Buch vom Flohmarkt

[wolfi]

Ich hab vor längerer Zeit mal dieses Buch auf dem Flohmarkt bekommen.Es ist ein Buch über München im Propagandastil der NS-Zeit.Das besondere: Es ist in englischer Sprache.

In den Vorsatzblättern sind folgende Widmungen von scheinbar englischen Armee-Angehörigen und Weihnachten 1944 drin.

Könnten das Kriegsgefangene gewesen sein?Englische Touristen werden ja 1944 kaum noch in München gewesen sein....

[sept.sev]

Durchaus möglich, daß es sich um englische Kriegsgefangene handelte.

Post wurde von beiden Seiten zugestelt und die Westalliierten wurden ja auch besser behandelt als die Ostgefangenen.

Auf jeden Fall ein sehr schöner Flohmarktfund.

sept.sev

[wolfi]

Dann müssen die sich ja frei bewegt haben können in der stadt.Ich glaub nicht,daß es im Lager sowas zu kaufen gab.

Dann scheints denen ja recht gut gegangen zu sein

[sept.sev]

Eventuell Offiziere, die konnten sich so etwas bestimmt besorgen lassen.

[Mr.T]

Ich hab das selbe Buch in italienischer Sprache...sehr interessante Aufnahmen des alten Münchens...

[ghostwriter]

hmh, dieses buch ist doch 1939 erschienen ist!?
sollte es bis dahin kein dt. buch in englischer sprache geben?
wurde früh gekauft aber erst spät verschenkt ...
an kriegsgefangene denke ich eher nicht!?

[Andi08/15]

Hmm, ohne den Inhalt des Buches zu kennen, aber wurde nicht von allen kriegführenden Seiten versucht, mittels Propagandaschriften die gegnerischen Kriegsgefangenen zu "bearbeiten"?
Warum soll sich also nicht die Wehrmacht oder Abwehr mittels englischsprachiger Propagandaschriften bemüht haben, Engländer oder Amerikaner zu "bekehren"?
Sprachkurse wurden ebenfalls von allen angeboten und auch gerne besucht, wenn auch nur um die Gespräche der Wachen verstehen zu können, manchmal aber auch für mehr.
Wie durchaus bekannt ist, gab es auf allen Seiten durchaus (auch sehr aktive) Kollaborateure, die sich dann z.B. als Agenten, Saboteure, Dolmetscher, Funker usw. einsetzen ließen.
Auch Zivilisten wurden ja mittels Propagandabomben oder Flugblattabwürfen über Städten versucht zu beeinflussen.

[sept.sev]

[QUOTE=Andi08/15;717701]Hmm, ohne den Inhalt des Buches zu kennen, aber wurde nicht von allen kriegführenden Seiten versucht, mittels Propagandaschriften die gegnerischen Kriegsgefangenen zu "bearbeiten"?
Warum soll sich also nicht die Wehrmacht oder Abwehr mittels englischsprachiger Propagandaschriften bemüht haben, Engländer oder Amerikaner zu "bekehren"?


Dies ist glaube ich die beste Begründung.

Dazu gibts nichts mehr hinzuzusetzen.

sept.sev

[wolfi]

Ach ja,vorne steht noch : "I shall never forget"

Also,ich denk nicht daß das Gefangene schreiben sowas....Da scheints einem gefallen zu haben.Einem Feind sozusagen. und 1944 war ja "totaler" Krieg und Tag und nacht Angriffe auf München

[Andi08/15]

...ich denk nicht daß das Gefangene schreiben sowas....Da scheints einem gefallen zu haben

Genau das meine ich, es gab/gibt(!) durchaus in England und Amerika latente Nazianhänger und auch ensprechende Bewegungen, die auch dort fest in der Zivilbevölkerung verankert waren und sogar heute noch sind.
Soll ja auch Überläufer gegeben haben, die sich den Deutschen andienten für allerlei subversive Tätigkeiten in Ihrem jeweiligen Land, solche wurden bei Nacht und Nebel durch die Abwehr mit halbwegs glaubhaften Storys versehen und instruiert in ihre Heimatländer verfrachtet oder schlichtweg der französischen Resistance "untergejubelt", die den Heimtransport unfreiwillig ohne Wissen erledigte, auf diese Weise kam man gleich mit an diese Protagonisten heran.

[ghostwriter]

ääh, ...

zitat:

Basil, Fritz u.a. - München, Arbeitsgemeinschaft für Zeitgeschichte, 1939. 133 S., mit zahlr. Bildtafeln und Zeichnungen zum Text Pappe Das Buch wurde im Auftrag von Oberbürgermeister Reichsleiter Kurt Fiehler geschaffen im Kulturamt der Hauptstadt der Bewegung. (ohne montierte Tafeln) Zeichnungen: Max Heiß u.a.. Erklärungen zu den Bildtafeln am unteren Rand der jeweiligen Tafel in verschiedenen Sprachen.

quelle

[wolfi]

Noch zwei BIlder aus dem Buch

[Erdspiegel]

Solche Standartdruckwerke gab es in vielen Sprachen,weil es in zahlreichen Staaten ebenfalls nationalsozialistische Vereinigungen nach deutschem Vorbild gab.'British Movement' in England,die NSDAP/AO in den USA,Südafrika etc,verschiedene Verbände in Skandinavien,Balkan,Türkei usw.
Die Bücher waren Info-,und Schulungsmaterial.Hitlers 'Mein Kampf' erschien in 18 Sprachen,glaube ich.

[wolfi]

Das mag alles sein,nur: Da scheint ein englischer Armee-Angehöriger Ende 1944(!) dieses Buch nach England geschickt zu haben.

Und zwar mit einer Begeisterung und das fünf Monate vor Kriegsende wo München schon in Trümmern lag!

[dragon_66]

Na ja - in England gab es eine Nazi Partei unter Sir Oswald Mosley, dem Vater von Max Mosley, dem aus der Formel 1.

Die Schwester von Oswald Mosley, Unity Valkyrie Midford war eine glühende Anhängerin von A.Hitler, und hat sich, als das brit. Empire sich ihrer angenommen hat (sie sollte Deutschland verlassen) eine Kugel in den Kopf geschossen.

Vllt. war der Eigentümer des Buches ebenso ein Anhänger ...