Ich würde gern wissen wie man diesen,in der DDR typischen,groben Putz hergestellt/verarbeitet hat.
DDR Kratzputz
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Dafür gabs extra eine sogn "Kratzputzschleuder" oder Putzleier, ein Schneckenförmiges Blechgerät mit einer Drahtbürste innen die mit einer Kurbel gedreht wurde und den flüssigen Mörtel vorn rausgeschleudert hat. War ne Kunst für sich.Angehängte DateienKurios das sich immer genau die sich auf „gesunden“ und „Verstand“ berufen, weder das eine noch das andere ihr eigen nennen dürfen. -
Zuerst wurde das Mauerwerk mit einer etwa 15mm starken Schicht feinem zementhaltigem Unterputz beschichtet. Nach dem Aushärten kam die eigentliche ca. 20mm starke Rauputzschicht drauf. Diese war eher mörtelhaltig und mit einem großen Anteil harten Splitt vermengt. Die Korngröße lag bei etwa 5-8mm. Diese Schicht wurde mit großen Glättbrettern normal aufgetragen und glatt verrieben. Kurz bevor diese Schicht ausgehärtet war wurde die Oberfläche mit einem Nagelbrett abgerieben. Dadurch wurden die Splittsteinchen aus der Oberfläche rausgerissen und es entstand diese gleichmäßige "Krateroberfläche". Nach dem Aushärten wurde die Oberfläche mit groben Bürsten gereinigt und dann mit weißer Fassadenfarbe versiegelt.
So haben wir das jedenfalls früher im Osten gemacht...______________
mfg Swen
2006 n. Chr. - und wir sind noch immer Jäger und Sammler...Kommentar
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Der sogenannte Kratzputz, war schon recht aufwendig und sehr beliebt in der DDR.
Mag auch dort unterschiedlich in den jeweiligen Regionen in der Ausführung gewesen sein, ich komme aus den Nordbezirken, auf dem KFZ-Kennzeichen stand ein B.
Wie schon geschrieben, erst kam ein reiner Zementmörtel auf die Wand, das nannten wir Vorwerfen.
Die zweite Lage war dann ein normaler Kalk-Zementputz, dieser wurde mittels Kartätsche glatt aufgezogen, grob in der Fläche durchgerieben und mit der Kelle sporadisch geschlitzt, wo dann die nächste Lage Haftung fand.
Die Leibungen/Faschen um Fenster und Türen wurden fein gerieben, die wurden dadurch abgesetzt indem dort dann Putzlatten auf die Faschen gesetzt wurden. Auf den Putzlatten wurde dann die dritte Lage abgezogen, sie gaben somit auch die Putzstärke der "Kratzschicht" vor. Um das rollen beim Aufziehen zu vermeiden, musste die Split in seiner Körnung kleiner sein wie die Putzlattenstärke.
Dann kam die dritte Lage, der eigentliche Kratzputz.
Man muss dazu wissen, Mörtel kam nicht als Fertigprodukt wie heute üblich aus dem Sack, man mischte alle Zuschlagsstoffe mit einem Mischer und damit der Putz nicht schattig wurde, brauchte man einen guten Mann, den "Handlanger" am Mischer, der darauf achtete das immer von allem die selbe Menge im Mörtel war.
Der Kratzputz wurde auch angeworfen, mit der Kartätsche aufgezogen, auch hier wurde dann grob durchgerieben und dann hieß es warten.
Der Zeitpunkt wo gekratzt werden konnte dauerte eben seine Zeit, kratzte man zu früh, dann gab es eben Kratzer im Putz, wartete man zu lange, dann hieß es richtig schwer arbeiten zu müssen um den Split aus dem Putz zu kratzen.
Die Kratzbretter bauten wir uns meist auch selbst, dazu wurde ein dünnes Brett gebohrt wo Stahlnägel durchgesteckt wurden, dann kam ein zweites dünnes Brett oben drauf, dazwischen eine Schlaufe für die Handhabung, das ganze verbunden und fertig.
Die "Kratzputzleier" muss eine Erfindung der Neuzeit aus dem berliner Raum sein, eine Leier nutzten wir damals um Spritzputze zu machen, die kratze nicht, sie spritzte.Gruß NiklotKommentar
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Ja hast recht, hab das mit dem Spritzputz verwechselt.Kurios das sich immer genau die sich auf „gesunden“ und „Verstand“ berufen, weder das eine noch das andere ihr eigen nennen dürfen.Kommentar
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@Niklot
HERVORRAGEND erklärt!!
Außer:
... ich hab noch nie gesehen, wie Putz mit einer Kartätsche aufgezogen wird ...
Ich gehe davon aus, daß auch Ihr den Putz mit einer großen Dreieckskelle angeworfen
habt, und dann die Oberfläche eben mit der Kartätsche abgezogen ...
Ansonsten war/ist ein Kratzputz keine DDR-spezifische Sache. Der ist wohl eher
als LANDESWEIT üblich und verbreitet zu betrachten ...
Sehr haltbar, unverwüstlich.
Und:
Zitat Paul Bossert, Schweiz:
"Nur das allerdümmste Schwein
streicht auf Putz, Beton und Stein ..."
soll heißen:
Pinselst Du auch nur einmal - dann pinselst Du hinterher IMMER!
Kosten- und Unterhaltsfalle.
Wer einen bunten Putz will, sollte ihn mittels Pigmenten durchfärben.
Dann kann auch mal einer mit dem Hammer an die Wand - die Farbe bleibt.
Man muß sich halt nur festlegen ...
Gruß
jörg
Gruß
jörgDie Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...
(Heiner Geißler)Kommentar
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Kratzputz ist Kultur.........erbe!
Link repariert *oliver.bohm*Zuletzt geändert von oliver.bohm; 19.01.2021, 21:26.Der sicherste Weg Geld zu verbrennen ist,......Kohle davon zu kaufen!Kommentar
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Sorry,
aber das ist eher Ornamentputz - das hat mit echtem Kratzputz herzlich wenig zu tun ...
Aber das ist ein netter Link!
... ich hab da grad was gelernt.
neue Idee für´s Fachwerk
Danke!
JörgDie Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...
(Heiner Geißler)Kommentar
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Da kann ich noch ne kleine Geschichte anmerken.
Schwarzarbeit gab es im Osten nicht, da ging man ja nach Feierabend los!
So hatte ich mal wieder ein Gartenhaus, ne Laube die geputzt werden sollte, Freitag nach 1 macht jeder seins, Aufbau Ost gab es auch damals schon,
so wurde an einem Wochenende alles vorgeworfen und der erste Glattputz fertig gemacht.
Das WE darauf dann der Kratzputz.
Gleich Samstag in der Frühe angefangen, alle Faschen eingelattet und los ging`s.
Das Gartenhaus war Nachmittags fertig aufgezogen, aber eben noch viel zu frisch zum kratzen.
Nun ja, rein in Trabbi, nach Hause duschen, Partyzeit war angesagt.
Es wurde spät, sehr spät.
Alkohol und Weiber, tödliche Kombination. Das kostet Kraft!
Am Sonntag Früh mit wenig Schlaf im Kopf ging es dann ans kratzen.
Das war vielleicht eine riesen Sch...ße, der Putz hatte über Nacht sowas von angeholt, alle vier Wände waren deutlich über dem Punkt.
Da hieß es nun, noch mehr Kraft aufbringen, aber zum Ende war alles gut.
Das Gartenhaus steht bis heute, der Besitzer hat gewechselt, na ja, der Putz hat auch bis heute überstanden.
@Jörg, das was man heute als Kartätschen bezeichnet hat nichts mit dem zu tun, womit wir früher gearbeitet haben, da waren die nicht als Aluminium, die waren aus Holz.
Auch die Kellen, da gab es nicht viele die man benutzt hat, zum Putzen auf jeden Fall die Dreieckskelle.
Da hat mein Lehrmeister damals drauf geachtet, uns auch mit auf den Weg zu geben, worauf da zu achten ist bei einer guten Kelle, um sich die Gelenke nicht kaputt zu machen.Gruß NiklotKommentar
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@Jörg, das was man heute als Kartätschen bezeichnet hat nichts mit dem zu tun, womit wir früher gearbeitet haben, da waren die nicht als Aluminium, die waren aus Holz.
Auch die Kellen, da gab es nicht viele die man benutzt hat, zum Putzen auf jeden Fall die Dreieckskelle.
Da hat mein Lehrmeister damals drauf geachtet, uns auch mit auf den Weg zu geben, worauf da zu achten ist bei einer guten Kelle, um sich die Gelenke nicht kaputt zu machen.
Hab ICH von Aluminium gesprochen???
Ich sprach von Holz - selbstgebaut. Ohne es deutlich zu sagen ...
Und was glaubst Du, wie viele Jahre ich überall und bis Polen unterwegs war, um
eine alte, handgeschmiedete (!!) Putzkelle zu kriegen??
Jeder Altgeselle aus meinem Bekanntenkreis, den ich fragte, der wollte sich entweder
nicht von seiner Kelle trennen - oder hatte sie schon jemand anderem versprechen müssen ...
Das schlimmste war mein Onkel Wilhelm - der hatte seine verliehen, und dann nicht
wiederbekommen ...
... vor 2 Jahren, fast 20 Jahre nach seinem Tod hab ich sie gefunden ...
Beim entrümpeln der Garage seines Schwiegersohnes, der in Rente ging ...
Der ist Tischler, hatte keine Ahnung vom Verputz - und wußte nicht, wie das Ding
nun genau DA hin gekommen war ...
Und von da an rappelte es:
... mittlerweile hab ich noch 3. Weil die jahrelange Mundpropaganda am Ende doch
gewirkt hatte ...
Die Altgesellen waren alle weggestorben, die Werkzeugerben konnten - nach erfolglosen
Versuchen - dann doch nichts damit anfangen. So fiel denen dann irgendwann wieder mein Name ein ...
(zwei hab ich seitdem selber an echte (!) Interessenten weitervermittelt)
War damals eigentlich alles schon nicht mehr nötig - denn meine erste "richtige" Kelle
fand ich 2011 in einer Baufirma hinter einem Magazinregal, was ich von den Lehrlingen
aufräumen lies ...
Die haben sich über den Riesenlöffel einfach nur lustig gemacht.
Und die hauptberuflichen "Putzer" der Firma, die wollten mit sowas nicht mehr arbeiten.
Die schworen auf ihr OBI-Werkzeug, 180er Rechteckkelle ... ()
... ich hab nicht viel länger als sieben Sekunden überlegt, da lag das Ding in meinem Kofferraum ...
Und ich hab leider schon lange keine Zeit mehr, um nebenbei mal anständig
ne Wand oder einen Stall zu verputzen ...
Wenn man den Hilfsknecht mal so richtig zum Schwitzen bringt, das er mit
dem Mischen nicht
nachkommt, weil der Kram so schnell an die Wand geworfen wird ...
Gruß
JörgDie Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...
(Heiner Geißler)Kommentar
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Und ich hab leider schon lange keine Zeit mehr, um nebenbei mal anständig
ne Wand oder einen Stall zu verputzen ...
Wenn man den Hilfsknecht mal so richtig zum Schwitzen bringt, das er mit
dem Mischen nicht
nachkommt, weil der Kram so schnell an die Wand geworfen wird ...
Gruß
Jörg
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAALSO, da kann ich helfen
Ich spende ein Spanferkel(erinnerst dich noch?) und dazu ein jungfreuliches MA Dorf das im 30jährigen wüst fiel mit allem, inkl Forschungsauftrag...
Hilfsknechte bekommst du in jeder Menge.......
Und ich leg noch 3 Monate Schreibsabstinzenz drauf....
augenklimper........
PS:Cyrazon kann auch kommen, gibt n kostenlose Schwertkampfvorführung)
Kurios das sich immer genau die sich auf „gesunden“ und „Verstand“ berufen, weder das eine noch das andere ihr eigen nennen dürfen.Kommentar
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Kratzputz
Etwas hast du vergessen, Niklot......
Wer sich eine Reibe für den Kratzputz selber herstellt (Wie von dir beschrieben), sollte unbedingt darauf achten, dass die Nägel (Wir nahmen lange Dachpappenägel) zwischen den Brettern "Spiel" haben, Also nicht angepresst werden.
Durch das leichte Spiel fällt das Abkratzen des Putzes leichter.
Wir haben an jeder Ecke der Hölzer Löcher gebohrt und mit entsprechend langen Maschinenschrauben und Muttern den Abstand entsprechend "eingestellt".
Sitzen die Nägel locker geht das Kratzen besser......
Musste beim lesen des Artikels schmunzeln, weil da viele Erinnerungen hochkommen was man so alles selber gebastelt hat.Kommentar
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Ich würde sagen, bei DER Entlohnung kommen allein aus dem Forum noch 20 Leute extra ...
... da reicht EIN Schwein nicht ...
Die Bude sieht nett aus - ich hätte das MWK saniert ...
J.
(zum Arbeitsschutz sagen wir heute mal nix ...)
Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...
(Heiner Geißler)Kommentar
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Ich würde sagen, bei DER Entlohnung kommen allein aus dem Forum noch 20 Leute extra ...
... da reicht EIN Schwein nicht ...
Die Bude sieht nett aus - ich hätte das MWK saniert .
Po niemiecku
zum Arbeitsschutz sagen wir heute mal nix .
War das jetzt ein ja?Kurios das sich immer genau die sich auf „gesunden“ und „Verstand“ berufen, weder das eine noch das andere ihr eigen nennen dürfen.Kommentar
Kommentar