Vertreibung (war: Forum wieder interessanter machen)

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  • Isenberg

    #1

    Vertreibung (war: Forum wieder interessanter machen)

    QUOTE]Original geschrieben von Isenberg

    Die Zahl von 8 Millionen kommt mir aber nicht sehr korrekt vor. Woher hast Du die? Und die Aussage über die Polen bezweifle ich ebenfalls stark. Östlich der Oder kamen IMHO die meisten durch Einwirkung der Roten Armee ums Leben (Artilleriebeschuss, Tiefflieger, Bombardierung, Erschießungen, sonstige Ermordung pp.). Aber Du kannst Deine Angaben sicher belegen.
    [/QUOTE]
    Original geschrieben von Don Corleone

    Es geht um die zeit nach der vertreibung.Also 45-49.Und da waren es wohl die aus der ukraine vertriebenen Polen und auch Tschechen die deutsch als Freiwild am Straßenrand erschlugen oder in ihren Häusern oder auf dem Treck erschossen.
    Die Quellenangabe bring ich dir noch.

    Axel
    Hallo Axel,

    ich antworte mal hier. Erstens weiß ich, dass Du hier auch liest , zweitens haben die Jungs recht: Das hat in dem schönen Erlebnisthread nix verloren. Bei "Dies und das" mag es noch angehen.

    Nach Ende der Kampfhandlungen sind die von Dir genannten Opferzahlen (zwei Millionen) nicht zu Stande gekommen. Die Zahl dürfte in etwa zwar stimmen, geht im Wesentlichen aber auf direkte Kriegseinwirkung und auf Kriegsverbrechen unmittelbar nach der Eroberung zurück. Die später verübten Verbrechen sind in Bezug auf Opferzahlen sicher niedriger anzusetzen.

    Die Vetriebenenzahl von acht Millionen, die Du nennst, ist zu niedrig gegriffen. Allgemein wird von etwa mindestens zwölf Millionen Vertriebenen ausgegangen. Je nachdem, wie man das abgrenzt, gibt es auch wesentlich höhere Zahlen.

    So beziffert der dtv-Atlas zur Weltgeschichte (Band 2) die Zahl der aufgenommenen (also überlebenden) deutschen Flüchtlinge und Vetriebenen bis 1963 (!) auf 12,6 Millionen für die alte Bundesrepublik und auf 4,4 Millionen für die ehemalige DDR. Darin enthalten sind allerdings auch eine Reihe von Spätaussiedlern.

    Dieselbe Quelle nennt als Zahlen der deutschen Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, also derjenigen die mit Gewalt zum Verlassen ihrer Heinmat gezwungen wurden, folgende Einzelwerte (jeweils Millionen): Baltikum 0,1, Ostpreußen 2,0, Danzig 0,2, Westpreußen 0,7, Pommern 1,4, Ostbrandenburg 0,4, Schlesien 3,2, Sudetenland und CSR 3,0, Rumänien 0,2, Ungarn 0,2, Jugoslawien 0,3. Macht, wenn ich richtig mitgezählt habe, 11,7 Millionen.

    So long,
    Isenberg
  • Sorgnix
    Admin

    • 30.05.2000
    • 25923
    • Pöhlde - (=> Süd-Nds.)
    • Große Nase, Augen, Ohren, Merlin, Whites XLT, Tesoro, Nokta Impact, Rutus, Minelab XTerra, OGF-L, UW 720C, Mariscope Spy, Chasing M2 Pro ...

    #2
    Stimmt ...

    ... aber genau DAS ist das allgemeine Problem das wir mit unserer Geschichte haben ...
    Nicht nur, daß das in der Welt kaum bekannt ist, die eigenen Mitbürger selbst wissen davon kaum etwas ...

    Man möge sich dazu einen Satz von Arnulf Baring - gesprochen (glaub ich) anläßlich des 50. Jahrestages zur Gründung des BDV - durch den Kopf gehen lassen:

    "Alle Welt weiß um die Taten und das Unrecht, das von Deutschen begangen wurde - aber niemand in der Welt weiß, was man den Deutschen angetan hat ..."
    (sinngemäß wiedergegeben)

    Wenn man ab und an mal Zeit hat, während der Arbeit (!) (am heimatlichen Schreibtisch) eine Live-Übertragung von Phönix von einer solchen Veranstaltung zu verfolgen, wird einen ganz anderen Eindruck gewinnen, als wenn er nur die 37-Sckunden-Zusammenfassung in der Tagsschau darüber sieht!
    (Gilt übrigens auch für stundenlange Bundestagsdebatten, Parteitage, Parteigrößen, etc. DA lernt mann ALLE Kollegen erst richtig kennen - nicht in auf Kurzformat zusammengeschnittenen Nachrichtenbeiträgen ...)


    Wenn nun jemand zu obigem Zitat auf den Gedanken kommt zu sagen:

    "Ja, aber WIR haben doch angefangen, da muß man sich nicht wundern bzw. ist verständlich, daß die anderen mit gleicher Münze heimzahlten ..."

    so möge der bedenken, daß dies nur bedingt als "Argument" gelten kann.

    Über die Ursachen und die Auslöser des Unheils brauchen wir hier wohl nicht zu streiten.

    Aber andererseits galt auch schon damals weltweit (größtenteils) in den Rechtsprechungen der Beteiligten nicht mehr der alttestamentarische Grundsatz "Auge um Auge - Zahn um Zahn ..."

    Und irgendwann MUß einem Deutschen auch mal ÖFFENTLICH das Recht auf die Frage zugestanden werden, ob NUR die Deutschen Kriegsverbrechen begangen haben.

    Ein Nürnberger Prozess bzw. die vielen parallel laufenden Verfahren und etliche der daraus entstandenen Urteile wären HEUTE so sicher nicht mehr möglich.

    Als Beispiele möge man sich vor Augen führen :
    - die willkürlichen Erschießungen von gefangenen bzw. sich ergebenden Waffen-SS-Angehörigen - selbst von verwundeten Heimkranken 18-jährigen!
    - die tausenden von auf den Rheinwiesen in Gefangenenlagern verhungerten Soldaten - nach Kriegsende!
    - der erzwungene Einsatz von nichtausgebildeten Gefangenen zur Minenräumung
    - den Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung (war nicht unsere Erfindung ...)
    - die Bombardierung von Dresden im Besonderen
    - die Auslieferung von deutschen Kriegsgefangenen an die Russen durch Engländer
    - die Zwangsauslieferung der Wlassow-Armee
    - ...


    Dies soll nur meinen Standpunkt zur Frage nach der Gerechtigkeit auf BEIDEN Seiten unterstreichen.
    Ich mag es nicht, wenn man mir mit moralischen Vorhaltungen und der immerwährenden eigenen Vorbildfunktion kommt - auch 50 Jahre "danach" - aber anscheindend dies nur als für andere Verbindlich ansieht.

    Wenn wir auch unsere "Täter-Geschichte" weitestgehend aufgearbeitet haben, so harrt der Teil unserer "Opfer-Geschichte" immer noch darauf ...

    Jörg

    (mal "kurz" gehalten, weil wenig Zeit ...)
    Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
    zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

    (Heiner Geißler)

    Kommentar

    • Isenberg

      #3
      Re: Stimmt ...

      Original geschrieben von Sorgnix

      (...)
      Wenn nun jemand zu obigem Zitat auf den Gedanken kommt zu sagen:

      "Ja, aber WIR haben doch angefangen, da muß man sich nicht wundern bzw. ist verständlich, daß die anderen mit gleicher Münze heimzahlten ..."
      (...)
      Um Schuldfragen ging es bei unserem Thema gar nicht. Ich meine auch, man sollte nicht jede Beschäftigung mit jedem Detail dieser Zeit gleich auch mit einer Diskussion der Schuldfrage verknüpfen. Das empfinde ich als zwanghaft und lehne es ab.

      Das soll natürlich nicht heißen, dass man die Schuldfrage generell ausklammern soll, zumal darüber unter wenigstens halbwegs mit Bildung und Kenntnis gesegneten Zeitgenossen kaum Differenzen entstehen sollten.

      Die individuelle Schuld des Täters für das einzelne Verbrechen besteht ohnehin - unabhängig von der Seite und unabhängig davon, ob er vor dem jeweiligen zeitgeschichtlichen Hintergrund verfolgt wurde oder nicht. So einfach ist das im Grunde.

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