Internethandel mit Erkennungsmarken

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  • revolution77
    Heerführer

    • 04.04.2002
    • 1091
    • Bodensee

    #1

    Internethandel mit Erkennungsmarken

    Was kostet ein menschliches Schicksal?

    Internet-Handel mit Erkennungsmarken fördert Grabräuberei



    Was kostet ein menschliches Schicksal? Diese Frage muss man sich stellen, wenn man auf der Versteigerungsplattform eBay unter dem Stichwort „Erkennungsmarke“ nachsieht. So bietet am 15. Mai ein Mitbürger, der sich mit dem Namen „m ...“ (Identität ist dem Volksbund bekannt) tarnt, verschiedene ganze Erkennungsmarken von deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges an. Es sind offenbar „echte Schnäppchen“: Das Stück gibt es ab 1,99 Euro. Für die Erkennungsmarke eines Fallschirmjägers liegen immerhin neun Gebote vor. Der Meistbietende will 25,01 Euro ausgeben. Die Auktion soll noch zwei Tage, zehn Stunden und 42 Minuten laufen. Am Ende kann sich „m ...“ vielleicht über 40 oder 50 Euro freuen. Dagegen möchte der Volksbund künftig stärker vorgehen.

    Gräber geplündert

    Es ist schwer nachzuvollziehen, woher „m ...“ die Marke hat, woher all die anderen Anbieter die Erkennungsmarken haben, die zur Identifizierung der Kriegstoten so wichtig sind. Manche stammen sicher aus Nachlässen, manche sind Nachprägungen oder Fälschungen – viele aber nicht. „Ailcol2“ ist ein so genannter PowerSeller bei eBay, also einer, der viel verkauft, besonders erfolgreich und zuverlässig ist. „Ailcol2“ bietet am 15. Mai eine in Polen ausgegrabene Erkennungsmarke an. Der Preis: 20 Dollar zuzüglich 3 Dollar Versandkosten. Das heißt wahrscheinlich: In Polen ist vor kurzem ein Kriegsgrab geplündert worden. Die Erkennungsmarke befindet sich nun nicht mehr bei den Gebeinen, die vermutlich achtlos beiseite geworfen wurden. Dieser Soldat wird, wenn überhaupt, namenlos bestattet. Seine Familie wird nie mehr erfahren, ob er überhaupt gefunden wurde. Sie wird niemals den Ort aufsuchen können, wo die Erinnerung und die Trauer fassbar werden. Für 23 Dollar oder mehr, wenn „Ailcol2“ einen Interessenten findet, wird das Schicksal ihres Angehörigen verkauft. Der Plünderer vor Ort hat davon allenfalls ein paar Cent, vielleicht einige wenige Dollar erhalten.

    Traurig und wütend

    Es macht traurig und wütend zugleich, dass die Menschenwürde der Kriegstoten und der Angehörigen so mit Füßen getreten wird. Der Volksbund hat sich bereits im Jahr 2003 an die Deutsche Dienststelle (ehemalige Wehrmachtauskunftstelle), gewandt, die unter anderem den Nachlass der deutschen Wehrmachtsangehörigen verwaltet. Inzwischen gibt es auch einen recht guten Kontakt zwischen der Deutschen Dienststelle und eBay. Die Auktionsplattform ist selbst daran interessiert, die Versteigerung von Erkennungsmarken und anderen Gegenständen zweifelhafter Herkunft zu unterbinden. Nur ist das in der Praxis einfach nicht ganz zu erreichen. Die Deutsche Dienststelle beobachtet alle entsprechenden Angebote und wendet sich umgehend an eBay, falls eine Erkennungsmarke darauf schließen lässt, dass sie auf illegale Weise in den Handel gelangt ist. Übrigens können Sie auch selbst eBay direkt per E-Mail anschreiben, wenn Sie ein unzulässiges Angebot sehen: http://pages.ebay.de/help/contact_us/_base/index.html.

    Illegale Fundstücke

    Dennoch: Erkennungsmarken werden immer wieder angeboten, zum Teil ganz offen als „Bodenfund“. Manche Anbieter behaupten, die Marken legal erworben zu haben, und das kann juristisch betrachtet sogar stimmen. Es mag sein, dass es in solchen Fällen keine rechtliche Möglichkeit gibt, den Handel zu unterbinden. Oder es ist einfach viel zu mühsam, die ursprüngliche Herkunft eines solchen Gegenstandes nachzuweisen. Das aber ändert nichts an der Tatsache, dass der weltweite Handel massiv dazu beiträgt, dass immer weiter Kriegsgräber geplündert werden. Der Volksbund verurteilt dies auf das Schärfste! Wir wollen eBay nicht schaden und achten die Bemühungen, das Problem zu lösen. Aber es wäre noch mehr Unterstützung durch das Unternehmen denkbar. Es wäre gut, wenn bei jedem Angebot einer Erkennungsmarke ein Hinweis erscheinen würde, dass diese aus einem Grabraub stammen könnte und bei der Deutschen Dienststelle abzuliefern wäre. Übrigens gibt es unabhängig von eBay weltweit noch viel mehr Angebote solcher Art. Suchen Sie im Internet einfach einmal nach dem Begriff „dog tag“ (Hunde- bzw. Erkennungsmarke).

    Bitte an Bundesregierung

    Der Volksbund wird die Bundesregierung bitten, auf die Länder, in denen Kriegsgräber geplündert werden, verstärkt einzuwirken. Wir wenden uns doch auch gegen Gräberschändungen in Deutschland wie Anfang Mai auf einer sowjetischen Kriegsgräberstätte in Leipzig. Wir fordern, dass die Schäden unverzüglich beseitigt werden und dass mehr zur Verhinderung solcher Taten unternommen wird. Man wird im Osten nicht jedes einzelne Grab schützen können, bis der Volksbund die Toten geborgen hat. Aber es muss etwas passieren.

    Sicher sind die Kriegstoten vor Plünderung und Entwürdigung nur auf unseren Sammelfriedhöfen. Denn dort ist nichts mehr zu holen, was die weltweit tätige Sammlergemeinde interessieren könnte: keine Orden, keine Messer, keine Koppelschlösser, keine Helme – und vor allem keine Erkennungsmarken. Bitte helfen Sie uns, die Kriegstoten zu bergen. Es ist furchtbar schwierig, den Grabräubern zuvorzukommen, und häufig gelingt es uns auch nicht. Solange es Sammler von Erkennungsmarken gibt, wird es auch den Handel geben. Aber wir dürfen deshalb nicht aufgeben. Wir sind es den Opfern und ihren Angehörigen schuldig, und unserer Kultur!

    Rainer Ruff
    Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge

    Nachtrag:
    Der Anbieter „m ...“ hat uns inzwischen mitgeteilt, dass er keine Erkennungsmarken mehr verkaufen wird. Wir begrüßen das sehr und hoffen, dass auch andere Anbieter nachziehen.

    Quelle: www.volksbund.de
  • therapist
    Ritter

    • 14.07.2000
    • 355
    • BRD, Recklinghausen

    #2
    Tja, leider ein altes und hier schon viel diskutiertes Thema

    Wenn es eine nur rechtliche Lösung gäbe

    Wenn´s nach mir ginge, sollte die Anbieter von EM´s der Blitz beim sch... treffen
    Und ebay reagiert auf Mails zu solchen Auktionen viel zu langsam, wenn denn überhaupt


    Dickenhalsschiebenderweise,


    Björn
    Unsere Särge halten nicht nur zehn oder zwanzig Jahre, sondern ein ganzes Leben!

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    • da kami
      Ritter


      • 03.05.2006
      • 370
      • EUdSSR

      #3
      Die rechtliche Lösung gäbe es, müsste nur angewandt werden.
      Die EM sind mW Eigentum der Bundesrepublik, man müsste sie nur bei Sammlern und Händlern beschlagnahmen (Bei Trägern und Angehörigen natürlich nicht), und schon würde vielen die Lust am Sammeln vergehen. Der öffentliche Handel wäre eh vorbei.
      ...noch schene Stana mecht i grobn...
      ...i mecht Singan und Lachn und iabahopts duan wos i wui...
      oba i glab, da verlang i scho zvui...

      Kommentar

      • Cowboybasti
        Heerführer


        • 07.04.2006
        • 2208
        • Süd-Niedersachsen
        • Tesoro Vaquero 2 Germania, XP Gmaxx-II

        #4
        wiso sind erkennumgsmarken eigentlich so interessant? also ich meine in sachen sammeln.
        habe selber mal eine hälfte beim sondeln gefunden und dann durch dieses forum die wast gefunden. dort angerufen und besprochen. der herr meinte das es sehr nett ist das ich mich melde deswegen.

        aber was is an den dingern so interessant? is doch eigentlich nur n aluteil mit ablürzungen drauf. sammeln die das wie fußballkarten? also bis man eine manschaft / einheit voll hat?
        und wenn die sammler viele haben, wo lassen sie diese dann? in nem katon aufm schrank? oder hängen die sich die an die wand?

        also meine gefundene , abgegebene und "registrierte" EM hab ich zurückbekommen und darf ich behalten.

        der träger hatte den krieg überlebt. wenigstens eine gute nachricht dabei.
        Mitglied und Mitbegründer des - D.F.L.V. -

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        • C-4
          Heerführer

          • 01.08.2002
          • 2106
          • D

          #5
          EM sind nur im Zusammenhnag mit aufgefundenen Überresten interessant. Ist das nicht der Fall, hat ein Handel oder eine andere Verbringung keine Bedeutung. Es geht um die Informationen auf der Marke, wenn sie den Überresten zuzuordnen ist. Die Marke selbst ist uninteressant. Sehr viele EM wurden gegen Kriegsende einfach weggeworfen, man findet sie recht häufig. Den Handel zu verbieten ist, gelinde gesagt, Unsinn.

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