Fossilgesellschaften und Profile

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  • HarryG († 2009)
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    • 10.12.2000
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    • Bad Sachsa, Niedersachsen (Südharz)
    • Meine Augen

    #1

    Fossilgesellschaften und Profile

    Fossilgesellschaften

    Biotope, spezielle Lebensräume mit bestimmten Faunengemeinschaften, gab es schon in den Meeren vergangener geologischer Zeitalter. Wir kennen z. B. Flachwasserbiotope auf Sandboden, an Felsküsten, auf Schlick bzw. Wattboden. Auch Riffe und Lagunen bilden Biotope. Der Meeresboden in 200 m Tiefe bietet wieder ganz andere Lebensbedingungen. Tiefe, Temperatur und Lichtdurchlässigkeit des Wassers, Nahrungsangebot, Salzgehalt, Strömung, Beschaffenheit des Grundes (Substrat) usw. bestimmen, welche Lebensformen den Lebensraum besiedeln. Rückschließend von rezenten Lebewesen und unter Auswertung petrographischer Merkmale läßt sich das ökologische Verhalten ganzer Tiergruppen rekonstruieren. Wichtig ist hierbei eine wohlbekannte Begleitfauna sowie natürlich ausreichend Fossilmaterial.
    Am Beispiel einer "Ammoniten-Ökologie am Beispiel des Oberjura" (nach ZIFGLER 1967) sei eine derartige Rekonstruktion vorgeführt. Zu beachten ist dabei, daß die Resultate nicht ohne weiteres auf andere Schichten übertragbar sind.

    Nach der Wassertiefe werden 7 Zonen unterschieden:

    1. 0-20 m: Riffkorallen vorherrschend; Muscheln (vor allem Austern), Schnecken (Nerineiden), reguläre Seeigel. Ammoniten fehlen oder sind sehr selten.

    2. 20-50 m: Muscheln sind vorherrschend. Riffkorallenfaunen sind seltener. Schnecken (vor allem
    Harpagodes Arten); auch irreguläre Seeigel. Ammoniten sind selten (Perisphinctiden und/oder Aspidoccraten).

    3. 40-70 m: Muscheln (häufig Entolium) und Ammoniten bestimmen das Faunenbild; Schnecken sind selten, irreguläre Seeigel mitunter häufig. Der Ammonitenanteil an der Gesamtfauna beträgt 20 bis 30 % (fast ausschließlich Perisphinctiden und Aspidoceraten).

    4. 80-100 m: Vorherrschend Ammoniten (vor allem Perisphinctiden, seltener Aspidoceraten und "Oppelien"); Muscheln treten zurück. Brachiopoden sind häufig, auch irreguläre Seeigel. Kieselschwämme können häufig sein. Unter den Schnecken tritt Bathrotomaria hervor.

    5. 150-200 m: Vorherrschend Ammoniten ("Oppelien" sind häufiger als Perisphinetiden und Aspidoceraten; "mitteleuropäische" Fauna).

    6. 300-500 m: Vorherrschend Ammoniten (vor allem Phylloceraten und Lytoceraten; "mediterrane
    Fauna; Perisphinetiden und Aspidoceraten sind stellenweise noch häufig). Brachiopoden, irreguläre Seeigel. Schnecken und Muscheln treten sehr selten auf (außer pseudoplanktischen Formen wie z. B. Inoceramus auf Treibholz verfrachtet).

    7. Unter 500 m: Alle Makrofossilien fehlen oder sind sehr selten.
    Grundlegende Kenntnisse über die Lebensgemeinschaften rezenter Biotope erleichtern Beobachtungen und bis zu einem gewissen Grad Deutung fossiler Faunengemeinschaften. Die Beobachtung rezenter Invertebraten an der Küste, vielleicht anlässlich eines Badeurlaubs, und die Vertiefung in entsprechende Literatur sind sicher nutzbringend.

    Das Profil

    Besuchen wir denselben Aufschluß häufiger, so lohnt sich die Aufnahme eines Profils, also die graphische, das heißt gezeichnete Darstellung und Beschreibung der anstehenden Schichten. Im folgenden die dazu nötigen wichtigen Begriffe und Symbole; weitere Einzelheiten sind der Abbildung zu entnehmen.
    Die gezeichnete Schichtwiedergabe zeigt die Gesteinsbänke bzw. -schichten in ihrer wahren Größe (Mächtigkeit) zueinander, jedoch maßstäblich verkleinert (z. B. 1:50 oder 1:20). Härtere Bänke im Profil lässt man in der Zeichnung des Profils hervortreten, das heißt über die anderen weicheren Schichten hinausragen. Alle Schichten erhalten Nummern und zwar von unten beginnend. Die Schichtmächtigkeit wird in Zentimetern hinter der Schichtnummer angegeben. Sofern z. B. Mergelzwischenlagen (auch in geringmächtiger Ausbildung) vorhanden sind, erhalten sie ebenfalls eine Nummer. Die Gesteinsbeschaffenheit (Kalk, Mergelkalk, Dolomit, Sand, Ton usw.) wird vermerkt, weiterhin der Fossilinhalt. Besonderheiten wie Verkieselung, Hartgründe, Kondensationshorizonte usw. werden eingetragen.
    Wir gewöhnen uns von vornherein den Gebrauch einheitlicher Symbole zur Darstellung der Gesteinsbeschaffenheit an. Die Symbole entsprechen den von PHILLIP in Abderhaldens Handbuch verwendeten und international gültigen.
    Bei der Profilaufnahme messen wir die Schichtmächtigkeit (immer die kürzeste Strecke zwischen Schichtunter und oberseite) und vermerken in unserer Handskizze alle oben angeführten Kriterien. Beim Sammeln gehen wir dann in der üblichen Art schichtweise vor, von unten nach oben.
    Sofern wir eine Aufschlußkartei anlegen, gehört ein derartiges Profil unbedingt dazu. In jedem Fall ist so etwas sinnvoll, da wir nur dann auch nach Jahren noch auf Daten zurückgreifen können. Ein Profil wird uns wie auch anderen stets eine wertvolle Hilfe sein. Wenn der entsprechende Aufschluß nach Jahren längst nicht mehr vorhanden ist, kommt unserer Aufnahme besondere Bedeutung zu: Sie belegt die Abfolge der nun nicht mehr zugänglichen Schichten, die Gesteinsbeschaffenheit und die Fossilführung.
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    Das wars erst mal wieder
    By und viele Funde und Spaß am Hobby
    Harry
    Zuletzt geändert von HarryG († 2009); 26.09.2001, 09:55.
    Glück Auf!
    Harry

    Nur die Harten kommen in den Garten!
    Und ich bin der Gärtner

    Harry hat uns am 4.2.2009
    nach schwerer Krankheit für immer verlassen.
    In stillem Gedenken,
    das SDE-Team
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