Musikalie

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Sir Findalot
    Ratsherr


    • 31.01.2016
    • 268
    • Bayern
    • Intuition + xp

    #1

    Musikalie

    Dies schöne Teil lag bei einem alten Verbindungsweg, nicht allzu tief.

    Es ist das Mundstück einer Tuba/Bass, 60 Millimeter lang und Messing oder sonstwas. Alter? 100 Jahre bestimmt. Die Oxydschicht drauf vernudelt offenbar eine Marke, die eine linsenartige Umrandung hat. Etwas Anschleifen würd helfen, will ich aber nicht. Ein Kenner wird’s auch so identifizieren können, und auf den kann ich warten.

    Trotz aller Recherche (wobei ich bestimmt wieder die Hälfte überlesen hab) fand ich kein Pendant zu den diffizilen Einkerbungen bei der sog. Seele. Die muss mal per Hand gekonnt geschnitten worden sein und reicht ziemlich weit hinein. Bestimmt gabs dazu ein Spezialwerkzeug für Mundstücke. Sinn und Zweck? Strömungsverbesserung, Klangverbesserung, Blasverbesserung, Spuckeabsorption, Premiumnutzlosigkeit (musste hier unwillkürlich an das aktuelle VW-Strömungswunderplastikeinhänggitterchen denken; vielleicht wurden diese Kerben auch nachträglich gemacht, um einen grauslichen Klang zu optimieren).

    Die eventuelle Geschichte hinter dem Teil bietet Raum für nen ganzen Film. Alleine die Vorstellung, dass durch dieses Metall mal Kubikkilometer an bierdampfiger Blasluft gepresst wurde, welche Art von altbayrischer (und zwar echt echter!) Wirtshausmusik begleitet wurde, durchsetzt den Fund mit vielen Seelen (blumig, wa?). Ein empfindsamer Mensch könnte das Teil ans Ohr haltend durchaus ein Schpui aaf Naz! oder Backmas wida! als verhalltes Echo wahrnehmen. Oder über die Nase die dampfenden Gnedl und den einen oder anderen Tanzschoas erschnuppern.

    Dann wankte der Tubamann, annehmbar auch schwindelig durch exzessives Geblase, frühmorgens von der „Houtzat“ heimwärts zum Einödhof und hat dabei das Dingens unbemerkt beim Pieseln verschlampert. Vielleicht hat er sein Instrument auch seinem Bandkollegen um die Ohren gehauen, weils um die Verteilung des Musikerentgeltes ging, und dabei den Verlust erlitten. Oder so ähnlich.

    Der Fund gehört zu meinen Favoriten.
    Angehängte Dateien
  • trinidad
    Heerführer


    • 04.12.2006
    • 1090
    • bayern

    #2
    Schönes Teil
    Hab ich auch schon bei uns auch den Acker ums Eck gefunden.
    "Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose schuld"

    "Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein"

    Kommentar

    • woody78
      Geselle


      • 16.09.2009
      • 51
      • Nds
      • leider nein

      #3
      Dürfte von einem Jagdhorn stammen...

      Kommentar

      • Sir Findalot
        Ratsherr


        • 31.01.2016
        • 268
        • Bayern
        • Intuition + xp

        #4
        Mundstück ist ein Franzos, bessergesagt ein Pariser!

        Nach saaanfter abrasiver Behandlung zeigte sich folgende sehr feine Einprägung:

        EMBOUCHURE RAYÉE
        GUILBAUT

        Nach Recherche im Netz lassen sich die unleserlichen weiteren Zeichen als

        BTE S.G.D.G. (Breveté....Patentangaben)

        identifizieren.

        Guilbaut war der Erfinder dieser "gestreiften" (rayée) Mundstücke (embouchure).
        Gedacht für die alten ursprünglichen französischen Cornets und Posaunen, Posthörner (Fundort alter Verbindungsweg! Schlamperpostlerhornistenverlust?), auch Waldhörner (da lag Kollege woody78 mit Jagdhorn nicht weit ab!) ........ es ginge hier auch um spezielle französische Klangbilder, aber kein Spécialiste nicht will ich werden...

        Ebenso kam raus, dass am "Einsteckzylinder" gleich unter dieser Prägung eine weitere zu finden sein musste, und zwar der Hinweis auf den Hersteller Couesnon 94 Rue de Paris (Bilder aus der Firma: http://brasstacks.de/in-paris-umgebung.html). Was dann auch so war, leider alles schon ziemlich abgerieben, aber grad so noch sichtbar...

        Zeitliche Stellung um1915.

        Kommentar

        Lädt...