Karsthöhlen im Südharz

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  • HarryG († 2009)
    Moderator

    Heerführer

    • 10.12.2000
    • 2566
    • Bad Sachsa, Niedersachsen (Südharz)
    • Meine Augen

    #1

    Karsthöhlen im Südharz

    Das Weingartenloch bei Osterhagen/Steina

    Der bekannte Höhlenforscher Dr. Friedrich Stolberg schreibt über das Weingartenloch, auch Weingartenhöhle genannt, folgendes: „Die Höhle liegt 400 Meter südlich der Branntweinseiche zwischen Osterhagen und Steina, unweit der Bahnstrecke Nordhausen-Northeim.
    Ihre Stelle ist gekennzeichnet durch ein kleines, weithin sichtbares Gehölz auf Höhe 333. Die gesamte, heute mit Ackerland und Weide bedeckte Höhe erscheint als alte Karstplatte, auf der eine ganze Kette prachtvoller Erdfälle das einstige Vorhandensein ausgedehnter Höhenzüge, eines Urweingartenlochs, andeuten. Das Gestein ist dolomitischer Kalk des Oberzechsteins mir Spuren jüngeren Gipses.
    Der Eingang (325 Meter über NN) öffnet sich als 6 Meter breiter, kaum meterhoher Spalt in der Böschung eines stattlichen Erdfalles.
    Die Höhle selbst besteht nur noch aus einem unter 35 Grad nördlich in die Tiefe fallenden, allseitig durch Verbruch abgeschlossenen Höhlensack, der in leichten Bogen von SW nach O umbiegend, dem Versturzkegel des Erdfalles folgt. Die tiefste Sohle (minus 8 Meter gegen den Eingang) wird von einem Rinnsal eingenommen, dessen Wasser einer Quelle oberhalb des Einganges entstammt. Der die Höhle umschließende Kalkblock ist horizontal geschichtet und von senkrechten Klüften durchsetzt, ein Umstand, der den außerordentlichen Verbruch des Weingartenloches verursacht hat.
    Der First hat das Bestreben, in breiten Schalen abzublättern und abzustürzen. Dort, wo das Gefüge ungestört ist (nordwestlich unterhalb des Einganges) lassen sich Ansätze von Tropfsinterstein beobachten. Im Wesendlichen zeigt das Weingartenloch heute das Gepräge einer reinen Einsturzhöhle und erscheint als der letzte kümmerlichen Rest eines einst umfangreichen Systems. Die rechter Hand des Einganges anstehende Gipsmasse (von der einzelne Bruchstücke unten in der Höhle liegen) dürfte aus dem Hangenden des Kalkes stammen und gelegentlich des Erdfalleinbruchs in das Höhlenniveau herabgesunken sein.
    20 Meter südwestlich des Einganges, außerhalb der Höhle, befindet sich das Stollenmundloch, das in einen niedrigen, teilweise ausgebauten Stollen führt. Alter und Zweck desselben waren bisher trotz wiederholter Umfragen nicht festzustellen. Der Stollen folgt natürlichen Klüften des Kalkes, die mit der Haupthöhle in Verbindung stehen und endet vor einer steil in die Tiefe gehenden Spalte, die nachgewiesenermaßen früher befahren wurde. Sie soll in weitere Hohlräume hinableiten.
    Der sehr gefahrdrohende Verbruch (lockere, hängende Blöcke) gestattet nur schwer einen Abstieg, weshalb die weiteren Erkundungen hier vorläufig abgeschlossen wurden.
    Trotz des geringen Umfanges ist das Weingartenloch die sagenumwobenste Höhle des Harzes, und Behrens wie auch Duval wissen allerlei mehr oder minder fragwürdige Spukgeschichten darüber zu erzählen.
    Es erscheint nicht ausgeschlossen, dass das Weingartenloch in den volkstümlichen Berichten häufig mit der Großen Trogsteinhöhle verquickt worden ist. Manche Punkte in den Schilderungen weisen in jene Richtung, so die immer wiederkehrende Erzählung von dem fließenden Wasser und dem engen Durchschlupf. Auch das Märchen von der in die Tiefen des Weingartenlochs gebannten Rhume, der Braut Romars, weist nach der Richtung des Römersteins und des Trogsteins.

    Gruss
    Harry
    Angehängte Dateien
    Glück Auf!
    Harry

    Nur die Harten kommen in den Garten!
    Und ich bin der Gärtner

    Harry hat uns am 4.2.2009
    nach schwerer Krankheit für immer verlassen.
    In stillem Gedenken,
    das SDE-Team
  • Wimmi
    Heerführer

    • 17.01.2002
    • 1456
    • 51°36'39" N ..... 10°12'55" O

    #2
    Hallo Harry,
    wie immer genial geschrieben,
    besten Dank für die schnelle Antwort.

    Gruss aus dem Eichsfeld
    Wimmi
    Der Wimmi

    Litterarum radices amaras esse, fructus iucundiores

    Das Wissen hat bittere Wurzeln, aber seine Früchte sind umso süßer

    (Diomedes 1, 310, 3.K.)

    Kommentar

    • McSchuerf
      Banned
      • 31.01.2001
      • 2168
      • Hessen
      • C-Scope

      #3
      ...schliesse mich dem an!
      Glück auf zu Hauf!

      Kommentar

      • rauszeit
        Einwanderer


        • 09.01.2010
        • 1
        • Berlin

        #4
        Weingartenloch

        ich habe eine ähnliche Beschreibung der Höhle vor etwa 20 Jahren in der Einschlägigen Literatur zu diesen Thema gefunden. Durch die Sage mit der Prinzessin, die im Weingartenloch sitzen soll und Heult...... bin ich jedoch neugierig geworden und habe selbst einmal nachgeschaut. Ein Freund und ich sind damals in den alten Stollen links vom Höhleneingang gekrochen. Er war schon damals extrem stark im Verbruch. Ein alter Holzstempel stützte sich gegen das Gebirge. Ein abwärts führender Schacht war verschüttet. Nach diesen Ausflug haben wir uns die Höhle angeschaut und sind mehr durch zufall rechts oben am Eingang abgebogen und kamen durch mehrere enge schlufe in einen Naturschacht der nach unten führte und von einen kleinen Bach(nun Wasserfall) durchströmt wurde. Dieser endete in einer größeren halle die mehrere Ausgänge hatte. Alle verliefen blind, nach unten kam man vom Kalk in eine Gipsschicht, ähnlich der Marthahöhle bei Düna. Aber auf halber höhe kam man durch einen engen Schluf weiter in einen großen natürlichen Gang. Am Ende war ein Kleiner Stollen der wieder in den Gips führte ca. 5m tief. Auf halben weg durch diesen Gang begenete man den Stollen von oben, besser dem Verbruch. Durch einen Schluf kam man jedoch unter dem Verbruch hindurch und gelangte in eine spektkuläre Halle. Hier war das Höhlenbuch, Mit einen Eintrag von Herrn Stolberg. Weiter ging es in einen kleinen Gang der in einen Stollen führte der auch verbrochen war. Abwährts kam man durch einen sehr engen Schacht( nur mit ausatmen) wieder in den Gips. Bis dahin kamen wir und ich war nie wieder drin. Der Verbruch der Höhle hat mich seit dem immer abgeschreckt. Die Dolinen im Vorfeld des Eingangs lassen auf ein ganzes Höhlensystem schließen, welches aber nur Schwer zu befahren ist. Glückauf

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