Verfahren der Erzumwandlung

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  • Wimmi
    Heerführer

    • 17.01.2002
    • 1456
    • 51°36'39" N ..... 10°12'55" O

    #1

    Verfahren der Erzumwandlung

    Hallo, jetzt mal wirklich eine Frage an die Mineralienspezialisten :

    Wie Ihr alle mittlerweil erfahren habt, interessiere ich mich für die Knollengrube, warum auch immer .

    Hier wurde Hämatit, der schöne rote und schwarze Glaskopf abgebaut. Er diente der Gewinnung von Eisen. Sind irgendjemand die damaligen Verfahren zur Extraktion von gediegen Eisen bekannt ?

    Ich möchte gerne ein Gesamtbild der Grubentätigkeit abgeben, nicht nur Zitate montanistischer Literatur.

    Glück Auf

    Euer
    Der Wimmi

    Litterarum radices amaras esse, fructus iucundiores

    Das Wissen hat bittere Wurzeln, aber seine Früchte sind umso süßer

    (Diomedes 1, 310, 3.K.)
  • Stollentroll
    Lehnsmann

    • 19.12.2001
    • 45
    • am Rand der Eifel

    #2
    Hallo Wimmi,
    da ist mit den Begriffen etwas durcheinander: als gediegen Eisen wird natürlich vorkommendes, elementares Eisen bezeichnet. Das ist selten, aber es kommt vor, allerdings nicht in der Knollengrube und auch sonst nirgendwo im Harz.
    Die "Extraktion" ist mit Sicherheit ein Hochofenprozess, in dem aus oxidischem Erz, also Hämatit, unter reduzierenden Bedingungen Roheisen erzeugt wurde. Das Grundprinzip ist so, dass in einen Ofen das Eisenerz und Kohle (Koks) eingefüllt wird. Die Kohle wird unter Einblasen von Luft verbrannt. Dabei bildet sich Kohlenmonoxid. Die Reduktion des dreiwertigen Eisens aus dem Eisenoxid zu elementarem Eisen erfolgt sowohl durch Kohlendioxid als auch durch den Kohlenstoff. Dabei entsteht Kohlendioxid. Ein Teil des Kohlendioxids kann durch den Koks wieder zu Kohlenmonoxid reduziert werden und geht damit erneut in den Prozess ein. Das Eisen nimmt etwas Kohlenstoff auf, wodurch sich der Schmelzpunkt auf etwa 1150°C erniedrigt. Das geschmolzene Eisen sammelt sich im unteren Teil des Ofens und kann abgestochen werden. Es enthält etwas Kohlenstoff und Spuren bis einige Prozent Mn, Si, P.
    Um die Gangart, oder andere unerwünschte Begleitminerale in eine Schlacke zu überführen, sind bestimmte Zuschläge (z.B. CaCO3) erforderlich, die den Schmelzpunkt senken.
    Das konkrete Verfahren hängt von der Zeit, den Begleitmineralen und dem gewünschten Produkt, z.B. Gußeisen, ab.
    Das Produkt wird nicht als gediegen Eisen bezeichnet, da es ja nicht in der Natur entstanden ist.
    Glück Auf
    der Stollentroll

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    • Wimmi
      Heerführer

      • 17.01.2002
      • 1456
      • 51°36'39" N ..... 10°12'55" O

      #3
      Hallo Stollentroll,

      vielen Dank für Deine ausführliche Erläuterung.
      Ich meinte natürlich elementares und nicht gediegenes Fe. Hatte vorher etwas über Vorkommen von gediegen Eisen gelesen und daraus entstand dann die Frage.

      Man sollte halt nicht beides gleichzeitig tun.

      Glück Auf
      Der Wimmi

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      • Conny3
        Bürger

        • 01.08.2002
        • 187
        • Jena-Thüringen

        #4
        Hallo,
        ich habe mal gehört, dass ged. Eisen auch bei Kassel vorkam. Wer weiß etwas mehr darüber?

        Gruß Conrad

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        • Stollentroll
          Lehnsmann

          • 19.12.2001
          • 45
          • am Rand der Eifel

          #5
          Das ist völlig korrekt. Vom Bühl bei Weimar in der Nähe von Kassel gibt es gediegen Eisen im Basalt. Entstanden unter reduzierenden Bedingungen, man nimmt an, dass ein kleines Kohleflöz im Spiel war.
          Hier ein Bild mit einem Ausschnitt von einem gesägten, aber nicht polierten Stück. Bildbreite 7 mm.
          Glück Auf
          der Stollentroll
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          • McSchuerf
            Banned
            • 31.01.2001
            • 2168
            • Hessen
            • C-Scope

            #6
            Von Ovifak, Insel Disko, Grönland wurde auch gediegen Eisen nachgewiesen. Ich besitze ein ca. 3 x 2 cm grosses Stück davon.

            Übrigens - @ Wimmi..
            elementares Eisen = gediegen Eisen
            Hämatit bzw. die glaskopartige Ausbildung ist ein Eisenoxid.
            Deine Äusserungen im Ausgangsbeitrag waren doch völlig zutreffend! Du meintest zum einen Hämatit und zum anderen gediegen Eisen. Lass Dich also nicht durcheinander bringen.

            Glück Auf!

            Peter
            Zuletzt geändert von McSchuerf; 19.12.2002, 12:45.
            Glück auf zu Hauf!

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            • Wimmi
              Heerführer

              • 17.01.2002
              • 1456
              • 51°36'39" N ..... 10°12'55" O

              #7
              Ach Peter,

              wenn man 3 Dinge gleichzeitig tut, nebenbei noch eine Webseite zum Leben erwecken soll (www.harzergruben.de), und dann auch was im Forum schreibt, während man alte Literatur liest, dann finde ich meinen Stolpler garnicht mehr so schlimm. Wenn es sogar gar kein Stolpler war, sogar toll.

              Melde mich erst einmal ´gen Holland ab, melde mich wohl am Samstag wieder.

              Glück Auf

              Ce domaine est peut-être à vendre!


              Euer
              Der Wimmi

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              • McSchuerf
                Banned
                • 31.01.2001
                • 2168
                • Hessen
                • C-Scope

                #8
                Schönen Urlaub in Holland wünsch ich Dir!
                Glück auf zu Hauf!

                Kommentar

                • Stollentroll
                  Lehnsmann

                  • 19.12.2001
                  • 45
                  • am Rand der Eifel

                  #9
                  @ McSchürf:
                  Das ist nicht ganz korrekt mit dem gediegen Eisen und dem elementaren Eisen.
                  Als gediegen Eisen wird natürlich vorkommendes elementares Eisen bezeichnet.
                  Aber im Hochofen hergestelltes Eisen wird nicht als gediegen Eisen bezeichnet. Das Wort "gediegen" soll ja gerade den Unterschied zwischen in der Natur vorkommenden und infolge technischer Prozesse erhaltenem Eisen verdeutlichen. Analog gilt das für andere Elemente wie gediegen Gold (ein Goldbarren ist kein gediegen Gold !), gediegen Silber, gediegen Kupfer (ein Kupferdach besteht nicht aus gediegen Kupfer !), gediegen Blei usw.
                  Also:
                  Gediegen Eisen = elementares Eisen ist korrekt (wenn man von Spurenelementen bzw. Legierungsbestandteilen absieht).
                  Elementares Eisen = gediegen Eisen ist so nicht korrekt, denn es stimmt nur manchmal, aber eben nicht bei dem im Hochofen erzeugten Eisen.
                  Glück Auf
                  der Stollentroll

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                  • McSchuerf
                    Banned
                    • 31.01.2001
                    • 2168
                    • Hessen
                    • C-Scope

                    #10
                    Einleuchtend! Danke nochmals für die Korrektur.


                    Glück auf

                    Peter
                    Glück auf zu Hauf!

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