut man sich schon über etliche Brocken Beton und ein paar Metallteile. Des weiteren hatte ich Glück, da auf dem Gelände gerade eine Rodungsaktion im Gange war. So war zum einen mehr zu erkennen, zum anderen musste ich keine Angst haben, seltenen Pflanzen und Tierarten zu schaden.
Ich hoffe, Euch hat mein Bericht gefallen. Nun kommen wir zu den am Anfang versprochenen Bildern.
Ach halt... eine Frage ans Forum hätte ich noch... Auf einigen Bildern sind Betonsockel, so ca. 1,5 auf 1,5 m, evtl. für den Flakturm, denke ich. Während drei der Sockel sich noch im Urzustand befinden, hat einer der vier offenbar eine neue Betondeckschicht erhalten. Was könnte das für einen Sinn haben? Ist das am Ende was drunter? Könnt ihr Euch das erklären?
Viele Grüße
trashhunter
Bei diesem Besuch entstanden meiner Meinung nach sehr interessante Bilder, von denen ich Euch hier einige zeigen möchte. Auch über die Geschichte und Entwicklung des Platzes möchte ich nun berichten.
Mitte 1937 wurde der Platz in Michelsdorf in der Kategorie "E-Hafen" errichtet. Er enthielt alle Einrichtungen, um Maschinen und Piloten zu versorgen, sowie diese unterzubringen. Die Anlagen war in Friedenszeiten nicht besetzt, und wurden als landwirtschaftliches Anwesen getarnt. Es wurde eine sog. "E-Scheuer" in normierter Bauweise errichtet, die dem jeweiligen Platzwart unterstand. Der hatte mit seinen Mitarbeitern die Aufgabe die Rollfelder zu mähen.
Im Ernstfall wurde der Flugplatz dann mit Personal besetzt und in Betrieb genommen. Dies geschah zum ersten mal Mitte 1938 in der Sudetenkrise. Im selben Jahr wurde auch begonnen auf dem Platz Munitionsbunker zu errichten. Die Baumaßnahmen auf dem Platz setzten sich mit Unterbrechungen bis 1944 fort.
Auf dem Flugplatz waren verschiedene Gebäude errichtet worden. Es waren Barracken für die Flugleitung, die Vermittlung, die Kantine, die Mannschaftquartiere, sowie die Platzfeuerwehr vorhanden. Ein weiterer Gebäudekomplex beinhaltete eine Wachbaracke, die schon o.g. "E-Scheuer", sowie benachbarte Schuppen. Des weiteren waren noch seit 1938 im nahegelegenen Wäldchen vier Munitionsbunker errichtet worden. Zur Versorgung der Flugzeuge mit Treibstoff wurden grosse Tanks in der Erde vergraben, und mit unterirdischen Rohren wurden auf dem Platz verteilte Zapfsäulen mit Treibstoff beliefert. Es soll auf dem Platz insgesamt drei Zapfstellen gegeben haben.
Der nötige Treibstoff zur Befüllung der Tanks kam mit Kesselwagen auf dem Chamer Bahnhof an. Die Kesselwagen wurden auf spezielle Tieflader umgesetzt, und zum Flugplatz gefahren. Dort wurden sie wieder auf eine kurze
Gleisstrecke gesetzt, und zum abpumpen gerollt. Nach deren Entleerung ging der ganze Ablauf wieder rückwärts.
Des weiteren war noch eine Fallschirmbaracke auf dem Platz vorhanden. Da zum Kriegsende hin die Gefahr von Luftangriffen zunahm, wurde auf dem Gelände ein Holzturm errichtet, auf dessen Plattform knapp oberhalb der Baumkronen eine Vierlingsflak stationiert gewesen sein soll. Auch im Umfeld des Platzes wurden Flak-Stellungen errichtet.
Am Rand des Platzes wurden 1941/42 drei Flugzeughangars aufgestellt. In einem davon richteten Techniker eine Werkstatt ein, so dass notwendige Kontrollen und Reparaturen durchgeführt werden konnten. In den zwei weiteren Hangars konnten zumindest kleinere Flugzeuge untergestellt werden. Die drei Hangars stehen im Übrigen heute noch, und werden von anliegenden Firmen genutzt.
Ab Oktober 1944 wurde in dem angrenzenden Wäldchen die Firma Messerschmitt tätig. Dort wurde die Endmontage von Messerschmitt Me109 Jagdflugzeugen durchgeführt. Hierzu wurde eine längliche, große Halle mit einigen Nebengebäuden errichtet. Die vorgefertigten Flugzeugrümpfe, sowie die Tragflächen wurden per Bahn nach Cham geliefert. Von dort wurden sie quer durch die Stadt zum Flugplatz geschleppt, um dort vollends zusammengebaut zu werden.
Vor der Auslieferung wurden die Maschinen noch eingeflogen, und die Bordwaffen eingeschossen. Dies geschah auf einem eigens angelegten Schiessstand. Auch dieser lässt sich noch gut erkennen.
Nach dem Krieg wurde der Platz noch von den Amerikanern zur Sicherstellung des Nachschubes für ihre Truppen genutzt, danach waren unter anderem Flüchtlinge dort untergebracht. Interessant ist noch, dass die Munitionsbunker wohl nicht während der Angriffe zerstört worden sein sollen.
Die Amerikaner sollen die Bunker zwar geöffnet haben, die dort eingelagerten Bomben und Bordmunition soll dann aber noch einige Zeit unbeachtet offen dort gelegen haben. Erst viel später wurden die Bunker dann zerstört.
Soviel zur Geschichte des Flugplatzes. Für mich hat sich der Besuch dort schon gelohnt, da ja der Bayerische Wald nicht gerade voll ist mit solchen Überresten. Da freut man sich schon über etliche Brocken Beton und ein paar Metallteile. Des weiteren hatte ich Glück, da auf dem Gelände gerade eine Rodungsaktion im Gange war. So war zum einen mehr zu erkennen, zum anderen musste ich keine Angst haben, seltenen Pflanzen und Tierarten zu schaden.
Ich hoffe, Euch hat mein Bericht gefallen. Nun kommen wir zu den am Anfang versprochenen Bildern.
Ach halt... eine Frage ans Forum hätte ich noch... Auf einigen Bildern sind Betonsockel, so ca. 1,5 auf 1,5 m, evtl. für den Flakturm, denke ich. Während drei der Sockel sich noch im Urzustand befinden, hat einer der vier offenbar eine neue Betondeckschicht erhalten. Was könnte das für einen Sinn haben? Ist das am Ende was drunter? Könnt ihr Euch das erklären?
Viele Grüße
trashhunter
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