Taxonomie
Allgemeines
Während die Nomenklatur die wissenschaftliche Namengebung regelt, dient die Taxonomie zur systematischen Ordnung und Gliederung des Pflanzen- und des Tierreiches in überschaubare Gruppen. Taxonomie ist eine Wissenschaft (und als solche fehlbar!) im Gegensatz zum rein technischen Hilfsmittel der Nomenklatur. Sowohl in der Neontologie (Botanik und Zoologie) wie auch in der Paläontologie (Paläobotanik und Paläozoologie) berücksichtigt die taxonomische Gliederung der Organismen vor allem morphologische (die Gestalt beschreibende) und physiologische (die Lebensvorgänge beschreibende) Merkmale bzw. Vorgänge. Dabei hat die Morphologie natürlich in der Paläontologie deutlichen Vorrang - physiologische Vorgänge sind kaum rekonstruierbar.
Eine Fehlerquelle ersten Ranges innerhalb der Taxonomie ist das unüberlegte "Vereinfachen" und "Aufsplittern": Ihre gut durchdachte und fundierte Ordnung kann zerstört werden, wenn mehrere systematische Einheiten "vereinfachend", jedoch zu Unrecht zu einer einzigen Gruppe gerafft werden und wenn andererseits übertriebenes Aufspalten die Verhältnisse unübersichtlich macht. Der goldene Mittelweg ist sicherlich nicht immer einfach.
Kategorien
Das taxonomische System besteht aus obligatorischen (verpflichtenden) und fakultativen (frei zu wählenden) Kategorien. Die obligatorischen Kategorien wurden bereits weitgehend von LINNE aufgestellt: Reich, Klasse, Ordnung, Gattung und Art; später wurden noch Stamm und Familie eingeschoben. Sie müssen grundsätzlich bei der Gliederung von Pflanzen und Tierreich berücksichtigt werden, die fakultativen Kategorien dagegen nur bei Bedarf. Im folgenden Beispiel sind die obligatorischen Kategorien fettgedruckt; darunter stehen in Normalschrift die fakultativen Kategorien; in Klammern stehen die lateinischen, d. h, wissenschaftlichen Bezeichnungen, und ganz rechts ist ein Beispiel durchexerziert:
Einheit = Taxon Beispiel
Reich (Regnum) Animalia
Unterreich (Subregnum) Metazoa
Stamm (Phylum) Mollusca
Unterstamm (Subphylum) Conchifera
Klasse (Classis) Cephalopoda
Unterklasse (Subclassis) Ammonoidea
Oberordnung (Superordo)
Ordnung (Ordo) Ammonitida
Unterordnung (Subordo) Ammonitina
Oberfamilie (Suprafamilia) Hildocerataceae
Familie (Familia) Hildoceratidae
Unterfamilie (Subfamilia) Grammoceratinae
Tribus (Tribus)
Subtribus (Subtribus)
Gattung (Genus) Pleydellia
Untergattung (Subgenus)
Art (Species) Pleydellia aalensis
Unterart (Subspecies) Pleydellia aalensis tenuicostata
Die einzelne Einheit innerhalb des taxonomischen Systems heißt Taxon. Die Taxa sind durch bestimmte, teilweise bindend vorgeschriebene Endungen gekennzeichnet und zwar sowohl im Tier wie auch im Pflanzenreich. Innerhalb der Einheiten Gattung und Familie haben die Taxa kennzeichnende Endungen:
Gattung Procer-ites
Unterfamilie Zigzagicerat-inae
Familie Perisphinct-idae
Überfamilie Perisphinct-aceae
In allen höheren Einheiten findet eine beschreibende Benennung Anwendung, wobei bestimmte Endungen nicht vorgeschrieben, aber möglich sind:
Unterordnung Ammonitina
Ordnung Ammonitida
Unterklasse Ammonoidea
Klasse Cephalopoda ("Kopffüßer")
Stamm Mollusca ("Weichtiere")
Aber auch im Gattungs-/Familienbereich sind beschreibende Namen möglich, ja sogar recht häufig: Coroniceras = Kronenhorn; Echioceras = Natternhorn; Lingula = Zungenförmige; Nucula
Nußförmige usw.
Paläontologische Arten lassen sich nur unter teilweise erheblichen Einschränkungen mit neontologisehen Arten gleichsetzen. Stellen wir uns einmal vor, die zahlreichen, heute existierenden Hunderassen seien ausgestorben und wir würden nur noch Skelettreste finden. Ganz sicher würde die Paläontologie aus den Skeletten der heute bekannten ca. 200 Rassen, welche alle zu der einen Art Canis lupus gehören, eine Vielzahl von Arten folgern müssen, da ja - bei ausgestorbenen Tieren - alle genetischen Kriterien der Zoologie fehlen! Diese Überlegung zeigt uns, dass die teilweise unübersichtliche
Aufsplitterung etlicher Fossilgruppen mit großer Vorsicht zu werten ist. Logischerweise werden in Fossilgruppen mit kompliziert geformten Hartteilen bzw. Gehäusen und somit zahlreichen variablen morphologischen Merkmalen (z. B. mesozoische Ammoniten, teilweise auch Trilobiten usw.) wesentlich mehr Arten aufgestellt als in merkmalsarmen Gruppen wie z. B. den Tentaculiten.
Ungeachtet dieser Einwände darf sich die taxonomische Gliederung fossilen Lebens nicht nur auf morphologische Merkmale stützen. Sie muss es allerdings in all den Fällen, wo keine rezenten
Vergleichsmöglichkeiten gegeben sind, wie z. B. bei den Tentaculiten. Sie versucht dann stammesgeschichtliche und verwandtschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen, deren Richtigkeit allerdings nur selten überprüfbar sein wird.
By
HarryG
Allgemeines
Während die Nomenklatur die wissenschaftliche Namengebung regelt, dient die Taxonomie zur systematischen Ordnung und Gliederung des Pflanzen- und des Tierreiches in überschaubare Gruppen. Taxonomie ist eine Wissenschaft (und als solche fehlbar!) im Gegensatz zum rein technischen Hilfsmittel der Nomenklatur. Sowohl in der Neontologie (Botanik und Zoologie) wie auch in der Paläontologie (Paläobotanik und Paläozoologie) berücksichtigt die taxonomische Gliederung der Organismen vor allem morphologische (die Gestalt beschreibende) und physiologische (die Lebensvorgänge beschreibende) Merkmale bzw. Vorgänge. Dabei hat die Morphologie natürlich in der Paläontologie deutlichen Vorrang - physiologische Vorgänge sind kaum rekonstruierbar.
Eine Fehlerquelle ersten Ranges innerhalb der Taxonomie ist das unüberlegte "Vereinfachen" und "Aufsplittern": Ihre gut durchdachte und fundierte Ordnung kann zerstört werden, wenn mehrere systematische Einheiten "vereinfachend", jedoch zu Unrecht zu einer einzigen Gruppe gerafft werden und wenn andererseits übertriebenes Aufspalten die Verhältnisse unübersichtlich macht. Der goldene Mittelweg ist sicherlich nicht immer einfach.
Kategorien
Das taxonomische System besteht aus obligatorischen (verpflichtenden) und fakultativen (frei zu wählenden) Kategorien. Die obligatorischen Kategorien wurden bereits weitgehend von LINNE aufgestellt: Reich, Klasse, Ordnung, Gattung und Art; später wurden noch Stamm und Familie eingeschoben. Sie müssen grundsätzlich bei der Gliederung von Pflanzen und Tierreich berücksichtigt werden, die fakultativen Kategorien dagegen nur bei Bedarf. Im folgenden Beispiel sind die obligatorischen Kategorien fettgedruckt; darunter stehen in Normalschrift die fakultativen Kategorien; in Klammern stehen die lateinischen, d. h, wissenschaftlichen Bezeichnungen, und ganz rechts ist ein Beispiel durchexerziert:
Einheit = Taxon Beispiel
Reich (Regnum) Animalia
Unterreich (Subregnum) Metazoa
Stamm (Phylum) Mollusca
Unterstamm (Subphylum) Conchifera
Klasse (Classis) Cephalopoda
Unterklasse (Subclassis) Ammonoidea
Oberordnung (Superordo)
Ordnung (Ordo) Ammonitida
Unterordnung (Subordo) Ammonitina
Oberfamilie (Suprafamilia) Hildocerataceae
Familie (Familia) Hildoceratidae
Unterfamilie (Subfamilia) Grammoceratinae
Tribus (Tribus)
Subtribus (Subtribus)
Gattung (Genus) Pleydellia
Untergattung (Subgenus)
Art (Species) Pleydellia aalensis
Unterart (Subspecies) Pleydellia aalensis tenuicostata
Die einzelne Einheit innerhalb des taxonomischen Systems heißt Taxon. Die Taxa sind durch bestimmte, teilweise bindend vorgeschriebene Endungen gekennzeichnet und zwar sowohl im Tier wie auch im Pflanzenreich. Innerhalb der Einheiten Gattung und Familie haben die Taxa kennzeichnende Endungen:
Gattung Procer-ites
Unterfamilie Zigzagicerat-inae
Familie Perisphinct-idae
Überfamilie Perisphinct-aceae
In allen höheren Einheiten findet eine beschreibende Benennung Anwendung, wobei bestimmte Endungen nicht vorgeschrieben, aber möglich sind:
Unterordnung Ammonitina
Ordnung Ammonitida
Unterklasse Ammonoidea
Klasse Cephalopoda ("Kopffüßer")
Stamm Mollusca ("Weichtiere")
Aber auch im Gattungs-/Familienbereich sind beschreibende Namen möglich, ja sogar recht häufig: Coroniceras = Kronenhorn; Echioceras = Natternhorn; Lingula = Zungenförmige; Nucula
Nußförmige usw.
Paläontologische Arten lassen sich nur unter teilweise erheblichen Einschränkungen mit neontologisehen Arten gleichsetzen. Stellen wir uns einmal vor, die zahlreichen, heute existierenden Hunderassen seien ausgestorben und wir würden nur noch Skelettreste finden. Ganz sicher würde die Paläontologie aus den Skeletten der heute bekannten ca. 200 Rassen, welche alle zu der einen Art Canis lupus gehören, eine Vielzahl von Arten folgern müssen, da ja - bei ausgestorbenen Tieren - alle genetischen Kriterien der Zoologie fehlen! Diese Überlegung zeigt uns, dass die teilweise unübersichtliche
Aufsplitterung etlicher Fossilgruppen mit großer Vorsicht zu werten ist. Logischerweise werden in Fossilgruppen mit kompliziert geformten Hartteilen bzw. Gehäusen und somit zahlreichen variablen morphologischen Merkmalen (z. B. mesozoische Ammoniten, teilweise auch Trilobiten usw.) wesentlich mehr Arten aufgestellt als in merkmalsarmen Gruppen wie z. B. den Tentaculiten.
Ungeachtet dieser Einwände darf sich die taxonomische Gliederung fossilen Lebens nicht nur auf morphologische Merkmale stützen. Sie muss es allerdings in all den Fällen, wo keine rezenten
Vergleichsmöglichkeiten gegeben sind, wie z. B. bei den Tentaculiten. Sie versucht dann stammesgeschichtliche und verwandtschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen, deren Richtigkeit allerdings nur selten überprüfbar sein wird.
By
HarryG