Ausflugstipp : Verstärkeramt

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  • maikh
    Bürger

    • 14.11.2002
    • 112
    • Niedersachsen
    • PI Selbstbau, AN-PSS11

    #1

    Ausflugstipp : Verstärkeramt

    Als Radio- und Funktechniksammler - bin ich gestern von meinem besten Freund und SABA-Radio Sammlerkollegen zum Verstärkeramt in Rheda-Widenbrück geschleppt worden.

    Bei der Anfahrt war nur ein großer Fachwerk-Bauernhof auf einer Hügelkuppe zu sehen. Als dann noch zusätzlich einen Physiotherapiepraxis und ein Kaffee lt. Aufschrift dort logierten - stellte sich für mich die Frage - wo soll hier der Platz für viel alte Technik sein. Der Vorgarten war mit kleinen Hecken um das Kopfsteinpflaster und den sauberen Kies pitoresk und bestens gepflegt - nach Technik sah das hier nicht aus. Meine eh schon finstere Laune des Tages wurde so zunächst nicht besser.

    Eine 4m tiefe Kellertreppe auf der Parkplatzseite machte zwar etwas Hoffnung, aber die hatte ich für den Tag eigentlich schon verloren.

    An das was nun kommen sollte - hätte ich jedoch im Traum nicht gedacht.
    Wir standen - unsere Riesenkekse vom heimschen Bäcker mümmelnd - vor dem ca. 2m breiten Holz-Rundbogentor des Gebäudes.

    Als wir dieses dann öffneten - verschlug es mir den Atem. Eine ca 2,5m breite Treppe führte - mit einem Zwischengeschoss und Absatz - in ca. 10m Tiefe.

    Nach Durchschreiten der zweiflügligen Luftschutztür erreichten wir dort unten einen etwa 20m langen Flur von etwa 3m Breite. Der Eingangsbereich des Museums : mit funktionsfähiger Heb-Drehwähler Telefonvermittlung und dem originalen Klappenschrank zur Anlageninternen Kommunikation. Alten- bis neuen Röhrenfernsehern, einer Wehrmachts Luftschutzkarte,die den Standort der im Warnsystem eingebundenen Anlage zeigte...

    Im ersten Museumsraum angekommen - führte eine Stahltreppe dann sogar noch eine weitere Etage nach unten in die Fernsehgeräteausstellung.

    Und dann begann die Führung, glücklicher- und zufälligerweise durch den sehr bewanderten und engagierten Vereinsvorsitzenden.

    Als schon gut ausgestatteter Sammler - gingen mir dort die Augen über - und das Herz auf. Hunderte, gar tausende Geräte. Ein großer Gerätesaal voller originaler Telekomtechnik. Vom 2m hohen Rohde und Schwarz-Fernseh Prüfsender über die A-Netz Mobiltelefon Basisstation zur Wänden und Tischen voller Telefone. Alle üblichen verdächtigen Feldtelefone aus Ost- und West natürlich auch vertreten - angefangen im ersten Weltkrieg. Zivile Telefone - gleich zum Betrieb über EMD Drehwähler an eine Sammlung angeschlossener Telefonwecker - ich hoffte nur - dass nicht gleich mein Wecker klingelte - als das alles raselte und läutete - und der Traum vorbei wäre.

    Weiter ging es : Ein großer Saal - mit zwei komlett eingerichteten 30er und 50er Jahre Wohnzimmern und einer Küche. Natürlich nebst dazugehöriger Unterhaltungselektronik. Die Plüschsessel luden zum Verweilen ein. Weiter ging es in die ehemalige Lüftungszentrale : eine Wand aus Osziloskopen aus aller Herren Länder verdeckte die recht moderne Lüftungsanlage aus den 80er Jahren. Daneben etwas Militärfunk - vom Telefunken E52 Köln bis zur Nato GRC8 / RT68. Der Bereich der militärischen Technik ist jedoch im Vergleich recht klein und rundet die deutlich im Vordergrund stehende zivile Nutzung der Funk-, Telefon und Unterhaltungstechnik - passend zur Gebäudeistorie ab.

    Einen Gang weiter folgt die Amateurfunkstation - mit vielen - klassischen bis modernen - in Betrieb befindlichen Amateurfunkgeräten.

    (Im nichtöffentlichen Bereich gibt es auch noch ein 12 Zylinder Deutz Notstromaggregat mit 4m langer Schalttafel)

    Weiter ging es neben moderner Kunst einen weiteren 20m langen Gang entlang ... in das Gewölbe mit der Studiotechnik. Neumann Plattenschneidemaschinen... ein Eldorado.


    Also - auch die weiteste Anfahrt lohnt sich, bei uns waren es 2 Stunden pro Strecke - und wir kommen gerne wieder. Ein Zweitakku für den Photoapparat ist zu empfehlen. Der Kuchen im Cafe soll auch gut sein - wir hatten da Verbot - da noch mit einer Freundin zum Schlemmen in der griechischen Taverne daheim verabredet.

    Und der Bezug zum Forum : Die Anlage wurde in den 30ger Jahren als Kriegsvorbereitung unter einem Tarngebäude errichtet. Selbst der "Auspuff" des Aggregates endet in dessen Schornstein. Der Bunker hat um die 2000m2 Fläche - und ist damit deutlich größer als das darauf stehend Gebäude. Aufgrund der Nutzung durch die Telekom bis 1995 ist die Technik auf einem recht modernen Stand - und nie Vandalismus ausgesetzt worden und insofern mit dem Objekt 301 / Troposphärenfunkstelle vergleichbar - nur das hier ein großteil der Telekomeinbauten durch einen bunten und lebendigen Querschnitt durch die Rundfunk und Komunikationstechnik Europas ersetzt wurde. Dazu sind diverse Geräte auch in Betrieb und werden vorgeführt. Vom Röhrenferseher bis zum Tefifon.

    viel Spaß wünscht

    Maik
  • Sir Quickly
    Heerführer


    • 24.01.2010
    • 3161
    • Rhain-Mein
    • Oculus Rift

    #2
    Vielen Dank für den wirklich schönen Bericht. Macht Lust auf einen Ausflug.

    Aber... wenn Du schon das Mitbringen eines Zweitakkus für die Knipse empfiehlst.... Und dann kommt hier KEIN EINZIGES BILD?? Fassungslos...

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