Eintopf-Sonntag

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  • Muhns
    Landesfürst

    • 22.08.2002
    • 755

    #1

    Eintopf-Sonntag

    Nabend zusammen.
    In einem Kalender für Facharbeiter aus dem jahr 1940, den ich neulich auf dem örtlichen Flohmarkt erstand, sind einige Sonntage mit "Eintopfsonntag" gekennzeichnet, anbei ein Scan. kann ja sein, dass sich hier jemand für sowas interessiert.

    Hier noch ein Link dazu:
    Das Online-Portal zur deutschen Geschichte vom 19. Jahrhundert bis heute. Epochendarstellung mit Sammlungsobjekten, Foto-, Audio- und Filmdokumenten, Biografien, Chroniken, Zeitzeugen.


    Grüße
    MUHNS
    Angehängte Dateien
    "Das Wesen von Ebbe und Flut ist in einem Glas Wasser nicht ablesbar." (GUNKL)
  • otto
    Geselle

    • 07.07.2003
    • 53
    • Halle/Saale, Sachsen-Anhalt, exDDR
    • nix Detektor - nur Augen auf!

    #2
    Ja, wenn man die alten "Leutchen" manchmal so hört ... gab's wirklich.
    ... und auch Leute die geschaut haben das dies eingehalten wurde.

    Schönen Gruß
    der Otto

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    • corsa
      Heerführer


      • 21.06.2004
      • 1310
      • Berlin

      #3
      Das deutsche histor. Museum Berlin schreibt dazu:

      "Zugunsten des kurz zuvor gegründeten Winterhilfswerks (WHW) fand am 1. Oktober 1933 der erste Eintopfsonntag im Deutschen Reich statt. Während des NS-Regimes wiederholte er sich jeweils am ersten Sonntag der Monate Oktober bis März. Die Bevölkerung und die Restaurants waren auf Anordnung der Reichsregierung verpflichtet, nur einfache Eintopfgerichte zu verzehren bzw. anzubieten, deren Preis pro Kopf eine halbe Reichsmark nicht überschreiten sollte. Der Differenzbetrag zum höheren Preis einer gewohnten Sonntagsmahlzeit sollte dem WHW gespendet werden.

      Mitarbeiter der NS-Volkswohlfahrt (NSV) nahmen die Spenden in den Haushalten entgegen, die zu verweigern sich kaum jemand getraute. Die Haussammlung erbrachte im Winter 1935/36 über 31 Millionen Reichsmark. Allein in Berlin sammelten im Oktober 1935 rund 75.000 Helfer 375.000 Reichsmark für das WHW.

      An den Eintopfsonntagen veranstaltete die NSV in größeren Städten Gemeinschaftsessen auf öffentlichen Plätzen. Diese dienten nicht allein dazu, ärmeren Bevölkerungsschichten zu einer billigen warmen Mahlzeit zu verhelfen. Zugegen waren auch stets Repräsentanten der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), um die Bedeutung der Eintopfsonntage zu unterstreichen. Die solidarische Volksgemeinschaft sollte im Sinne eines "Sozialismus der Tat" gefördert werden. Auch Adolf Hitler nutzte die Volkstümlichkeit der Hausmannskost, um durch sein öffentliches Eintopfessen eine scheinbare Gleichsetzung von "Volk und Führer" zu demonstrieren. "

      Meine Oma hat mir aber erzaehlt, dass sie immer am Eintopfsonntag, wenn sie den Braten auf den Teller tat, dann laut gesagt hat "Hier, wollt ihr noch ne Kelle Eintopf?".
      Zeigt, dass sich nicht wirklich jeder an den Unfug gehalten hat (zumindest die, die sich Sonntags Fleisch leisten konnten, haben den Quack nur zum Schein mitgemacht).

      Kommentar

      • Muhns
        Landesfürst

        • 22.08.2002
        • 755

        #4
        Zitat von corsa
        Das deutsche histor. Museum Berlin schreibt dazu:
        .
        Ja, genau deswegen habe ich ja oben den Link auf den Artikel gepostet.

        MUHNS
        "Das Wesen von Ebbe und Flut ist in einem Glas Wasser nicht ablesbar." (GUNKL)

        Kommentar

        • ODAS
          Heerführer

          • 19.07.2003
          • 2350
          • Niedersachsen
          • Minelab XT70

          #5
          Zitat von corsa
          Zeigt, dass sich nicht wirklich jeder an den Unfug gehalten hat (zumindest die, die sich Sonntags Fleisch leisten konnten, haben den Quack nur zum Schein mitgemacht).
          Das WHW war im allgemeinen Sinne kein Unfug oder Quack... Leider wurde es wie jede Organistation in der NS Zeit ausgenutzt vom Regime...

          Man sollte sich schon ein wenig damit beschäftigen... statt Quack zu schreiben

          Gruß,
          ODAS *dersichseit13jahrenmitdemWHWbeschäftigt

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          • Eifelgeist
            Ehren-Moderator
            Heerführer

            • 13.03.2001
            • 2593
            • Beute-„Rheinland-Pfälzer“

            #6
            Zitat von corsa
            ... Zeigt, dass sich nicht wirklich jeder an den Unfug gehalten hat (zumindest die, die sich Sonntags Fleisch leisten konnten, haben den Quack nur zum Schein mitgemacht).
            Diese pauschale Aussage stimmt einen zumindest bedenklich.

            Es gab Millionen Menschen, die sich genau DAS nicht leisten konnten und der Eintopf-„Futterei“ mehr als positiv gegenüberstanden. Unabhängig von jeder politischen Vereinnahmung ...

            Gruß
            Eifelgeist, dessen Vater (Jahrgang 1906) in den sog. „Goldenen Zwanziger Jahren“ schlicht „Hunger geschoben“ hat, einschließlich einer lebenslangen Ernährungs-Mangelerscheinung (Rachitis) ...
            Inschrift auf einem sächsisch-preußischen Grenzstein

            Wer hier vorüber geht, verweile!
            Hier läuft ein unsichtbarer Wall.
            Deutschland zerfällt in viele Teile.
            Das Substantivum heißt: Zerfall.

            Was wir hier stehn gelassen haben,
            das ist ein Grabstein, dass ihr's wisst!
            Hier liegt ein Teil des Hunds begraben,
            auf den ein Volk gekommen ist.


            Erich Kästner: Gesang zwischen den Stühlen (1932)

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            • Muhns
              Landesfürst

              • 22.08.2002
              • 755

              #7
              Habe nochmal ein bisschen hinterherrecherchiert;
              Zugelassen war Gemüsekost mit Fleischeinlage, Löffelerbsen mit Einlage oder Nudelsuppe mit Rindfleisch. Der Preis für eine Portion betrug 50 Pfennig, wer mehr bezahlte, spendete gleichzeitig für das WHW. Eintopfsonntage waren 1x pro Monat, entweder zuhause, in den Gaststätten oder auf öffentlichen Plätzen.

              MUHNS
              "Das Wesen von Ebbe und Flut ist in einem Glas Wasser nicht ablesbar." (GUNKL)

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              • Knut Hamsun
                Einwanderer


                • 04.08.2004
                • 14
                • Westfalen

                #8
                Eintopf für alle!

                Ahoi,
                der Beitrag zum Eintopf-Sonntag kommt leider gerade eine Woche zu spät. Der erste Sonntag im Oktober ist ja bekanntlich vorbei...
                "Corsa" ist für seine Aussage "Zeigt, dass sich nicht wirklich jeder an den Unfug gehalten hat (zumindest die, die sich Sonntags Fleisch leisten konnten, haben den Quack nur zum Schein mitgemacht)" kein Vorwurf zu machen. Seine Oma und auch er haben den Sinn dieser Aktion / dieses "Events" nicht verstanden.
                Es ging in den 30er Jahren vielen Deutschen wirtschaftlich so schlecht, daß die Einrichtung "WHW" für diese Bedürftigen Sammlungen durchgeführt hat, um die Not zu lindern. An dieser Idee ist nichts, aber wirklich nichts Schlechtes festzustellen. Auch wenn heute alles, was in der besagten Zeit durchgeführt wurde, verteufelt wird!
                Damals sollte das "Individuum" lernen, seine eigenen Bedürfnisse auch einmal zu Gunsten der Gemeinschaft zurückzustellen. Klartext: einmal im Monat auf Braten verzichten und den Differenzbetrag zu einem einfachen Essen den Bedürftigen spenden!
                Heute sind derartige Gedanken und Ideen schwer oder gar nicht nachzuvollziehen, weil es keine Volksgemeinschaft mehr gibt.
                Schönes Wochenende
                Knut
                Zuletzt geändert von Knut Hamsun; 09.10.2004, 08:10.

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                • Oelfuss
                  Heerführer

                  • 11.07.2003
                  • 7794
                  • Nds.
                  • whites 3900 D pro plus

                  #9
                  Hallo Knut,

                  danke für das Statement und willkommen bei Sde!
                  bang your head \m/

                  Kommentar

                  • Muhns
                    Landesfürst

                    • 22.08.2002
                    • 755

                    #10
                    Zitat von Knut Hamsun
                    Ahoi,
                    der Beitrag zum Eintopf-Sonntag kommt leider gerade eine Woche zu spät. Der erste Sonntag im Oktober ist ja bekanntlich vorbei...
                    Knut
                    Moin Knut,
                    was mir grade auffällt: Im Kalenderblatt oben (siehe Scan) ist es aber der 2. Sonntag im Oktober - vielleicht lag es daran, dass der Sonntag davor "Erntedanktag" war, und der Eintopfsonntag deshalb auf den 2. Sonntag gelegt wurde.

                    Grüße
                    MUHNS
                    "Das Wesen von Ebbe und Flut ist in einem Glas Wasser nicht ablesbar." (GUNKL)

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                    • Wigbold
                      Heerführer

                      • 25.11.2000
                      • 3670
                      • 76829 Landau / Pfalz
                      • OGF - L + W

                      #11
                      Hallo Knut,

                      danke für das Schreiben meiner Gedanken !

                      Nicht alles war schlecht im dritten Reich und die Zeit zwischen den Kriegen war alles Andere als ein Honigschlecken !

                      Aber es muß halt alles schlechtgeredet werden, was von Hitler und Kollegen kam, sonst ist man ja politisch nicht korrekt...

                      Der RAD wäre auch so etwas, was ich mir heute wieder wünschen würde. Aber das bleibt Illusion.

                      Damals galt: Du bist Nichts, der Staat ist Alles. Heute gilt: Ich zuerst und den Staat zock ich ab, wo es nur geht.

                      Vielleicht finden wir mal wieder zur Mitte, das würde etliche Probleme lösen...

                      Hoffenderweise, Wigbold
                      Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
                      Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben.

                      Mark Twain



                      ... weiter neue Wege gehen !

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                      • revolution77
                        Heerführer

                        • 04.04.2002
                        • 1091
                        • Bodensee

                        #12
                        Kann mich da Wigbold nur anschliessen - der Mittelweg, das wär doch schon mal was...

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                        • basti
                          Landesfürst


                          • 19.07.2004
                          • 697
                          • ruhrgebiet mitte

                          #13
                          tach erstmal wieder *grins*

                          ja mittelweg is ok wie in der politik man kann nicht links und nicht rechts wählen man muss irgendwas in der mitte suchen aber leider ist es in heutiger zeit so das man nur schwarz oder weiss sieht genauso wird bald die mittelschicht in deutschland weg sein
                          dann gibt es nur noch arm und reich

                          in diesem sinne schönen sonntag

                          basti

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                          • Sorgnix
                            Admin

                            • 30.05.2000
                            • 25924
                            • Pöhlde - (=> Süd-Nds.)
                            • Große Nase, Augen, Ohren, Merlin, Whites XLT, Tesoro, Nokta Impact, Rutus, Minelab XTerra, OGF-L, UW 720C, Mariscope Spy, Chasing M2 Pro ...

                            #14
                            Ääähhhh ...

                            ... bevor wir jetzt vollends das heulen anfangen, lassen wir´s doch lieber ...

                            Einen Staat hat man insgesamt zu betrachten. Ganz - oder gar nicht. Vor allem im Nachhinein. Die "Rosinen" rauspicken und den Rest salopp übergehen is nich.
                            Wer dies nicht erkennt, hat das System nicht erkannt.

                            ... was wohl auch in der Neuzeit nicht funktioniert - das mit der Systemerkennung. Weder das von dem, der erst vor 15 Jahren hops gegangen ist, noch vom heutigen ...

                            Deshalb lassen wir das hier einfach ...

                            J.


                            P.S. ... man erinnere sich: Es ging anfangs einfach nur um Eintopf ...
                            Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
                            zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

                            (Heiner Geißler)

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