Hannover, Kleefeld: LS-Relikte von 1939

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  • niemandsland
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    • 17.08.2003
    • 1679

    #1

    Hannover, Kleefeld: LS-Relikte von 1939

    Hallo zusammen,

    wie jedes Jahr wenn der erste Schnee fällt, zieht es mich hinaus mit dem Rad. Auch dieses Jahr war das so. Ich wollte mir den heutigen Zustand der sogenannten "Gartenstadt Kleefeld" ansehen, die Mitte 1920er/Anfang 1930er Jahre unter Vorsitz des damaligen Stadtbaurats Karl Elkart, entstanden ist.

    Beteiligt am Bau und Gewinner des Wettbewerbs (ausgeschrieben durch den Magistrat der Stadt) waren in Hannover gut bekannte Architekten, wie die Brüder Karl und August Liebknecht, Alexander Kölliker und Adolf Springer.

    Bis Anfang der 1930er Jahre wurden ca. 150 zweigeschössige Reihenhäuser, die je in 2er, 4er und 6er Blöcke gruppiert wurden, zwischen der Uhlhorn- und der Ebellstraße, erbaut.

    Als ich also hier durch die Gegend streifte, dachte ich an die beiden Bunker, die sich ebenfalls in Kleefeld befinden. Also hab ich mich auf den Weg zu den Bauwerken in der Rupstein- und Brentanostraße gemacht. In der Brentanostraße angekommen, musste ich daran denken, das der Stadtteil mehr oder weniger noch von LS Pfeilen und anderen Relikten aus der NS-Zeit gezeichnet ist, die aber heute kaum noch jemand wahrnimmt. Also dachte ich mir.. Knipse raus und Feuer frei.

    Ich hab daraufhin damit begonnen, die Straßen mit dem Fahrrad abzufahren und bei schönsten Schneefall und etwa -6°C diverse tolle Neuentdeckungen gemacht. Einen "Schatz" möchte ich Euch nicht vorenthalten, es handelt sich um zwei Wohnblöcke, die sich zwischen Mecklenburger- und Stenhusen Straße befinden. Soweit ich weiß heißt das Viertel auch Mecklenburger Viertel. Aber ich kann mich irren. Die Gegend ist nicht wirklich mein Revier. Einen dieser Wohnblöcke habe ich mir näher angesehen, nachdem ich wusste, das eben dieser Wohnblock erst Ende 1939 / Anfang 1940 fertig gestellt wurde.

    Der Block besteht aus 27 (!!!) Häusern, 10 Häuser in der Schweriner, 9 Häuser in der Rostocker und je 4 Häuser in der Mecklenburger und Stenhusenstraße.

    Unmittelbar am Schweriner Platz wo sich auch eine alte Grundschule (HWK-Schule, erbaut 1922, Backsteinbau der unter Denkmalschutz steht) etwa aus der Zeit befindet, ging es in die Schweriner Straße. Hier sind die meisten Fotos entstanden. Es ging dann in die Mecklenburger Straße und an der Ecke Rostocker Straße viel mir schon der Durchgang/-fahrt in den Hof auf. Die wenigen Häuser in der Stenhusenstraße sind dagegen eher uninteressant.

    Ecke Mecklenburger/Rostocker Str. Portal
    GPS: 52°22'42.18" N / 9°47'32.68" O

    Mein Interesse wurde aber erst richtig geweckt, nachdem ich mit einem älteren Herren ein Gespräch über den Stadtteil Kleefeld geführt hatte. Er konnte mir nämlich berichten, das der Wohnblock von dem ich schon die ganze Zeit schreibe, erst am Anfang des Krieges fertig wurde, und das noch mehr oder weniger in den Rohbau bereits in jedes Haus Luftschutzkeller mit ein bzw. zwei Notausstiegen integriert worden sind. Spätestens an dieser Stelle war mein persönliches Interesse an diesem Objekt geweckt. Später, so erzählte der Herr weiter, wurden sämtliche Häuser durch Mauerdurchbrüche miteinander verbunden. Für die Kinder war das toll (er selbst sei damals gerade in die Grundschule am Schweriner Platz eingeschult worden), denn man konnte jetzt in den Kellergängen toll toben.

    Interessant ist (für mich) auch die eigenwillige Kennzeichnung der Häuser mit dem "LK" für Luftschutzkeller und dann oft gefolgt von 3 (!!!) Pfeilen. Aber auch das "D" für Mauerdurchbruch, das teilweise mit einem Doppelkreis versehen wurde, ist hier in dieser Gegend einzigartig. Und hatte wohl nur wenig mit den damaligen Vorgaben zutun.

    Und auch die Anordnung der Notausstiege ist interessant. Befinden sich diese an der fast 160 m langen Front in der Schweriner Straße zur Straße hin, ist an der 160 m Häuserfront der Roststocker Straße nix zu finden. Hier befinden sich diese jedoch (sofern noch vorhanden) im Hof. Ebenso verhält es sich an der etwa 75 m langen Häuserfront der Mecklenburger und Stenhusenstraße.

    Insgesamt ist die gesamte Gegend einen Besuch für all die Wert, die an Luftschutz-Relikten interessiert sind.

    Anmerkung zu dem angehängten Foto (Kollage)

    Foto oben / unten linke Seite
    Oben: Schweriner Straße etwa auf Höhe Haus Nr. 18 in Richtung Schweriner Platz;
    Unten: Schweriner Straße in Richtung Mecklenburger Straße;
    Rechts neben der 18: Haus Nr 18 Schweriner Straße, darunter der Notausstieg, sowie links davon die Detailaufnahme sind ebenfalls hier entstanden.
    Oben links vom Luftbildausschnitt
    Die beiden Fotos stammen aus der Rostocker Straße (rechts neben dem Durchgang/der Durchfahrt.).
    Links vom Luftbild
    Oben: Durchgang/-fahrt in den Hof des Wohnblocks.
    Unten: Detailaufnahme

    Soweit...

    Links / Literatur zur Vertiefung

    Stadt Hannover
    - http://www.hannover.de/

    Heinrich-Wilhelm-Kopf (Grund-) Schule
    - HWK: http://www.hwkh.de/

    Mlynek, Klaus + Röhrbein, Waldemar R.
    - Hannover Chronik
    - Von den Anfängen bis zur Gegenwart
    - 1991, Schlütersche Verlangsanstalt + Druckerei
    - ISBN 3-87706-319-5

    Mlynek, Klaus + Röhrbein, Waldemar R.
    - Geschichte der Stadt Hannover, Band II
    - 1994, Schlütersche Verlangsanstalt + Druckerei
    - ISBN 3-87706-364-0

    Zimmermann, Helmut
    - Zwischen Eilenriede und Kronsberg, S. 80 - 97 Kleefeld
    - 1987, Verlag Ellen Harenberg
    - ISBN 3-89042-022-2
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von niemandsland; 22.12.2009, 09:06.
  • oliver.bohm
    Moderator

    • 20.11.2007
    • 8414
    • Hannover
    • SBL 10

    #2
    Was ihr immerzu ausgrabt....
    Nicht schlecht.. interessant ist, ob das Gebäude sich so im urspr. Zustand befindet oder im Kriege zerstört und wieder aufgebaut wurde
    Gruß Olli

    Kommentar

    • Werker123
      Heerführer


      • 14.12.2006
      • 1588
      • Niedersachsen- Hannover-Leinhausen

      #3
      Kleefeld hat im Krieg nichts abbekommen, das meiste ist in Misburg runtergekommen.
      Gruß
      Stefan R.
      Hobbyhistoriker Hannover

      Kommentar

      • niemandsland
        N/A
        • 17.08.2003
        • 1679

        #4
        Wie Werker123 schon schreibt... in Kleefeld sind nicht sehr viele Bomben gefallen. Trotzdem gab es auch in Kleefeld Zerstörungen. Als zum Beispiel bei einen Angriff zwischen Zoo und Buchholz Bomben abgeworfen wurden, wurde auch Kleefeld getroffen. In der Gegend, wo ich war.. sind wohl lediglich zwei Häuser (laut Auskunft des Zeitzeugen) zerstört worden.

        Es hat in Kleefeld wohl definitiv keine Kriegsrelevanten Industrien gegeben.

        Trotzdem fielen aber auch in Kleefeld Bomben. Oft handelte es sich um Fehlabwürfe oder sogenannte Notabwürfe. Es wurde aber wohl auch zwei Mal die Bahnstrecke gezielt attackiert und in diesem Zusammenhang haben auch einige Häuser was abbekommen.

        Aber im Vergleich zu Hannover, OT: Misburg oder Hannover, OT: Linden ist das wirklich absolut kein Vergleich. Die Schäden kann man in diesem Zusammenhang insgesamt als gering bezeichnen.

        Es wäre aber falsch zu behaupten, das hier -NICHTS- passiert sei.

        Zur Vertiefung kann ich die Bücher von Siegfried Engelhardt ("5 Jahre im Hagel der Bomben") und Thomas Grabe ("Unter der Wolke des Todes leben...") empfehlen.

        Kommentar

        • niemandsland
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          • 17.08.2003
          • 1679

          #5
          Zitat von oliver.bohm
          Was ihr immerzu ausgrabt....
          Nee.. finde ich auch.. war ein super Tag. Und der Zufall hat da irgendwie wieder mal so richtig zugeschlagen... Eigentlich stand die "Gartenstadt" auf dem Programm. *anmerk* Aber der alte Herr war auch echt die Krönung.. das ging den Tag übrigens auch anders. Da gab es auch noch so'nen altes Mütterchen. Die wurde richtig ruppig.. von wegen wieso ich da Fotos machen würde.. und so.. Naja.. Nachbarschaftsschutz hat ja erstmal was gutes.. aber die hat und hat nicht Ruhe gegeben. Letztendlich hab ich die Dame dann einfach im Schneesturm stehen lassen, und hab 20 m weiter das nächste Bild gemacht. Das "Fauchen" und "zetern" dieser "Wildkatze" (*grins*) begleitete mich dann noch ein paar Häuser.

          Zitat von oliver.bohm
          Nicht schlecht.. interessant ist, ob das Gebäude sich so im urspr. Zustand befindet oder im Kriege zerstört und wieder aufgebaut wurde
          Also der hier in diesem Thread vorgestellte Wohnblock ist soweit man das sagen kann.. noch original erhalten. Lediglich einige Häuser wurden in den vergangenen Jahren von den LS-Relikten befreit. Da wurde versucht mehrfach die Pfeile und den Text mit übermalen zu entsorgen und teilweise wurden die Rahmen für die LS-Notausstiege aus der Wand gebrochen und die Löcher entweder zugemauert oder die Öffnung für die Kellerfenster wurde neugemauert. Und das sieht dann echt scheiße aus. Weil die alten Backsteine nicht wirklich mit den neuen Steinen eine Symbiose eingehen. Aber was solls.. Hauptsache weg.. hat man sich da wohl gedacht..

          Der Wohnblock rechts neben dem hier vorgestellten (von der Beschreibung her eigentlich identisch). Also rechts von der Rostocker Straße. Der hat wohl hier und da was abbekommen. Jedenfalls hatte sich der ältere Herr über diesen Wohnblock entsprechend geäußert. Hier soll es ein paar Häuser zerbrätzelt haben. Der Block wirkt auch auf dem Google-Luftbild - IHMO - nicht so ganz einheitlich.

          Aber sieh selbst...

          click mich

          Neben der Umgebung um die Kreuzkirche in der Altstadt und diverse Gebäude am Brink-Hafen ist der Stadtteil Kleefeld auf jeden Fall eine interessante Gegend um das private Archiv in Sachen LS-Bauelemente aufzustocken. *TIPP*

          Kommentar

          • Andrew.derLuchs
            Landesfürst


            • 01.11.2009
            • 693
            • 30449 Hannover-Linden

            #6
            Mal einige Fotos der Gartenstadt Kleefeld.



            Standort der Tafel: Issendorfstraße, Stadtteil Kleefeld. Aufnahme von Jan 07.

            © Ralph Anthes



            Als Erweiterung der 1927 entwickelten Gartenstadt Kleefeld in Hannover sind seit 2000 vierundzwanzig Stadthäuser mit privaten Gärten errichtet worden.

            © architekten24.de




            Spilckerstraße 3., 5. u. 7.

            © by mike2000



            Hannover Kleefeld - 19.09.1953



            Hannover-Kleefeld, Gruß aus - 22.01.1955

            © Postkarten-Archiv

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