Taxonomie

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  • HarryG († 2009)
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    • 10.12.2000
    • 2566
    • Bad Sachsa, Niedersachsen (Südharz)
    • Meine Augen

    #1

    Taxonomie

    Taxonomie

    Allgemeines

    Während die Nomenklatur die wissenschaftliche Namengebung regelt, dient die Taxonomie zur systematischen Ordnung und Gliederung des Pflanzen- und des Tierreiches in überschaubare Gruppen. Taxonomie ist eine Wissenschaft (und als solche fehlbar!) im Gegensatz zum rein technischen Hilfsmittel der Nomenklatur. Sowohl in der Neontologie (Botanik und Zoologie) wie auch in der Paläontologie (Paläobotanik und Paläozoologie) berücksichtigt die taxonomische Gliederung der Organismen vor allem morphologische (die Gestalt beschreibende) und physiologische (die Lebensvorgänge beschreibende) Merkmale bzw. Vorgänge. Dabei hat die Morphologie natürlich in der Paläontologie deutlichen Vorrang - physiologische Vorgänge sind kaum rekonstruierbar.

    Eine Fehlerquelle ersten Ranges innerhalb der Taxonomie ist das unüberlegte "Vereinfachen" und "Aufsplittern": Ihre gut durchdachte und fundierte Ordnung kann zerstört werden, wenn mehrere systematische Einheiten "vereinfachend", jedoch zu Unrecht zu einer einzigen Gruppe gerafft werden und wenn andererseits übertriebenes Aufspalten die Verhältnisse unübersichtlich macht. Der goldene Mittelweg ist sicherlich nicht immer einfach.

    Kategorien

    Das taxonomische System besteht aus obligatorischen (verpflichtenden) und fakultativen (frei zu wählenden) Kategorien. Die obligatorischen Kategorien wurden bereits weitgehend von LINNE aufgestellt: Reich, Klasse, Ordnung, Gattung und Art; später wurden noch Stamm und Familie eingeschoben. Sie müssen grundsätzlich bei der Gliederung von Pflanzen﷓ und Tierreich berücksichtigt werden, die fakultativen Kategorien dagegen nur bei Bedarf. Im folgenden Beispiel sind die obligatorischen Kategorien fettgedruckt; darunter stehen in Normalschrift die fakultativen Kategorien; in Klammern stehen die lateinischen, d. h, wissenschaftlichen Bezeichnungen, und ganz rechts ist ein Beispiel durchexerziert:





    Einheit = Taxon Beispiel
    Reich (Regnum) Animalia
    Unterreich (Subregnum) Metazoa
    Stamm (Phylum) Mollusca
    Unterstamm (Subphylum) Conchifera
    Klasse (Classis) Cephalopoda
    Unterklasse (Subclassis) Ammonoidea
    Oberordnung (Superordo)
    Ordnung (Ordo) Ammonitida
    Unterordnung (Subordo) Ammonitina
    Oberfamilie (Suprafamilia) Hildocerataceae
    Familie (Familia) Hildoceratidae
    Unterfamilie (Subfamilia) Grammoceratinae
    Tribus (Tribus)
    Subtribus (Subtribus)
    Gattung (Genus) Pleydellia
    Untergattung (Subgenus)
    Art (Species) Pleydellia aalensis
    Unterart (Subspecies) Pleydellia aalensis tenuicostata

    Die einzelne Einheit innerhalb des taxonomischen Systems heißt Taxon. Die Taxa sind durch bestimmte, teilweise bindend vorgeschriebene Endungen gekennzeichnet und zwar sowohl im Tier wie auch im Pflanzenreich. Innerhalb der Einheiten Gattung und Familie haben die Taxa kennzeichnende Endungen:

    Gattung Procer-ites
    Unterfamilie Zigzagicerat-inae
    Familie Perisphinct-idae
    Überfamilie Perisphinct-aceae

    In allen höheren Einheiten findet eine beschreibende Benennung Anwendung, wobei bestimmte Endungen nicht vorgeschrieben, aber möglich sind:

    Unterordnung Ammonitina
    Ordnung Ammonitida
    Unterklasse Ammonoidea
    Klasse Cephalopoda ("Kopffüßer")
    Stamm Mollusca ("Weichtiere")

    Aber auch im Gattungs-/Familienbereich sind beschreibende Namen möglich, ja sogar recht häufig: Coroniceras = Kronenhorn; Echioceras = Natternhorn; Lingula = Zungenförmige; Nucula
    Nußförmige usw.
    Paläontologische Arten lassen sich nur unter teilweise erheblichen Einschränkungen mit neontologisehen Arten gleichsetzen. Stellen wir uns einmal vor, die zahlreichen, heute existierenden Hunderassen seien ausgestorben und wir würden nur noch Skelettreste finden. Ganz sicher würde die Paläontologie aus den Skeletten der heute bekannten ca. 200 Rassen, welche alle zu der einen Art Canis lupus gehören, eine Vielzahl von Arten folgern müssen, da ja - bei ausgestorbenen Tieren - alle genetischen Kriterien der Zoologie fehlen! Diese Überlegung zeigt uns, dass die teilweise unübersichtliche
    Aufsplitterung etlicher Fossilgruppen mit großer Vorsicht zu werten ist. Logischerweise werden in Fossilgruppen mit kompliziert geformten Hartteilen bzw. Gehäusen und somit zahlreichen variablen morphologischen Merkmalen (z. B. mesozoische Ammoniten, teilweise auch Trilobiten usw.) wesentlich mehr Arten aufgestellt als in merkmalsarmen Gruppen wie z. B. den Tentaculiten.
    Ungeachtet dieser Einwände darf sich die taxonomische Gliederung fossilen Lebens nicht nur auf morphologische Merkmale stützen. Sie muss es allerdings in all den Fällen, wo keine rezenten
    Vergleichsmöglichkeiten gegeben sind, wie z. B. bei den Tentaculiten. Sie versucht dann stammesgeschichtliche und verwandtschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen, deren Richtigkeit allerdings nur selten überprüfbar sein wird.

    By
    HarryG
    Glück Auf!
    Harry

    Nur die Harten kommen in den Garten!
    Und ich bin der Gärtner

    Harry hat uns am 4.2.2009
    nach schwerer Krankheit für immer verlassen.
    In stillem Gedenken,
    das SDE-Team
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