Blei (Bleilot - Bleigewicht - Bleibarren)

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  • 0815zEUs
    Anwärter


    • 22.07.2011
    • 18
    • OWL

    #1

    Blei (Bleilot - Bleigewicht - Bleibarren)

    Hallo,

    heute haben wir dieses schöne Bleiobjekt an's Tageslicht "zurückbefördert".
    Ich habe die Suche benutzt und Frau Google befragt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich wahrscheinlich um einen Bleibarren / Bleigewicht / Bleilot handelt (vermutl. röm. Kaiserzeit).

    Siehe auch
    und

    Dennoch dachte ich mir, dass es sinniger ist, das Objekt in der Fundidentifizierung zu platzieren.

    Nun noch ein paar Daten:

    Material:
    Blei
    Form:
    Trapez
    Maße:
    (BxHxT in mm) ca. 20-45 x 75 x 15
    Loch:
    ca. 8mm dia.
    Gewicht:
    326,4 Gramm
    (Entspricht 1 Libra + 1,26g!)

    Vermutliche Beschreibung der Herstellung:

    Vermutlich wird der Gegenstand noch im warmen Zustand unmittelbar nach dem Gießen mit einem spitzen, eckigen Gegenstand durchstoßen. Durch Drehen (axiale Bewegung) des spitzen Gegenstandes wird das Loch rund geformt und gleichzeitig vergrößert. Durch radiale Bewegung des spitzen Gegenstandes entstehen an den äußeren Rändern des Loches gerade Abdrücke.

    In einem weiteren Arbeitsgang werden die Kanten des Gegenstandes auf einen flachen Untergrund geschlagen oder mit einem flachen Gegenstand behauen, so dass an den Kanten jeweils eine Stauchung entsteht und der Gegenstand so die Fähigkeit erhält, zumindest auf drei Seiten auf einem flachen Untergrund zu stehen.
    Die Stauchungsränder sind auf der einen (Vorder-)Seite stärker ausgeprägt als auf der anderen (Rückseite).

    Durch die Stauchung entstehen keine sichtbaren Risse im Material, was auf die Verarbeitung im heißen / warmen Zustand schließen lässt.

    [...]

    Nun hat der Gegenstand augenscheinlich massiv unter der Landwirtschaftlichen Bewirtschaftung gelitten. Dennoch hat es den Anschein, dass er an einer Seite bewusst erleichtert wurde.

    Rüchschlüsse:

    Ich gehe davon aus, dass der Hersteller beabsichtigte, dass der Gegenstand auf allen 3 längeren Kanten "stehen" kann (das kann er).
    Aufgrund des Gewichtes vermute ich, dass der Gegenstand hauptsächlich auch als solches diente (=> Waage).


    Glück auf
    0815zEUs
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  • 0815zEUs
    Anwärter


    • 22.07.2011
    • 18
    • OWL

    #2
    Sorry, der Vollständigkeit halber:

    Finder(in): Meine Frau
    Detektor: Fisher F2

    Glück auf
    0815zEUs

    Kommentar

    • chabbs
      Heerführer


      • 18.07.2007
      • 12179
      • ...

      #3
      Hey,

      diese Stücke tauchen in OWL häufiger auf, ja. Und Deine Vermutung, dass diese in die Römische Kaiserzeit gehören ist auch richtig. Allerdings werden sie germanischen Kontexten zugeordnet.

      Es wird heiß über die Teile geforscht- es wäre deshalb toll, wenn Du einem DER Koryphäen auf dem Gebiet eine Info zukommen lassen würdest- Bernd Reineke, von dem stammen fast alle Veröffentlichungen zum germanischen Blei.

      Die E-Mail von dem Herrn schicke ich Dir per PN.

      Dadurch kannst Du noch 1000X mehr Infos zu dem Stück bekommen, als wir es hier geben können. Und behalten darfst Du das in NRW natürlich sowieso.

      Liebe Grüße

      Bjoern

      Kommentar

      • fleischsalat
        Moderator

        • 17.01.2006
        • 7794
        • Niedersachsen

        #4
        Zitat von 0815zEUs

        Ich gehe davon aus, dass der Hersteller beabsichtigte, dass der Gegenstand auf allen 3 längeren Kanten "stehen" kann (das kann er).
        Aufgrund des Gewichtes vermute ich, dass der Gegenstand hauptsächlich auch als solches diente (=> Waage).

        Pyramidenfömiges Webgewicht
        Willen braucht man. Und Zigaretten!

        Kommentar

        • 0815zEUs
          Anwärter


          • 22.07.2011
          • 18
          • OWL

          #5
          Hallo,

          ich stelle mir die Frage, ob das Material schon vor der Herstellung 326,4 Gramm gewogen hat oder erst nach entsprechender Bearbeitung - natürlich vor dem Hintergrund, dass das Gewicht kein Zufall ist.



          Die Wahrscheinlichkeit, und von etwas anderem reden wir nicht, dass es Zufall ist, halte ich für extrem gering.

          Mit Herrn Reineke habe ich lange telefoniert...

          Glück auf
          0815zEUs

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          • jabberwocky6
            Heerführer


            • 08.08.2006
            • 3164
            • Spätzle-City (B-W)
            • XP Deus, G-Maxx II, Garrett ACE 250

            #6
            Wie Du schon schreibst: "326,4 Gramm (Entspricht 1 Libra + 1,26g!)" - ergo kann es der Logik nach kein Gewicht für 1 Libra gewesen sein, da es dann natürlich weniger wiegen müßte (schließlich haben Gewichte mit zunehmender Verwendung nicht an Material zugelegt sondern abgenommen). Die annähernde Gewichtsgleichheit sollte also Zufall sein.

            LG Jan
            Hier könnte Ihre Werbung stehen!

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            • Dirk.R.
              Heerführer


              • 25.12.2004
              • 6906
              • Dorf

              #7
              Ich tendiere zum Barren.

              Die neue Seite der Archäologie: aktuelle Nachrichten, Berichte zu Ausgrabungen und Forschungsergebnissen, Fragen & Antworten, Recherche-Hilfen u.v.m.





              Bild=

              Archäometallurgische Untersuchungen zur Blei-/Silbergewinnung ...

              miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/.../diss_bode.pdf -

              Kommentar

              • 0815zEUs
                Anwärter


                • 22.07.2011
                • 18
                • OWL

                #8
                Zitat von jabberwocky6
                Wie Du schon schreibst: "326,4 Gramm (Entspricht 1 Libra + 1,26g!)" - ergo kann es der Logik nach kein Gewicht für 1 Libra gewesen sein, da es dann natürlich weniger wiegen müßte (schließlich haben Gewichte mit zunehmender Verwendung nicht an Material zugelegt sondern abgenommen). Die annähernde Gewichtsgleichheit sollte also Zufall sein.

                LG Jan

                Hallo Jan,

                genau deshalb habe ich die Quelle (Wikipedia) angegeben. Wer die gesamte Diskussion über den genauen Wert der Libra (den es nicht gibt) nicht lesen möchte, bekommt hier kurz die Kernaussage(n):

                schwere Libra: 327,453g
                leichte Libra: 322,56g
                mittlere Libra:

                Alle Werte zwischen etwa 323,2 und 326,4 Gramm, also im Intervall 324,8 ±1,6 Gramm können als mittlere römische Libra bezeichnet werden.


                Bei dem von mir angenommenen Wert handelt es sich näherungsweise um den Mittelwert der schweren und leichen Libra bzw. um das Produkt aus 12 Unzen.

                Nach Befreiung von den restlichen Verschmutzungen wiegt der Gegenstand jetzt 0,9g weniger, also 325,5g.
                Woraus die Patina besteht, kann ich nicht sagen, im feuchten Zustand riecht sie jedenfalls nach Calcium. Sie zu entfernen oder auf ihre Bestandteile zu untersuchen ist nicht meine Absicht und auch nicht meine Aufgabe.

                Letzendlich wird der reine Bleianteil weniger als 325,5g betragen, was allerdings, ohne Kenntnis über die Zusammensetzung der Patina, keine Rückschlüsse auf sein ursprüngliches Gewicht zulassen dürfte.

                Da noch kein erkennbarer Fundzusammenhang besteht, kann man über die Verwednung nur spekulieren. Vielleicht diente der Gegenstand ja auch nur dem Varus als Tischdeckengewicht ;-)
                Über die Bestimmung habe ich nun insbesondere erfahren, dass sie (noch) unbekannt ist.

                Wenn das Gewicht rein zufällig gewählt wurde, dann ist das eben so. Wenn nicht, stehen einige Fragen im Raum...

                Glück auf
                0815zEUs

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                • AndiObb
                  Heerführer


                  • 22.08.2011
                  • 2031

                  #9
                  Wie auch immer die Diskussion ausgeht, ich möchte anmerken: der Themenstarter hat sich mehr als Gedanken gemacht bevor er den Fund eingestellt hat. Vorbildlich!

                  Ich werde es weiter verfolgen und dazulernen

                  VG
                  Andi
                  andi hat das Forum auf eigenen Wunsch Anfang Mai 2015 verlassen.

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