Was bedeutet Harz ?

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  • HarryG († 2009)
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    • 10.12.2000
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    #1

    Was bedeutet Harz ?

    Was bedeutet der Name "Harz"?.

    Über den Namen unseres Gebirges und seine Bedeutung wird schon seit Jahrhunderten diskutiert und gerätselt. So versucht Heinrich von Rosla bereits im 13. Jahrhundert in seinem lateinischen Gedicht „Die Herlingberga“ eine Erklärung abzugeben.

    Er schreibt: „Weit durch das Sachsenland erstreckt sich der Rükken des Harzes. Größere Gebirge wohl gibt es, doch keines, das reicher an Wäldern, reicher an Wild und reicher an Städten und fruchtbaren Dörfern. Hartwald heißt er, weil alles gar hart ist, was er erzeuget. Hart sind seine Bewohner, und wenn sie lodern im Zorne, fürchten sie weder Schwert noch Tod.“

    Auch der Freiherr von Rohr bemüht sich im Jahr 1736 in seinen „Merkwürdigkeiten des Vor﷓ und Unterharzes" um eine Deutung des Namens Harz: „Einige wollen dies Wort aus dem Deutschen herleiten. Andere leiten es von demjenigen griechischen Wort her, welches eine Vermachung und Schutzwehr bedeutet, weil der Harzwald bei den Kriegszeiten gar bequem wäre, sich in demselben wider die Feinde zu schützen und darinnen zu verstecken.“

    Sorge über die Bedeutung des Namens macht sich von Rohr nicht und gibt den Lesern seines Buches den Rat: „Ein jeder kann sich diejenige Meinung herauslesen, so ihm am besten gefällt, ich halte davor, dass wenig oder nichts daran gelegen.“ Dieselbe Meinung vertritt im Jahr 1826 Ballenstedt: „Der Name tut nichts zur Sache, und es kann uns ziemlich gleichgültig sein, ob ein Ort so oder anders heißt.“ An anderer Stelle, nämlich in einem Aufsatz, den er im Jahr 1822 im „Braunschweigischen Magazin“ veröffentlichte, gibt derselbe Ballenstedt jedoch folgende Erklärung über die Entstehung des Namens unseres Gebirges: „Bei dem Namen Harz liegt wieder der Begriff von Höhe und Größe, und das mit Recht, zum Grunde . . Und da finde ich kein paßlicheres Wort, als das hebräische arez, deutsch Erz, Erde. Die große Erde gibt uns einen würdigen Begriff von der Größe des Harzwaldes. Daher wird alles Große mit dem Worte Erz verbunden, als Erzgebirge, Erzengel, Erzbischof usw.

    Die semitischen Sprachen sind aber alle Töchter einer und derselben Ursprache, die ausgestorben ist, wozu auch die hebt. und deutsche gehört. Harzwald ist also ein Erzwald, oder großer vorzüglicher Wald, den die tapferen Cherusker, Härzker, bewohnten, deren Namen nur eine härtere Aussprache für unser jetziges Wort Härzer ist. Da aber das hebräische harez, die Erde, wahrscheinlich von dem Wurzelwort ar, schwarz, herkommt, welches das Gegenteil von or, Licht, anzeigt, von welchen beiden Worten Ormuzd, der Gute, und Ariman, der böse Gott der Parsen, ihre Benennung erhalten haben; - so hat auch die schwarze Erde, humus, davon den Namen arez erhalten. Denn rothe Erde oder Thon heißt im hebräischen adama. Aus dem Worte ar in der Ursprache machten uns die Deutschen... durch Vorsetzung eines H und Anhängung eines z (wie bei dem Worte el, Elm, Elz, Helm, Halm, Holm und bei Helios, im Griechischen, die Sonne) den Namen eines Waldes, Harz genannt, vielleicht wegen seiner schwarzen, dunklen Farbe als ein Tannenwald, und nannten ihn den schwarzen Wald.“

    Wieder andere behaupten, der Harz habe seinen Namen von den harzigen Bäumen, noch andere bringen den Namen in Verbindung mit Harug, ahd. herruc, den Steinkreis um einen Wald, den Tempal, die Götterburg der Heidenzeit. Diese Meinung hat manches für sich, zumal sie bereits zu einer Zeit geprägt wurde, als die Erforschung des Harzes als „heiliger Bezirk“ der Heidenzeit noch nicht aktuell war und sich noch niemand wissenschaftlich mit den Anlagen auf dem Wurmberg und dem dortigen Steinkreis befaßt hatte. In neuerer Zeit wird die Meinung vertreten, dass der Harz es nie zu einem eigenen Namen gebracht habe, denn diesen versucht man vom mittelhochdeutschen hart gleich Bergwald abzuleiten. Ob jedoch hart im Mittelhochdeutschen Bergwald bedeutet, sei dahingestellt.

    Der in dieser Zeit lebende Heinrich von Rosla scheint die Bedeutung jedenfalls nicht gekannt zu haben. Bei den Römern hatte der Harz keinen besonderen Namen. Schon bei Aristoteles taucht der Name „Hercynia silva“, keltisch Arkynia gleich Höhenzug, auf. Er bezeichnet damit das Gebirge, das Europa im Norden nach Osten hin durchschneiden sollte. Genauere Beschreibung gibt erst Cäsar. Demnach umfasst der Begriff alle Waldgebirge Mitteldeutschlands vom Rhein und den Donauquellen bis zu den Karpaten, südlich deren keltische Völker saßen. Später wurde der Name auf den Thüringer Wald und das Erzgebirge beschränkt. Doch sehr oft noch wurde der Harz als „Herzynia“ bezeichnet. Am Giebel des Osteroder Kornhauses, das im Jahr 1722 vollendet wurde, steht noch zu lesen: Utilitate Hercyniae = zum Nutzen das Harzes.

    Im Mittelalter finden wir auch die lat. Bezeichnungen harticus mons, harcia sylva, hartus, außer dem bereits genannten hercynia silva usw. Da sowohl die griechische, lateinische und deutsche Sprache aus einer Sprachquelle, dem Indogermanischen, geschöpft haben, weisen sämtliche Namen auf diese Wurzel hin, welche in hircus (Hirz, d. i. Hirsch), Harke, sich offenbart und das Zackige, Spitze, Hohe, Hervorragende bezeichnet. Das Wort Harz würde also nach dieser Etymologie „emporsteigendes Gebirge“ bedeuten.

    Im Jahr 1920 veröffentlichte Dr. Neubourg in der „Magdeburgischen Zeitung“ einen Aufsatz: „Der Harz in neuer Forschung.“ Er äußerte darin über die Bedeutung des Wortes: „Der Harz hieß Cher. (d. h. in der Sprache der Cherusker) Hairiburgiz (Hirschgebirge).“ Ferner kommt die Bezeichnung Hertagä, Hertingä gleich Hirschbachgau vor. An das „Hochgebirge“ erinnert 1851 auch Brederlow in seinem „Harz“. Auf Seite 14 ist zu lesen: „Einige meinen, dass Harz von Hertha, der schaffenden Göttin der Erde, welche auch auf dem Harze ihre Altäre gehabt, abzuleiten sei.“ Nach Gotthold Wagner (Harzzeitschrift 1948) u. a. heißen die Cherusker am Harz und späterer Zeit Haruder oder Hardager. Hier ergibt sich nun die Frage, ob diese Namen vom Harz abgeleitet wurden oder ob der Harz seinen Namen von den Harudern erhalten hat.

    Wir sind am Ende unserer Betrachtung. Ob die anfangs gestellte Frage genügend beantwortet wurde, möge der Leser entscheiden. Der Harz hütet noch manches Geheimnis, darunter auch das Geheimnis der Bedeutung und Herkunft seines Namens.

    Quellenverzeichnis: „Allgemeiner Harz – Berg – Kalender“
    By Harry
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    #2
    Wie schaffst Du es eigentlich bloss immer so Riesentexte fehlerfrei in ein paar Sekunden hierein zu bringen?

    Hast bestimmt auch einen guten Scanner...da lassen sich ja auch problemlos Texte schnell einscannen, auf Diskette ziehen, markieren, kopieren und einfügen und fertig ist das Ding in ein paar Sekunden..stimmts?

    'Marathon-Arbeit' jedenfalls, wenn die Texte wirklich alle aus Deiner Feder stammen sollten...werden eigentlich noch Schriftsteller gesucht? :cool:


    achso ja, ich sah's gerade. Diesmal hast Du eine Quelle angegeben.
    Glück auf zu Hauf!

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    • HarryG († 2009)
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      #3
      Hallo Peter
      Habe einen guten Scanner. Vieles schreibe ich neu nach recherschen. Da viele "Sachen" nicht weit von mir entfernt liegen, lassen sich solche Sachen wie der Menhir leicht nachvollziehen. Viele Sachen stammen aus alten Büchern. Auch in alten Kirchenbüchern stehen viele schöne Geschichten vom 30 jährigen Krieg usw.
      Altes Material was ich so finde, bereite ich neu wieder auf und versuche, daraus ein paar schöne Geschichten zu schreiben.

      Das schöne daran ist, das sie alle passiert sind und auch ein bischen vom Harz, seiner Entstehung, der Geologie und der Geschichte vermitteln sollen.
      Ich hoffe, es gefällt einigen.

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      Harry
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        #4
        Ja, so hatte ich mir das auch in etwa gedacht! Gratuliere zu Deinem guten Formulierstil!
        Glück auf zu Hauf!

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        • Wimmi
          Heerführer

          • 17.01.2002
          • 1456
          • 51°36'39" N ..... 10°12'55" O

          #5
          Und doch einen Tippfuhler erwischt:

          Utilitate Hercyniae = zum Nutzen das Harzes

          Gen. .... des Harzes


          Hut ab, wieder einmal genial geschrieben/verfeinert.

          Gruss aus dem Land der fallenden Eichenwälder: Eichsfeld

          (Hat etwas mit der Menge an Rodungen bei uns zu tun.)
          Der Wimmi

          Litterarum radices amaras esse, fructus iucundiores

          Das Wissen hat bittere Wurzeln, aber seine Früchte sind umso süßer

          (Diomedes 1, 310, 3.K.)

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          • HarryG († 2009)
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            Thanks
            Harry
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            Harry

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