Einsiedler baut dreistöckigen Bunker - mit einem Spaten
Dienstag, 10.06.2014, 17:25
Polizei Schweiz
Von außen ließ die Hütte nicht vermuten, dass darunter ein dreistöckiges Imperium liegt
Sepp Manser lebte etwa 40 Jahre als Einsiedler in einer einfachen Hütte am bewaldeten Hang des Schweizer Dorfes Brülisau - so sah es zumindest von außen aus. Tatsächlich hatte er sich ein mehrstöckiges Untergrund-Imperium gebaut - und zwar nur mit einem Spaten.
Im Wirtshaus „Schäfli“ hatte man sich Sorgen gemacht, als Sepp Manser sich wochenlang nicht mehr hatte blicken lassen. Der 80-Jährige hatte dort fast täglich gegessen und wenn es im Winter in seiner Einsiedler-Hütte am Waldrand im Schweizer Kanton Appenzell zu kalt wurde, übernachtete er auch mal im „Schäfli“, berichtet der Schweizer „Tagensanzeiger“. Die Polizei verschaffte sich am Abend des 14. August 2012 Zutritt zu Mansers kleiner Hütte aus Wellblech und verwitterten Holzplanken und erlebte eine Überraschung.
Die Polizisten standen nicht in einer Hütte, sondern in einem Bunker, der drei Stockwerke tief in den Untergrund hineingegraben worden war. Das Volumen entsprach in etwa dem eines Einfamilienhauses. Dort fanden sie auch die Leiche von Sepp Manser. Der 80-Jährige war eines natürlichen Todes gestorben, schreibt der „Tagenanzeiger“.
Sprengstoff und Waffen waren fachgerecht gelagert
Besonders wohnlich war der Mansers Bunker nicht: Im obersten Stock, dem einzigen mit Fenstern, gab es einen kleinen Herd und eine Matratze. Die Toilette befand sich in einer Nebenhütte. Die übrigen Räume waren vollgestopft mit Baumaterialien, Fässern und jeder Menge Schrott. Insgesamt hatte Manser, laut dem „Tagesanzeiger“ 44 Fässer mit Dieselöl, Säuren, Laugen und Lacken gehortet. Die Polizei stellte aber auch 9 Gewehre, Munition für 1000 Schuss und 100 Kilogramm Sprengstoff sicher. Alles war fachgerecht gelagert.
Die Bauweise des Bunkers ist beeindruckend: Alle drei Stockwerke haben den exakt selben Grundriss, bestehend aus einem großen Raum von 5,5 auf 4,6 Metern, daneben jeweils drei kleine Kammern und in der Mitte sogar ein Lift. Strom lieferten ihm ein Dieselaggregat und ein Transformator, der durch ein Windrad auf dem Dach der Hütte angetrieben wurde. Manser hatte sogar begonnen einen Fluchtstollen zu graben.
„Bei uns sind ungewöhnliche Lebensformen noch möglich“
Noch erstaunlicher ist, dass Manser den Bunker ohne fremde Hilfe und nur mit einer Schaufel und seinen bloßen Händen erschaffen hatte. Sogar den Beton machte er selbst. Der Schweizer hatte sich eine Kieswaschanlage gebaut und darin Kies mit Zement vermischt und den Beton dann nachts zu seiner Hütte gekarrt.
Die Frage, ob denn nie jemand Mansers geschäftiges Treiben beobachtet hat, drängt sich in dem Fall auf. „Wenn die Polizei die Nachbarn fragen geht, hat niemand etwas gesehen“, sagte Freddy Mark, Chef des Appenzeller Umweltamtes und verantwortlich für den Rückbau von Mansers Bunker, dem „Tagesanzeiger. „Bei uns sind ungewöhnliche Lebensformen noch möglich“, erklärte die „Schäfli“-Wirtin der Zeitung.
Polizei Schweiz
640 Arbeitsstunden brauchte die Schweizer Armee für den Rückbau
Für seine vermeintliche „Hütte“ hatte Manser nie eine Baugenehmigung beantragt, aber die Appenzeller ließen ihn gewähren.
Das kleine Waldhäuschen störte niemanden und Sepp Manser war in der ganzen Gegend bekannt und galt zwar als verschroben, war aber recht beliebt.
Im „Schäfli“ habe er immer gezahlt, bekräftigt die Wirtin gegenüber dem „Tagesanzeiger“. Außerdem brachte er mit seinem technischen Geschick kaputte Kaffeemaschinen und andere Geräte auch dann wieder zum laufen, wenn Fachleute sie längst aufgegeben hatten.
Manser war das Älteste von elf Kindern einer Appenzeller Bauernfamilie. Schon früh musste Sepp auf anderen Höfen als Knecht arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Eine Ausbildung durfte der technikbegeisterte Junge, der von einer Karriere als Motocrossfahrer träumte nicht machen. Den Hof der Eltern erbte schließlich Sepps jüngerer Bruder.
Straße zum Abtransport musste erst gebaut werden
Dank seines technischen Talents konnte er sich gut durchschlagen. Er hatte als Elektriker und Mechaniker für verschiedene Firmen gearbeitet, zeitweise sogar mal eine eigene kleine Werkstatt besessen. Manser war verheiratet und hat einen Sohn. In den 1970er Jahren zerbrach die Ehe jedoch. Seine Ex-Frau zog mit dem gemeinsamen Sohn weg und Manser zog sich in die kleine Hütte am Waldrand zurück und begann mit dem Ausbau.
Jetzt ist Mansers Bauwerk wieder verschwunden. Der Rückbau überstieg allerdings die Ressourcen des Kantons.
Mit Hilfe der Armee konnten die jeweils 40 Tonnen Metall, Bauschutt und brennbares Material abtransportiert werden. Dazu waren 640 Arbeitsstunden und unzählige Lastwagenfahrten nötig.
Die Straße dafür hatten die Truppen allerdings erst bauen müssen.
Quelle: Focus.de
Dienstag, 10.06.2014, 17:25

Von außen ließ die Hütte nicht vermuten, dass darunter ein dreistöckiges Imperium liegt
Sepp Manser lebte etwa 40 Jahre als Einsiedler in einer einfachen Hütte am bewaldeten Hang des Schweizer Dorfes Brülisau - so sah es zumindest von außen aus. Tatsächlich hatte er sich ein mehrstöckiges Untergrund-Imperium gebaut - und zwar nur mit einem Spaten.
Im Wirtshaus „Schäfli“ hatte man sich Sorgen gemacht, als Sepp Manser sich wochenlang nicht mehr hatte blicken lassen. Der 80-Jährige hatte dort fast täglich gegessen und wenn es im Winter in seiner Einsiedler-Hütte am Waldrand im Schweizer Kanton Appenzell zu kalt wurde, übernachtete er auch mal im „Schäfli“, berichtet der Schweizer „Tagensanzeiger“. Die Polizei verschaffte sich am Abend des 14. August 2012 Zutritt zu Mansers kleiner Hütte aus Wellblech und verwitterten Holzplanken und erlebte eine Überraschung.
Die Polizisten standen nicht in einer Hütte, sondern in einem Bunker, der drei Stockwerke tief in den Untergrund hineingegraben worden war. Das Volumen entsprach in etwa dem eines Einfamilienhauses. Dort fanden sie auch die Leiche von Sepp Manser. Der 80-Jährige war eines natürlichen Todes gestorben, schreibt der „Tagenanzeiger“.
Sprengstoff und Waffen waren fachgerecht gelagert
Besonders wohnlich war der Mansers Bunker nicht: Im obersten Stock, dem einzigen mit Fenstern, gab es einen kleinen Herd und eine Matratze. Die Toilette befand sich in einer Nebenhütte. Die übrigen Räume waren vollgestopft mit Baumaterialien, Fässern und jeder Menge Schrott. Insgesamt hatte Manser, laut dem „Tagesanzeiger“ 44 Fässer mit Dieselöl, Säuren, Laugen und Lacken gehortet. Die Polizei stellte aber auch 9 Gewehre, Munition für 1000 Schuss und 100 Kilogramm Sprengstoff sicher. Alles war fachgerecht gelagert.
Die Bauweise des Bunkers ist beeindruckend: Alle drei Stockwerke haben den exakt selben Grundriss, bestehend aus einem großen Raum von 5,5 auf 4,6 Metern, daneben jeweils drei kleine Kammern und in der Mitte sogar ein Lift. Strom lieferten ihm ein Dieselaggregat und ein Transformator, der durch ein Windrad auf dem Dach der Hütte angetrieben wurde. Manser hatte sogar begonnen einen Fluchtstollen zu graben.
„Bei uns sind ungewöhnliche Lebensformen noch möglich“
Noch erstaunlicher ist, dass Manser den Bunker ohne fremde Hilfe und nur mit einer Schaufel und seinen bloßen Händen erschaffen hatte. Sogar den Beton machte er selbst. Der Schweizer hatte sich eine Kieswaschanlage gebaut und darin Kies mit Zement vermischt und den Beton dann nachts zu seiner Hütte gekarrt.
Die Frage, ob denn nie jemand Mansers geschäftiges Treiben beobachtet hat, drängt sich in dem Fall auf. „Wenn die Polizei die Nachbarn fragen geht, hat niemand etwas gesehen“, sagte Freddy Mark, Chef des Appenzeller Umweltamtes und verantwortlich für den Rückbau von Mansers Bunker, dem „Tagesanzeiger. „Bei uns sind ungewöhnliche Lebensformen noch möglich“, erklärte die „Schäfli“-Wirtin der Zeitung.

640 Arbeitsstunden brauchte die Schweizer Armee für den Rückbau
Für seine vermeintliche „Hütte“ hatte Manser nie eine Baugenehmigung beantragt, aber die Appenzeller ließen ihn gewähren.
Das kleine Waldhäuschen störte niemanden und Sepp Manser war in der ganzen Gegend bekannt und galt zwar als verschroben, war aber recht beliebt.
Im „Schäfli“ habe er immer gezahlt, bekräftigt die Wirtin gegenüber dem „Tagesanzeiger“. Außerdem brachte er mit seinem technischen Geschick kaputte Kaffeemaschinen und andere Geräte auch dann wieder zum laufen, wenn Fachleute sie längst aufgegeben hatten.
Manser war das Älteste von elf Kindern einer Appenzeller Bauernfamilie. Schon früh musste Sepp auf anderen Höfen als Knecht arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Eine Ausbildung durfte der technikbegeisterte Junge, der von einer Karriere als Motocrossfahrer träumte nicht machen. Den Hof der Eltern erbte schließlich Sepps jüngerer Bruder.
Straße zum Abtransport musste erst gebaut werden
Dank seines technischen Talents konnte er sich gut durchschlagen. Er hatte als Elektriker und Mechaniker für verschiedene Firmen gearbeitet, zeitweise sogar mal eine eigene kleine Werkstatt besessen. Manser war verheiratet und hat einen Sohn. In den 1970er Jahren zerbrach die Ehe jedoch. Seine Ex-Frau zog mit dem gemeinsamen Sohn weg und Manser zog sich in die kleine Hütte am Waldrand zurück und begann mit dem Ausbau.
Jetzt ist Mansers Bauwerk wieder verschwunden. Der Rückbau überstieg allerdings die Ressourcen des Kantons.
Mit Hilfe der Armee konnten die jeweils 40 Tonnen Metall, Bauschutt und brennbares Material abtransportiert werden. Dazu waren 640 Arbeitsstunden und unzählige Lastwagenfahrten nötig.
Die Straße dafür hatten die Truppen allerdings erst bauen müssen.
Quelle: Focus.de
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