Unbrauchbare Detektoren in Kriegsgebieten

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  • erich 1964
    Heerführer


    • 31.08.2007
    • 4108
    • Raetia - Rätien
    • Cibola SE , Ace 150, Garrett Pro Pinpointer

    #1

    Unbrauchbare Detektoren in Kriegsgebieten

    Ein Wahnsinn was da passiert ist

    Gruß Erich
    Das Leben ist das, was man mit seinen Gedanken daraus macht!
  • aquila
    Heerführer


    • 20.06.2007
    • 4522
    • Büttenwarder

    #2
    Ich bin mir nicht sicher, aber meine Erfahrung sagt mir, dass ganz bestimmt eine Ausschreibung stattgefunden hat.

    Und der billigste den Zuschlag erhielt.

    Schließlich sind doch alle Detektoren gleich, und wenn Preis und Betriebskosten gegen Null tendieren, was gibt es da noch groß zu diskutieren.

    Aber wie gesagt, ich bin mir nicht sicher.


    LG Aquila,
    Ich sehe verwirrte Menschen.

    Kommentar

    • curious
      Heerführer


      • 25.04.2004
      • 3859
      • Köln
      • tesoro/ebinger

      #3
      ADE 651™
      Sprengstoff- / Waffen- / Munitions- / Amphetamin- / Drogen- /
      Schmuggel-Elfenbein- / Trüffel- / Leichen - Finder


      Er funktioniert aus bis zu 650 m Entfernung, aus 5 km Höhe vom Flugzeug aus, durch Wände hindurch, unterirdisch und unter Wasser. Weder Beton noch Stahl kann ihn aufhalten. Auch das Blei einer Nuklearanlage (muss wohl ein besonderes Blei sein) stellt kein Hindernis dar. In der Formulierung des Herstellers steckt unfreiwilliger Wortwitz: "Ignores All Known Concealment Methods".

      Wie das funktioniert? Ganz einfach! Mit elektrostatischer magnetischer Ionenanziehung ("electrostatic magnetic ion attraction"). Jawoll. Im Datenblatt steht es ganz genau: "electrostatic matching of the ionic charge and structure of the substance" ("elektrostatischer Abgleich der ionischen Ladung und Struktur des [gesuchten] Stoffes"). Jawoll. Oh, das sagte ich ja schon.

      Die Bedienung ist einfach: man steckt einige plastikumhüllte Pappkarten mit Barcodes (!) darauf in das Gerät und sagt ihm so, nach was es suchen soll. Der Bediener sollte gut ausgeruht sein und einen gleichmäßigen Puls sowie eine konstante Körpertemperatur haben. Selbiger Bediener muss zunächst ein wenig mit dem Gerät herumlaufen (es wiegt auch nur ca. 1,1 kg inkl. Tasche), um es aufzuladen - schließlich hat es keine Stromversorgung.

      Den Zauberstab gilt es dann im rechten Winkel zum Körper zu halten und schon geht es auf die Jagd nach - hmm - was auch immer. Funde zeigt das Gerät als brave Wünschelrute durch Ausschlag in Richtung des Fundortes an.

      Fehlerkennungen (false-positives und false-negatives) liegen natürlich am Bediener. Oder (bei Fahrzeugkontrollen) an den Goldzähnen des Fahrers. Oder am Parfüm. Oder am Duftbäumchen.

      Mitten in der real existierenden Groteske ein Gedanke am Rande: wenn der wünschelrutenschwingende Sicherheitsbeamte in Mitten einer Gruppe schwer bewaffneter Soldaten steht, so könnte die Suche nach Waffen und Munition schwer werden - der Zauberstab müsste ja eigentlich einen epileptischen Anfall bekommen. Schließlich kann das Gerät Mengen der gesuchten Substanz unterhalb der Pikogramm-Grenze (1 pg = 0,000000000001 g) aufspüren. Jawoll! Okay, ich höre jetzt auf mit dem Blödsinn.

      Die Geschichte ist nämlich deutlich tragischer, als sie zunächst erscheint: neben verschiedenen anderen Schwellenländern steht auch die irakische Regierung auf der Kundenliste dieses Produktes. Mehr als 1.500 der Wünschelruten wurden angeschafft - zu einem Stückpreis zwischen 15.000 US$ und 60.000 US$. Abseits der Geldverschwendung nahe an der 100 Mio. US$-Grenze in einem zerstörten, bitterarmen Land bringt der Betrug Menschenleben in Gefahr: an vielen Kontrollpunkten der irakischen Sicherheitskräfte ersetzt das ADE651 tatsächliche Fahrzeugkontrollen - ein Traum für Attentäter in einem Land, dass beinahe täglich von Terroranschlägen erschüttert wird.

      Generalmajor Jehad al-Jabiri, Leiter der Sprengstoffabwehr im irakischen Innenministerium, stört sich nicht an Kritik. Ob es Magie oder Wissenschaft sei, wäre ihm egal - es spüre schließlich Sprengstoff auf. Der Herr General zeigt auch sonst Selbstbewusstsein: er wisse schließlich mehr über Bomben als jeder andere auf der Welt.

      Dale Murray, Leiter des "National Explosive Engineering Sciences Security Center" der Sandia National Laboratories, widerspricht: die Tests seiner Abteilung ergaben keine Erfolge jehnseits der statistischen Wahrscheinlichkeit eines Zufallsfundes.

      Das Regierungslabor ist nicht allein in seiner Einschätzung. Besonders gut gefällt mir das Angebot der James Randi Educational Foundation (JREF) an die Herstellerfirma Cumberland Industries UK Ltd. (London und Market Harborough, UK) und all ihre Distributoren, Händler und sonstigen Beteiligte. Die auf die Aufdeckung gefälschter paranormaler Phänomene spezialisierte Organisation bot denselben 1 Mio. US$ für einen erfolgreichen Test der Wirksamkeit des Gerätes. Das Angebot wurde nicht angenommen.

      Auch die New York Times ließ sich nicht lumpen und schickte einen ihrer eigenen Sicherheitsbeamten und einen Fahrer, beide legal mit AK-47 Sturmgewehren und passender Munition bewaffnet, durch sage und schreibe neun Kontrollpunkte der irakischen Armee, alle mit dem ADE 651 ausgerüstet. Nicht ein einziger wurde auf die Waffen im Fahrzeug aufmerksam.

      Es liegt halt doch am Bediener. In seinem Büro legte General al-Jabiri den Reportern eine Pistole und eine Handgranate auf den Tisch. Beim Reporter tat der Zauberstab - wenig überraschend - nichts. Beim anwesenden Polizisten funktionierte es - noch weniger überraschend - einwandfrei. Die Reporter bräuchten halt mehr Training, merkte dazu der Offizier an.

      Sperrfeuer gibt es aber auch aus den eigenen Reihen: der Generalinspekteur des irakischen Innenministeriums, Aqeel al-Turaihi, hat eine Untersuchung in der Angelegenheit eingeleitet. Nach seinen Angaben schaffte das Innenministerium 2008 zwei Chargen dieser Geräte an: 800 Geräte für 32 Mio. US$ (40.000 US$ pro Stück) und eine nicht benannte Anzahl Geräte für 52 Mio. US$. Der Stückpreis soll bis zu 60.000 US$ betragen haben, obwohl die Geräte bereits für 18.500 US$ zu haben seien. Der Auftrag ging ohne Ausschreibung an eine britische Firma namens ATSC (UK) Ltd.. Deren Chef, Jim McCormick, stand der New York Times nicht für einen Kommentar zur Verfügung. ATSC gibt übrigens an, der eigentliche Hersteller des ADE 651 zu sein. Und das Spiel geht weiter: das Einsatzkommando in Bagdad teilte letzte Woche mit, weitere 100 Geräte angeschafft zu haben.

      Für meine Begriffe wird es Zeit, dass die britische Justiz gegen die Herstellerfirma ermittelt. Anfangen können sie mit schwerem Betrug, und bei diesem wird die Liste sicherlich nicht enden. Mit Hilfe der ureigenen, Labour-britischen Justiz-Kreativität könnte der Firma vermutlich sogar Unterstützung des Terrorismus angehängt werden - sie helfen wirkungsvoll mit, Attentäter in das Stadtzentrum von Bagdad zu schmuggeln.

      Auch die Rolle der irakischen Auftraggeber dürfte eine nähere Untersuchung wert sein.
      Quelle:http://www.sicherheitsblog.info/blog...009-11-06.html
      Gruß Alex

      Selbst eine kaputte Uhr geht zweimal am Tag richtig.
      Woddy Allen
      यहां तक कि एक टूटी हुई घड़ी ठीक दो बार एक दिन है. वुडी एलेन

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