Alter Teller mit Ornamenten und Rätseln gefunden

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  • Witt
    Geselle


    • 09.04.2006
    • 71
    • Sachsen

    #1

    Alter Teller mit Ornamenten und Rätseln gefunden

    Hallo an alle Schatzsucher,

    ich habe heute Schrott zum Container geschafft und dabei einen netten Fund unter Rohren und Klimsbims gemacht. Obwohl mir der Teller noch Rätsel aufgibt, hier mal was ich darüber schreiben kann bzw. gefunden habe:

    Es handelt sich um einen Teller (wer hätte es gedacht) aus Zinn(?), der an der Unterseite dreifach gemarkt/ gestempelt ist. Zwei Marken sind noch ganz gut sichtbar, die dritte (die linke) Marke ist nur noch im Licht zu erkennen. Alle Marken sind identisch, was mich schon stutzen lässt, da ich von altem Zinn immer zwei Meistermarken kenne und eine Stadtmarke. Aber ich bin kein Fachmann, wie ihr noch merken werdet.

    Die Marke symbolisiert den "Zinnengel" mit der vermuteten überschrift "Feinzinn", obwohl ich auf den Marken höchstens drei Buchstaben vor "-zinn" erahnen kann (siehe Bilder). Somit könnte es auch "Finzinn" oder ähnliches bedeuten, was wiederum keinen Sinn ergibt, sollte es sich um Zinn aus Deutschland handeln.

    Ein Auszug aus von einer Internetseite: "Ab Beginn des 18.Jahrhunderts tauchten immer mehr Engel-Marken auf. Diese Marken verdrängten die Rosenmarken. Bei den Engel-Marken war es ein sprachliches Missverständnis für Englisch Zinn, welches durch eine hohe Qualität bekannt war. Häufig waren die Engel-Marken kombiniert mit Aufschriften, wie Feinzinn, Englisch Zinn, Blockzinn oder Etain sonnant. Seit dem 19.Jahrhundert traten die vollen Namen der Zinngießer noch dazu in Erscheinung." Ein voller Name ist aber nicht erkennbar, höchstens im rechten unteren Eck ein N oder ein anderer Buchstabe.

    Im linken unteren Eck sieht man II, was wohl auf eine Jahreszahl hindeuten kann. Bei Finnischem Zinn bedeutet es das Jahr 1812. Tja, woher stammt der Teller nun? In jedem Fall sieht die Schrift der Marken ziemlich alt aus.

    Auf der Vorderseite sind wohl vom Besitzer die Initialen F I K eingeritzt worden, da sie sich in ihrer Kunstfertigkeit vom Rest des Tellers unterscheiden. Auf den Bildern seht ihr die stark abgenutzte breite Randverzierung. Der Teller war also nicht in billigster Ausführung hergestellt worden, sondern da saß ein Zinngießer oder sein Lehrling einige Zeit daran - jedenfalls länger als an einfachem Essgeschirr.

    Wie ihr sehen könnt, ist der Teller in einem sehr schlechten Zustand. Er ist satrk abgenutzt und wurde somit sehr viel verwendet. Außerdem ist er an einigen Stellen eingerissen, was wohl von einer starken Belastung der Innenfläche kommt. Ich denke mal der Teller war irgendwo eingesetzt, sodass der Rand auflag und die Mitte in der Schwebe hing. Dann etwas draufgestellt und flugs waren die Risse da. Teller putt.

    Da komme ich gleich mal zur weiteren Ungereimtheit. Laut einigen Internetseiten reißt Zinn nicht, da es so biegsam ist. Handelt es sich hier um Blei oder Zink? Nur wieso dann die eindeutigen Marken für "reines" also sogar sehr hochwertiges Zinn? Habe ich hier eine alte Fälschung oder ist das einfach Materialermüdung?

    Tja, diese Dinge gehen mir so durch den Kopf. Sicherlich ist auch viel Unsinn dabei :-) Dennoch habe ich mich sehr gefreut und möchte es daher mit euch teilen.
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  • Harzhorn
    Heerführer


    • 16.08.2009
    • 3134
    • Harzvorland
    • Ehemals Deus jetzt Nokta

    #2
    ein für mich sehr informativer Beitrag Danke
    Ich glaubte es wäre ein Abenteuer , aber in Wirklichkeit war es das Leben.......Josef Conrad

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    • Erdspiegel
      Heerführer


      • 16.07.2008
      • 7038
      • zwischen Schutt & Scherben
      • Spatengabel,Kartoffelharke,Fisher CZ-6a,XP-Gmaxx II

      #3
      Eine Engel-Marke verweist immer auf die Stadt Nürnberg als Produktionsort.

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      • Witt
        Geselle


        • 09.04.2006
        • 71
        • Sachsen

        #4
        Bist du dir da sicher? Im Internet gibts auch Marken mit Engeln, die nicht aus Nürnberg sind. Trotzdem Danke!

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        • Shakerz
          Moderator

          • 30.09.2005
          • 3750
          • Oberpfalz/Bayern
          • Rutus Optima, Quest Q40 + Cors Strike, Whites TREASURE Pro, XP ADX 150 Pro, Teknetics Delta 4000 u. Omega 8000, Deteknix Xpointer, Garrett ProPointer

          #5
          Könnte es statt FIN auch TIN heißen?

          Zu FIN würde mir folgendes einfallen

          fin (französisch) = fein
          Aber was hat Frankreich großartig mit Zinn zu tun?

          tin (englisch) = Zinn
          Macht eher Sinn. Da mit Zinn reger Handel zwischen England u. Deutschland betrieben wurde, wäre es denkbar, dass die fertigen Werkstücke zweisprachig gestempelt wurden. Evtl. waren die Warenströme so gelagert, dass Rohzinn aus England eingekauft u. importiert wurde u. die fertige Ware nach England verkauft u. exportiert wurde. Ich kann mir vorstellen, dass es bei den eingeschränkten Transportmöglichkeiten u. den langen Wegen wichtig war, effektiv zu arbeiten. Keine Leerfahrten zu tätigen. Das ist heutzutage im Speditionswesen immer noch Gang u. Gäbe. Auf dem Hinweg nach England hatte man Zinnwaren geladen, auf dem Rückweg Rohzinn

          Gruß

          S.
          Suche Heiligenanhänger aller Art. Bitte alles anbieten. Danke.

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          • Shakerz
            Moderator

            • 30.09.2005
            • 3750
            • Oberpfalz/Bayern
            • Rutus Optima, Quest Q40 + Cors Strike, Whites TREASURE Pro, XP ADX 150 Pro, Teknetics Delta 4000 u. Omega 8000, Deteknix Xpointer, Garrett ProPointer

            #6
            Ich hab mich jetzt nochmal in einem Buch angelesen u. da schreiben sie, dass die Engelsmarke aus der Bezeichnung Englisches Zinn entstanden ist. Eigentlich sollte es Englzinn heißen, aber ein Schreibfehler hat dafür gesorgt, dass es zu Engelszinn wurde. Und aus der bis dahin verwendeten Justicia mit Seelenwaage u. Schwert hat man dann gleich konsequenterweise einen geflügelten Engel mit Waage u. Schwert gemacht (in dieser Art der Darstellung besteht eine große Verwechslungsgefahr mit dem Erzengel Michael, der in der Ikonographie auch mit Seelenwaage u. Schwert auftritt, aber anhand Rüstung u. Helm von Justicia zu untercheiden ist).

            Im 18. u. 19. Jahrhundert hat man dann aus dem Schwert einen Palmzweig gemacht. So wie bei deinem Engel. Der hält auch einen Palmzweig in der Linken. Das wäre also ein Hinweis darauf, dass dein Zinnteller frühestens aus dem 18. Jahrhundert, nach weiteren Quellen, eher 19. Jahrhundert, stammen dürfte. Der Palmzweig soll sich angeblich eher spät etabliert haben.

            Die Engelsmarke steht laut Fachliteratur für reines Gebrauchszinn, welches im Gegensatz zu Ziergerät keine Beimengungen enthält.

            Bei den Buchstaben kann ich mich noch zu keiner Aussage durchringen. Einerseits ist auf Vergleichsmarken das N immer für Nürnberg. Andererseits sind die Namen der Zinngießermeister immer 3-stellig angegeben.


            Gruß

            S.
            Suche Heiligenanhänger aller Art. Bitte alles anbieten. Danke.

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            • Witt
              Geselle


              • 09.04.2006
              • 71
              • Sachsen

              #7
              @ Shakerz
              Danke für die interessante Antwort. Leider ist keine der Marken mehr komplett erhalten.

              Zu FIN/TIN: In der mittleren Marke ähnelt der erste Buchstabe einem F. Das kann jedoch auch mit der Abnutzung zusammenhängen. Ein T ist durchaus denkbar.

              Jedenfalls geben mir die Risse noch zu denken, da Zinn ja eigentlich nicht reißen / brechen soll. Vielleicht hat man hier doch mit den Exportgütern Klamauk betrieben. Wie ging noch dieses eine Märchen in dem der König hat prüfen lassen, ob seine Krone wirklich komplett aus Gold gefertigt wurde? Ich denke an sowas in der Art.

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              • Witt
                Geselle


                • 09.04.2006
                • 71
                • Sachsen

                #8
                Hat manchmal jemand zufällig ein Zinnmarkenbuch herumliegen?

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                • Spürhund
                  Heerführer


                  • 18.09.2006
                  • 3167
                  • Howitown, NRW
                  • MD 3009, Minelab Musketeer XS Pro,Quattro MP, Nase

                  #9
                  Hallo,
                  ich suche gerade aber ich tippe auf Firma Weygang 19. Jhdrt.

                  Melde mich,
                  Gruß
                  Hubi

                  Änderung: Paßt nicht ! Ich suche weiter.
                  Zuletzt geändert von Spürhund; 30.01.2013, 10:41.
                  Gruß
                  Hubertus

                  "Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig."
                  Albert Einstein

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                  • Witt
                    Geselle


                    • 09.04.2006
                    • 71
                    • Sachsen

                    #10
                    Zitat von Spürhund
                    Hallo,
                    ich suche gerade aber ich tippe auf Firma Weygang 19. Jhdrt.

                    Melde mich,
                    Gruß
                    Hubi

                    Änderung: Paßt nicht ! Ich suche weiter.
                    Danke! Vielleicht hilft der Fundort: Chemnitz/ Sachsen. (Auch wenn der Teller von überall her stammen kann.)

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                    • waterandstone
                      Heerführer


                      • 27.07.2009
                      • 1349
                      • NRW
                      • Garrett ACE 250

                      #11
                      Hallo !
                      Ich habe ein Siegelbuch zu Hause, muß aber erst suchen ob ich es finde. Da für Zinnfiguren andere Bestimmungen gelten.
                      @Spürhund - Weygang Wehygang etc ist ein sehr alter Zinngießer der für seine Zinnfiguren berühmt ist. Die musealen Stücke sind sehr rahr und selten. Habe eine original Figur mit seinem Namen im Fußbrett. Über seine Produktion von Haushaltgegenständen weis ich nichts, ob der Engel stimmt kann ich nicht sagen. Aber in dem Siegelbuch sind viele Engelmarken abgebildet. Wie gesgat, wenn ich Zeit habe werde ich ich darum kümmern, verpsrechen kann ich aber nicht ob das Zeichen im Buch vermerkts ist. Oft werden die Teller gebogen und das Zinnkreischen zu hören, damit man nicht minderwertige Ware ankauft (Schrotthändler) Ein Händler hatte Tränen in den Augen, weil schon etliche alte Krüge z.B. so vernichtet worden sind. Das meiste heute ist ja nur Neuware und bekommt man kaum los.
                      " Noch grün hinter den Ohren - Lego Soldat "

                      Suche immer nach flachen Zinnfiguren oder Bleisoldaten.Besonders Zinnfiguren vom WHW zum Festzug der Kunst. Ist was z.B. bei Haushaltsauflösungen oder auf dem Dachboden dabei - immer anbieten.
                      Keine Funde aus der Erde !

                      Mein Motto : Auch mit Steinen die einem in den Weg gelegt werden,
                      kann man etwas schönes bauen !

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                      • waterandstone
                        Heerführer


                        • 27.07.2009
                        • 1349
                        • NRW
                        • Garrett ACE 250

                        #12
                        So, habe mir echt Mühe gegeben, aber ich kann nicht helfen. Habe das ganze Punzen Buch durch und dein Engel kommt nicht vor. Es sind 2000 alte Punzen, auch Ausland verzeichnet. Die meisten Engel haben die Waage auf der rechten Hand. Deine Variante kommt nicht so häufig vor. Feinzinn und die Buchstaben I I M kann ich nicht als Gießer finden. So vermute ich, das dein Teller neuer ist und so um die 1950 liegt. Als Tip noch, die Buchstaben I I stehen meist für die Vornahmen. Es gab kein J. Es kann also z.B. Johann Jacob heißen.
                        Anbei noch Bilder, damit du weist welches Buch ich verwendet habe.
                        Gruß waterandstone
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