Keine Kanonenkugel, was dann?

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  • newbiex2006
    Heerführer


    • 30.09.2006
    • 1158
    • Sachsen
    • Tesoro Cibola SE/ XP ORX

    #1

    Keine Kanonenkugel, was dann?

    .....jepp, heute war auch bei mir Schrotttag, bei mir waren es heute auch ca. 5 kg incl. einer exact 2,5 kg schweren verrosteten Eisenkugel mit 85'er Durchmesse und mit ner 25'er Bohrung (ca. 20mm tief) wo früher mal nen Stück Holz (evtl. Stiel-für was ??) drin steckte (Überreste sind noch zu erkennen). Kann eigentlich keine Kanonenkugel, Sprenggranate oder Kegelkugel sein, weiß jemand Rat ? Lag etwa 20-25 cm tief vergraben, verbuddet oder sonstwas. (In der Nähe fand ich 'ne menge Musketenkugeln+ Bleigeschosse etc.) Da in der Umgebung tobten böse "Sticheleien" z.Zt. des 30'jährigen Krieges, dass weiß ich sicher.

    Gruß, newbiex2006.

    PS: Die abgelesenen Maße vom Zollstock täuschen etwas, der lag etwas schief, sorry.
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    Zuletzt geändert von newbiex2006; 18.10.2006, 00:48.
    Gruß, newbiex2006.
  • Drusus
    Heerführer


    • 31.08.2005
    • 3464
    • München, Bayern
    • Goldmaxx, was sonst?? ;)

    #2
    Hallo newbiex2006,

    vielleicht doch eine alte Haubitzen-Granate! Das Holz würde nicht dagegen sprechen - ganz im Gegenteil - vergleiche mal mit Rabitts http://www.adventurehistory.com/sear...tlerelics.html

    Viele Grüße,
    Günter
    Quis custodiet ipsos custodes?

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    • Deistergeist
      Moderator

      • 24.11.2002
      • 19532
      • Barsinghausen am Deister

      #3


      Glückauf!
      "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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      • newbiex2006
        Heerführer


        • 30.09.2006
        • 1158
        • Sachsen
        • Tesoro Cibola SE/ XP ORX

        #4
        (...boahhh, ist ja alles in englisch.) Du meinst also das Teil (die Kugel) stammt von einer alten Haubitzengranate aus Napoleons Zeiten. Hammerharter Fund !! Aber was soll die Bohrung mit den Holzresten und wozu das ?
        ..Im übersetzten Text stand da was von ...."die Haubitze, die mit Sicherung! komplett ist". Ist die Bohrung mit Holz gefüllt/verstopft sowas wie 'ne in Freundeshand gesicherte Sprengbombe ??

        Und von der Anhöhe, wo ich sie gefunden habe, hatt man keine freie Sicht auf das damals im 30'jährigen Krieg zerstörte Schloß (jedenfalls heute nicht mehr), könnte die Anhöhe damals als Belagerungsstützpunkt auf das nahegelegene Schloß gedient haben, ist ca. 250 Meter davon entfernt ?? Reicht die damalige Reichweite derartiger Geschosse denn so weit ? (Sh**e, dass die Kamera nicht dabei war, ab jetzt nehm ich die bei jedem Sondengang mit !!!)


        Gruß, newbiex2006.

        PS: Ist sowas heutzutage noch explosiv und muß ich das auch den "Grünen" melden ??
        Zuletzt geändert von newbiex2006; 18.10.2006, 01:02.
        Gruß, newbiex2006.

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        • Drusus
          Heerführer


          • 31.08.2005
          • 3464
          • München, Bayern
          • Goldmaxx, was sonst?? ;)

          #5
          Hallo newbiex2006,

          sagen wir mal so: ich würde es nicht ausschließen, dass es eine Granate ist. Aber dann müsste das Ding innen auch wirklich hohl sein und nicht nur einen Schacht mit Durchmesser des Loches haben. Siehe auch Rabbits Fragmente http://www.adventurehistory.com/imag...dgereinigt.jpg

          Was gegen eine Napoleonische Granate spricht, ist der Durchmesser - die beiden, die ich kenne (Rabbits und http://www.grenadierbataillon-von-sp...en/b-kugel.htm) sind größer (Durchmesser ca. 16 bis 17 cm). Allerdings entspricht Dein Durchmesser in etwa dem einer 6-Pfünder Kanonenkugel aus den Napoleonischen Kriegen. Ich weiß jedoch nicht, ob diese Kanonen auch wahlweise mit Explosiv-Kugeln geladen werden konnten. Normalerweise kommen Granaten in Haubitzen mit kürzerem Rohr und größere Kaliber. Ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Granaten für Haubitzen eingeführt - es kann diese Dinger also auch schon im 30 Jährigen Krieg gegeben haben. Haubitzen schießen übrigens in der Regel in Kurven und nicht gerade - also konnte man auch über Hindernisse (oder Fußtruppen) feuern. Mit der Reichweite bin ich leider überfragt, denke aber, dass 250m allemal drin sein sollten - die Kanonen dieser Zeit schossen 600 bis 1600 m weit! Die Zündvorrichtung der Granaten war eine mit Schwarzpulver gefüllte hohle Holzröhre - ähnlich einem modernen Kanonenschlag-Silvesterböller.

          Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob man eine solch alte Granate melden müsste. Ich gehe davon aus, dass das Pulver in dieser Zeit zum einen völlig durchnässt und zum anderen wahrscheinlich auch schon chemisch zersetzt wurde. Auch enthalten diese alten Dinger ja keine Zünder. Demnach sollte man sie gefahrlos reinigen können. Diese Angaben sieh aber bitte ohne Gewähr!

          Viele Grüße,
          Günter
          Quis custodiet ipsos custodes?

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          • newbiex2006
            Heerführer


            • 30.09.2006
            • 1158
            • Sachsen
            • Tesoro Cibola SE/ XP ORX

            #6
            vielen Dank Günter, für deine aufschlussreichen Ausführungen, waren sehr interessant !. Jetzt weiß ich doch 'ne ganze Menge mehr wie vorher.


            Gruß, newbiex2006.
            Gruß, newbiex2006.

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            • BOBO
              Heerführer


              • 04.07.2001
              • 4425
              • Coburg
              • Nokta SimpleX+

              #7
              Genau ein gleiches Teil hat ein Kumpel und ich bei unserem letzten Sommertreffen in Truckental neben der Outdoor-Kegelbahn aus dem Boden gezogen. 50 Leute waren der Meinung, es ist für die Bahn. Als das Holz aus dem Eisen war, kam Schwarzpulver zum Vorschein - also hatte BOBO doch Recht mit der Kanonenkugel
              Egal in welche Zustand Schwarzpulver ist, also zündfähig oder naß, da macht unser Gesetz keinen Unterschied.
              MfG BOBO

              Das menschliche Haar wächst mit 4,6 Yoctometer pro Femtosekunde

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              • Deistergeist
                Moderator

                • 24.11.2002
                • 19532
                • Barsinghausen am Deister

                #8
                Es ist ja kein Schwarzpulver mehr, denn nach den vielen Jahren im Boden bleibt nur Kohlenstoff und Schwefel übrig. Zur Sicherheit kann man das Teil ja ordentlich wässern, danach ist keine Gefahr mehr.
                Schöner Fund, Glückwunsch.

                MfG Thomas
                "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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                • tholos
                  Heerführer

                  • 23.12.2000
                  • 1227

                  #9
                  Hallo zusammen,

                  bei dem Durchmesser könnte es sich auch um eine frühe "Handgranate" handeln. Bei einem Bekannten liegt auch noch eine, er nennt mir nachher den genauen Durchmesser. Leider habe ich die Bilder nicht mehr auf meinem Rechner.

                  Gruß

                  tholos

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                  • Zeitzer
                    Heerführer


                    • 18.05.2005
                    • 1485
                    • im Osten
                    • Minelab Sovereign

                    #10
                    Hi

                    Schöner Fund. Granaten (Hohlkugeln) wurden von Kanonen, Haubitzen und Mörsern verschosschen. Der Stöpsel war ein Holzpfropfen, meist haben aber die „Zünder“ nicht funkioniert. Die ist dann im Dreck gelandet und wurde bei Regenwetter von einem Soldaten mit einem Fusstritt in die nächste Wasserpfütze befördert- das wars dann. Soviel ich weiss wurden aber Hohlkugeln aus größeren Kalibern verschossen...
                    Wenn da wirklich noch Schwarzpulver drin sein sollte kann man das auf dem Acker rauskrümeln lassen, das Zeugs ist wie schon gesagt lange verreckt.

                    Gruß Zeitzer
                    Angehängte Dateien
                    Zuletzt geändert von Zeitzer; 18.10.2006, 18:31.
                    "Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht." Waterloo- 1815

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                    • tholos
                      Heerführer

                      • 23.12.2000
                      • 1227

                      #11
                      Hallo zusammen,

                      Durchmesser ca. 90 mm, Gewicht leer ca. 900 g, ein konischer Zapfen ragt ca. 25 mm aus der Bohrung, Durchmesser der Bohrung ca. 20 mm, Wandstärke ca. 10 mm.

                      Gruß

                      tholos

                      Kommentar

                      • Simon
                        Heerführer


                        • 05.02.2004
                        • 2275
                        • Linsengericht
                        • Helix 10 , Helix 12

                        #12
                        Wie schon von Zeitzer angesprochen, es handelt sich eindeutig um eine Hohlkugel....

                        Also...Glückwunsch, sehr schöner Fund !!!

                        mfg

                        Simon

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                        • tholos
                          Heerführer

                          • 23.12.2000
                          • 1227

                          #13

                          Handgranate
                          17. Jh.; Deutschland
                          Stahlkugel, gegossen; Dm 7,5 cm
                          Magdeburg, Kulturhistorisches Museum, Mil 1326

                          Die hohlgegossene Handgranate wurde als Bodenfund bei Straßenarbeiten nahe des Kulturhistorischen Museums im Juli 2001 geborgen. Im 17. Jahrhundert befand sich hier
                          das Heydeck, jenes Festungsbollwerk, das die Magdeburger am 10. Mai 1631 immer noch hartnäckig gegen die von Wolfgang von Mansfeld angeführten kaiserlichen Eroberer verteidigten,
                          als die Stadt längst in Flammen stand. Die Handgranate könnte in Zusammenhang mit diesen Kampfhandlungen stehen. Das harte, spröde Gußmaterial zerlegte sich bei der Explosion in viele Fragmente mit hoher Durchschlagskraft und war geeignet, zahlreiche schwere und tödliche Verletzungen zu verursachen.

                          Quelle: http://www.khm-magdeburg.de/Militaria/Handgranate.html
                          .................................................. .........
                          Anbei ein Soldat mit Handgranate aus dem 17. Jahrhundert und ein Auszug aus Wikipedia:

                          ....Handgranaten sind seit dem späten Mittelalter in der älteren Form der Granate mit Luntenzündung bekannt und wurden als Waffe der Grenadiere zum Ende des 17. Jahrhunderts von fast allen europäischen Armeen eingesetzt. ....

                          Seit 1667 mussten sich in jeder französischen Infanterie-Kompanie vier Soldaten auf den Umgang mit Granaten spezialisieren und wurden deshalb als Grenadiere bezeichnet. Der Anteil der Grenadiere an der Infanterie stieg in der Folgezeit, so dass bereits ab 1671 jedes französische Bataillon eine Kompanie Grenadiere umfasste. Seit 1678 wurden auch in England Grenadier-Einheiten aufgestellt, worauf bis zum Ende des 17. Jahrhunderts die meisten anderen europäischen Staaten folgten. Für die Aufstellung einer Grenadier-Einheit wurden die stärksten, geschicktesten und oft auch größten Soldaten ausgesucht (ein berühmtes Beispiel waren die "Langen Kerls" Friedrich Wilhelms I. von Preußen).

                          ...Die Grenadiere bildeten eine militärische Elite und wurden bei Belagerungen mit besonders gefährlichen Aufgaben betraut. Zu ihrer Bewaffnung gehörte neben etwa einem Dutzend Granaten eine Muskete mit Bajonett und ein Säbel. Oft konnte man die Grenadiere auch rein äußerlich von den anderen Soldaten unterscheiden: Um beim Werfen der Granaten nicht behindert zu werden, trugen sie stets schmale Kopfbedeckungen (ursprünglich die einfache Lagermütze) statt der damals üblichen, breiten Hüte (Dreispitz). ...

                          Gruß

                          tholos
                          Angehängte Dateien
                          Zuletzt geändert von tholos; 18.10.2006, 19:53.

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                          • Pfälzer
                            Ritter


                            • 09.01.2006
                            • 518
                            • B.-W.

                            #14
                            Schöner Fund und die Ausführungen dazu - super informativ-
                            Jürgen

                            Kommentar

                            • Drusus
                              Heerführer


                              • 31.08.2005
                              • 3464
                              • München, Bayern
                              • Goldmaxx, was sonst?? ;)

                              #15
                              Es ist schon witzig, wie vermeintlicher Schrott sich plötzlich als ein wahrscheinlicher Top-Fund herausstellt, wie ihn so mancher "alte Hase" in einem Jahrzehnt nicht gefunden hat.

                              Viele Grüße,
                              Günter

                              PS: jetzt sollte das gute Teil aber erst mal ordentlich gereinigt (entsalzt) und konserviert werden.

                              PPS: wie gießt man eigentlich eine Hohlkugel? Das kann ich mir jetzt überhaupt nicht vorstellen, es sei denn man fertigt sie aus zwei Halbkugeln, die man irgendwie zusammenschweißt, aber geschweißt wurde damals ja noch nicht.
                              Zuletzt geändert von Drusus; 18.10.2006, 21:51.
                              Quis custodiet ipsos custodes?

                              Kommentar

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