Das Iberg-Winterberg-Massiv
Der Hübichenstein (449 m), der Iberg (563 m) mit der Iberger Tropfsteinhöhle und der Winterberg (539 m) mit seinem großen Kalksteinbruch bilden nördlich und oberhalb der Bergstadt Bad Grund gelegen das „Iberg-Winterberg-Massiv“. Diese Berggruppe hat im Werden und Vergehen der Natur und im Auf und Ab menschlicher Interessen wechselvolle Schicksale erlebt.
Vom Korallenriff zur Berglandschaft
Vor mehreren hundert Millionen Jahren bedeckte in Zeiträumen, die selbst wieder Millionen von Jahren umfassten, ein Meer auch das Gebiet, in dem sich heute der etwa 1500 Meter lange und 1000 Meter breite Kalkklotz des Iberges erhebt. Es waren Korallen des damals tropisch warmen Meeres, welche dieses Korallenriff schufen. Zahlreiche Versteinerungen zeugen davon, dass in diesem Meere Meerestiere lebten.
Anschließend an diese erdgeschichtliche Zeit, in der sich das Korallenriff gebildet hatte, lagerten sich andere Gesteine (Grauwacken und Schiefer) um das IbergWinterbergMassiv ab. Man bezeichnet deshalb den Iberg und Winterberg als einen „Fremdkörper“ in seiner landschaftlichen Umgebung.
Wiederum nach Millionen von Jahren treten die Meeresgewässer zurück, ein Gebirge faltet sich auf, der Harz entsteht. Der Kalkstock wird dabei gewaltigem Druck ausgesetzt. Es bilden sich in ihm Spalten und Klüfte.
In den Spalten und Klüften erfolgt infolge der Erkaltung von eindringenden heißen mineralischen Lösungen die Bildung von Erzen. Erze und Kalke sind in den nun folgenden Millionen Jahren der Verwitterung und der Einwirkung des Sickerwassers ausgesetzt. Hohlräume werden geschaffen. Sie füllen sich zum Teil mit Erden und Erzen. In den Eiszeiten strömen die Wässer verstärkt. Sie fließen durch die Täler, wie das Teufelstal, tiefer ab, als die Höhlen des Iberg-Winterberg-Massives gelegen sind, so dass die Hohlräume trockener werden.
Ein geologischer Bericht
Wie ein Überblick über die erdgeschichtliche Entwicklung des Iberg-Winterberg-Massives in der Fachsprache der Geologen, der Wissenschaftler, die sich mit der Erdgeschichte und dem Aufbau der Erde beschäftigen, aussieht, soll uns der folgende Bericht zeigen:
„Das Iberg-Winterberg-Massiv 1) ist ein Kalkstock, der überwiegend aus Korallenkalken des unteren Oberdevon 2 ) besteht und allseitig durch Störungen von den umgebenden kulmischen 3) Grauwacken und Schiefern getrennt ist. Auf diesen Störungen, die in Gestalt großer Klüfte und Spalten auch in das Massiv selbst hineinführen, kam es zum Aufsteigen hydrothermaler 4) Lösungen, die der Restschmelze des im Oberkarbon 5) ausgebildeten
Brockenplutons 6) entstammten und damit zur Abscheidung verschiedener Minerale auf den Spalten führten, besonders von Kalkspat, Schwerspat und Quarz, aber auch von Kupferkies und silberhaltigem Bleiglanz. Zugleich führte diese Vererzung der Querverwerfung des Varistikums 8) zur Bildung von Spateisenstein, indem eisenhaltige Lösungen den anstehenden Kalk unter Bildung von Eisenspat verdrängten. Durch Verwitterung ging daraus Brauneisenstein hervor. Die auf Spalten, und durch Haarrisse einsickernden kohlesäurebeladenen Tageswässer führten dann auch durch Auflösung des Kalkes zur Entstehung von oft großen, langgestreckten Höhlen, in denen wiederum beachtliche Ausscheidungen von Tropfstein und anderen Kalksinterbildungen 9) stattfanden.
Anmerkungen: 1) Massiv = Gebirgsstock, 2) Devon = erdgeschichtliches Zeitalter des Erdaltertums vor etwa
380 - 290 Millionen Jahren, 3) Kulm (Unterkarbon), erdgeschichtliche Zeit innerhalb des Karbons vor
290 bis 250 Millionen Jahren. 4) hydrothermal = heiße, wässrige Lösungen, in denen Metalle aufgelöst sind, die sich dann bei Nachlassen des Druckes oder bei sinkenden Temperaturen ablagern, 5) Karbon = erdgeschichtliches Zeitalter vor etwa 290 - 220 Millionen Jahren, 6) unterirdische granitene Schmelzflüsse,
8) Varistikum = Zeit des im Karbon vor etwa 250 Millionen Jahren aufgefalteten variskischen Faltengebirges Mitteleuropas, zu dem auch der Harz gehört, 9) Sinter = Mineralische Absätze aus Quellen oder heißen Lösungen.
Der Iberg
Am Iberg wird uns deutlich, wie sehr sich das Bild der Landschaft im Laufe der Millionen Jahre der Erdgeschichte ändern kann. Als das Korallenriff des Ibergs entstand, erstreckte sich hier ein Meer, dessen Tiefe man auf etwa 50 Meter schätzt und das eine durchschnittliche Wassertemperatur von etwa 20 Grad Celsius hatte denn nur unter diesen Bedingungen gedeihen Korallen.
Heute liegt der Iberg bis zu 560 Meter über dem Meere in einer von tiefen Tälern durchzogenen Landschaft. Er ist mit Buchen bestanden. Wenn sich die Buche hier über die sonst für sie am Harz gegebene Höhenlage von 350 m angesiedelt hat, so hängt dies mit dem Korallenkalk zusammen, aus dem Iberg und Winterberg bestehen. Diese „basischen“ Böden (reich an Kalk und Metallverbindungen, arm an Kieselsäure) werden von den Buchen bevorzugt. Man könnte aber auch sagen, dass die Buchenwälder am Iberg Reste eines Buchenbestandes sind, mit denen der Harz vor etwa 2000 Jahren bis in die höheren Lagen bestanden war.
In den feuchten, mit vielen Schluchten und Pingen durchsetzten Buchenwäldern des Iberges - es ist deshalb auch nicht ratsam, von den Wanderwegen abzuweichen) - gedeiht eine Heilpflanze, der Bärlauch oder Bärenlauch (Allium ursinum). Diese etwa 20 bis 40 Zentimeter große Pflanze verbreitet, besonders dann, wenn sie schon am Welken ist oder wenn wir sie zerreiben, einen starken Knoblauchgeruch. Am Iberg kommt sie in ganzen Feldern vor und erfüllt besonders im Mai die Wälder mit ihrem starken Duft.
Der Bärlauch hilft als Salat oder als Preßsaft gegen chronische Hautausschläge, Katarrhe, Eingeweideschmarotzer, Bluthochdruck und Arterienverkalkung. In der niederdeutschen Mundart von Bad Grund heißt die Pflanze „Rammese“ oder „Rämse“. Es gibt dort den volkstümlichen Spruch:
„Dreimal Rammese im Mai, ist besser als das ganze Jahr Arzenei!“
Der Bärlauch blüht weiß in Scheindolden an der Spitze der blattlosen Stengel.
Von den Pingen, Dolinen und Höhlen des lberges
Wer dem Iberge einen Besuch abstattet, wundert sich über die tiefen Löcher und kleinen Trichter, mit denen die Hänge des Iberges übersät sind. Es sind dies entweder alte Schacht- und Stolleneingänge, oder, wenn es sich um die flacheren Trichter handelt, Stellen, an denen ein Hohlraum im Berge eingebrochen ist. War dieser Hohlraum vom Bergbau verursacht, so bezeichnen ihn die Bergleute als eine „Pinge“, ist es aber ein Einbruch, der dadurch entstehen musste, weil das Wasser Höhlungen im Berge ausgespült hat und diese zum Einsturz kamen, so spricht man von „Dolinen.“
Pingen und Dolinen sind nicht genau voneinander zu trennen, weil nicht alle alten Gruben und Schächte bekannt sind.
Folgende Zusammenstellung zeigt die Vielzahl der Höhlen (Naturhöhlen, verlassene Schächte und Gruben des Eisensteinbergbaues): Morgenröte, Schacht ohne Wiederkehr, Schwerspatschacht, Kernberger Schächte, Waldmeisterkammer, Kleiner Schacht im Teufelstal, Scherbenloch, Schäferschacht, Flaschenschacht, Hasenschacht, Brunnenloch, Bieseschacht, Pfannenberghöhle, Iberger Tropfsteinhöhle.
Bei Interesse könnte ich eine Höhlentour in diese Gefilde organisieren.
Hier noch ein Kartenbild vom Iberg. Jede Zahl bedeutet eine Höhle.
Gruss Harry
Der Hübichenstein (449 m), der Iberg (563 m) mit der Iberger Tropfsteinhöhle und der Winterberg (539 m) mit seinem großen Kalksteinbruch bilden nördlich und oberhalb der Bergstadt Bad Grund gelegen das „Iberg-Winterberg-Massiv“. Diese Berggruppe hat im Werden und Vergehen der Natur und im Auf und Ab menschlicher Interessen wechselvolle Schicksale erlebt.
Vom Korallenriff zur Berglandschaft
Vor mehreren hundert Millionen Jahren bedeckte in Zeiträumen, die selbst wieder Millionen von Jahren umfassten, ein Meer auch das Gebiet, in dem sich heute der etwa 1500 Meter lange und 1000 Meter breite Kalkklotz des Iberges erhebt. Es waren Korallen des damals tropisch warmen Meeres, welche dieses Korallenriff schufen. Zahlreiche Versteinerungen zeugen davon, dass in diesem Meere Meerestiere lebten.
Anschließend an diese erdgeschichtliche Zeit, in der sich das Korallenriff gebildet hatte, lagerten sich andere Gesteine (Grauwacken und Schiefer) um das IbergWinterbergMassiv ab. Man bezeichnet deshalb den Iberg und Winterberg als einen „Fremdkörper“ in seiner landschaftlichen Umgebung.
Wiederum nach Millionen von Jahren treten die Meeresgewässer zurück, ein Gebirge faltet sich auf, der Harz entsteht. Der Kalkstock wird dabei gewaltigem Druck ausgesetzt. Es bilden sich in ihm Spalten und Klüfte.
In den Spalten und Klüften erfolgt infolge der Erkaltung von eindringenden heißen mineralischen Lösungen die Bildung von Erzen. Erze und Kalke sind in den nun folgenden Millionen Jahren der Verwitterung und der Einwirkung des Sickerwassers ausgesetzt. Hohlräume werden geschaffen. Sie füllen sich zum Teil mit Erden und Erzen. In den Eiszeiten strömen die Wässer verstärkt. Sie fließen durch die Täler, wie das Teufelstal, tiefer ab, als die Höhlen des Iberg-Winterberg-Massives gelegen sind, so dass die Hohlräume trockener werden.
Ein geologischer Bericht
Wie ein Überblick über die erdgeschichtliche Entwicklung des Iberg-Winterberg-Massives in der Fachsprache der Geologen, der Wissenschaftler, die sich mit der Erdgeschichte und dem Aufbau der Erde beschäftigen, aussieht, soll uns der folgende Bericht zeigen:
„Das Iberg-Winterberg-Massiv 1) ist ein Kalkstock, der überwiegend aus Korallenkalken des unteren Oberdevon 2 ) besteht und allseitig durch Störungen von den umgebenden kulmischen 3) Grauwacken und Schiefern getrennt ist. Auf diesen Störungen, die in Gestalt großer Klüfte und Spalten auch in das Massiv selbst hineinführen, kam es zum Aufsteigen hydrothermaler 4) Lösungen, die der Restschmelze des im Oberkarbon 5) ausgebildeten
Brockenplutons 6) entstammten und damit zur Abscheidung verschiedener Minerale auf den Spalten führten, besonders von Kalkspat, Schwerspat und Quarz, aber auch von Kupferkies und silberhaltigem Bleiglanz. Zugleich führte diese Vererzung der Querverwerfung des Varistikums 8) zur Bildung von Spateisenstein, indem eisenhaltige Lösungen den anstehenden Kalk unter Bildung von Eisenspat verdrängten. Durch Verwitterung ging daraus Brauneisenstein hervor. Die auf Spalten, und durch Haarrisse einsickernden kohlesäurebeladenen Tageswässer führten dann auch durch Auflösung des Kalkes zur Entstehung von oft großen, langgestreckten Höhlen, in denen wiederum beachtliche Ausscheidungen von Tropfstein und anderen Kalksinterbildungen 9) stattfanden.
Anmerkungen: 1) Massiv = Gebirgsstock, 2) Devon = erdgeschichtliches Zeitalter des Erdaltertums vor etwa
380 - 290 Millionen Jahren, 3) Kulm (Unterkarbon), erdgeschichtliche Zeit innerhalb des Karbons vor
290 bis 250 Millionen Jahren. 4) hydrothermal = heiße, wässrige Lösungen, in denen Metalle aufgelöst sind, die sich dann bei Nachlassen des Druckes oder bei sinkenden Temperaturen ablagern, 5) Karbon = erdgeschichtliches Zeitalter vor etwa 290 - 220 Millionen Jahren, 6) unterirdische granitene Schmelzflüsse,
8) Varistikum = Zeit des im Karbon vor etwa 250 Millionen Jahren aufgefalteten variskischen Faltengebirges Mitteleuropas, zu dem auch der Harz gehört, 9) Sinter = Mineralische Absätze aus Quellen oder heißen Lösungen.
Der Iberg
Am Iberg wird uns deutlich, wie sehr sich das Bild der Landschaft im Laufe der Millionen Jahre der Erdgeschichte ändern kann. Als das Korallenriff des Ibergs entstand, erstreckte sich hier ein Meer, dessen Tiefe man auf etwa 50 Meter schätzt und das eine durchschnittliche Wassertemperatur von etwa 20 Grad Celsius hatte denn nur unter diesen Bedingungen gedeihen Korallen.
Heute liegt der Iberg bis zu 560 Meter über dem Meere in einer von tiefen Tälern durchzogenen Landschaft. Er ist mit Buchen bestanden. Wenn sich die Buche hier über die sonst für sie am Harz gegebene Höhenlage von 350 m angesiedelt hat, so hängt dies mit dem Korallenkalk zusammen, aus dem Iberg und Winterberg bestehen. Diese „basischen“ Böden (reich an Kalk und Metallverbindungen, arm an Kieselsäure) werden von den Buchen bevorzugt. Man könnte aber auch sagen, dass die Buchenwälder am Iberg Reste eines Buchenbestandes sind, mit denen der Harz vor etwa 2000 Jahren bis in die höheren Lagen bestanden war.
In den feuchten, mit vielen Schluchten und Pingen durchsetzten Buchenwäldern des Iberges - es ist deshalb auch nicht ratsam, von den Wanderwegen abzuweichen) - gedeiht eine Heilpflanze, der Bärlauch oder Bärenlauch (Allium ursinum). Diese etwa 20 bis 40 Zentimeter große Pflanze verbreitet, besonders dann, wenn sie schon am Welken ist oder wenn wir sie zerreiben, einen starken Knoblauchgeruch. Am Iberg kommt sie in ganzen Feldern vor und erfüllt besonders im Mai die Wälder mit ihrem starken Duft.
Der Bärlauch hilft als Salat oder als Preßsaft gegen chronische Hautausschläge, Katarrhe, Eingeweideschmarotzer, Bluthochdruck und Arterienverkalkung. In der niederdeutschen Mundart von Bad Grund heißt die Pflanze „Rammese“ oder „Rämse“. Es gibt dort den volkstümlichen Spruch:
„Dreimal Rammese im Mai, ist besser als das ganze Jahr Arzenei!“
Der Bärlauch blüht weiß in Scheindolden an der Spitze der blattlosen Stengel.
Von den Pingen, Dolinen und Höhlen des lberges
Wer dem Iberge einen Besuch abstattet, wundert sich über die tiefen Löcher und kleinen Trichter, mit denen die Hänge des Iberges übersät sind. Es sind dies entweder alte Schacht- und Stolleneingänge, oder, wenn es sich um die flacheren Trichter handelt, Stellen, an denen ein Hohlraum im Berge eingebrochen ist. War dieser Hohlraum vom Bergbau verursacht, so bezeichnen ihn die Bergleute als eine „Pinge“, ist es aber ein Einbruch, der dadurch entstehen musste, weil das Wasser Höhlungen im Berge ausgespült hat und diese zum Einsturz kamen, so spricht man von „Dolinen.“
Pingen und Dolinen sind nicht genau voneinander zu trennen, weil nicht alle alten Gruben und Schächte bekannt sind.
Folgende Zusammenstellung zeigt die Vielzahl der Höhlen (Naturhöhlen, verlassene Schächte und Gruben des Eisensteinbergbaues): Morgenröte, Schacht ohne Wiederkehr, Schwerspatschacht, Kernberger Schächte, Waldmeisterkammer, Kleiner Schacht im Teufelstal, Scherbenloch, Schäferschacht, Flaschenschacht, Hasenschacht, Brunnenloch, Bieseschacht, Pfannenberghöhle, Iberger Tropfsteinhöhle.
Bei Interesse könnte ich eine Höhlentour in diese Gefilde organisieren.
Hier noch ein Kartenbild vom Iberg. Jede Zahl bedeutet eine Höhle.
Gruss Harry
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